Bezirkshauptmannschaft Mistelbach
Als Folge der Revolution des Jahres 1848/49 wurde unter anderem die Grundherrschaft abgeschafft und es entstand die Institution der freien und selbstständigen Gemeinde. Dadurch wurde die Neuordnung des Gerichts- und Verwaltungswesens notwendig und daher wurden 1850 die Bezirkshauptmannschaften geschaffen. Zum Standort dieser Behörde für unsere Gegend wurde Poysdorf ausgewählt, und Mistelbach wurde „nur“ Sitz eines Bezirksgerichts (1. Instanz) und eines Bezirks-Collegialgerichts (2. Instanz). Als wenig später die als Folge der Revolution gewährten verfassungsrechtlichen Zugeständnisse im Zuge des Neoabsolutismus in Österreich sukzessive wieder zurückgenommen wurden, darunter auch die Trennung von Gerichtsbarkeit und Verwaltung, wurden die Bezirkshauptmannschaften wieder aufgelöst und die Verwaltungsaufgaben den zu Bezirksämtern aufgewerteten Bezirksgerichten übertragen. Aufgrund der im Jahr 1867 eingeführten Verfassung wurde jedoch eine organisatorische Trennung von Verwaltung und Gerichtsbarkeit wieder notwendig und so wurden die Bezirkshauptmannschaften 1868 schließlich erneut eingerichtet. Bei der Standortwahl konnte sich diesmal Mistelbach durchsetzen und der Verwaltungsbezirk Mistelbach umfasste zunächst die Gerichtsbezirke Feldsberg (bzw. den später daraus hervorgegangenen Gerichtsbezirk Poysdorf), Mistelbach, Laa a.d. Thaya und Zistersdorf. Das Verwaltungsgebiet änderte sich im Laufe der Zeit: der Gerichtsbezirk Zistersdorf wurde 1899 der neugeschaffenen Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf zugeteilt, durch den Friedensvertrag von St. Germain gingen Feldsberg und einige weitere Gemeinden verloren, 1938 wurde das Gebiet um den Gerichtsbezirk Wokersdorf (jedoch ohne die Gemeinden Aderklaa, Deutsch-Wagram, Seyring, Süßenbrunn und Gerasdorf) erweitert.
Neben dem wenig später folgenden Bau der Staatseisenbahn, war die Errichtung der Bezirkshauptmannschaft sicherlich einer der großen Marksteine, die den rasanten Aufstieg Mistelbachs, der sich auch in der 1874 erfolgten Stadterhebung widerspiegelte, ermöglichten.
Nachfolgend werden chronologisch die Biografien der Bezirkshauptmänner des Verwaltungsbezirks Mistelbach im 19. und 20. Jahrhundert dargestellt, allerdings nur in Stichworten, da sich die Beamtenlaufbahnen in weiten Teilen sehr ähnlich sind.
Hofrat Wilhelm Peintinger (1868-1871)
* 16.12.1817, Retz
† 20.7.1886, Kapfenberg
erste berufliche Station im September 1842 als Civil- und Criminalgerichtspraktikant beim Magistrat Olmütz; Oktober 1842 bis September 1843 Justizactuar bei der Herrschaft Bisamberg; Oktober 1843 bis Jänner 1850 bei der Herrschaft Walpersdorf, zunächst als Justizactuar, ab Oktober 1848 in der Funktion als Oberbeamter, seit 1845 zeitgleich auch Justiziär der Pfarrherrschaft Oberwölbling; 1850-1854 Staatsanwaltssubstitut bzw. Leiter der Staatsanwaltschaft am Bezirksgericht Waidhofen a.d. Thaya; 1854 bis 1858 Bezirksvorsteher (=Vorsteher eines Bezirksamtes) in Allentsteig, von März 1858 bis Februar 1859 in derselben Funktion in Laa a.d. Thaya und danach 1859-1868 Bezirksvorsteher in Oberhollabrunn; 1868-1871 erster Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; 1871-1874 Bezirkshauptmann in Sechshaus (heute Teil des XV. Wiener Gemeindebezirks); 1874 Ernennung zum Statthaltereirat und ab diesem Zeitpunkt Referent und Mitglied der Landeskommission für Grundsteuer bei der nö. Statthalterei; 1879 Rückübernahme in den politischen Dienst bei der Statthalterei; 1884 Pensionierung und Verleihung des Titels Hofrat; danach übersiedelte er nach Kapfenberg, wo er nach seinem Tode auch beerdigt wurde;
Dr. Josef Ritter Pfusterschmid von Wallenau (1871-1883)
* 9.7.1822, Wien
† 25.3.1890, Wien
1843 Eintritt in den Dienst der niederösterreichischen Landesregierung; 1843-1845 Praktikant beim Kreisamt für das Viertel unter dem Wienerwald in Wiener Neustadt; 1845-1849 bei der niederösterreichischen Statthalterei in Wien; 1849-1850 beim Kreisamt für das Viertel ober dem Wienerwald in St. Pölten; 1850-1853 Bezirksgericht St. Pölten; 1853-1854 Bezirksgericht Waidhofen a.d. Thaya; 1855-1860 Kreiskommissär am Kreisamt für das Viertel unter dem Manhartsberg in Korneuburg; 1860-1871 Adjunkt beim Bezirksamt bzw. der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen; 1871-1883 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach, danach Ruhestand;
In seine Dienstzeit fiel die Stadterhebung Mistelbachs (1874), die er nach Kräften unterstützte.
Ehrenbürger: Laa a.d. Thaya (1883)
Sektionschef Dr. Ernst Oser (1883-1887)
* 23.10.1845, Grafenegg
† 25.9.1902, Wien
Matura am Stiftsgymnasium Melk; juridisch-politische Studien an der Universität Wien; 1869 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und in der Folge Verwendung bei Behörden in Wien, Baden, Hernals und beim Landesschulrat; ab 1874 Bezirkskommissär bei der Bezirkshauptmannschaft Baden; November 1883 bis November 1887 Bezirkshauptmann in Mistelbach; danach Bezirkshauptmann in Baden bis Ende des Jahres 1889 und in dieser Eigenschaft auch mit der „Tragödie von Mayerling“ befasst und u.a. für die rasche und geheime Bestattung von Mary Vetsera verantwortlich; ab Jänner 1890 mit der Leitung des Departments für „Volkswirtschaftliche und Landeskultur-Angelegenheiten, Unterrichtsstiftungen und Stipendien“ in der nö. Statthalterei betraut; ab Oktober 1896 bis zu seinem Tod Sektionschef im Ackerbauministerium; in Waldegg bei Wiener Neustadt bestattet;
Er unterstützte den Aufbau des Feuerwehrwesens im Bezirk und die Bildung und Tätigkeit der landwirtschaftlichen Bezirks- bzw. Ortsvereine; auch setzte er sich für die Errichtung der Winzerschule an seinem ehemaligen Dienstort Mistelbach ein; 1898 wurde die Oserstraße nach ihm benannt;
Ehrenbürger: Mistelbach (1893) und Gumpoldskirchen (1894)
Hofrat Johann Bažant (1887-1899)
* 21.12.1848, Wien
† 7.10.1920, Wien
1872 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich; danach als Konzipist bei folgenden Behörden tätig: Bezirkshauptmannschaft Hernals, niederösterreichische Statthalterei in Wien, Bezirkshauptmannschaft Waidhofen a.d. Thaya, Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen; 1879-1885 als Bezirks-Kommissär der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt; 1880 heiratete er die Mistelbacher Gastwirtstochter Theresia Kainz; 1885-1887 Rückkehr als Statthalterei-Sekretär in die niederösterreichische Statthalterei, wo er unter anderem für den Landesschulrat tätig war; 1887-1899 Bezirkshauptmann des Bezirks Mistelbach; 1899-1909 Bezirkshauptmann des Bezirks Floridsdorf-Umgebung (=Gerichtsbezirke Wolkersdorf u. Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); danach Übertritt in den Ruhestand; Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Mistelbach (1899); er ruht auf dem Wiener Zentralfriedhof
Ehrenbürger: Frättingsdorf, Hörersdorf, Laa a.d. Thaya (alle 1899), Kirchstetten und Gänserndorf
Hofrat Dr. Alfons Freiherr Klezl von Norberg (1899-1909)
* 8.8.1858, Hietzing (Wien)
† 22.12.1942, Wien
1880 Eintritt in den in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und Tätigkeit am Sitz der Statthalterei in Wien; 1882 Promotion Dr.iur.; 1882-1886 Praktikant bei der Bezirkshauptmannschaft Sechshaus (heute Teil des XV. Wiener Gemeindebezirks); 1886-1888 Konzipist bei der Bezirkshauptmannschaft Horn; 1888 Lokalkommissär für agrarische Operation in Allentsteig; 1889 Bezirks-Kommissär in Groß Enzersdorf; 1892-1895 der Bezirkshauptmannschaft Krems zugeteilt; 1895-1899 Dienst im Präsidialbureau und im Department für Kultuswesen der niederösterreichischen Statthalterei; 1899-1909 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; von 1909 bis zum Übertritt in den Ruhestand 1918: Leiter des Departments für Kultuswesen bei der niederösterreichischen Statthalterei; bestattet auf dem Hietzinger Friedhof; Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Mistelbach (1904);
Während seiner Amtszeit erfolgte der Bau des Bezirkskrankenhauses, zu dessen Errichtung er auch als Obmann des „Vereins zur Erbauung des öffentlichen Krankenhauses in Mistelbach“ tatkräftig beitrug. 1907 wurde im Rahmen eines Musikabends zugunsten des Krankenhausbaufonds ein von Heinrich Kosnapfl komponierter und dem Bezirkshauptmann gewidmeter „Freiherr von Norberg-Marsch“ uraufgeführt, der auch in Wien in Druck gelegt wurde und dessen Verkaufserträgnis ebenfalls dem Krankenhausbau zugutekam.
Ehrenbürger: Olgersdorf (1902), Eibesthal (1904), Mistelbach (1908), Neudorf bei Staatz (1909)
Dr. Julius Montadon (1909-1913)
* 5.1.1863, Wien
† 26.2.1915, Wien
1886 Promotion Dr.iur. Universität Wien; danach Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1889-1899 bei der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten tätig; 1899-1903 Bezirkskommissär bei der Bezirkshauptmannschaft Baden; 1903-1909 Statthaltereisekretär in der niederösterreichischen Statthalterei; im April 1909 mit der Leitung der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach betraut, und im November desselben Jahres dann offiziell zum Bezirkshauptmann ernannt; nach mehreren durch ein schweres Gallensteinleiden bedingten Beurlaubungen wurde er im April 1913 wieder in die Statthalterei einberufen und übersiedelte nach Mödling; wenig später wurde Dr. Montadon mit der Leitung des Departments IV betraut und ab März 1914 mit der Leitung des Departments V; er verstarb in Folge einer Operation zur Behandlung seines chronischen Leidens in einem Wiener Sanatorium und wurde in der Familiengruft in Ebreichsdorf beigesetzt
Ehrenbürger: Ober-Themenau (1911)
Hofrat Franz Dokaupil (1913-1926)
* 25.3.1870, Wien
† 18.5.1939, Wien
Studium an der juridischen Fakultät der Universität Wien; 1894 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1897-1898 der Bezirkshauptmannschaft Mödling zugeteilt; von 1898 bis 1902 bei der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach und nach kurzzeitigem Dienst in der niederösterreichischen Statthalterei im Jahr 1902-1903, danach wieder bis 1913 Bezirks-Kommissär in Mistelbach; ab April 1913 zunächst provisorisch, dann ab Jänner 1914 bis Ende Juni 1926 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; Versetzung in den Ruhestand aufgrund eines Nervenleidens; bestattet auf dem Friedhof Wien-Ottakring; er dürfte auch auf einem der beiden in der Kriegsbegeisterung des Jahres 1914 entstandenen katholisch-patriotischen Wandgemälde im Presbyterium der Pfarrkirche dargestellt gewesen sein, allerdings wurden diese im Zuge der Kirchenrenovierung 1935 übermalt;
In der Kriegszeit bemühte er sich um Schonung des Bezirks bei Requirierungen und während der nach Kriegsende herrschenden Lebensmittelknappheit lehnte Dokaupil den Vorschlag der Abriegelung gegenüber Wien ab, und half so der notleidenden Wiener Bevölkerung sich aus dem Umland mit Nahrung versorgen zu können.
Ehrenbürger: Ober-Themenau (1911), 1916 verliehen ihm auch sämtliche weiteren Gemeinden des Verwaltungsbezirks Mistelbach das Ehrenbürgerrecht, nachfolgend in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet: Altenmarkt, Althöflein, Altlichtenwarth, Altmanns, Altruppersdorf, Ameis, Asparn an der Zaya, Atzelsdorf, Bernhardsthal, Bischofswarth, Böhmischkrut (Großkrut), Bullendorf, Diepolz, Drasenhofen, Ebendorf, Ebersdorf an der Zaya, Eibesthal, Eichenbrunn, Enzersdorf bei Staatz, Erdberg, Ernsdorf bei Staatz, Ernstbrunn, Falkenstein,Fallbach, Feldsberg, Föllim, Frättingsdorf, Garschönthal, Gaubitsch, Gaunersdorf (Gaweinstal), Ginzersdorf, Gnadendorf, Grafensulz, Großharras, Hagenberg, Hagendorf, Hanfthal, Hausbrunn, Herrnbaumgarten, Herrnleis, Höbersbrunn, Hobersdorf, Hörersdorf, Hüttendorf, Katzelsdorf, Kettlasbrunn, Ketzelsdorf, Kirchstetten, Kleinbaumgarten, Kleinhadersdorf, Kleinschweinbarth, Klement, Kottingneusiedl, Laa an der Thaya, Ladendorf, Lanzendorf, Loosdorf, Michelstetten, Mistelbach, Neubau, Neudorf, Neuruppersdorf, Niederleis, Oberkreuzstetten, Oberschoderlee, Olgersdorf, Ottenthal, Paasdorf, Patzenthal, Patzmannsdorf, Pellendorf, Pottenhofen, Poysbrunn, Poysdorf, Pyhra, Rabensburg, Reinthal, Schletz, Schrattenberg, Schrick, Siebenhirten, Staatz, Steinebrunn, Stronsdorf, Stützenhofen, Ungerndorf, Unter-Themenau, Unterschoderlee, Unterstinkenbrunn, Waltersdorf bei Staatz, Walterskirchen, Wetzelsdorf, Wildendürnbach, Wilfersdorf, Wilhelmsdorf, Wultendorf, Wulzeshofen, Zlabern, Zwentendorf, Zwingendorf
Hofrat Dr. Karl Engelhart (1926-1929)
* 10.12.1882, Gloggnitz
† 21.2.1964, Wien
1903 Matura an der Theresianischen Akademie; 1909 Dr.iur. Promotion; danach Eintritt als Konzeptspraktikant in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und kurze Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1910-1912 bei der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen und 1912-1913 bei der Bezirkshauptmannschaft Horn; 1913 als Statthaltereikonzipist im Department VIII bei der niederösterreichischen Statthalterei; nach einem kurzen Einsatz bei der Bezirkshauptmannschaft Horn schließlich von 1914 bis 1922 der Bezirkshauptmannschaft Bruck a.d. Leitha zugeteilt; dort wirkte er 1917 auch als Vorstand der Barackenverwaltung des Flüchtlingslagers Bruck; anschließend bis 1926 bei der Bezirkshauptmannschaft Neunkrichen dienstzugeteilt; von März 1926 bis 1929 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; 1929-1935 Bezirkshauptmann in Floridsdorf-Umgebung (Gerichtsbezirke Wolkersdorf und Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); 1935 verlor er seinen Posten als Bezirkshauptmann aufgrund von nationalsozialistischer Betätigung – für eine Entlassung reichte seine Verfehlung nicht aus und so wurde er in das Referat 7 „Soziale Verwaltung und Elektrizitätswerke“ des Landesamts I versetzt – seit diesem Zeitpunkt galt er jedoch als illegales NS-Mitglied; nach dem „Anschluss“ 1938 stieg er zunächst zum kommissarischen Stellvertreter des Regierungsdirektors des Gaus Niederdonau auf – laut eigener Darstellung fiel er jedoch aufgrund seines Einsatzes für aus politischen Gründen vom NS-Regime verfolgte Kollegen in Ungnade und wurde „kaltgestellt“ und fungierte fortan nur mehr als Referatsleiter in der Statthalterei; 1942 scheint er als Dezernent bei der Abteilung Ia „Angelegenheiten der Gemeinden“ der Behörde des Reichsstatthalters in Niederdonau auf; von Juni bis August 1945 befand sich Dr. Engelhart in Untersuchungshaft aus der er aus gesundheitlichen Gründen jedoch entlassen wurde; Hintergrund dieser Untersuchungshaft war ein Prozess vor dem Volkgericht Wien im Jahr 1946 gegen Engelharts Gattin und seine Söhne wegen Denunziation angeklagt, da sie sich eines jüdischen Mieters aus einem im Familienbesitz befindlichen Zinshaus in Mödling derart entledigt haben, indem sie ihn bei der GESTAPO unter (falschen) Vorwänden anzeigten. Der gesundheitlich angeschlagene Mieter kam während der Haft zu Tode. Dr. Engelhart wurde der Mitwisserschaft in dieser Angelegenheit bezichtigt, allerdings konnten hierfür nicht ausreichend Anhaltspunkte festgestellt werden, sodass das Verfahren gegen ihn ausgeschieden wurde. Natürlich war auch bereits in diesem Verfahren Dr. Engelharts Verhältnis zur NSDAP Gegenstand der Verhandlung. Laut damaligen Informationsstand soll Engelhart ab 1938 Parteianwärter und ab 1942 schließlich Mitglied der NSDAP gewesen sein. 1947 tauchten jedoch neue Anhaltspunkte betreffend eine (bereits frühere) Mitgliedschaft Engelharts in der NSDAP während der Zeit der Illegalität und eine Mitgliedschaft in der SA-Reserve auf und somit wurde Dr. Engelhart wegen Hochverrats und Betrugs (aufgrund seiner falschen Angaben im Zuge der Registrierungspflicht für Nationalsozialisten) vor dem Volksgericht angeklagt – Informationen zum Ausgang dieses Verfahren fehlen leider; Engelhart wirkte Zeit seines Lebens als eifriger Komponist und bereits in der Zwischenkriegszeit wurden einige seiner Kompositionen auch im Radio aufgeführt; komponierte unter anderem den NÖ Landesfeuerwehrmarsch und war Anfang der 30er Jahre auch Bundesvorstandstellvertreter des Ostmark Sängerbundes und nach dem Krieg Vorstand des österreichischen Komponistenbundes; er wurde auf dem Friedhof in Mödling bestattet;
Ehrenbürger: Achau, Alt-Kettenhof, Bruck a.d. Leitha (1916), Enzersdorf a.d. Fischa, Fischamend, Hennersdorf (1916), Himberg (1916) Höflein (1916), Kledering, Leopoldsdorf (1920), Mannersdorf, Maria Lanzendorf, Ober-Lanzendorf, Schwadorf, Schwechat (1916), Wolkersdorf
Foto (Ausschnitt): Topothek Wolkersdorf, Verwendung mit freundlicher Genehmigung der Besitzerin Frau Agnes Nowotny
Dr. Franz Julius Kwizda (Edler von Hochstern) (1929-1935)
* 28.12.1889 in Korneuburg
† 6.3.1939, Bisamberg
1913 Promotion Dr.iur. Universität Wien; unmittelbar danach Eintritt in den den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und kurze Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1914-1918 der Bezirkshauptmannschaft Gmünd zugeteilt; 1918-1921 Dienst bei der Bezirkshauptmannschaft Floridsdorf-Umgebung (Gerichtsbezirke Wolkersdorf u. Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); kurzzeitig bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf und im Anschluss daran von 1922-1928 der Bezirkshauptmannschaft Korneuburg zugeteilt; 1929 bis September 1935 Bezirkshauptmann des Bezirks Mistelbach; danach ab 1935 Bezirkshauptmann Floridsdorf-Umgebung – aufgrund seines strikten Vorgehens gegen die Aktivitäten der illegalen Nationalsozialisten, wurde er nach dem „Anschluss“ seines Amtes enthoben.
Foto: Stadt-Museumsarchiv Mistelbach, aus dem Besitz von Herrn Mag. Karlheinz Brunhuber
Dr. Andreas Pomesberger (1935-1938)
* 28.5.1888, Thaya (Bez. Waidhofen a.d. Thaya)
† 18.5.1957, Wien
Matura: Staatsgymnasium Prachatitz (Südböhmen); 1908 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich; 1913 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1914 kurzzeitig der Bezirkshauptmannschaft Korneuburg zugewiesen und danach von 1914-1918 der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt; 1918-1926 Bezirkshauptmannschaft Korneuburg; 1926-1931 Bezirkshauptmannschaft Bruck a.d. Leitha; 1931-1935 Konzeptsbeamter bei der Bezirkshauptmannschaft Floridsdorf-Umgebung (Gerichtsbezirke Wolkersdorf u. Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); 1935 bis Juni 1938 Bezirkshauptmann in Mistelbach; danach Justiziar im Gaujägermeisteramt des Gaus Niederdonau; 1939 scheint er als Landrat (Bezirkshauptmann) in Gmünd auf und 1942 als Beamter bei der Abteilung IV „Landwirtschaft, Wirtschaft & Arbeit“ der Behörde des Reichsstatthalters in Niederdonau; Mai 1945 bis 1947 Bezirkshauptmann des Bezirks Korneuburg und danach Ministerialrat im Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau; Mitglied bei Schlaraffia Castell Cornoviae (Korneuburg); bestattet auf dem Friedhof Wien-Rodaun
Ehrenbürger: Atzelsdorf und Grafensulz (beide 1919);
Foto: Ausschnitt aus einem Foto anlässlich einer Festsitzung des Mistelbacher Gemeinderats 1936 – StadtMuseumsarchiv Mistelbach
Landräte während des NS-Regimes
Die Angleichung der Verwaltung der „Ostmark“ an das reichsdeutsche System erfolgte in zwei Schritten. Ab 1. Jänner 1939 änderten sich zunächst die formalen Bezeichnungen: aus dem Bezirk wurde der „(Land-)Kreis“, aus der Bezirkshauptmannschaft „der Landrat“ und auch der Bezirkshauptmann selbst, hieß fortan „Landrat“. Zur tatsächlichen Neustrukturierung kam es mit dem am 14. April 1939 in Kraft getretenen „Gesetz über den Aufbau der Verwaltung in der Ostmark“ („Ostmarkgesetz“).
SA-Oberführer Dkfm. Dr. Hubert Kuich (1938-1940)
* 14.10.1905, Kammer am Attersee
† 7.2.1940, Wien
Kam 1916 mit seiner Familie nach Mistelbach, als sein Vater Vorstand des Bahnbetriebsamts des Staatsbahnhofes Mistelbach wurde; hier verbrachte er einen großen Teil seiner Jugend und wurde im Umfeld der deutsch-völkischen Vereine Mistelbachs sozialisiert (u.a. Mitglied der pennalen Burschenschaft Tafelrunde deutscher Studenten Wartburg Mistelbach); Ende der 20er Jahre Sponsion zum Diplomkaufmann Hochschule für Welthandel Wien; 1932 Promotion Dr.iur. Universität Innsbruck; zuvor im Heimatschutz (Heimwehr) aktiv, trat er 1930 in die SA ein, und sollte später bis zum SA-Oberführer aufsteigen; die Zulassung als Rechtsanwalt wurde ihm wenig später aufgrund seiner illegalen politischen Betätigung wieder entzogen; Im Juni 1933 erste Inhaftierung in Stein a.d. Donau aufgrund von nationalsozialistischer Betätigung – insgesamt war er in der Zeit vor dem „Anschluss“ 25 Monate in Anhaltelagern bzw. Gefängnissen inhaftiert; 1936/37 in der Illegalität zum Brigadeführer der SA-Standarte 2 in Wien befördert; 1937 aus gesundheitlichen Gründen, die in seiner Haftzeit begründet waren, ins Deutsche Reich abkommandiert und dort im Rahmen des Parteitages 1937 als einer von wenigen „österreichischen Kämpfern“ vom Führer persönlich empfangen; im Zuge des „Anschlusses“ 1938 kam Kuich wie viele andere geflüchtete Nazis in die nunmehrige „Ostmark“ zurück und beteiligte sich an der Gewahrsamnehmung führender Persönlichkeiten des Schuschnigg-Regimes; als „alter Kämpfer“ wurde er mit dem Posten des Personaldirektors der Wiener Straßenbahnen belohnt; doch bereits im Juli 1938 folgte er dem Ruf des Gauleiters von Niederdonau, der ihn zum Bezirkshauptmann in seiner früheren Heimatstadt Mistelbach ernannte; Ende August 1938 kam Kuichs Dienstwagen in der sogenannten Waldbergkurve (Linkskurve unterhalb des Schricker Bergs) von der Straße ab und wurde schwer beschädigt. Kuich und seine Begleiter blieben jedoch wie durch ein Wunder unverletzt und in Schrick und Umgebung (nicht in Mistelbach) war diese bis heute gefährliche Kurve seither umgangssprachlich auch unter dem Namen „Landratskurve“ bekannt. starb bei einem Leuchtgasunfall in seiner Wiener Wohnung und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet; Ende Jänner 1940 wurde ihm durch Beschluss des Führers der Blutordens verliehen, aufgrund des Ablebens nur wenige Tage später entfiel die Verleihungszeremonie und der Orden wurde posthum an die hinterbliebenen Verwandten ausgefolgt.
SS-Untersturmführer Reg.Rat Dr. Heinrich Welker (1940-1943)
* 21.5.1905, Offenburg, Deutsches Reich
† ?
aufgewachsen in Mannheim; Studien in Heidelberg, Freiburg, Karlsruhe und Kiel; 1933 Eintritt in den Verwaltungsdienst in Kehl am Rhein; ab 1934 am Landratsamt in Bruchsal in Baden tätig, 1935 zum Regierungsrat ernannt, ab 1938 Landrat-Stellvertreter dort; 1939 zu besonderer Verwendung nach Neunkirchen und später zur Landeshauptmannschaft Niederdonau berufen; SA-Mitglied seit 1934, ab 1937 Parteimitglied der NSDAP und Sonderverwendung bei der SS; nach dem Tod von Kuich ab 1940 kommissarischer Landrat für den Landkreis Mistelbach bis Februar 1943 – seinem Einrücken zur Front
SS-Hauptsturmführer Dr. Paul Hönigl (1943-1945)
* 18.10.1895, Ybbsitz
† ?
1915 Kriegsmatura am Gymnasium Seitenstetten; im Anschluss Kriegsdienst beim Infanterieregiment Nr. 49, 1917 zum Leutnant der Reserve befördert; 1921 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1923 Eintritt in den Wiener Polizeidienst und Tätigkeit bei Polizeikommissariaten in verschiedenen Bezirken Wiens, im Sicherheitsbüro und ab 1928 in der Sicherheitswache ; seit 1932 gehörte er der NSDAP und seit 1937 der SS an; Im September des Jahres 1933 kam zu einem Disziplinarverfahren gegen Hönigl, damals Oberkommissär des Zentralinspektorats der Sicherheitswache, aufgrund einer von ihm gehaltenen Rede bei einer geheimen Versammlung der seit Juni 1933 verbotenen NSDAP – die Folge war eine zeitweilige Suspendierung vom Dienst; bereits zuvor war er aus dem Kommando der Alarmabteilung abberufen und einem Kommissariat zugeteilt worden – dies geschah im Zuge eines umfassenden personellen Umbaus dieser Abteilung, die über weite Teile nationalsozialistisch gesinnt war, und damit als „politisch unzuverlässig“ galt; Nach dem gescheiterten Putschversuch der Nationalsozialisten am 25. Juli 1934 wurde Dr. Hönigl verhaftet und sein Vermögen beschlagnahmt. Ihm und anderen nationalsozialistisch gesinnten Polizei- bzw. Bundesheeroffizieren wurde eine Beteiligung am Umsturzversuch, kurz Hochverrat, vorgeworfen. Schließlich wurde er im März 1935 vom Militärgericht Wien des Hochverrats schuldig gesprochen und zu zwölf Jahren schwerem Kerker verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er gemeinsam mit drei Mitverschwörern zwischen Sommer 1933 und Frühjahr 1934 regelmäßig konspirative Treffen abgehalten und einen Plan zur Besetzung des Bundeskanzleramtes und anderer öffentlicher Einrichtungen, sowie zur Gefangennahme der Regierung ausgearbeitet hatte. Laut diesem „ersten“ Putschplan, der später von anderen aufgegriffen, umgearbeitet bzw. verfeinert und ausgeführt wurde, wäre Hönigl für die Besetzung der Marokkanerkaserne zuständig gewesen. Durch Weitergabe ihres Planes und der Werbung dafür unter Angehörigen von Polizei und Bundesheer hätten die Angeklagten dazu beigetragen den Umsturzversuch der Nationalsozialisten vom 25. Juli 1934 vorzubereiten und diesen unterstützt. Zur Verbüßung seiner Strafe wurde Hönigl in die Strafanstalt Stein a.d. Donau verbracht., allerdings wurde er in Folge des Berchtesgardener Abkommens im Februar 1938 frühzeitig aus der Haft entlassen. Nach dem „Anschluss“ wurde er im für Arisierungen zuständigen Sonderdezernat IVd-8 („Entjudung und Sachschadenfeststellung“ – Vermögensstelle) des Reichsstatthalters in Niederdonau tätig; Oktober 1939 bis Oktober 1940 Mitarbeiter der Abteilung Innere Verwaltung beim Chef des Distrikts Krakau im besetzen Polen; danach kehrte Hönigl als Leiter an das Sonderdezernat IVd-8 zurück; September 1939 Verleihung des Blutordens der NSDAP, der höchsten Auszeichnung der Partei; Im Februar 1943, nach der Einberufung von Landrat Welker zum Kriegsdienst, wurde Dr. Hönigl neben seiner Tätigkeit in der Reichsstatthalterei auch zum (kommissarischen) Landrat von Mistelbach ernannt; Im Oktober 1944 übernahm er auch die kommissarische Leitung des Landratsamtes Gänserndorf; vor der herannahenden Roten Armee flüchtete Dr. Hönigl in Richtung Westen und wurde im Juni 1945 schließlich verhaftet und einige Monate später in das „Camp Marcus W. Orr“ (Lager Glasenbach), einem von den Amerikanern im salzburgischen Glasenbach eingerichteten Internierungslager für schwerbelastete Nationalsozialisten; Im Oktober 1946 Überstellung in das Landesgericht I Wien, wo er sich in einem Volksgerichtsprozess seiner Verantwortung stellen musste. Im Dezember 1947 Verurteilung wegen Hochverrats zu 18 Monaten schweren Kerkers, verschärft durch ein hartes Lager vierteljährlich, und Vermögensverfall. Durch die abgeleistete U-Haft galt die Freiheitsstrafe bereits als verbüßt und Hönigl wurde nach der Urteilsverkündung entlassen. Nach einiger Zeit der Arbeitslosigkeit verdingte er sich später als Hilfsarbeiter in Wien
Foto: Akt des Gaupersonalamts des Reichsgaues Wien („Gauakten“) zu Hönigl (Aktnr. 30.099) – Österreichisches Staatsarchiv
Bezirkshauptmänner in der Zweiten Republik
Regierungsrat Walter Brunhuber
* 1.1.1906, Mödling
† 13.4.1976, Mistelbach
nach der Reifeprüfung am humanistischen Gymnasium in Klagenfurt, studierte Brunhuber als Werkstudent Mathematik und Physik an der Universität Wien. Während seiner Studienzeit wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindung Kürnberg Wien im CV. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und mangelnder Berufsperspektiven für Mathematiker sah er sich gezwungen sein Studium abzubrechen und trat im Juli 1933 in den Dienst der Finanzverwaltung ein. 1933-1936 Verwendung als Buchhalter in der Einhebungsstelle der Steueradministration Wien 1/16; mit Februar 1936 an die Bezirkssteuerbehörde Mistelbach versetzt; Seine mehrfache Weigerung in die NSDAP bzw. eine ihrer Teilorganisationen einzutreten, führte dazu, dass die Kreisleitung der NSDAP seine rasche Einziehung zur Wehrmacht forderte. Durch glückliche Umstände konnte er sich jedoch dem Wehrdienst entziehen. Wenige Tage nachdem die Rote Armee Mistelbach am 18. April 1945 eingenommen hatte, wurde Brunhuber aufgrund eines einstimmigen Vorschlags der politischen Parteien und der Wirtschaft von der Besatzungsmacht als kommissarischer Bezirkshauptmann eingesetzt. Mit Beschluss vom 1. Mai 1945 wurde seine Einsetzung als provisorischer Bezirkshauptmann von der niederösterreichischen Landesregierung bestätigt. Die Einsetzung von Dr. Strau als Bezirkshauptmann dürfte bereits mit Anfang Juni beschlossen worden sein, tatsächlich konnte dieser seinen Dienst offenbar erst ab Juli 1945 antreten, sodass ihn Brunhuber bis zu diesem Zeitpunkt vertrat. Zusätzlich arbeitete er am Wiederaufbau des Finanzamts Mistelbach, mit dessen Leitung er ab Juli 1945 zeitweilig betraut war. Ab 1947 war er dort bis zu seiner Pensionierung als Leiter der Betriebsprüfungsabteilung tätig. Brunhuber ruht auf dem Mistelbacher Friedhof.
Foto: zur Verfügung gestellt von Herrn Mag. Karlheinz Brunhuber
Dr. Josef Strau (1945-1946)
* 11.7.1908, Groß Enzersdorf
† 31.3.2004, Wien
nach dem Tod seines Vaters 1910 war der ebenfalls aus Groß-Enzersdorf stammende Rechtsanwalt, und spätere Landeshauptmann und Bundeskanzler, Dr. Karl Buresch sein Vormund; 1927 Matura am Gymnasium Hollabrunn; ab dem Wintersemester 1927/28 studierte er zunächst drei Semester Theologie an der Universität Wien, bevor er an die juridische Fakultät wechselte; 1929 Aufnahme in den niederösterreichischen Landesdienst; 1933 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1935-1937 Konzeptsbeamter bei der Bezirkshauptmannschaft Gmünd; im Juni 1938 vom NS-Regime des Dienstes enthoben und Entlassung im November 1938; danach Hilfskraft bei der Firma Laconia in Wien, doch Ende Februar 1939 bereits wieder als „politisch nicht tragbar“ gekündigt; Juli 1939 bis Dezember 1941 als Revisionsassistent bei der Deutsche Treuhand AG Wien beschäftigt; danach bis Kriegsende Militärdienst; ab Juli 1945 bis Mai 1946 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; im Mai 1946 zur Dienstleistung im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft berufen; danach als Rat an den Verwaltungsgerichtshof berufen, und später dessen Vizepräsident; letzte Ruhestätte: Hietzinger Friedhof;
Hofrat Dr. Karl Mattes (1946-1956)
* 30.11.1905, Grund (Bezirk Hollabrunn)
† 14.10.1969, Wien
1927 Matura am Gymnasium Hollabrunn (er und sein Amtsvorgänger Dr. Strau waren Klassenkameraden); Mitglied der katholischen Studentenverbindung Aargau Wien im CV; 1933 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1934 Aufnahme in den niederösterreichischen Landesdient und der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn zugeteilt; im Mai 1938 vom NS-Regime des Dienstes enthoben und Aufnahme eines Verfahrens über seine Dienstausübung vor dem „Anschluss“; im Oktober 1938 wurde über ihn ein Aufenthaltsverbot in den Bezirken Hollabrunn, Horn und Mistelbach verhängt; November 1938 schließlich Entlassung aus dem Landesdienst; ab Ende 1939 Tätigkeit bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Kompaß in Wien bis eine weitere Beschäftigung dort im Mai 1941 vom nationalsozialistischen Rechtswahrerbund aus politischen Gründen untersagt wurde; zeitweilig unter Polizeiaufsicht, später kurzzeitige Untersuchungshaft und als wehrunwürdig erklärt; später angeblich bei der deutschen Treuhandverwaltung in Krakau tätig; im Juli 1944 schließlich doch zum Wehrdienst eingezogen, geriet er zu Ende des Krieges in russische Kriegsgefangenschaft; infolge Arbeitsunfähigkeit aufgrund schwerer Erkrankung bereits Ende August 1945 aus der Gefangenschaft entlassen; ab Oktober 1945 war er der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt; April 1946 bis Ende 1956 Bezirkshauptmann in Mistelbach; ab Anfang des Jahres 1957 bis zu seinem Tode Vorstand der niederösterreichischen Agrar-Bezirksbehörde in Wien; 1960-1965 Bürgermeister (ÖVP) der Gemeinde Pulkau; Träger des goldenen Ehrenringes der Gemeinde Pulkau; Dr. Mattes wurde auf dem Friedhof Pulkau bestattet; 2009 wurde die Karl Mattes-Straße nach ihm benannt;
Ehrenbürger: insgesamt 109 Gemeinden verliehen Dr. Mattes das Ehrenbürgerrecht, (davon alleine im Bezirk Mistelbach nachweislich 98 Gemeinden), nachfolgend sind diese soweit bekannt nach Jahreszahlen gegliedert angeführt:
Altenmarkt, Althöflein, Altmanns, Altruppersdorf, Ameis, Asparn, Atzelsdorf, Bernhardsthal, Bogenneusiedl, Bullendorf, Drasenhofen, Diepolz, Ebersdorf, Eibesbrunn, Eibesthal, Enzersdorf bei Staatz, Erdberg, Ernsdorf bei Staatz, Ernstbrunn, Falkenstein, Fallbach, Frättingsdorf, Friebritz, Föllim, Garmanns, Gaubitsch, Gaweinstal, Ginzersdorf, Gnadendorf, Grafensulz, Großebersdorf, Großharras, Großkrut, Guttenbrunn, Hagenberg, Hagendorf, Hanfthal, Hausbrunn, Herrnbaumgarten, Herrnleis, Hobersdorf, Hörersdorf, Hornsburg, Katzelsdorf, Kettlasbrunn, Ketzelsdorf, Kleinbaumgarten, Kleinhadersdorf, Kleinschweinbarth, Klement, Kottingneusiedl, Loosdorf, Michelstetten, Neubau, Neudorf, Neuruppersdorf, Niederleis, Oberkreuzstetten, Oberschoderlee, Olgersdorf, Ottenthal, Paasdorf, Patzenthal, Patzmannsdorf, Pellendorf, Pfösing, Pottenhofen, Poysbrunn, Poysdorf, Pürstendorf, Putzing, Pyhra, Rabensburg, Reinthal, Röhrabrunn, Schrattenberg, Schrick, Siebenhirten, Staatz, Steinebrunn, Stronegg, Stronsdorf, Stützenhofen, Ungerndorf, Unterschoderlee, Unterstinkenbrunn, Waltersdorf bei Staatz, Wenzersdorf, Wetzelsdorf, Wilhelmsdorf, Wultendorf, Wulzeshofen, Zlabern, Zwentendorf und Zwingendorf (alle 1951), Mistelbach (1954), Grund (1955), Eichenbrunn (1956), Lanzendorf (1966)
Hofrat Dr. Alfred Kriegl (1957-1962)
* 7. 5.1910, Wien
† 11.6.1979, Wien
Matura am Gymnasium Kalksburg; Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien; 1934 Eintritt in den nö. Landesdienst; nach dem „Anschluss“ 1938 aus politischen Gründen zwangsweise zum Landratsamt des Regierungsbezirks Merseburg bei Halle a.d. Saale (Sachsen-Anhalt) versetzt; 1940-1945 Kriegsdienst; nach Kriegsende einige Monate als Staatskommissär für die Beziehungen der österreichischen Bundesländer bei der Tiroler Landesregierung tätig; Herbst 1945-1949 Dienst im Präsidium der nö. Landesregierung; 1949-1956 Bezirkshauptmann-Stellvertreter in Wiener Neustadt, während dieser Zeit auch Sachverständiger für Verkehrsunfälle bei den Kreisgerichten Wiener Neustadt und Eisenstadt, außerdem unterrichtete er Staatsrecht und Nationalökonomie an der Handelsakademie Wiener Neustadt; 1957 bis Ende 1962 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirkes Mistelbach; 1963-1964 Bezirkshauptmann im Verwaltungsbezirk Wien-Umgebung; ab Beginn des Jahres 1965 bis zur Pensionierung mit Jahresende 1973 Leiter des Landesamtes V/1 für „Gewerbe, Handel, Industrie und Buschenschankangelegenheiten“; am Wiener Zentralfriedhof bestattet; Dr. Kriegl hatte von 1958 bis in die 1970er Jahre einen Wohnsitz in der Gemeinde Bernhardsthal, wo seine Gattin als Dentistin tätig war.
Leistungen während seiner Amtszeit als Bezirkshauptmann von Mistelbach: Errichtung von drei Altersheimen; treibende Kraft hinter der Errichtung des urgeschichtlichen Museums Asparn und weiters Gründer des Museumsvereins für den Bezirk; Gründung des Fremdenverkehrsvereins für den Bezirk; Planung und Baubeginn der Ringwasserleitung für 40 Gemeinden im Bezirk, mittels der die Wasserqualität deutlich gehoben werden konnte und in diesem Zusammenhang Anregung zur Gründung der Niederösterreichische Siedlungswasserbau Gesellschaft (NÖSIWAG) (heute: Wassersparte der EVN AG); gründete den Bezirks-Krankenhausverband und sicherte damit den Bestand des Krankenhauses Mistelbach
Ehrenbürger: Gartenbrunn (Unterstinkenbrunn)
Hofrat Dr. Leopold Speiser (1963-1967)
* 16.2.1922, St. Margarethen an der Sierning
† 25.9.1998, Baden
Gymnasium St. Pölten; ab 1942 Kriegsdienst und anschließend russische Kriegsgefangenschaft bis Dezember 1946; nach Rückkehr aus der Gefangenschaft Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, 1950 Promotion Dr.iur.; Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.a.V. Norica Wien im ÖCV; bereits vor Studienabschluss Eintritt in den nö. Landesdienst; Tätigkeit an verschiedenen Bezirkshauptmannschaften; Juli 1961 bis Ende des Jahres 1962 Bezirkshauptmann in Bruck a.d. Leitha; Jänner 1963 bis Ende April 1967 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirkes Mistelbach; 1967-1974 Bezirkshauptmann in Baden; 1974-1979 Landesamtsdirektor-Stv., 1979 Landesamtsdirektor bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1987; 1967 Verleihung des Ehrenrings der Stadtgemeinde Mistelbach; auf dem Stadtfriedhof Baden beerdigt;
Hofrat Mag. Karl Müller (1967-1977)
* 1.5.1912, Wien
† 19.1.1996, Mistelbach
Studium in Wien und Prag; Mitglied der katholischen Studentenverbindung Ferdinandea Prag (Heidelberg) im CV; nach Abschluss des rechtswissenschaftlichen Studiums als abs.iur. folgt eine Tätigkeit in der Privatwirtschaft; danach Eintritt in den öffentlichen Dienst und Zuweisung zum Landesamt im nordböhmischen Gablonz; ab 1941 Kriegsdienst in der deutschen Wehrmacht an West- und Ostfront; Eintritt in den nö. Landesdienst 1946, zunächst bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf; ab 1950 Bezirkshauptmannstellvertreter bei der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn und ab Juli 1955 in selber Funktion in Baden; 1957-1967 Bezirkshauptmann des Bezirks Zwettl; April 1967 bis Ende des Jahres 1977 Bezirkshauptmann in Mistelbach; 1977 Verleihung des Ehrenrings der Stadtgemeinde Mistelbach; ruht auf dem Mistelbacher Friedhof
Hofrat Dr. Herbert Foitik (1978-2002)
* 2.9.1939, Wien
† 19.4.2009, Mistelbach
Matura am akademischen Gymnasium Wien; Jugendmeister im Tischtennis; Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien als Werkstudent; Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.Ö.H.V. Sängerschaft Waltharia Wien im ÖCV; nach Abschluss des Studiums zunächst bei der Handelskammer tätig; 1965 Eintritt in den Landesdienst, und als Jurist den Bezirkshauptmannschaften Wiener Neustadt bzw. Wien Umgebung zugeteilt; 1970-1973 Bezirkshauptmannstellvertreter in Gmünd; 1974-1977 Bezirkshauptmannstellvertreter in Gänserndorf; von Beginn des Jahres 1978 bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand Ende 2002 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; 1999 Verleihung des Ehrenrings der Stadtgemeinde Mistelbach; beigesetzt auf dem Mistelbacher Friedhof
Quellen:
-) Heimatbuch des Verwaltungsbezirks Mistelbach – Band III, Der Bezirk Mistelbach und seine Gemeinden 1945 – 2005 (2005), S. 133
-) Die letzten Ruhestätten der in Wien bestatteten früheren Bezirkshauptmänner konnten meist mittels der Verstorbenensuche – Online Services Friedhöfe Wien eruiert werden.