1999 wurde in Eibesthal die alte Tradition der Passionsspiele wiederbelebt, und seither wird regelmäßig die Passionsgeschichte Christi mit geschnitzten Holzfiguren nachgestellt. Es war dies ein Anknüpfen an die zwischen 1898 und 1911 neunmal veranstalteten Passionsspiele, bei denen die Leidensgeschichte Christi von den Bewohnern Eibesthals als Laiendarstellern nachgespielt wurde. Für diese Aufführungen wurde eigens eine 30×20 Meter große und 800 Personen fassende Passionsspielhalle (siehe die Bildausschnitte aus Ansichtskarten rechts) hinter der Schule (heute: Kindergarten) errichtet.
Die Initiative zu diesen geistlichen Volksschauspielen, die zur damaligen Zeit neben den Passionsspielen im südböhmischen Höritz (Hořice na Šumavě) die einzigen in Österreich-Ungarn waren, ging vom damals in Eibesthal wirkenden Oberlehrer, und späteren Reichsratsabgeordneten Rudolf Wedra und dem Eibesthaler Pfarrer Franz Riedling aus. Die aufwendige Inszenierung und geschicktes Marketing hatten große Medienaufmerksamkeit zur Folge und so verhalfen zahlreiche Zeitungsberichte, den Passionsspielen zu überregionaler Bekanntheit. Teils mit eigenen Sonderzügen kamen tausende Besucher insbesondere aus Wien, darunter auch Prominenz (hoher Adel & Geistlichkeit, Bgm. Karl Lueger, …) und ausländische Gäste, sogar aus Übersee, nach Mistelbach, die sich dann weiter auf den Weg nach Eibesthal machten, um diesen Spielen beizuwohnen. Etwa 120 Personen, Bauern und Handwerker aus Eibesthal, wirkten an den Festspielen mit, die immer sonn- und feiertags meist im Zeitraum zwischen Mai und September aufgeführt wurden und deren Reinerträgnis dem Eibesthaler Kirchenbaufond zugeführt wurde. 1900 wurde nicht die Passion, also die Leidensgeschichte Christi, sondern andere bedeutende Szene aus dem Leben Jesu aufgeführt. Aus den Jahren 1899, 1900, 1904, 1907 und 1911 finden sich nachfolgende Bilder aus Zeitungsberichten.
Seit 1983 erinnert die Straßenbezeichnung Passionsweg an diese Tradition bzw. daran, dass unweit davon entfernt einst die Passionsspielhalle stand.
Mehr zur Geschichte der Eibesthaler Passionsspiele auf deren Homepage
1899:
„Die Auferweckung des Lazarus“
„Christus nimmt Abschied von Maria“
1900:
„Der zwölfjährige Jesus im Tempel“
1904:
Darsteller der Eibesthaler Passionsspiele
1907:
Im Jahre 1907 wurden Szenen des Eibesthaler Passionspiels sogar auf der Titelseite einer großen Wiener Tageszeitung abgebildet
1911:
Fürsterzbischof Kardinal Dr. Nagl segnet bei seiner Ankunft die Einwohner von Eibesthal
Begrüßung des Ehrengastes Fürsterzbischof Kardinal Dr. Nagl bei der Eröffnung der Passionsspiele 1911
Im Bild rechts Kardinal Nagl unter den Zuschauern in der Spielhalle
Bildnachweis:
Die Bilder 2-5 des Jahres 1904 stammen von Leopold Forstner, Mistelbach
Bilder des Jahres 1899: Heydenhauß & Robert, Wien
Die Urheber der sonstigen Bilder sind leider nicht bekannt.
Die gegenständlichen Fotos wurden veröffentlicht in:
Das interessante Blatt, 22. Juni 1899, S. 4 (ONB: ANNO)
Wiener Bilder, 2. Juli 1899, S.5 (ONB: ANNO)
Wiener Bilder, 2. Juli 1899, S. 4f (ONB: ANNO)
Wiener Bilder, 10. Juni 1900, S. 5f (ONB: ANNO)
Wiener Bilder, 31. August 1904, S. 4 (ONB: ANNO)
Das interessante Blatt, 22. August 1907, S. 3 (ONB: ANNO)
Illustrirtes Wiener Extrablatt, 18. August 1907, S. 1 (ONB: ANNO)
Wiener Bilder, 30. August 1911, S. 5 (ONB: ANNO) (exakt gleiches Bild nur als Zeichnung: Illustrierte Kronen Zeitung, 22. August 1911, S. 4 (ONB: ANNO))
Neuigkeits-Welt-Blatt, 24. August 1911 (38. Jg. – Nr. 192), S. 25 (ONB: ANNO)
Das interessante Blatt, 31. August 1911, S. 5 u. S. 9 (ONB: ANNO)