Hafner, Franz

Bürgermeister Franz Hafner

* 2.12.1809, Korneuburg
† 5.2.1870, Mistelbach

Franz Hafner wurde als Sohn des Korneuburger Lebzelters (=Lebkuchen- bzw. Zuckerbäcker) Joseph Hafner und dessen Gattin Theresia, geb. Stetter, 1809 in Korneuburg geboren.1 Da sein älterer Bruder Joseph die väterliche Lebzelterei übernommen hatte2, blieb Franz Hafner, der ebenfalls den Beruf des Lebzelters erlernt hatte, nichts anderes übrig als fortzuziehen und so führte ihn sein Weg 1834 nach Mistelbach. Hier übernahm er den Betrieb von Karl Puntschert, der sich im Haus Hauptplatz 15 (ehemals Bank Austria) befand, auf dem Lebzelter belegtermaßen bereits seit dem Jahr 1659 ansässig waren. Eine der wichtigsten Zutaten für das Backen von Lebkuchen ist Honig und da dieser früher in Form von Wabenhonig vom Imker bezogen wurde, hatten Lebzelter seit altersher auch das Recht den Beruf des Wachs- bzw. Kerzenziehers auszuüben und natürlich übte auch Franz Hafner dieses „doppelte“ Handwerk aus.

Ebenfalls 1834 ehelichte er Josepha Fischer, die Tochter eines Wiener Seifensieders, in der Pfarre Maria Rotunda in Wien und dieser Verbindung enstammten elf Kinder. Als einer seiner Beistände (=Trauzeugen) scheint der oben bereits erwähnte Karl Puntschert auf, der von 1831 bis 1840 auch als Mistelbacher Marktrichter fungierte.3

Bereits 1837 scheint Hafner als Ausschussmitglied des vor 1850 mit der Gemeindeverwaltung und Rechtssprechung betrauten Marktgerichts auf, und war als „Polizeiadjunkt“ in diesem Gremium offenbar mit Agenden betreffend die öffentliche Sicherheit betraut.4 1841 gehörte er dem Ausschuss erwiesenermaßen nicht mehr an, ob er in weiterer Folge vor seinem Amtsantritt als Bürgermeister erneut ein Amt im Marktgericht bekleidete, ist nicht bekannt. Die als Folge der Revolution von 1848 durchgesetzte Abschaffung der Grundherrschaft, führte zu einer Neuordnung der Verwaltung und so kam es zur Schaffung der bis heute bestehenden Institution der freien und selbstständigen Gemeinde mit einem gewählten Bürgermeister an der Spitze – der kleinsten Verwaltungseinheit im Staatsgefüge. Für Mistelbach bedeutete dies die Zusammenlegung der bisher zur Herrschaft Liechtenstein gehörenden Marktgemeinde, bestehend aus den Häusern rund um den Hauptplatz, mit der dem Barnabitenorden untertänigen Pfarrholdengemeinde rund um das Kloster. Franz Hafner wurde im Zuge der 1850 erstmalig abgehaltenen Gemeindevertretungswahlen zum ersten Bürgermeister der nunmehr vereinten Gemeinde Mistelbach gewählt. Die im Gefolge der Revolution errungenen Freiheitsrechte und Reformen wurden in der kurz darauf folgenden Phase des Neoabsolutismus großteils wieder revidiert. Dies führte auf Gemeindeebene dazu, dass vorerst keine weiteren Wahlen stattfanden und es wurde verfügt, dass die 1850 gewählten Gemeindevertreter bis auf weiteres im Amt bleiben. In der von Karl Fitzka 1901 veröffentlichten Geschichte der Stadt Mistelbach wird Hafners Charakter wie folgt beschrieben: „War ein braver, uneigennütziger und für das Wohl der Gemeinde bedachter Mann“.5 Zu Beginn seiner Amtszeit 1850 wurde in Mistelbach ein Steueramt sowie ein Bezirks- und Bezirks-Collegialgericht eingerichtet, wobei die Gerichte wenige Jahre später zum k.k. Bezirksamt zusammengefasst wurden. Die Gemeinde kaufte das Haus Hauptlatz Nr. 2 und stellte das Grundstück der Staatsverwaltung im Jahr 1851 zwecks Errichtung eines Amtsgebäudes zur Verfügung, in dem später die Bezirkshauptmannschaft (bis 1901) und bis heute das Bezirksgericht untergebracht waren. Als 1861 erstmals wieder Gemeindewahlen abgehalten werden konnten, endete Hafners Amtszeit als Bürgermeister und er schied aus der Gemeindevertretung aus. Allerdings wurde er im Juli 1867 erneut in den Gemeindeausschusses gewählt.6 Am 5. Februar 1870 verstarb Hafner im 62. Lebensjahr in seinem Haus am Mistelbacher Hauptplatz und wurde auf dem hiesigen Friedhof beerdigt.7 Hafners Grab dürfte (später) zu einem Ehrengrab erhoben worden sein, da noch 1934 in einem Gemeinderatsprotokoll Beschlüsse betreffend die Instandhaltung dieses Ehrengrabes aufscheinen.8 Heute existiert Hafners Grabstätte nicht mehr. Die Lebzelterei dürfte noch bis Ende der 1870er Jahre von Hafners Nachfahren weitergeführt worden sein, ehe das Haus 1884 von einer Tochter Hafners verkauft wurde und spätestens damit kam auch das Ende dieses Handwerksbetriebs.9

Als Mistelbach 1898 von der Verwendung der Konskriptionsnummern als Adressbezeichnungen abrückte und offiziell Straßenbezeichnungen eingeführt wurden, gedachte man des ersten Mistelbacher Bürgermeisters und gab der südlichen Zufahrtsstraße zum Hauptplatz den Namen Hafnerstraße.

Wo befindet sich die Hafnerstraße?

 

Quellen:

  1. Pfarre Korneuburg: Taufbuch (1784-1814), Fol. 242
    Eintrag Taufbuch Pfarre Korneuburg
  2. Pfarre Korneuburg: Taufbuch (1838-1846), Fol. 10
    Eintrag Taufbuch Korneuburg
  3. Pfarre Maria Rotunda-Wien: Trauungsbuch (1820-1851), Fol. 116
    Eintrag Trauungsbuch Pfarre Maria Rotunda-Wien
  4. Mistelbacher Bote, Nr. 47/1957, S. 2;
  5. Fitzka, Karl: Geschichte der Stadt Mistelbach (1901), S.231
  6. Mistelbacher Zeitung, Nr. 7/1885, S. 2; Anm.: Dass es sich bei dem 1867 in den Gemeindeausschuss gewählten Franz Hafner, etwa um einen Sohn des Altbürgermeisters gehandelt habe, kann ausgeschlossen werden, da der einzige gleichnamige Sohn im Säuglingsalter verstarb. Siehe:
    Pfarre Mistelbach: Taufbuch (1809-1838), Fol. 433
    Eintrag Taufbuch Mistelbach
    bzw.
    Pfarre Mistelbach: Sterbebuch (1832-1840), Fol. 85
    Eintrag Sterbebuch Mistelbach
  7. Pfarre Mistelbach: Sterbebuch (1867-1889), Fol. 25
    Eintrag Sterbebuch Mistelbach
  8. Niederschrift über die Gemeinderatssitzung vom 26. März 1934 In: Mistelbacher Bote, Nr. 15/1934, S. 4
  9. noch 1879 scheint eine Lebzelterei Hafner in Mistelbach auf: Meyer & Blitz: Welt-Adressenbuch (1879), Band II, S. 51 (Google Books);
    Mistelbacher Bote, Nr. 16/1954, S. 2;
    trotz einer Verkaufsanzeige aus dem Jahre 1873 (Neues Wiener Tagblatt, 23. März 1873 (7. Jg. – Nr. 81), S. 23 (Anzeigenteil) (ONB: ANNO)) verblieb das Haus Hauptplatz Nr. 15 weiterhin im Besitz von Mitgliedern der Familie Hafner
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