Schoiber, Ernst

amtsführender Landesschulratspräsident Hofrat Ernst Schoiber

* 28.2.1908, St. Pölten
† 13.12.1990, Scheibbs

Ernst Schoiber erblickte als Sohn eines katholischen Vaters, Emmerich Schoiber – Werkmann bei den k.k. Staatsbahnen, und einer evangelischen Mutter, Antonie, geb. Litawsky, 1908 in St. Pölten das Licht der Welt. Er wurde gemäß dem Wunsch seiner Familie mütterlicherseits evangelisch getauft, trat jedoch bereits in jungen Jahren zum katholischen Glauben über. Durch einen Unfall verlor die Familie 1914 den Vater und Ernährer und um für sich und ihren Sohn den Unterhalt bestreiten zu können, arbeitete seine Mutter bei der im St. Pöltner Preßhaus befindlichen Filiale des Kolonialwaren- und Lebensmitteleinzelhandelsunternehmens Brüder Kunz, viele Jahre davon als Leiterin dieser Filiale.1

Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule in St. Pölten absolvierte Schoiber die Ausbildung an der hiesigen Lehrerbildungsanstalt, die er 1927 mit der Reifeprüfung abschloss. Während seiner Zeit an der Lehrerbildungsanstalt wurde er Mitglied der katholischen Mittelschulverbindung Carolina St. Pölten, der er zeitlebens stets eng verbunden blieb. Aufgrund der damaligen schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse war es für Junglehrer äußerst schwierig im Schuldienst Aufnahme zu finden und so konnte er erst drei Jahre nach Abschluss seiner Ausbildung den Lehrberuf tatsächlich ausüben. Zwischenzeitlich war er beim damaligen Nationalratsabgeordneten und späteren Bundeskanzler Dipl.-Ing. Julius Raab angestellt und für die christlich-soziale Partei tätig.

Ab 1930 wirkte Schoiber als Lehrer unter anderem an der Volksschule in St. Georgen am Steinfelde (heute Stadtteil St. Pölten), und nachdem er bereits vorher aushilfsweise an Hauptschulen unterrichtet und 1934 die Lehrbefugnis für diesen Schultyp erworben hatte, fortan an der Hauptschule für Knaben in St. Pölten. Im November 1935 schloss er die Ehe mit der Gastwirtstochter Maria Rauscheder2, und aus dieser Verbindung entstammten drei Kinder, wobei der älteste Sohn während des Krieges aufgrund Medikamentenmangels verstarb. Nach dem „Anschluss“ wurde Schoiber aufgrund seiner politischen Weltanschauung nach Scheibbs strafversetzt und 1942 nach sechswöchiger Ausbildung als Wehrmachtsoldat an die Ostfront entsandt. Nach seiner Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft war er zunächst wieder als Hauptschullehrer in Scheibbs tätig, bevor er 1948 zum Leiter der Volks- und Hauptschule Steinakirchen ernannt wurde.

Unmittelbar nach seiner Heimkehr begann auch sein politisches Engagement bei der Österreichischen Volkspartei und neben seiner Tätigkeit als langjähriger Obmann der ÖVP-Bezirkspartei Scheibbs, gehörte Ernst Schoiber auch der Gemeindevertretung der Stadt Scheibbs an und zwar von 1955 bis 1960 als Stadtrat und von 1960 bis 1965 als Gemeinderat. Beruflich war seine nächste Station 1951 die Ernennung zum Bezirksschulinspektor des Bezirks Scheibbs und schließlich 1959 die Berufung zum amtsführenden Präsidenten des niederösterreichischen Landesschulrates. Als amtsführender Landesschulratspräsident – per Gesetz ist der Landesschulratspräsident der Landeshauptmann – diente er unter vier Landeshauptmännern und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand im Jahre 1975. Während seiner Amtszeit machte er sich besonders verdient um die Institutionalisierung der Lehrerfortbildung, die Reorganisation des Pflichtschulwesens in Niederösterreich, Umsetzung und Vollzug des Schulorganisationsgesetzes 1962, den Ausbau des mittleren und höheren Schulwesens und gilt als Vorkämpfer für die Schülerfreifahrt.

Weiters war Hofrat Schoiber von 1964 bis 1974 Abgeordneter zum niederösterreichischen Landtag für den politischen Bezirk Scheibbs und in Würdigung seiner vielfältigen Verdienste wurde er 1968 zum Ehrenbürger der Stadt Scheibbs ernannt.3 Bereits fünf Jahre vorher, nämlich 1963 wurde Schoiber für seinen besonderen Einsatz in Zusammenhang mit der Errichtung des musisch-pädagogischen Gymnasiums in Mistelbach zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.


1990 verstarb Hofrat Schoiber im 83. Lebensjahr in Scheibbs. Im Jahr 2009 beschloss der Mistelbacher Gemeinderat die in einer neuen Siedlung zu errichtenden Straßen nach Ehrenbürgern aus der jüngeren Geschichte der Stadt Mistelbach zu benennen und seither existiert die Ernst Schoiber-Straße.

Wo befindet sich die Ernst Schoiber-Straße?

 

Bildnachweis:
Portraitfoto s/w: Hakala, Hans: 100 Jahre Hauptschule Zwettl-NÖ (1972), S. 75
Ehrenbürgerernennung: Erlaftal-Bote, 10/1968, S. 1
Portraitfoto Farbe: zVfg: wHR Dr. Walter Schoiber (Sohn)

Quellen:
-) Erlaftal-Bote, 10/1968, S. 1
-) Erlaftal-Bote, 10/1978, S. 9
-) Mitteilungen der Stadtgemeinde Mistelbach, 1/1991, S. 4
-) Auskunft bzw. Lebenslauf zVfg: wHR Dr. Walter Schoiber (Sohn)
-) Niederösterreichisches Lehrerbuch 1932, S. 179
-) Niederösterreichisches Lehrerbuch 1935, S. 151
-) Niederösterreichisches Lehrerbuch 1954, S. 230
-) Eintrag zu Ernst Schoiber im Biographischen Handbuch des NÖ Landtages 1861–1921

  1. St. Pöltner Zeitung, 19. März 1936 (76. Jg. – Nr. 12), S. 3(ONB: ANNO)
  2. Pfarre St. Pölten-Dom: Trauungsbuch (1934-1938), Fol. 36
    Eintrag Trauungsbuch Pfarre St. Pölten-Dom
  3. Erlaftal-Bote, 10/1968, S. 1
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