Bereits im Jahr 1964 wurde anlässlich der Feierlichkeiten zu „90 Jahre Stadterhebung“ im Rahmen der Schriftenreihe „Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart“ eine Auflistung der Gemeinderäte der Stadt Mistelbach veröffentlicht. In Ermangelung von Quellenmaterial beschränkte man sich allerdings auf eine Rekonstruktion ab dem Jahr 1874 (dem Jahr der Stadterhebung) und die Autoren Prof. Hans Spreitzer und Bürgermeister Franz Bayer wiesen schon im Vorwort auf zahlreiche Lücken aufgrund der bescheidenen Quellenlage hin. Tatsächlich konnten durch umfangreiche Recherchen zu diesem Beitrag einige dieser Lücken geschlossen bzw. so manches richtiggestellt werden. Nachdem eine Darstellung der Mistelbacher Gemeindevertretungen bzw. der Wahlen, die diesen in der Regel vorausgingen, recht umfangreich werden wird, erfolgt die Veröffentlichung in drei Teilen und wird sich vorerst auf den Zeitraum 1850 bis 2000 beschränken. Der vorliegende Beitrag behandelt den Zeitraum von 1850 bis 1919, also jener Gemeindevertretungen die in die Zeit der Monarchie fielen. Zwecks Begriffserläuterung bzw. Darstellung der Entwicklung der gewählten Organe der Gemeindevertretung im Laufe der Zeit und des damit verbundenen Wahlrechts wird ein gesonderter Beitrag auf diesem Blog erscheinen.
1850-1861
Bürgermeister: Franz Hafner, Lebzelter
Gemeinderäte: J. Brandstetter, Bäcker; J. Humel, Wundarzt; J. Biberich, Drechsler;
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Strasser sen., Lederer; Karl Hauk, Kaufmann; Karl Ruprecht, Kaufmann; Josef Küttner, Hutmacher; Lorenz Heindl, Wirtschaftsbesitzer; J. Wolf, Griesler (=Greißler); F. Diem, Fleischer; Franz Artner, Fleischer; J. Michel, Sattler; J. Tischer, Schneider; Ludwig Schmidt, Wundarzt; A. Schneider, Tischler; K. Mellinger, Buchbinder; M. Heß, Viktualienhändler
Da die 1850 gewählten Mitglieder des Gemeindeausschusses, und auch der Bürgermeister, ihre Ämter nur aus triftigen Gründen zurücklegen durften, müssen wir, da keine gegenteiligen Informationen vorliegen, davon ausgehen, dass die Mitglieder des Gemeindeausschuss idR bis zur mehr als zehn Jahre später stattfindenden Wahl in ihren Ämtern verlieben.
1861-1864
Bürgermeister: Johann Schwarz, Landwirt
1. Gemeinderat: Ferdinand Eisenhut, Landwirt
2. Gemeinderat: Josef Küttner, Hutmacher
3. Gemeinderat: Josef Fischer, Gastwirt und Fleischhauer;
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Karl Bruckner; Franz Czinglar sen., Kaufmann; Josef Schürz; Anton Schön; Franz Artner, Fleischhauer; Anton Steiner, Tischler; Karl Weingartshofer; Martin Schodl, Landwirt; Dominik Kothmayer; Michael Misch; Mathias Misch; Philipp Sünder; Josef Schmelzer; Johann Krames
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).
1864-1867
Bürgermeister: Andreas Schreiber sen., Gastwirt
1. Gemeinderat: Martin Schodl, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Ferdinand Eisenhut, Wirtschaftsbesitzer
Dem Gemeindeausschuss dürfte jedenfalls auch der Kaufmann Franz Czinglar sen. angehört haben.
Der Gemeindeausschuss aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).
1867-1870
Nachdem laut den Recherchen von Spreitzer/Bayer die Zeit von 1850 bis 1867 von einer bäuerlich-konservativen Mehrheit im Gemeindeausschuss geprägt war, ändert sich dies nun im Zuge der Wahl des Jahres 1867 bei der erstmals liberale Kräfte triumphierten und eine klare Mehrheit erringen konnten. Mehr als 20 Jahre sollten die Liberalen, die sich im Wesentlichen aus Gewerbetreibenden und Beamten zusammensetzten, unter der Führung von Bürgermeister Josef Strasser die Geschicke Mistelbachs bestimmen. Nach der Gemeindeausschusswahl konstituierte sich die neue Gemeindevertretung am 21. Juli 1867 wie folgt:
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederer
1. Gemeinderat: Franz Czinglar sen., Kaufmann
2. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker
3. Gemeinderat: Martin Schodl, Wirtschaftsbesitzer
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters an: Dr. Innocenz von Schluetenberg, Arzt; Franz Kainz, Schuhmacher; Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister; Adalbert Hackl, Eisenhändler; August Lubovienski, Apotheker; Josef Eibl (Nr. 146), Landwirt; Georg Trestler; Ignaz Simperler; Karl Weingartshofer; Johann Schwarz, Fruchthändler; Franz Hafner, Lebzelter; Johann Krames; Josef Bacher; Franz Geyer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).
1870-1873
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederer
1. Gemeinderat: Franz Czinglar sen., Kaufmann
2. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker
3. Gemeinderat: Martin Schodl, Wirtschaftsbesitzer
4. Gemeinderat: Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).
1873-1876
Zum Ergebnis der Gemeindeausschusswahl vom 26. Juni 1873 liegen zwar keine detaillierten Informationen vor, allerdings wurden laut einem Bericht in der Zeitung „Neues Wiener Blatt“ ausschließlich Kandidaten der liberalen, verfassungstreuen Partei – also der „Strasser-Partei“ – gewählt. Zu diesem Schluss kommt auch der Eintrag von Spreitzer und Bayer zu dieser Wahl, der auch die nachstehend vorgenommene politische Zuordnung des Gemeindevorstands ermöglichte und darüber hinaus eine „beispiellos geringe Wahlbeteiligung“ erwähnt. Nach der konstituierenden Sitzung vom 6. Juli 1873 setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen :
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederwarenfabrikant (liberal)
1. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker (liberal)
2. Gemeinderat: Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister (liberal)
3. Gemeinderat: Martin Schodl, Wirtschaftsbesitzer (konservativ)
4. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar (liberal)
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).
1876-1879
War schon beim vorangegangenen Wahlgang eine äußerst niedrige Wahlbeteiligung zu beklagen, erreichte diese 1876 mit 59 Wählern in allen drei Wahlkörpern zusammen ihren absoluten Tiefpunkt. Die niedrige Wahlbeteiligung war natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass außer Strasser und seinen liberalen Gefolgsleute keine Gegenpartei kandidierte. Dies ließ das Interesse an einer Beteiligung an der Wahl deutlich sinken.
Im 3. Wahlkörper wurden gewählt: Josef Strasser, Josef Edhofer, Leopold Kipp, Franz Schram, Mathias Neckam und Josef Spieß.
Im 2. Wahlkörper wurden Michael Hacker, Franz Koblischek sen., Michael Hofecker, Leopold Hacker, August Lubovienski (nachdem dieser auf die Wahl verzichtet hatte rückte Paul Frank nach), Josef Dunkl sen.
Im 1. Wahlkörper wurden gewählt: Dr. Rudolf Schaschetzy, Georg Trestler, Franz Czinglar sen. (nachdem dieser auf die Wahl verzichtet hatte rückte Franz Schodl nach), Josef Steininger, Adalbert Hackl und Michael Selbach
Es herrschte damals ein Persönlichkeitswahlrecht und es existierte keine Kandidatenliste, sondern die Wahlberechtigten konnten einfach mehrere Namen (idR wurden sechs Personen pro Wahlkörper gewählt) auf die Wahlzettel schreiben. Natürlich gab es Personen, die gemeinschaftlich mit anderen um die Wählergunst warben, und wenig überraschend kam es auch vor, dass Personen gewählt wurden, die an einer Betätigung im Gemeindeausschuss kein Interesse hatten. Grundsätzlich war man damals allerdings verpflichtet eine erfolgte Wahl anzunehmen und nur unter strengen Voraussetzungen wurde einem das Recht zugebilligt auf das Mandat verzichten zu können. Beispielsweise konnte man die Annahme der Wahl verweigern, wenn man bereits in der Vergangenheit für zwei Perioden dem Gemeindeausschuss angehört hatte. Genau dies traf bei Lubovienski und Czinglar sen. zu und daher verzichteten sie auf ihre Mandate. Dadurch rückten die beiden im Wahlergebnis nächstgereihten Kandidaten nach und hierbei handelte es sich um Paul Frank und Franz Schodl.
Nach der konstituierenden Sitzung setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederwarenfabrikant
1. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker
2. Gemeinderat: Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister
3. Gemeinderat: Michael Hacker, Wirtschaftsbesitzer
4. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters an: Franz Schram, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Neckam, Wirtschaftsbesitzer; Josef Spieß, Wirtschaftsbesitzer; Michael Hofecker, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Paul Frank; Josef Dunkl sen., Baumeister; Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat; Georg Trestler, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schodl; Josef Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Adalbert Hackl, Eisenhändler; Michael Selbach, Riemer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).
1879-1882
In einem Bericht der Zeitung „Die Presse“ über den Wahlausgang in Mistelbach steht zu lesen: „… trotz aller Agitation gegen den streng verfassungstreuen Bürgermeister Strasser, erlitt die Gegenpartei eine vollständige Niederlage und konnte mit keinem einzigen Kandidaten eine Majorität erzielen. Es wurde seitens der Gegenpartei Protest gegen die Wahl erhoben, der jedoch seitens der niederösterreichischen Statthalterei abgewiesen wurde.“
Unklar bleibt um wen es sich bei der erwähnten „Gegenpartei“ handelte. War es der erste und zu diesem Zeitpunkt außergewöhnlich frühe Auftritt deutschnationaler Vertreter, die binnen des folgenden Jahrzehnts sukzessive die Mehrheit im Mistelbacher Gemeindeausschuss eroberten? Nahezu auszuschließen ist ein Comebackversuch konservativer Kräfte. Möglicherweise handelte es sich (zunächst noch) gar nicht um eine Gegenpartei im politisch-ideologischen Sinne, sondern vielleicht waren persönliche Differenzen die Ursache für die neu auftretende Konkurrenz.
Im Zeitraum 1879-1882 stellte sich der Gemeindeausschuss jedenfalls wie folgt dar:
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederwarenfabrikant
1. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker
2. Gemeinderat: Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister
3. Gemeinderat: Michael Hacker, Wirtschaftsbesitzer
4. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar
5. Gemeinderat: Michael Selbach, Riemer
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters an: Rudolf Schaschetzy, Advokat; Adalbert Hackl, Eisenhändler; Franz Czinglar jun., Kaufmann; Josef Eibel, Glasermeister; Josef Eibel, Wirtschaftsbesitzer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Anton Trestler, Wirtschaftsbesitzer; Georg Trestler, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Kothmeier, Wirtschaftsbesitzer; Josef Eibl, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schram, Wirtschaftsbesitzer; Josef Dunkl sen., Maurer- und Zimmermeister;
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (6 aus dem 1., 6 aus dem 2. und 6 aus dem 3. Wahlkörper).
1882-1885
Bei der Gemeindeausschusswahl Ende Juni 1882 setzten sich neuerlich mehrheitlich Strasser und seine Liberalen durch.
Im dritten Wahlkörper wurden gewählt: Josef Strasser, Josef Edhofer, Michael Hofecker, Michael Hacker und Adalbert Hackl, Franz Koblischek sen.; als Ersatzleute: Paul Frank und Josef Weber
Im zweiten Wahlkörper wurden gewählt: Josef Hacker (Nr. 72), Josef Eibl (Nr. 148), Josef Eibl (Nr. 146), Martin Steininger, Martin Weiß und Josef Gössinger; als Ersatzleute: Friedrich Hacker und Josef Pölzlmayer
Im ersten Wahlkörper wurden gewählt: Heinrich Westermayer, Leopold Kipp, Josef Eibel, Josef Dunkl sen., Georg Trestler und Dr. Rudolf Schaschetzy; als Ersatzleute: Karl Ibel und Bernhard Steiner
Nach der konstituierenden Sitzung am 9. Juli 1882 setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederwarenfabrikant
1. Gemeinderat: Franz Koblischek sen., Kaufmann und Postmeister
2. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäcker
3. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar
4. Gemeinderat: Michael Hacker, Wirtschaftsbesitzer
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters an: Michael Hofecker, Wirtschaftsbesitzer; Adalbert Hackl, Eisenhändler; Josef Hacker (Nr. 72), Wirtschaftsbesitzer; Josef Eibl (Nr. 148), Wirtschaftsbesitzer; Josef Eibl (Nr. 146), Wirtschaftsbesitzer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Martin Weiß, Wirtschaftsbesitzer; Josef Gössinger, Schlossermeister; Heinrich Westermayer, Kaufmann; Josef Eibel, Glasermeister; Josef Dunkl sen., Maurer- und Zimmermeister; Georg Trestler, Wirtschaftsbesitzer; Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat;
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern.
Ersatzmänner: Paul Frank, Josef Weber, Friedrich Hacker, Josef Pölzlmayer, Karl Ibel, Bernhard Steiner, Tischlermeister
1885-1888
Bei der Gemeindeausschusswahl vom 18. Juni 1885 standen sich zwei Parteien gegenüber: Die Liberalen um den langjährigen Bürgermeister Strasser und die Deutschnationalen. Es gab 18 Mandate in drei Wahlkörpern zu vergeben. Bei geringer Wahlbeteiligung entfielen zehn Mandate auf die Liberalen und acht Mandate auf die Deutschnationalen. Ein letztes Mal konnten Strasser und seine liberalen Gefolgsleute also noch die Mehrheit im Gemeindeausschuss erringen. Die Wiederwahl Strassers im Zuge der konstituierenden Sitzung gestaltete sich schwieriger als nach den letzten Wahlen – Strasser wurde lediglich mit 10 Stimmen – also mit einer Stimme Mehrheit – zum Bürgermeister gewählt. Angeblich soll er vor der Wahl die Annahme der Bürgermeisterstelle von einer einstimmigen Wahl abhängig gemacht haben und das Quorum nach der Wahl bzw. vor der konstituierenden Sitzung auf eine große Mehrheit revidiert haben. Letzten Endes musste er sich dann mit einer knappen einfachen Mehrheit zufrieden geben. Auch ansonsten gab es ein paar Besonderheiten bei dieser ersten Gemeindeausschusssitzung nach der Wahl: Bernhard Steiner der damals eigentlich zu den Liberalen um Strasser zählte, paktierte insgeheim mit der Gegenpartei (= den Deutschnationalen) und wurde mit deren Hilfe (und der eines weiteren Liberalen) zum 1. Gemeinderat gewählt. Dass er auf diese Art den von seinen Parteifreunden nominierten Kandidaten Edhofer ausstach, brachte ihm garantiert keine Sympathien ein. Tatsächlich verhielt er sich auch gegenüber den Deutschnationalen wortbrüchig, denn diesen hatte er seine Stimme für ihre Kandidaten zugesagt, sofern sie ihn bei der Wahl zum 1. Gemeinderat unterstützen. Die Deutschnationalen hielten die Vereinbarung ein, Steiner nicht. Doch sollte diese Begebenheit einer weiteren Annäherung Steiners an die Deutschnationalen nicht im Wege stehen, schließlich wurde er nach der Wahl 1888 als deren Kandidat zum Bürgermeister gewählt. Der 4. Gemeinderat wurde seitens der Mehrheitspartei offenbar den Deutschnationalen überlassen, da für diese Stelle ausschließlich Deutschnationale nominiert wurden. Schließlich setzte sich Josef Hacker gegen seinen parteiinternen Konkurrenten durch.
Im 3. Wahlkörper waren 570 Personen wahlberechtigt, es erschienen jedoch lediglich 291 Personen zur Wahl. Gewählt wurden folgende Personen: Josef Strasser, Josef Edhofer, Karl Ibel, Josef Dunkl sen., Bernhard Steiner, Josef Eibl; als Ersatzmänner: Franz Filippinetti, Ludwig Gspann
Von den 126 Wahlberechtigten im 2. Wahlkörper, machten 75 Personen von ihrem Wahlrecht Gebrauch und wählten folgende Personen in den Gemeindeausschuss: Martin Weiß, Michael Hofecker, Josef Eibl (Nr. 148), Josef Hacker, Anton Keltscher, Josef Gobitschek; als Ersatzmänner: Alois Koch, Martin Steininger
Im 1. Wahlkörper erschienen 29 von 43 Wählern und gewählt wurden: Hugo Riedel, Leopold Kipp, Heinrich Westermayer, Franz Czinglar jun., Thomas Freund, August Lubovienski; als Ersatzmänner: Karl Lehner, Johann Schwarz
Nach der konstituierenden Sitzung vom 29. Juni 1885 setzte sich der Mistelbacher Gemeindeausschuss wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Strasser, Lederwarenfabrikant (liberal)
1. Gemeinderat: Bernhard Steiner, Tischlermeister (liberal)
2. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar (liberal)
3. Gemeinderat: Josef Edhofer, Bäckermeister (liberal)
4. Gemeinderat: Josef Hacker, Wirtschaftsbesitzer (deutschnational)
Gemeindeausschüsse: Franz Czinglar jun., Kaufmann (deutschnational); Josef Dunkl sen., Maurer- und Zimmermeister (liberal); Josef Eibel (Nr. 36), Glasermeister (liberal); Josef Eibl (Nr. 148), Wirtschaftsbesitzer (deutschnational); Thomas Freund, Kaufmann (deutschnational); Josef Gobitschek, Pfaidler (=Hemdenmacher/-händler) (deutschnational); Michael Hofecker, Wirtschaftsbesitzer (deutschnational); Karl Ibel, Eisenhändler (liberal); Anton Keltscher, Schmiedemeister (liberal); August Lubovienski, Apotheker (deutschnational); Hugo Riedel, Landes-Ingenieur (liberal); Martin Weiß, Wirtschaftsbesitzer (deutschnational); Heinrich Westermayer, Kaufmann (liberal);
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 18 Mitgliedern (jeweils 6 aus jedem der 3 Wahlkörper).
Als Ersatzmänner wurden gewählt: Karl Lehner, Wirtschaftsbesitzer; Johann Schwarz, Hausbesitzer; Alois Koch, Fleischhauer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Franz Filippinetti, Rauchfangkehrermeister; Ludwig Gspann, pens. Volksschullehrer;
1888-1891
Bei den am 13. und 14. Juni 1888 stattgefundenen Gemeindeausschusswahlen gelang den Deutschnationalen ein großer Triumph, der gleichzeitig das Ende der Amtszeit des liberalen Bürgermeisters Strasser mit sich brachte. Alle Mandate in den drei Wahlkörpern gingen an die bisherige Opposition (Deutschnationale mit Unterstützung der Bauern), sodass sich die Liberalen im 1. Wahlkörper schließlich gar keiner Wahl mehr stellten.
Im dritten Wahlkörper machten von 421 Wahlberechtigten 329 Personen von ihrem Wahlrecht Gebrauch und wählten: Johann Schwarz, Heinrich Westermayer, Thomas Freund, Franz Czinglar jun., Josef Eibl (Nr. 148) und Karl Simperler
Im zweiten Wahlkörper beteiligten sich von 119 Wahlberechtigten 79 Personen an der Wahl und wählten: Karl Lehner, Jakob Augustin, Josef Gobitschek, Martin Steininger, Felix Roller sen. und Josef Fally
Im ersten Wahlkörper nahmen 23 von 40 Wahlberechtigten ihr Wahlrecht wahr und wählten: Leopold Kipp, Rudolf Schaschetzy, Josef Edhofer, Bernhard Steiner, Karl Katschthaler und August Lubovienski
Die größte Zustimmung in allen drei Wahlkörpern erzielte der Kaufmann Heinrich Westermayer, was ihn zum Kandidaten für das Bürgermeisteramt prädestinierte und als weiterer Favorit galt der Bäckermeister Edhofer. Doch nachdem Westermayer erklärte für dieses Amt nicht zur Verfügung zu stehen, konstituierte sich der Gemeindeausschuss im Juni 1888 schließlich wie folgt:
Bürgermeister: Bernhard Steiner, Tischlermeister
1. Gemeinderat: Heinrich Westermayer, Kaufmann
2. Gemeinderat: Leopold Kipp, k.k. Notar
3. Gemeinderat: August Lubovienski, Apotheker
4. Gemeinderat: Karl Lehner, Wirtschaftsbesitzer
5. Gemeinderat: Franz Czinglar jun., Kaufmann
Gemeindeausschüsse: Jakob Augustin, Wirtschaftsbesitzer; Josef Eibl, Wirtschaftsbesitzer (Nr. 148); Josef Edhofer, Bäckermeister; Josef Fally, Wirtschaftsbesitzer; Thomas Freund, Kaufmann; Josef Gobitschek, Pfaidler (=Hemdenmacher/-händler); Karl Katschthaler, Volksschullehrer; Felix Roller sen., Webermeister; Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat; Johann Schwarz, Hausbesitzer; Karl Simperler, Wirtschaftsbesitzer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer;
Als Ersatzmänner wurden gewählt: Josef Steininger, Wirtschaftsbesitzer (Nr. 192); Mathias Nekam, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schallgruber, Schmiedmeister; Alois Koch, Fleischer; Franz Mühl, Bürstenmacher; Emil Hackl, Eisenhändler;
Bereits am 7. Oktober 1888, also knapp drei Monate nach seiner Wahl, legte Bürgermeister Steiner sein Amt zurückt, da er schon nach kurzer Zeit den Rückhalt im Gemeindeausschuss und insbesondere bei seinen deutsch-nationalen Gesinnungsgenossen verloren hatte. Beispielsweise wurde der von ihm eingebrachte Antrag seinem Amtsvorgänger Josef Strasser für seine 21-jährige Tätigkeit als Bürgermeister auszusprechen von der Mehrheit abgelehnt – ein Affront nicht nur gegenüber dem verdienten Altbürgermeister. Wenig später wurde er erneut desavouiert, als eine von ihm gegebene Zusage für die Nutzung des Saales des Hotel Rathauses von der Mehrheit des Gemeindeausschusses widerrufen wurde. Auch sonst zeigten sich viele der bei der Wahl siegreichen Strasser-Gegner mit der Amtsführung Steiners unzufrieden und somit blieb Steiner kaum eine andere Wahl als zu demissionieren. Als Kompromisskandidat einigte man sich schließlich auf Thomas Freund – einen „Zuagrastn“ aus Laa an der Thaya, der seit 1876 in Mistelbach als Kaufmann lebte. Bestimmt hätte damals niemand gedacht, dass Freunds wohl nur als Interregnum gedachte Amtszeit als Bürgermeister letztlich 23 Jahre dauern würde.
1891-1894
Im Zuge des Wahlkampf kam es zu heftiger Agitation zwischen den beiden kandidierenden Gruppierungen: den Deutschnationalen und den Liberalen. Letztere versuchten bei dieser Wahl ihre einstmals vorherrschende Stellung im Gemeindeausschuss wieder zurückzugewinnen. Man hatte offenbar große Sorge vor einem Comebackversuch Strassers und daher ließ das Wahlkomitee rund um Bürgermeister Freund im Zuge des Wahlkampfes Plakate und Flugblätter verbreiten, die den Liberalen während ihrer bis 1888 währenden Vorherrschaft im Gemeindeausschuss Unregelmäßigkeit bzw. Verfehlungen bei der Finanzgebarung und der Führung der städtischen Sparkasse vorwarfen. Einige Wochen nach der Wahl mussten sich Freund und vierzehn seiner Parteigänger in dieser Angelegenheit in Korneuburg vor Gericht verantworten. Freund konnte offenbar überzeugend vermitteln in diese Sache nicht involviert gewesen zu sein und als Bürgermeister gab er sich als über dem Parteigeplänkel stehend. In erster Instanz wurde Bürgermeister Freund freigesprochen, aber die vierzehn Mitangeklagten zunächst zu geringfügigen Geldstrafen verurteilt. In einem Berufungsverfahren wurde das erstinstanzliche Urteil lediglich insofern abgeändert als drei weitere Personen freigesprochen wurden, ansonsten wurde der Urteilsspruch bestätigt.
Tatsächlich konnten sich die Deutschnationalen erneut mit großer Mehrheit durchsetzen, sodass die Liberalen zwar im Gemeindeausschuss vertreten waren, allerdings konnte sich bei der Wahl der Gemeinderäte (also dem Gemeindevorstand) im Rahmen der konstituierenden Sitzung keines ihrer Mitglieder durchsetzen:
Bürgermeister: Thomas Freund, Kaufmann (deutschnational)
1. Gemeinderat: Franz Czinglar jun., Kaufmann (deutschnational)
2. Gemeinderat: Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat (deutschnational)
3. Gemeinderat: Heinrich Westermayer, Kaufmann (deutschnational)
4. Gemeinderat: Karl Lehner, Wirtschaftsbesitzer (deutschnational)
5. Gemeinderat: Johann Schwarz, Fruchthändler (deutschnational)
6. Gemeinderat: Josef Eibl (Nr. 148), Wirtschaftsbesitzer (deutschnational)
Weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Eibl (Nr. 146), Wirtschaftsbesitzer; Josef Fally, Wirtschaftsbesitzer; Josef Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Franz Koblischek jun., k.k. Postmeister; Alois Koch, Fleischhauer; Johann Lechner, Kürschnermeister; Michael Ollinger, Wirtschaftsbesitzer; Franz Reumann, Fleischhauer; Felix Roller sen., Webermeister; Franz Schallgruber, Schmiedemeister; Karl Simperler, Wirtschaftsbesitzer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Josef K. Strasser (Nr. 24 u. 25), Gerbermeister
Der Gemeindeausschuss bestand aus 21 Mitgliedern
Die Wahlen im Gemeindevorstand erfolgten allesamt mit 20 von 21 Stimmen, was tatsächlich wenig Interpretationsspielraum für liberale Mitglieder im Gemeindeausschuss lässt. Nach der konstituierenden Sitzung begaben sich die Mitglieder des Gemeindeausschusses zu einer kleinen Feier in den Rathausgarten (=Stadtpark). Im Gegensatz zu dieser friedlich verlaufenen Feier, scheint es dann später im Gemeindegasthaus (=Hotel Rathaus – heute: Erste Bank) noch zu einer Auseinandersetzung gekommen zu sein – hierzu heißt es in der deutschnationalen „Oesterreichischen Land-Zeitung“ wörtlich: “Es hatte nur ein kleines Nachspiel im Gastzimmer des Gemeindegasthauses, wo nach dem Eindringen einiger Gegner ein regelrechter Bürgerkrieg entstand.”
Als Ersatzmänner wurden gewählt: Jakob Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Steiniger (Nr. 192), Wirtschaftsbesitzer; Josef Loibl, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Neckam, Wirtschaftsbesitzer; Anton Schnaß, Gastwirt; Eduard Schindler, Seifensieder; Leopold Hobersdorfer, Schmiedmeister; Josef Steininger (Nr. 87), Wirtschaftsbesitzer; Josef Eibl (Nr. 17), Vergolder;
1894-1900
Die Liberalen dürften aufgrund der aussichtslosen Ausgangslage von vorneherein auf eine Kandidatur verzichtet haben und in Ermangelung einer Gegenpartei konnten sich Freund und die Deutschnationalen alle Mandate sichern. In der Berichterstattung zur Wahl schlich sich bei der liberalen „Neuen Freien Presse“ ein kapitaler Fehler ein, da dort der Sieg von Freund als „glänzender Erfolg für die Fortschrittspartei“ – also für die Liberalen – vermeldet wurde. Dies sorgte für Spott bei der christlich-sozialen Reichspost, doch erfahren wir aus diesem vor Antisemitismus strotzenden Zeitungsbericht, dass die liberale Zeitung „Wiener Tagblatt“ die bisherige (und im Zuge der Wahl bestätigte) Mistelbacher Gemeindevertretung als „antisemitisch“ bezeichnete. Dies belegt schon früh, dass obwohl aus dem nationalen Lager kommend, Freund bzw. die Gemeindevertretung, der er vorstand, in ihrer politischen Ausrichtung zwischen deutschnational und christlichsozial schwankte.
Im dritten Wahlkörper wurden folgende Personen gewählt: Thomas Freund, Franz Czinglar jun., Josef Eibl, Johann Schwarz, Karl Simperler, Josef Konrad Strasser, Michael Ollinger
Nach der konstituierenden Sitzung am 29. Juli 1894 setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Thomas Freund, Kaufmann
1. Gemeinderat: Franz Czinglar jun., Kaufmann
2. Gemeinderat: Johann Schwarz, Fruchthändler
3. Gemeinderat: Heinrich Westermayer, Kaufmann
4. Gemeinderat: Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat
5. Gemeinderat: Karl Lehner, Wirtschaftsbesitzer
6. Gemeinderat: Josef Eibl, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Eibl (Nr. 106), Wirtschaftsbesitzer; Josef Fally, Wirtschaftsbesitzer; Franz Filippinetti, Kaminfegermeister; Josef Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Karl Ibel, Eisenhändler; Franz Koblischek jun., k.k. Postmeister; Alois Koch, Fleischhauer; Johann Lechner, Kürschnermeister; Michael Ollinger, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schallgruber, Schmiedemeister; Karl Simperler, Wirtschaftsbesitzer; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Josef Konrad Strasser (Nr. 24), Gerbermeister
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 21 Personen.
Als Ersatzmänner wurden gewählt: Josef Schmelzer, Wirschaftsbesitzer; Josef Loibl, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Kothmaier, Wirtschaftsbesitzer; Michael Hofecker, Wirtschaftsbesitzer; Johann Fally, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Neckam, Wirtschaftsbesitzer; Gustav Edhofer, Hausbesitzer; Eduard Schindler, Seifensieder; Josef Dunkl jun., Baumeister
1900-1905
Informationen zum Ausgang der Gemeindeausschusswahl 1900 sind uns lediglich aus einem Bericht im sozialdemokratischen Regionalblatt „Volksbote“ überliefert. Schließlich warb bei dieser Wahl zum ersten Mal auch ein sozialdemokratischer Kandidat im 3. Wahlkörper um Stimmen. Nachdem aufgrund des ungerechten Wahlsystems lediglich drei Arbeiter wahlberechtigt waren, waren die Erfolgsaussichten dieses Antritts naturgemäß überschaubar, aber es handelte sich beim Aufstellen eines Zählkandidaten ohnedies um einen symbolischen Akt. Im 3. Wahlkörper (der damals untersten Wählerklasse) dürften von 700 Wahlberechtigten lediglich etwas mehr als 400 Personen von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben. Die abgegebenen Stimmen verteilten sich wie folgt: auf die Bauernpartei entfielen 250 Stimmen, die Partei der Geschäftsleute erreichte 150 Stimmen und der sozialdemokratische Kandidat erhielt zwölf Stimmen. Die Strategie die Wähler im dritten Wahlkörper wieder mit Freibier und Gratiswürstel zu gewinnen, soll wieder großen Erfolg gebracht haben. Im zweiten und ersten Wahlkörper obsiegten ausschließlich die Kandidaten der „Freund-Partei“ – die seitens der Sozialdemokraten in einem größeren politischen Kontext großteils der Deutschen Volkspartei zugeordnet wurden. Erfolglos blieb die Agitation der Geistlichkeit, die die Bauernpartei massiv unterstützt hatte.
Bürgermeister: Thomas Freund, Kaufmann
1. Gemeinderat: Franz Koblischek jun., k.k. Postmeister
2. Gemeinderat: Johann Schwarz, Fruchthändler
3. Gemeinderat: Heinrich Westermayer, Kaufmann
4. Gemeinderat: Jakob Augustin, Wirtschaftsbesitzer
5. Gemeinderat: Dr. Rudolf Schaschetzy, Advokat
6. Gemeinderat: Josef Konrad Strasser, Lederfabrikant
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters an: Josef Dunkl jun., Baumeister; Gustav Edhofer, Bäckermeister; Michael Eibl, Vergoldermeister; Adam Friedrich, Bürgerschullehrer; Matthias Grabler, Wirtschaftsbesitzer; Heinrich Gussenbauer, k.k. Bezirksrichter; Friedrich Hacker, Wirtschaftsbesitzer; Emil Hackl, Kaufmann; Michael Heindl, Bäckermeister; Ignaz Mühl jun., Pinselfabrikant; Leopold Penitschka, Wirtschaftsbesitzer; Felix Roller jun., Weinhändler; Matthias Schamann, Wirtschaftsbesitzer; Martin Waberer, Wirtschaftsbesitzer
Bürgermeister Thomas Freund und die Mitglieder des Mistelbacher Gemeindeausschusses mit dem Gemeindesekretär im Jahre 1904
– sitzend: v. l. n. r.: Ignaz Mühl jun., Josef Konrad Strasser, Franz Koblischek, Bgm. Thomas Freund, Heinrich Westermayr, Dr. Rudolf Schaschetzy, Michael Eibl (?); stehend: v. l. n. r.: Emil Hackl, Jakob Augustin (?), Gustav Edhofer, der spätere Bürgermeister Josef Dunkl, Heinrich Gussenbauer, Gemeindesekretär Alexander Zickl (?), Adam Friedrich, Mathias Grabler, Felix Roller, Michael Heindl, Friedrich Hacker, Martin Waberer, Mathias Schamann
Fototafel der Mitglieder des Gemeindeausschusses für die Periode 1900 bis 1905 – außerdem finden sich darauf auch der Stadtsekretär und der Gemeindeförster abgebildet
1905-1911
Bei der Wahl 1905 traten Christlichsoziale und Deutschnationale in einem Wahlbündnis unter der Bezeichnung „Vereinigte Bürgerpartei“ oder „Freund-Partei“ – benannt nach ihrem Spitzenkandidaten – an. Außerdem traten liberale Kandidaten unter Führung des Weinhändlers und Ziegelwerksbesitzers Josef Fritsch jun. an, die als „Fritsch-Partei“ bzw. Wirtschaftspartei bezeichnet wurde, und im (neu geschaffenen) 4. Wahlkörper stellten sich auch sozialdemokratische Kandidaten zur Wahl.
Im sozialdemokratischen Regionalblatt „Volksbote“ wird berichtet, dass im vierten Wahlkörper von den 599 abgegebenen Stimmen teils bis zu 133 Stimmen auf die sozialdemokratischen Kandidaten entfielen. Aufgrund des damals herrschenden Wahlrechts reichte dies dennoch nicht für ein Mandat. Weiters wurde der „Freund-Partei“ einmal mehr vorgeworfen sich mittels leerer Versprechungen und vor allem durch ausgiebige Trink- und Fressgelage die Stimmen vieler einfältiger Wähler der unteren Wahlkörper erkauft zu haben. Diese und andere unfaire Wahlkampfpraktiken der finanziell potenten „Freund-Partei“ wurden laut den Sozialdemokraten auch von der „Fritsch-Partei“ kritisiert.
Die Kandidaten der „Vereinigten Bürgerpartei“ setzten sich jedoch klar in allen Wählerklassen durch. Auch Informationen zur Wahlbeteiligung sind überliefert:
IV. Wahlkörper: von 744 Wahlberechtigten haben 599 gewählt (80,5%);
III. Wahlkörper: von 375 Wahlberechtigten haben 207 gewählt (55%);
II. Wahlkörper 215 abgegebene Stimmen;
I. Wahlkörper: von 230 Wahlberechtigten haben 184 gewählt (80%)
Bürgermeister: Thomas Freund, Kaufmann
1. Gemeinderat: Josef Dunkl jun., Baumeister
2. Gemeinderat: Josef Konrad Strasser, Lederfabrikant
3. Gemeinderat: Franz Mühl, Pinselfabrikant;
4. Gemeinderat: Jakob Augustin, Wirtschaftsbesitzer
5. Gemeinderat: Felix Roller jun., Weinhändler
6. Gemeinderat: Dr. Max Oberhuber, Rechtsanwalt
7. Gemeinderat: Gustav Edhofer, Bäckermeister
8. Gemeinderat: Michael Heindl, Bäckermeister
9. Gemeinderat: Mathias Grabler, Wirtschaftsbesitzer
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters als Gemeindebeiräte an: Mathias Schaman, Wirtschaftsbesitzer; Ignaz Mühl jun., Pinselfabrikant; Josef Pollak, Handschuhmachermeister; Josef Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Johann Burgmann, Privatier; Georg Pelzlmayer, Wirtschaftsbesitzer; Michael Ullram, Wirtschaftsbesitzer; Johann Pemsel, Kaufmann; Adam Friedrich, Bürgerschullehrer; Michael Eibl, Vergolder; Franz Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schallgruber, Schmiedemeister; Johann Kargl, Winzerschuldirektor; Andreas Schreiber jun, Wirtschaftsbesitzer; Martin Waberer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Strasser jun. (Nr. 421), Lederfabrikant; Andreas Bacher, Wirtschaftsbesitzer und Emil Hackl, Eisenhändler
Gemäß der Gemeindewahlordnung belief sich die Amtszeit der gewählten Vertreter auf sechs Jahre, allerdings war in Gemeinden bestimmter Größe nach der Hälfte der Amtszeit die Hälfte der Mitglieder des Gemeindeausschusses neu zu wählen. Mistelbach zählte zu diesen Gemeinden und die Gemeindeausschussmitglieder, die ausschieden bzw. sich einer Neuwahl zu stellen hatten wurden per Los bestimmt. Es war aber nicht der gesamte Gemeindeausschuss betroffen, sondern lediglich die in den ersten drei Wahlkörpern gewählten Ausschussmitglieder und auch der Bürgermeister war von dieser Regelung explizit ausgenommen.
Somit kam es 1908 zu den ersten Ergänzungs- bzw. Ersatzwahlen nach der neuen Gemeindewahlordnung. Folgende Mitglieder des Gemeindeausschusses mussten sich aufgrund eines Losentscheids einer neuerlichen Wahl stellen:
im dritten Wahlkörper: Michael Ulram, Josef Pollak, Michael Heindl, Johann Burgmann
im zweiten Wahlkörper: Johann Pemsel, Johann Kargl, Michael Eibl, Friedrich Adam
im ersten Wahlkörper: Andreas Bacher, Emil Hackl, Franz Mühl, Andreas Schreiber jun.
Die Ersatzwahlen fanden vom 27.-29. August 1908 statt und ein großer Teil der Personen, die bereits 1905 in den Gemeindeausschuss gewählt wurden, wurde im Amt bestätigt. Die neu in den Gemeindeausschuss eingezogenen Kandidaten sind in der nachfolgenden Übersicht der Wahlsieger im Vergleich zu den „wiedergewählten Kandidaten“ durch Fettdruck hervorgehoben. Gewählt wurden::
im dritten Wahlkörper: Michael Heindl, Bäckermeister; Johann Burgmann, Realitätenverkehrsanstalt-Inhaber; Josef Pollak, Handschuhmachermeister; Johann Fally, Wirtschaftsbesitzer
im zweiten Wahlkörper: Michael Eibl, Vergolder; Johann Kargl, Winzerschuldirektor; Adam Friedrich, Bürgerschuldirektor; Adolf Schödl sen., Fleischhauer
im ersten Wahlkörper: Franz Mühl, Pinselfabrikant; Andreas Schreiber jun., Wirtschaftsbesitzer; Ignaz Karl, Eisenhändler; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer
Ab dem September 1908 setzte sich der Gemeindeausschuss daher wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Thomas Freund, Kaufmann
1. Gemeinderat: Josef Dunkl jun., Baumeister (Deutschfreiheitlich)
2. Gemeinderat: Josef K. Straßer, Lederfabrikant (Deutschfreiheitlich)
3. Gemeinderat: Franz Mühl, Pinselfabrikant (Christlichsozial)
4. Gemeinderat: Jakob Augustin, Wirtschaftsbesitzer (Deutschfreiheitlich)
5. Gemeinderat: Felix Roller jun., Weinhändler (Deutschfreiheitlich)
6. Gemeinderat: Dr. Max Oberhuber, Rechtsanwalt (Deutschfreiheitlich)
7. Gemeinderat: Gustav Edhofer, Bäckermeister (Christlichsozial)
8. Gemeinderat: Michael Heindl, Bäckermeister (Christlichsozial)
9. Gemeinderat: Mathias Grabler, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial)
Dem Gemeindeausschuss gehörten weiters als Gemeindebeiräte an: Mathias Schaman (Christlichsozial), Ignaz Mühl jun., Pinselfabrikant; Josef Pollak, Handschuhmachermeister und Cafetier; Josef Steininger (Christlichsozial); Johann Burgmann, Realitätenverkehrsanstalt-Inhaber (Deutschfreiheitlich); Georg Pelzlmayer, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Johann Fally, Wirtschaftsbesitzer; Adolf Schödl sen., Fleischhauer (Deutschfreiheitlich?); Adam Friedrich, Bürgerschuldirektor; Michael Eibl, Vergolder (Christlichsozial); Franz Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Franz Schallgruber, Schmiedemeister; Johann Kargl, Winzerschuldirektor; Andreas Schreiber jun., Wirtschaftsbesitzer (Deutschfreiheitlich), Martin Waberer, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Josef Strasser jun. (Nr. 421), Lederfabrikant (Deutschfreiheitlich); Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer; Ignaz Karl, Eisenhändler (Deutschfreiheitlich)
Bei jenen Personen bei denen keine „Partei“ angeführt ist, sind keine Informationen bzw. Indizien für ihre politische Zugehörigkeit überliefert.
1911-1919
Eine Niederlage für Bürgermeister Freund, der im Zuge des Landtagswahlkampfs 1908 zu den Christlichsozialen gewechselt war, zeichnete sich bereits nach der Reichsratswahl im Juni ab, bei der die Christlichsozialen durch den Sieg des deutschfreiheitlichen (eine der vielen Strömungen bzw. Untergruppierungen der Deutschnationalen) Kandidaten, des pensionierten Eibesthaler Oberlehrers Rudolf Wedra, eine gewaltige Wahlschlappe erlitten. Durch seinen Parteiwechsel bzw. die Geschehnisse rund um seine angebliche „Kompromisskandidatur“ für den Landtag hatte Bürgermeister Freund den Zorn seiner vormaligen, sich nunmehr auch deutschfreiheitlich nennenden, Mistelbacher Gesinnungsgenossen auf sich gezogen und er erkannte, dass auch ihm ein Wahldebakel bei den Ergänzungswahlen zum Gemeindeausschuss im September drohte. Freund trat daher die Flucht nach vorne an und legte sein Amt als Bürgermeister sowie sein Mandat im Gemeindeausschuss am 2. August 1911 nieder. Die Amtsgeschäfte führte daraufhin der 1. Gemeinderat Josef Dunkl jun. weiter. Wie bereits bei der Reichsratswahl wurde auch im Vorfeld dieser Wahl eine heftige Agitation entwickelt, die abermals in Aufrufen zum Boykott bestimmter Geschäfte in Mistelbach einen unwürdigen Höhepunkt fand.
Der Gemeindeausschuss von Mistelbach setzte sich aus 28 Mitglieder zusammen, und nachdem sich im Jahre 1908 gemäß der oben bereits erwähnten Hälfteregelung 12 Mitglieder einer Wiederwahl hatten stellen müssen, endete nunmehr die Amtsdauer der restlichen 16 Mandatare, die seit 1905 im Amt waren. Es gelangten bei der Ergänzungswahl 1911 daher 16 Mandate zur Besetzung – vier in jedem der vier Wahlkörper. Tatsächlich sollten die Deutschfreiheitlichen mit zehn von sechzehn Mandaten gegenüber sechs Mandaten für die Christlichsozialen klar als Wahlsieger und damit als die Mehrheitsfraktion im neuen Gemeindeausschuss hervorgehen.
Trotz des hitzigen Wahlkampfs verliefen die mit den Wahlen im 4. Wahlkörper am 12. September 1911 beginnenden Wahlgänge ohne Zwischenfälle. Im 4. Wahlkörper stellten sich Kandidaten der Deutschfreiheitlichen (=Deutschnationalen), die unter dem Namen „Wirtschaftspartei“ antraten, und der Christlichsozialen, sowie mit dem Mistelbacher Arbeiterführer Leopold Kleindesner auch ein Vertreter der Sozialdemokraten der Wahl. Im vierten Wahlkörper konnten sich mit Josef Dunkl jun., Felix Roller jun. und Johann Kocholl drei Vertreter der Deutschfreiheitlichen sowie der Christlichsoziale Franz Kothmayer durchsetzen, wobei dies letzterem erst durch im Wege einer Stichwahl gelang.
Am 14. September fand die Wahl im dritten Wahlkörper statt und bei schwacher Wahlbeteiligung wurden der Deutschfreiheitliche Josef Strasser jun. (Nr. 421) und die Christlichensozialen Philipp Winter jun., Michael Lang und Mathias Schamann gewählt.
Am 15. September 1911 wurden im zweiten Wahlkörper folgende Personen gewählt: die Deutschfreiheitlichen Othmar Schürer Ritter von Waldheim, Franz Haller und Josef Schmelzer sen. sowie der Christlichsoziale Georg Schacher. In diesem Wahlkörper beteiligten sich 250 Wähler an der Wahl.
Seinen Abschluss fand der Wahlreigen mit dem Wahlgang im ersten Wahlkörper am 16. September 1911, der folgendes Ergebnis zeitigte: die Deutschfreiheitlichen Dr. Fritz Höllrigl, Dr. Max Oberhuber und Josef K. Strasser und der Christlichsoziale Martin Waberer wurden gewählt. 218 Wähler machten in diesem Wahlkörper von ihrem Stimmrecht Gebrauch.
Die Christlichsozialen legten nach dieser Wahlniederlage bei der zuständigen niederösterreichischen Statthalterei Beschwerde gegen den Wahlausgang ein und so kam es, dass die konstituierende Sitzung erst nach Ablehnung des Protests und daher mit einiger Verzögerung am 30. November 1911 erfolgen konnte. Über diesen im Gefolge der Reichsratswahl geschehenen Machtwechsel, der sich im nachfolgendem Ergebnis wiederspiegelt, wurde teils auch in großen Tageszeitungen berichtet. Der neue Bürgermeister wurde mit 27 von 28 Stimmen gewählt und der Gemeindeausschuss setzte sich nunmehr wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Dunkl jun., Baumeister (Deutschfreiheitlich)
1. Gemeinderat: Josef Konrad Strasser, Lederfabrikant (Deutschfreiheitlich)
2. Gemeinderat: Franz Mühl, Pinselfabrikant (Christlichsozial)
3. Gemeinderat: Dr. Max Oberhuber, Rechtsanwalt (Deutschfreiheitlich)
4. Gemeinderat: Andreas Schreiber jun., Wirtschaftsbesitzer (Deutschfreiheitlich)
5. Gemeinderat: Felix Roller jun., Weinhändler (Deutschfreiheitlich)
6. Gemeinderat: Michael Heindl, Bäckermeister (Christlichsozial)
7. Gemeinderat: Ignaz Karl, Eisenhändler (Deutschfreiheitlich)
8. Gemeinderat: Josef Pollak, Handschuhmachermeister und Cafetier (Deutschfreiheitlich?)
9. Gemeinderat: Franz Kothmayer, Nutzviehhändler (Christlichsozial)
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss als Gemeindebeiräte an: Johann Kocholl, Steueroberverwalter (Deutschfreiheitlich); Philipp Winter jun., Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Michael Lang, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Mathias Schaman, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Dr. Othmar Schürer Ritter von Waldheim, Notar (Deutschfreiheitlich); Franz Haller, Gastwirt (Deutschfreiheitlich); Georg Schacher, Wirtschaftsbesitzer und Schuhmachermeister (Christlichsozial); Josef Schmelzer sen., Wirtschaftsbesitzer (Deutschfreiheitlich); Dr. Fritz Höllrigl, Krankenhausleiter (Deutschfreiheitlich); Martin Waberer, Wirtschaftsbesitzer (Christlichsozial); Josef Strasser jun. (Nr. 421), Lederfabrikant (Deutschfreiheitlich); Michael Eibl, Vergolder (Christlichsozial); Adolf Schödl sen., Fleischhauermeister (Deutschfreiheitlich?); Johann Burgmann, Realitätenverkehrsanstalt-Inhaber (Deutschfreiheitlich); Johann Fally, Wirtschaftsbesitzer; Adam Friedrich, Bürgerschuldirektor; Johann Kargl, Winzerschuldirektor; Martin Steininger, Wirtschaftsbesitzer;
Bei jenen Personen bei denen keine „Partei“ angeführt ist, sind keine Informationen bzw. Indizien für ihre politische Zugehörigkeit überliefert.
Dr. Othmar Schürer Ritter von Waldheim trat aufgrund von parteiinternen Differenzen bei der Besetzung von lukrativen Posten im Zuge der Sparkassen-Ausschusswahl Anfang des Jahres 1918 aus der „Wirtschaftspartei“ aus, blieb aber weiterhin im Gemeindeausschuss.. Es darf in diesem Zusammenhang hier nochmals festgehalten werden, dass die „Parteien“ die hier in diesem Beitrag erwähnt werden mit den Parteien unseres heutigen Verständnisses nicht zu verwechseln sind. Früher wurde einzelne Personen gewählt und bei den Parteien handelte es sich lediglich um lose Zusammenschlüsse von Einzelpersonen. Erst mit der Republiksgründung setzte sich das bis heute gebräuchliche Verhältnis- und Listenwahlrecht durch.
Bald nach der Ausrufung der Republik Deutschösterreich legte der Staatsrat Anfang Dezember 1918 in Form einer Vollzugsanweisung fest, dass für den Zeitraum bis zur Durchführung von Neuwahlen die Gemeindeausschüsse von Städten und Industrieorten in aliquotem Ausmaß durch Arbeitervertreter zu ergänzen seien, um sicherzustellen, dass auch die Interessen dieser Bevölkerungsgruppe vertreten werden. Die Gemeindevertretung war aufgerufen gemeinsam mit der hiesigen Arbeiterschaft geeignete Personen zu nominieren, die dann durch die Bezirkshauptmannschaft zu Mitgliedern des Gemeindeausschusses ernannt werden sollten. Der Mistelbacher Gemeindeausschuss bestand zuletzt aus 28 Mitgliedern, nachdem die Bevölkerungsanzahl seit der letzten Wahl im Jahre 1911 jedoch gestiegen war sollte der Gemeindeausschuss nunmehr 30 Mitglieder umfassen. Die Anzahl der in den Gemeindeausschuss aufzunehmenden Arbeitervertreter orientierte sich am Anteil der Arbeiter an der Gemeindebevölkerung und daher war man übereingekommen, dass vier Arbeitervertreter in den Gemeindeausschuss aufzunehmen waren. Nachdem es zwei neue Mandate gab, mussten also zwei bisherige Mitglieder des Gemeindeausschusses ausscheiden. Bereits in der Sitzung vom 21. Dezember 1918 hatte Johann Burgmann auf sein Gemeindeausschussmandat zugunsten eines Arbeitervertreters verzichtet und auch Felix Roller jun., der bereits zuvor auf die Stelle als Gemeinderat verzichtet hatte legte am 11. Februar 1919 nunmehr ebenso sein Gemeindeausschussmandat nieder und schuf Platz für den vierten Arbeiterverteter. Die Aufnahme von Vertretern der Arbeiterschaft dauerte in Mistelbach vergleichsweise lange und die Zeitspanne zwischen dem ersten und dem zweiten Mandatsverzicht deutet darauf hin, dass um den Verzicht erst gerungen werden musste. Doch nach Rollers freiwilligem Ausscheiden zogen am 11. Februar 1919 schlussendlich vier Vertreter der Arbeiterschaft in den Gemeindeausschuss ein – es handelte sich um: Leopold Böckl, Kondukteur bei der nö. Landesbahn; Leopold Kleindesner, Werkführer; Emil Stix, Bahnmeister der Staatsbahn und Leopold Stubenvoll, Zimmererpolier. Leopold Kleindesner wurde zum Gemeinderat gewählt, die weiteren Arbeitervertreter gehörten dem Gemeindeausschuss als Gemeindebeiräte an.
Mit den ersten Gemeindewahlen mit allgemeinem und gleichem Wahlrecht endete am 22. Juni 1919 auch die seit 1850 währende Ära des Gemeindeausschusses als Organ der Gemeindevertretung.
Die Fortsetzung folgt im Beitrag „Gemeindevertretung Mistelbach – Teil 2 (1919-1950)“.
Bildnachweis:
-) Foto des Mistelbacher Gemeindeausschusses im Jahre 1904: Das interessante Blatt, 22. Dezember 1904, S. 3 u. S. 6 (ONB-ANNO) (Anm.: Zu den Abgebildeten siehe Fußnote weiter oben)
-) Fototafel der Gemeindevertretung für die Jahre 1900-1905: StadtMuseumsarchiv Mistelbach
Quellen (und Anmerkungen):
Zu dem als Quelle sehr wichtigen Amtskalender ist anzumerken, dass dieser immer bereits im Oktober/November des Vorjahres in Druck gelegt wurde – ein wesentliches Faktum bei der Verwendung dieser Quelle zwecks Rekonstruktion der Amtszeit der Gemeindevertreter.
Bayer, Franz/ Spreitzer, Hans: „Der Mistelbacher Gemeinderat seit der Stadterhebung“ (1964) In: Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart, Band I, S. 166ff