Oserstraße

Laut Beschluss des Gemeinderats vom 13. April 1898 benannt nach dem ehemaligen Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach und späteren Sektionschef im Ackerbauministerium Dr. Ernst Oser. In der Gemeinde Berndorf, die zu Dr. Osers Wirkungsbereich während seiner Zeit als Bezirkshauptmann von Baden gehörte, existiert seit 1888 eine ebenfalls nach ihm benannte Osergasse. Die Osergasse in Großjedlersdorf im 21. Wiener Gemeindebezirk ist hingegen nach dem Mediziner Univ.-Prof. Dr. Leopold Oser benannt, mit dem keinerlei Verwandtschaftsverhältnis besteht.

Bisher ging man davon aus, dass die Oserstraße erst im Laufe der Zeit bis zur Hugo Riedl-Straße ausgebaut wurde. Allerdings belegt der Wortlaut des Gemeinderatsbeschlusses aus dem Jahr 1902 mit dem die Hugo Riedl-Straße ihren Namen erhielt, dass diese schon damals explizit als Verbindungsstraße zwischen Josef Dunkl-Straße (damals Wiener Straße) und Oserstraße bezeichnet wurde. Ihre jüngste Erweiterung erfuhr die Oserstraße Anfang der 1950er Jahre durch die bauliche Aufschließung der Gründe der ehemaligen Holzhandlung Josias Eißler & Söhne, die dazu führte, dass auch am Ende der Oserstraße vier neue Einfamilienhäuser entstanden.

Bedeutende Gebäude bzw. Einrichtungen in der Oserstraße:

Oserstraße 1: (=Wiedenstraße 4): Bürgerhaus errichtet zu Beginn des 18. Jahrhunderts

Oserstraße 4, 4a und 6: 1861 begründete hier August Putz das Gasthaus „Zum Rebhuhn“, dass im Laufe der Jahrzehnte sukzessive ausgebaut wurde (Festsaal, Hotel, Garagen, etc.) und das mit seinen Nebengebäuden und dem großen Gastgarten beinahe den gesamten Bereich zwischen Oserstraße und Mitschastraße umfasste. Heute befindet sich hier das Gasthaus „Schillingwirt“.

Oserstraße 9: eine alte hier befindliche Hofstatt musste 1904 der neu errichteten Elisabeth-Kirche weichen; 1909 errichtete hier die im Besitz der Familie Mautner-Markhof stehende Brauerei St. Marx ein Bierdepot, das später bis 1989 von der Brauerei Schwechat genutzt wurde. Von 1991 bis 2024 befand sich hier das Kultur- und Bierlokal „Altes Depot“. An dieser Stelle darf auf den ausführlichen Beitrag zur Geschichte dieses Hauses verwiesen werden: Schwechater Bierdepot – Hausgeschichte Oserstraße 9

Oserstraße 11: Standort des Mistelbacher Spitals, bei dem es sich um eine im 14. Jahrhundert durch die Herren von Mistelbach gestiftete Sozialeinrichtung handelte, die von den Liechtensteinern weitergeführt wurde und bis 1928 existierte. Das alte Spitalsgebäude, dass direkt an der Mitschastraße lag, wurde 1884 Jahren abgebrochen und etwas zurückversetzt neu erbaut. Nachdem 1928 die letzte „Insassin“, die im Spital lebenden Menschen wurden auch „Pfründner“ bezeichnet, verstorben war, zogen später der Gendarmerieposten und danach für viele Jahre das Arbeitsamt ein. Heute befindet sich hier eine Mitte der 2010er Jahre errichtete Genossenschaftswohnhausanlage

Der Kreuzungsbereich Oserstraße - Mitschastraße etwa 1907-1910: Die Oserstraße nach der Querung der Mitschastraße ist mit gelber Strichlinie markiert und mit roter Beschriftung: das Spital (Oserstr. 11) und der Kindergarten (Oserstr. 12). Neben/vor dem Kindergarten gut erkennbar der zugehörige Garten auf dem in den 1960er Jahren das Postamt errichtet wurde.Der Kreuzungsbereich Oserstraße – Mitschastraße etwa 1907-1910: Die Oserstraße nach der Querung der Mitschastraße ist mit gelber Strichlinie markiert und mit roter Beschriftung: das Spital (Oserstr. 11) und der Kindergarten (Oserstr. 12). Neben/vor dem Kindergarten gut erkennbar der zugehörige Garten auf dem in den 1960er Jahren das Postamt errichtet wurde.

Das Haus Oserstraße 11 im Jahre 1986: Von 1884 bis 1928 diente als es der Armenversorgung (Das Haus Oserstraße 11 im Jahre 1986: Von 1884 bis 1928 diente als es der Armenversorgung („Mistelbacher Spital“), später als Gendarmerieposten und Arbeitsamt (bis 1957)

Oserstraße 121: bereits 1720 wird hier ein „Stübel“ erwähnt, später ein Kleinhaus – als Besitzer sind überliefert: Täry (um 1720), Zehentmayer, Johann Weiser (Weißer) (um 1799) und Stöger (1806); das heute an dieser Stelle bestehende Gebäude wurde 1889 als städtischer Kindergarten durch die Sparkasse Mistelbach errichtet und 1904 zum Landeskindergarten. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Kindergarten von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) geführt und ab 1945 schließlich wieder nö. Landeskindergarten. Nachdem die Raumnot immer drückender wurde und schon die Umkleide zu einem Aufenthalsraum umgebaut werden musste, konnte schließlich 1960 nach langem Ringen der neue Kindergarten in der Gewerbeschulgasse eröffnet werden. Das Gebäude wurde nunmehr als Ausweichsklassen für die in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen und ebenfalls unter großer Raumnot leidenden Volks- und Hauptschulen verwendet. 1962 kaufte die Gemeinde das Gebäude von der Sparkasse und in den ersten Jahren nach der Gründung des musisch-pädagogischen Gymnasiums (des heutigen BORG Mistelbach) im Jahre 1963 fand in Ermangelung eines eigenen Schulgebäudes unter anderem hier der Unterricht statt. Seit vielen Jahrzehnten befindet sich nun im Gebäude das Standesamt und außerdem ist die ÖVP-Bezirksparteizentrale hier eingemietet.

Das Haus Oserstraße Nr. 12 im Jahre 1989: von 1889 bis 1960 befand sich hier der Kindergarten, später wurde es zur Unterbringung von Klassen der Volks- und Hauptschule bzw. des 1963 gegründeten musisch-pädagogischen Gymnasiums (späteres BORG) genutzt; heute befindet sich hier unter anderem das Standesamt

Das Haus Oserstraße Nr. 12 im Jahre 1989: von 1889 bis 1960 befand sich hier der Kindergarten, später wurde es zur Unterbringung von Klassen der Volks- und Hauptschule bzw. des 1963 gegründeten musisch-pädagogischen Gymnasiums (späteres BORG) genutzt; heute befindet sich hier unter anderem das Standesamt

Oserstraße 15, 17, 19, 21 und 23: bei diesen handelt es sich um die zwischen 1910 und 1912 erbauten „Meeß-Häuser“, die nach ihrem Architekten und urspünglichen Eigentümer Otto Meeß benannt sind. Gleichfalls als „Meeß-Häuser“ werden auch die Häuser Liechtensteinstraße 8 und 10 bezeichnet, die ebenfalls von Meeß erbaut wurden. Für detaillierte Ausführungen zur (Entstehungs-)Geschichte dieser Häuser darf auf den Beitrag Meeß-Häuser – Liechtensteinstraße 8 und 10 & Oserstraße 15, 17, 19, 21 und 23 verwiesen werden.

Oserstraße 27: hier befand sich der 1896 eröffnete Tempel der israelitischen Gemeinde Mistelbachs; unter Zwang musste dieser im Jahre 1938 von der Kultusgemeinde der Stadt Mistelbach „geschenkt“ werden und die in der NS-Zeit als Lagerraum genutzte Synagoge wurde während den Kämpfen von Mistelbach absichtlich in Brand gesteckt. Nach der Rückstellung an die Israelitische Kultusgemeinde Wien wurde das Grundstück verkauft, die Synagoge 1979 abgetragen und an ihrer Stelle ein Wohnhaus errichtet. Näheres siehe im Beitrag Mistelbacher Synagoge

Oserstraße 29: in dem 1957 errichteten Gebäude befindet sich seither das Arbeitsamt (heute: AMS)

Wo befindet sich die Oserstraße?

Bildnachweis:
Oserstraße 11: aus der Sammlung von Frau Rehrmbacher
Oserstraße 12: Göstl-Archiv
Kreuzungsbereich Mitschastraße/Oserstraße: Ausschnitt aus einer Ansichtskarte aus den Beständen des StadtMuseumsarchiv Mistelbach

Quellen:

  1. Weinviertler Nachrichten, Nr. 39/1960, S. 3
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