Fitzka, Karl

Finanzrat Karl Fitzka

Karl Fitzka Finanzrat Heimatgeschichte Mistelbach

* 20. 9.1833 in St. Bernhard im Waldviertel (Bez. Horn)1
† 6.10.1915 in Mistelbach

Karl Fitzka wurde 1833 als Sohn des Steuereinnehmers und Akteurs der Herrschaft St. Bernhard, Joseph Fitzka, und dessen Gattin Juliana, geb. Forster, geboren. Nach dem Besuch des damals sechsklassigen Gymnasiums in Horn trat er 1853 in den Steueramtsdienst ein2. Jedenfalls ab 1856 war der damalige k.k. Steueramts-Assistent Fitzka am Steueramt in Raabs an der Thaya tätig3 und schloss dort 1859 den Bund der Ehe mit der zwei Jahre älteren „Handarbeiterin“ (=Hilfskraft/Tagelöhnerin) Barbara Stolla.4 Doch bereits am Neujahrstag des Jahres 1861 verstirbt Barbara Fitzka, knapp sieben Wochen nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Ernest5, an typhösem Kindbettfieber.6 Auch Fitzkas einzigem Sohn Ernest war kein langes Leben beschieden, er verstarb im Alter von 18 Jahren in Krems, wo er den Beruf des Bäckers erlernte.7

Im Juni 1862 schloss Karl Fitzka, nunmehr Steueroffizial beim k.k. Steueramt Horn, seine zweite Ehe mit Maria Antonia, der Tochter des k.k. Notars und Landesadvokaten in Horn Simon Ebster.8 Dieser Verbindung entstammten die beiden Töchter Eva Maria9 und Hedwig10. Von 1872 bis 1875 war Fitzka beim Steueramt Scheibbs eingesetzt und nach kurzer beruflicher Tätigkeit in Krems, wurde er 1876 schließlich zum Steuerinspektor ernannt und als Vorstand dem Steuerreferat der k.k. Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt.11 Es erfolgte 1887 die Beförderung zum Steuer-Oberinspektor und mit dem Übertritt in den Ruhestand 1894, seine Ernennung zum k.k. Finanzrat12.

Aus Anlass seines 40-jährigen Dienstjubiläums und aufgrund seines verdienstvollen Wirkens wurde ihm 1893 gemeinsam mit Ernst Oser die Ehrenbürgerschaft der Stadt Mistelbach verliehen.13 Im Ruhestand widmete er sich dann historischen Forschungen und 1898 wurde auf seine Initiative hin das Mistelbacher Heimatmuseum gegründet, in dem er bis zu seinem Ableben als Kustos wirkte. Wann immer ein Bauer in Mistelbach und Umgebung Knochen, „Scherben“ oder ähnliches auf seinem Feld entdeckte, Finanzrat Fitzka war sofort zur Stelle, um diese Funde für das städtische Museum zu sichern. Sein bedeutendstes Werk die 1901 erschienene “Geschichte der Stadt Mistelbach in Niederösterreich”, stellte die erste umfassende Aufarbeitung der Geschichte Mistelbachs dar und diese Grundlagenarbeit bildete die Basis für die gesamte weitere lokalhistorische Forschung. Fitzka veröffentlichte Ergänzungen und Nachträge zu seinem 1901 erschienen Werk zunächst in Form von Beitragsserien im Mistelbacher Bote in den Jahren 1907 bzw. 1908.14 Durch die rasante Entwicklung Mistelbachs und eine Fülle an neuen historischen Informationen ergab sich schließlich die Notwendigkeit einen eigenen Nachtrags- und Ergänzungsband (Band II) herauszugeben, der zwar bereits 1912 verfasst, aber erst Ende 1913 veröffentlicht wurde.15 Auch ein dritter Band war bereits in Arbeit, aber es war ihm aufgrund seines hohen Alters und einer Erkrankung nicht mehr vergönnt diesen fertigzustellen. Zu Beginn des Jahres 1908 veröffentlichte Fitzka außerdem einen zweiteiligen Beitrag zur Geschichte der Gemeinde Schrick im Mistelbacher Bote.16 Herausragend war ebenso sein Engagement bezüglich der Denkmalspflege und Erhaltung kulturhistorischer Wahrzeichen, weshalb er zu einem korrespondierenden Mitglied der k.k. Zentralkommission für Kunst und Denkmalpflege ernannt wurde. Ein besonderes Anliegen war ihm auch die Erinnerung an den Mistelbacher Marktrichter Paul Oberhoffer, der in dem im 17. Jahrhundert ausgetragenen Rechtsstreit mit der Herrschaft Liechtenstein über den Mistelbacher Gemeindewald eine bedeutende Rolle spielte und dessen Verdienste er wieder in Erinnerung brachte. Auf seine Anregung hin errichtete die Gemeinde dem einstigen Marktrichter Oberhoffer 1911 einen Gedenkstein samt Büste im Mistelbacher Gemeindewald.17

Finanzrat Fitzka vor dem von ihm angeregten Denkmal für den Marktrichter Paul OberhofferFinanzrat Fitzka vor dem von ihm angeregten Denkmal für den Marktrichter Paul Oberhoffer

Ein weiteres Hobby, dass Fitzka über 60 Jahre hinweg ausübte war die Imkerei und er trat auch als Verfasser zahlreicher Beiträge in der Bienenzeitung in Erscheinung.18 In seinem langen Leben hatte Finanzrat Fitzka zahlreiche Schicksalsschläge zu erdulden, so musste er nicht nur wie weiter oben geschildert seine erste Ehefrau und den aus dieser Ehe stammenden Sohn betrauern, sondern auch seine beiden Töchter starben im jungen Erwachsenenalter an Tuberkulose19 und seine zweite Ehegattin verstarb neun Jahre vor ihm nach längerer schwerer Krankheit20.

Aufgrund seiner Verdienste wurde 1913 die Karl Fitzka-Gasse nach ihm benannt21. Nach seinem durch Altersschwäche bedingten Tode im Oktober 1915 wurde Fitzka auf dem Mistelbacher Friedhof beigesetzt.22 Die Stadt beschloss ihrem verdienten Museumsgründer und Ehrenbürger an jener Stelle an der bereits seine Gattin und Töchter ruhten ein würdiges Grabmal zu stiften, doch wohl auch aufgrund des Ersten Weltkriegs erfolgte dessen Errichtung erst im Juni 1916.23 Zwei Jahre später beschloss der Gemeinderat die Erhaltung und Pflege der Grabstätte bis auf weiteres zu übernehmen24 und 1929 wurde Fitzkas letzte Ruhestätte schließlich mittels Gemeinderatsbeschluss (auch) formal zum Ehrengrab erklärt und somit ist die Grabfürsorge dauerhaft sichergestellt.25

Grab_FitzkaDas Ehrengrab von Karl Fitzka auf dem Mistelbacher Friedhof

Wo befindet sich die Karl Fitzka-Gasse?

 

Bildnachweis:
-) Portrait aus den Beständen des Stadtmuseumsarchiv Mistelbach;
-) Foto beim Oberhoffer-Denkmal: Fitzka, Karl: Nachtrags- und Ergänzungsband zur Geschichte der Stadt Mistelbach (1913)
-) Grab: eigene Aufnahme (2016);

Quellen:
-) Nachruf: Mistelbacher Bote, Nr. 14/1915, S. 3f
(in diesem Nachruf wird als Geburtsort fälschlicherweise St. Leonhard am Forst angegeben, die Einträge in den Pfarrmatriken belegen jedoch St. Bernhard bei Horn als Geburtsort.)
-) Nachruf: Oesterreichische Landzeitung, Nr. 42/1915, S. 16 (ONB: ANNO)
(die in diesem Nachruf angeführten Information seine Ernennung zum Finanzrat sei mit einer Versetzung nach Wien verbunden gewesen ist falsch. Der Titel eines Finanzrats wurde ihm anlässlich seines Übertritts in den Ruhestand verliehen)

  1. Pfarre St. Bernhard: Taufbuch (1823-1864), Fol. 21
    Eintrag Taufbuch Pfarre St. Bernhard
  2. (Neuigkeits) Welt Blatt, 28. Jänner 1893, S.15 (ONB: ANNO
  3. Hof- und Staatsbuch des Kaiserthums Österreich für das Jahr 1856, Zweiter Teil, S. 49 (Google Books
  4. Pfarre Raabs a.d. Thaya: Trauungsbuch (1851-1886), Fol. 72
    Eintrag Trauungsbuch Pfarre Raabs/Thaya
  5. Pfarre Raabs a.d. Thaya: Taufbuch (1846-1864), Fol. 214
    Eintrag Taufbuch Pfarre Raabs/Thaya
  6. Pfarre Raabs a.d. Thaya: Sterbebuch (1847-1876), Fol. 129
    Eintrag Sterbebuch Pfarre Raabs/Thaya
  7. Pfarre Krems-St.Veit: Sterbebuch (1873-1885), Fol. 182
    Eintrag Sterbebuch Pfarre Krems-St.Veit
  8. Pfarre Horn: Trauungsbuch (1850-1875), Fol. 87
    Eintrag Trauungsbuch Pfarre Horn
  9. Pfarre Horn: Taufbuch (1853-1884), Fol. 116
    Eintrag Taufbuch Pfarre Horn
  10. Pfarre Horn: Taufbuch (1853-1884), Fol. 202
    Eintrag Taufbuch Pfarre Horn
  11. Niederösterreichischer Amtskalender 1871, S.361
    Niederösterreichischer Amtskalender 1872, S.
    Niederösterreichischer Amtskalender 1875, S.325 Niederösterreichischer Amtskalender 1876, S.351 Niederösterreichischer Amtskalender 1877, S.251
  12. Österreichische Zeitschrift für Verwaltung, 8. November 1894, S. 6 (bzw. fortlaufende S. 218) – (ONB: ANNO
  13. Verleihung: 21.01.1893, Fitzka, Karl: Geschichte der Stadt Mistelbach, Bd. I. (1901), S. 227; Deutsches Volksblatt, 24. Jänner 1893 (Abendausgabe), S. 3 (ONB: ANNO)
  14. Mistelbacher Bote, Nr. 8/1907, S. 1ff (ONB: ANNO);
    Mistelbacher Bote, Nr. 9/1907, S. 1ff (ONB: ANNO);
    Mistelbacher Bote, Nr. 10/1907, S. 1f (ONB: ANNO);
    Mistelbacher Bote, Nr. 11/1907, S. 1f (ONB: ANNO);
    Mistelbacher Bote, Nr. 12/1907, S. 1ff (ONB: ANNO);
    Mistelbacher Bote, Nr. 22/1907, S. 1 (ONB: ANNO);
    Mistelbacher Bote, Nr. 23/1907, S. 1f (ONB: ANNO);
    Mistelbacher Bote, Nr. 21/1908, S. 3f (ONB: ANNO);
    Mistelbacher Bote, Nr. 23/1908, S. 3f (ONB: ANNO)
  15. Mistelbacher Bote, Nr. 52/1913, S. 5
  16. Mistelbacher Bote, Nr. 1/1908, S. 1ff (ONB: ANNO);
    Mistelbacher Bote, Nr. 2/1908, S. 3f (ONB: ANNO)
  17. Gemeinderatsprotokoll vom 20.5.1911 im Mistelbacher Boter, Nr. 24/1911, S. 4
  18. Fitzka, Karl: Nachtrags- und Ergänzungsbuch zur Geschichte der Stadt Mistelbach (1912), S. 100
  19. Pfarre Mistelbach: Sterbebuch (1890-1899), Fol. 31
    Eintrag Sterbebuch Pfarre Mistelbach
    Pfarre Mistelbach: Sterbebuch (1890-1899), Fol. 80
    Eintrag Sterbebuch Pfarre Mistelbach
  20. Pfarre Mistelbach: Sterbebuch (1899-1908), Fol. 169
    Eintrag Sterbebuch Pfarre Mistelbach
  21. Mistelbacher Bote, Nr. 45/1913, S. 5; Spreitzer, Prof. Hans: Mistelbachs Straßen- und Gassennamen In: Mistelbacher Laaer Zeitung, Nr. 38/1955, S. 2f
  22. Pfarre Mistelbach: Sterbebuch (1915-1920), Fol. 26
    Eintrag Sterbebuch Pfarre Mistelbach
  23. Oesterreichische Landzeitung, 7. Juni 1916 (27. Jg. – Nr. 23d), S. 3 (ONB: ANNO)
  24. Verhandlungsschrift über die öffentliche Gemeindeausschusssitzung vom 14. Oktober 1918 In: Mistelbacher Bote, Nr. 47/1918, S. 2
  25. „Verhandlungsschrift der öffentlichen Gemeinderatssitzung vom 22. Juni 1929“ – Mistelbacher Bote, Nr. 29/1929, S. 2
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