Rebhuhngasse

Diese Gasse erhielt ihren Namen durch Beschluss des Gemeinderates vom 14.12.1981. Bei der Benennung der Verkehrsflächen in der „Gartensiedlung I“ wurden Namen mit Bezug zum Jagdwesen gewählt.

Wo befindet sich die Rebhuhngasse?

Quellen:
-) Leithner, Johann: „Über unsere Straßennamen und deren Bedeutung“ In: Exl, Mag. Engelbert: 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 253

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Czacha, Clemens

Don Clemens Cžácha

Don Clemens Cžácha* 18.8.1869, Lichtberg bei Natternbach (Oberösterreich)1
† 24.5.1917, ebendort2

Der spätere Ordensgeistliche Don Clemens wurde 1869 als Johann Ludwig Cžácha in die Familie des Müllermeisters Johann Martin Cžácha und dessen Gattin Maria, geb. Péšta, in Lichtberg geboren. Seit jeher gehörte sein Geburtsort, die aus wenigen Gebäuden bestehende Rotte Lichtberg, zur Pfarre Natternbach, war jedoch trotz der räumlichen Nähe zu diesem Ort (unfreiwillig) von Ende des 18. Jahrhunderts bis 1938 Teil der Gemeinde Neukirchen am Walde. Die Familie Cžácha3 (auch Czácha, Cácha bzw. Čacha geschrieben) erbaute um 1860 das Haus Lichtberg Nr. 4, die am Natternbach gelegene Cžácha-Mühle.4 Seine Eltern stammten aus Südböhmen und waren tschechischer Nationalität, wie auch die Angabe seiner Muttersprache mit Tschechisch auf Cžáchas Nationale im Archiv der Universität Wien nahe legt.

Er besuchte die Unterstufe des bischöflichen Gymnasiums auf dem Freinberg (das heutige Aloisium) in Linz und war wahrscheinlich Zögling im dortigen Knabenseminar. Später wechselte Cžácha an das k.k. Staatsgymnasium in Linz, wo er die Reifeprüfung ablegte. Im Wintersemester 1892/93 trat er in das bischöfliche Clerial-Seminar in St. Pölten ein und nahm an der dortigen Theologischen Lehranstalt sein Studium auf.5 1894 erfolgte Cžáchas Eintritt in die Kongregation der Regularkleriker vom heiligen Paulus – so der vollständige Name des Barnabitenordens – und er ging als Novize in das Barnabitenkollegium St. Michael in der Wiener Innenstadt.6 Er wählte den Ordensnamen Clemens, legte 1895 die einfache Profess ab und setzte mit Beginn des Wintersemesters 1895/96 sein Studium an der theologischen Fakultät der Universität Wien fort.7 Nach dem Abschluss des Studiums empfing Don Clemens am 25. Juli 1897 im Wiener Stephansdom die Priesterweihe und feierte am Tag darauf in der Hof- und Stadtpfarrkirche St. Michael seine Primiz.8 1897 legte Cžácha auch die ewige Profess ab und wurde im September diesen Jahres als Cooperator (=Kaplan) in die vom Barnabitenorden betreute Pfarre Mistelbach entsandt.9

Dem Gründungskuratorium und auch dem Arbeitsausschuss des 1898 gegründeten Mistelbacher Heimatmuseums gehörte der damalige Pfarrer und Propst des Mistelbacher Barnabitenkollegiums Don Franz Sales Reidinger an.10 Der Schluss liegt nahe, dass sich Propst Reidinger bei der Arbeit im Museum von seinem Kaplan unterstützen bzw. vertreten ließ, da Cžácha sich während seiner Mistelbacher Zeit umfassende Kenntnisse der Geschichte der Stadt aneignete. Erster Beleg dafür sind einige im Frühjahr 1899 im „Bote aus Mistelbach“ erschienene kurze Beiträge zur Geschichte Mistelbachs bzw. zu im Museum vorhandenen Urkunden („Der Tulverhof im oberen Dorf“, „Freibrief über die Jahrmärkte zu Mistelbach aus dem Jahre 1372“,  „Das Kreuzwirtshaus und das Gasthaus zum weißen Ross“), die mit Cz. bzw. C. unterfertigt waren und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Don Clemens Czácha zugerechnet werden müssen.11 Einige Monate nach seinem Abschied aus Mistelbach erschien ab Juli 1900 eine von ihm verfasste und ebenfalls im Bote aus Mistelbach veröffentlichte, mehrteilige Beitragsserie zur Geschichte der einst zur Grundherrschaft der Pfarre Mistelbach gehörenden Steinbruckmühle (heute: Zuckermühle, Hobersdorf) – diesmal unter Angabe seines vollständigen Namens.12 1903 erschien in derselben Zeitung ein weiterer, unter der oben bereits erwähnten Abkürzung „Cz.“ veröffentlichter, ausführlicher Beitrag zur Geschichte der im Besitz der Pfarre befindlichen „Jungfrauenfahne“, bei der es sich ursprünglich um die 1848 gestiftete Fahne der Mistelbacher Nationalgarde handelte.13 

In Mistelbach wirkte Cžácha weiters als Präses (=geistlicher Leiter) des hiesigen katholischen Gesellenvereins14 und als Religionslehrer an der Mädchen Volks- und Bürgerschule15 bzw. im Jahre 1898 zusätzlich auch an der Volksschule in Lanzendorf.16 Nach mehr als zwei Jahren in Mistelbach17 wurde Don Clemens im Jänner 1900 wieder zurück an die Pfarre St. Michael in Wien berufen.18 Dort scheint er als Pfarrkurat auf, und wirkte später auch als Bürgerschul- bzw. Christenlehr-Katechet und Vice-Lokalpräses des katholischen Gesellen-Hauptvereins.19

Der Stadt Mistelbach blieb Don Clemens jedoch weiterhin verbunden und natürlich entging ihm auch nicht das Erscheinen der im Herbst des Jahres 1901 von Karl Fitzka veröffentlichen Geschichte der Stadt Mistelbach. In einem Anfang Dezember des Jahres 1901 im „Bote aus Mistelbach“ veröffentlichten Brief lobte Cžácha Fitzkas Werk, kritisierte fachkundig jedoch einige Ausführungen bzw. Schlüsse Fitzkas bezüglich der frühesten Geschichte Mistelbachs, unter anderem, dass bereits im Jahr 991 hier eine Synode abgehalten worden wäre und die Gründung Mistelbachs bereits im 9. Jahrhundert erfolgt sei. Zwischen Cžácha und Fitzka entwickelte sich daraufhin ein mittels abgedruckter Einsendungen im „Bote aus Mistelbach“ ausgetragener Expertenstreit, der sich über mehrere Ausgaben hinweg entspann.20 Im Rückblick muss Don Clemens mit seiner Interpretation recht gegeben werden, der die Synode richtigerweise dem oberösterreichischen Mistelbach bei Wels zuordnete und die Gründung Mistelbachs erst ins 11. Jahrhundert verortete. Zwischen 1871 und 1927 wurde vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich die Topographie von Niederösterreich, ein umfassendes topographisch-historisches Werk, herausgegeben und der 1906 im Rahmen dieser Publikation veröffentlichte Beitrag zu Mistelbach stammt von Don Clemens Cžácha. Am Ende des ersten Briefes im Expertenstreit mit Fitzka, hatte Cžácha das Erscheinen einer von ihm verfassten Geschichte der Pfarre Mistelbach angekündigt. Eine solche Publikation ist nicht überliefert, und diese zweifellos während seiner Zeit in Mistelbach begonnene Arbeit bildete mit Sicherheit die Grundlage seines Beitrags für die Topographie.  Cžáchas Beitrag zur Geschichte Mistelbachs stellt eine weitere (und die erste wissenschaftlichen Standards entsprechende) Pionierarbeit der Mistelbacher Heimatforschung dar, die allerdings, da nicht als eigenständiges Werk erschienen, oft im Schatten der beiden Fitzka Bände steht.

Link zu Don Clemens Cžacha: Mistelbach in der Topographie von Niederösterreich (Band VI, Heft 9-11 (1906), S. 609-666)

1908 wechselte Cžácha als Kaplan an die Pfarre Mariahilf und wurde Prokurat und Kanzler im Barnabitenkollegium zu Mariahilf. Von 1911 bis zu seinem Tode 1917 war er schließlich an der k. u. k. Hof- und Stadtpfarre St. Michael und dem dortigen Kollegium als Pfarrkurat bzw. Provinz- und Kollegiumskanzler tätig.21 Im August 1911, anlässlich des (vermeintlichen) 750-Jahr-Jubiläums der erstmaligen urkundlichen Erwähnung seiner Heimatgemeinde bzw. -pfarre Natternbach, veröffentlichte er unter dem Titel „Natternbach – Eine kleine Dorfgeschichte“ eine geschichtliche Abhandlung, die in einer vierteiligen Beitragsserie in der Illustrierten Unterhaltungsbeilage des Linzer Volksblattes erschien.22

Während des Ersten Weltkriegs wirkte Don Clemens auch in dem im Mariahilfer Barnabitenkollegium eingerichteten Vereins-Reservespital Nr. 5 des Roten Kreuzes und wurde hierfür 1915 mit der Militär Jubel-Medaille und dem Ehrenzeichen für Verdienste um das Rote Kreuz II. Klasse mit Kriegsdekoration ausgezeichnet.23 Darüber hinaus soll Cžácha ein Ehrendoktorat innegehabt haben und im Februar 1917 wurde ihm der Ehrentitel eines bischöflichen Notars (zu Königgrätz) verliehen.24

Bereits seit 1916 litt Cžácha an einem Herzleiden zu dem in weiterer Folge eine Nierenerkrankung hinzukam, weshalb er sich nach Linz in Behandlung begab. Dort erlitt er am 14. März 1917 einen Schlaganfall und als er merkte, dass es dem Ende zuging, ließ er sich am 21. Mai zu seiner Mutter in sein Elternhaus nach Lichtberg bringen, wo er schließlich am 24. Mai 1917 an einer Gehirnblutung verstarb und drei Tage später am Friedhof Natternbach beigesetzt wurde.

Quellen:
-) Linzer Volksblatt, 1. Juni 1917 (Nr. 127), S. 3 (ONB: ANNO)
-) Cžáchas Nationale im Archiv der Universität Wien

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Mistelbach und seine Katastralgemeinden in der „Topographie von Niederösterreich“ des Vereins für Landeskunde

Der 1864 gegründete und bis heute bestehende „Verein für Landeskunde von Niederösterreich“ begann 1871 ein Mammutprojekt, nämlich die Herausgabe einer ausführlichen Topographie Niederösterreichs. Als Vorbild dienten die bisher erschienenen Topographien (u.a. Weiskern (1769), Schweickhardt (1831-1841)), die jedoch bereits sehr veraltet und in vielen Bereichen auch fehlerhaft waren. Das angestrebte Werk, das dem Kronprinzen Rudolf gewidmet war, sollte darüber hinaus wesentlich detaillierter sein als alle Vorgänger und unter Einhaltung moderner wissenschaftlicher Standards abgefasst werden.

Die Topographie erschien in Teillieferungen, die als Hefte bezeichnet wurden und meist aus mehreren Bögen bestanden, und im Stile einer Loseblattsammlung über eine fortlaufende Seitennummerierung verfügten. Der erste Teilband (Teil 1) widmete sich dem Land Niederösterreich allgemein (Landschaft, Klima, Kultur, Wirtschaft, Bevölkerung, etc.), während die folgenden Bände (Teil 2) sämtliche Orte in alphabetischer Reihenfolge behandeln sollten. Nach Abschluss des allgemeinen, ersten Teils bzw. später jeweils immer (einen oder) mehrere Buchstaben abschließend, wurden die meist über einen Zeitraum von mehreren Jahren erschienenen Hefte zu einem Band zusammengefasst und ein entsprechendes Vorwort samt Register nachgereicht. Der Erste Weltkrieg führte 1914 zur vorläufigen Einstellung des Projekts, das nach dem Krieg fortgeführt werden sollte. Doch die Papierknappheit nach dem verlorenen Weltkrieg, finanzielle Engpässe und die Tatsache, dass es nach dem Krieg weniger Beamte gab, die sich während ihrer Dienstzeit diesem Projekt widmen konnten, waren die Gründe, die die oft angekündigte Wiederaufnahme der Publikation immer wieder vereitelten. Schließlich konnte im Jahr 1927 beim Buchstaben P dort fortgesetzt werden, wo man dreizehn Jahre zuvor geendet hatte, allerdings folgten nur wenige weitere Hefte und das Erscheinen wurde in Band 8 inmitten des Beitrags zu St. Peter in der Au eingestellt.

Die redaktionelle Leitung der Topographie lag im Laufe des Erscheinens bei folgenden Personen:
1871-1887 Moritz Alois Ritter von Becker
1887-1894 Franz Schnürer
1894-1897 Anton Mayer
1897-1901 Dr. Albert Starzer
1901-1927 Dr. Max Vancsa

Von den Genannten bzw. ihrem jeweiligen Redaktionsteam stammt der Großteil der Artikel in der Topographie, aber auch viele externe Autoren, oftmals Geistliche und Lehrer, stellten Beiträge zur Verfügung.

Immer wieder gab es die Idee das Werk zu vervollständigen, und schließlich wurde Ende der 1980er Jahre tatsächlich der Versuch gewagt die Topographie unter dem Titel „Historisch-topographisches Lexikon von Niederösterreich“ wiederzubeleben. Beginnend mit dem Buchstaben P, bei dem die Topographie 1927 abrupt endete, sollte die Reihe fortgesetzt werden und die bereits erschienen Beiträge des achten Bandes wurden um aktuelle Daten und Ereignisse ergänzt und neu veröffentlicht. Doch schon nach der ersten Teillieferung (Paasdorf-Pframa) endete dieser Fortsetzungsversuch.

Über Mistelbach findet sich ein ausführlicher, gut recherchierter, knapp 60 Seiten umfassender Artikel, verfasst vom Barnabitenpater Don Clemens Cžácha. Cžácha war von 1897 bis 1900 in Mistelbach als Kaplan tätig und lieferte mit diesem Beitrag nach Fitzka die zweite detaillierte Aufarbeitung der Geschichte Mistelbachs.

Der Beitrag zu Mistelbach ist als pdf-Dokument auf mi-history.at online und kann über diesen Link abgerufen werden:
Don Clemens Cžácha: Art. Mistelbach in: Band VI, Heft 9-11 (1906), S. 609-666
(Download: rechter Mausklick auf den Link und „Ziel speichern unter …“ auswählen oder nach dem Öffnen des Links rechts oben auf das Downloadsymbol klicken)

Die gesamte Topographie des Vereins für Landeskunde ist in den Online-Beständen des Niederösterreichischen Landesarchivs (unter Nachschlagewerke) verfügbar. Nachfolgend die direkten Links zu den Beiträgen zu Mistelbach und seinen Katastralgemeinden, unter Angabe des Autors und der Teillieferung mit der der jeweilige Beitrag erschien:

Moritz Alois Ritter von Becker: Art. Ebendorf in: Band II, Heft 10 (1883), S. 398-400 (Online NÖ Landesarchiv)
Moritz Alois Ritter von Becker: Art. Eibesthal in: Band II, Heft 14 u. 15 (1885), S. 517-521 (Online NÖ Landesarchiv)
Moritz Alois Ritter von Becker: Art. Frättingsdorf in: Band III, Heft 2 u. 3 (1888), S. 164-165 (Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer/ Gustav Schimmer: Art. Hörersdorf in: Band IV, Heft 4- 6 (1896) S. 314 (Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer/ Gustav Schimmer: Art. Hüttendorf in: Band IV, Heft 7-9 (1897), S. 438 (Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer: Art. Kettlasbrunn in: Band V, Heft 1-3 (1898), S. 86-87
(Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Albert Starzer: Art. Lanzendorf in: Band V, Heft 10-12 (1901), S. 669-670
(Online NÖ Landesarchiv)
Don Clemens Czacha: Art. Mistelbach in: Band VI, Heft 9-11 (1906), S. 609-666
(Online NÖ Landesarchiv)
Dr. Franz Heilsberg: Art. Paasdorf in: Band VIII, Heft 1 u. 2 (1914), S. 1-4
(Online NÖ Landesarchiv)

Da die Topographie 1927 inmitten des 8. Bandes (Buchstabe P) eingestellt wurde, existiert zur Katastralgemeinde Siebenhirten kein Beitrag.

 

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Mistelbacher Bürgermeisterkette

In der Sitzung vom 20. September 1907 beschloss der Niederösterreichische Landtag anlässlich des im darauffolgenden Jahr bevorstehenden 60-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. die Stiftung der sogenannten Bürgermeister-Medaille.25 Diese an einem blau-gelben Stoffband angebrachte, vergoldete Silbermedaille zeigt auf ihrer Vorderseite das Porträt des Kaisers mit den Jahreszahlen 1848-1908, umrandet von dem Schriftzug: „Die Grundfeste des freien Staates ist die freie Gemeinde“ – der ersten allgemeinen Bestimmung des im Jahr 1849 mittels kaiserlichem Patent erlassenen provisorischen Gemeindegesetzes. Auf der Rückseite ist das Wappen des Erzherzogtums Österreich unter der Enns abgebildet mit dem Vermerk „gewidmet vom Land Nieder-Österreich“. Diese Medaille wurde allen im Jahr 1908 im Amt befindlichen niederösterreichischen Bürgermeistern verliehen. Im Beitrag „Bürgermeister im Jubiläumsjahr 1908“, der Ausschnitte aus dem ebenfalls anlässlich dieses Regierungsjubiläums erschienenen Bürgermeisteralmanachs zeigt, sind auch die Bürgermeister der heutigen Katastralgemeinden als Träger dieser Medaille abgebildet.

Vorderseite der vom Landtag gestifteten Bürgermeister-MedailleRückseite der vom Landtag gestifteten Bürgermeister-Medaille


Der damalige Mistelbacher Bürgermeister Thomas Freund, der im Jahr 1908 sein zwanzigjähriges Amtsjubiläum feierte, nahm diese Medaille als Anlass für die Anschaffung einer Bürgermeisterkette und lies auf eigene Kosten eine solche anfertigen. Auch andere Städte (u.a. Amstetten, Klosterneuburg, Waidhofen a.d. Ybbs) nutzen die Medaille als Basis für die Schaffung von Bürgermeisterketten. Im Februar 1908 beauftragte Freund die Gold- und Silberwarenfabrik Johann Bauer in Wien-Neubau mit der Herstellung dieser ebenfalls aus vergoldetem Silber bestehenden Kette.26

Die Bürgermeisterkette im Originalzustand auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1991Die Bürgermeisterkette im Originalzustand auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1991

Die folgend dargestellten Kettenglieder sind miteinander durch vergoldeten Silberdraht verbunden:

Den Abschluss der Kette an der die Bürgermeister-Medaille befestigt ist, bildet eine Darstellung des Mistelbacher Wappens, umrandet von dem Schriftzug „Mistelpach“ in Anlehnung an die älteste überlieferte Darstellung eines Gemeindesiegels aus dem frühen 17. Jahrhundert. Auf der Rückseite findet sich folgende Gravur: Stifter der Kette Bürgermeister Thomas Freund 1888-1911

Das bis 1974 gebräuliche Wappen der Stadt MistelbachRückseite des Wappenstücks der Kette


Auf Medaillons mit jeweils 4 cm Durchmesser sind die Dreifaltigkeitssäule, die Pfarrkirche, die Elisabethkirche und das Rathaus abgebildet. Die beiden letztgenannten Wahrzeichen wurden in der Amtszeit von Bürgermeister Freund erbaut.

DreifaltigkeitssäulePfarrkirche mit Karner

RathausElisabethkirche


Sechs einander jeweils paarweise gegenüberliegende Kettenglieder mit Farbeinfassungen: schwarz-gelb für das Kaisertum Österreich bzw. das Haus Habsburg, blau-gelb für das Land Niederösterreich, grün-gelb für die Stadt Mistelbach, bilden neben der am oberen Ende angebrachten Schließe, die weiteren Kettenglieder. Die Gesamtlänge der Kette misst rund 85 Zentimeter bei einem Gewicht von etwa 280 Gramm.

Bürgermeister Freund 1908 abgebildet im BürgermeisteralmanachIm Rahmen der Gemeinderatssitzung vom 26. April 1908 präsentierte Freund die Kette und übergab sie in den Besitz der Gemeinde.27 Im Bild rechts: Bürgermeister Freund im Jahr 1908 mit der von ihm gestifteten Bürgermeisterkette.

Bürgermeister Franz Bayer gab die Kette am 23. August 1950 in die Obhut des städtischen Museums, da er sie offenbar für nicht mehr zeitgemäß hielt. In dem im Barockschlössl untergebrachten Museum wurde die Bürgermeisterkette derart „sicher verwahrt“, dass sie jahrelang als verschollen galt und erst am 18. November 1983 in einem dort befindlichen barocken Tabernakelschrank wieder aufgefunden wurde.28 Seither wird sie zu besonderen, offiziellen Anlässen – bspw. dem jährlichen Neujahrsempfang – vom Bürgermeister getragen. Da der Glanz der Kette im Laufe der Jahrzehnte verblasst war und das Metall Patina angesetzt hatte, gab es bereits bald nach dem Wiederauffinden die Idee, die Kette restaurieren zu lassen. Dieses Vorhaben wurde jedoch aus finanziellen Gründen immer wieder aufgeschoben, bevor es schlussendlich 1998 unter Bürgermeister Resch realisiert werden konnte. Im Zuge dieser Restaurierung wurde auch das Aussehen der Kette etwas verändert, indem die Vergoldung des Stadtwappens und jene der die Wahrzeichen der Stadt zeigenden Medaillons entfernt wurde, sodass diese sich nun im Silberglanz zeigen.

Die Bürgermeisterkette in ihrem heutigen Erscheinungsbild, die Rückseite der Bürgermeister-Medaille zeigend:

Die Bürgermeisterkette im Jahr 2019, nach der Überarbeitung Anfang der 2000er Jahre und die Rückseite der Bürgermeister-Medaille zeigend

Fotos:
-) Göstl-Archiv
-) zVg von der Stadtgemeinde Mistelbach

Quellen:
-) Exl, Mag. Engelbert: „Die Mistelbacher Bürgermeisterkette“ In: Exl, Mag. Engelbert: 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 29f
-) Mistelbacher Bote, Nr. 18/1908, S. 3f
-) Auskunft Bgm. a.D. RegR Alfred Weidlich

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Göstl, Georg

Stadtrat Georg Göstl

Georg Göstl im Jahre 1989

* 13.4.1933, Mistelbach
† 7.4.1993, Mistelbach

Georg Göstl wurde als Sohn des Sattlermeisters Georg Göstl und dessen Gattin Theresia, geb. Veigl, in Mistelbach geboren. Auch sein ursprünglich aus Nodendorf stammender Großvater hieß Georg Göstl, war Riemer- und Sattlermeister, und gründete 1898 einen Sattlereibetrieb samt Wagenlackiererei in der Oserstraße Nr. 5, den er wenig später (vermutlich im September 189929) an die Adresse Barnabitenstraße Nr. 4 verlegte. Göstl wuchs gemeinsam mit einer jüngeren Schwester auf und besuchte die Volks- und Hauptschule in Mistelbach. 1941, im Alter von neun Jahren, erkrankte er an einer schweren Lungen- und Rippenfellentzündung und die Folgen dieser Erkrankung sollten seine Gesundheit lebenslänglich beeinträchtigen. Seine Mutter zählte zum engsten Mitarbeiterkreis von Pater Titus Helde30 und durch seine Tätigkeit als Ministrant bei diesem 1945 von russischen Soldaten erschossenen Salvatorianer-Priester wurde er in seinem Glauben geprägt. Nach dem Abschluss der Pflichtschulbildung absolvierte er eine Lehre zum Sattler, Riemer und Lackierer im väterlichen Betrieb und legte die Meisterprüfung im Lackierergewerbe 1961 in Wien und jene für das Sattlergewerbe 1966 in Lilienfeld ab. Mit Jahresbeginn 1967 übernahm Göstl den Betrieb von seinem Vater, vergrößerte das Unternehmen und baute die Auto-Lackiererei aus. Sein privates Glück fand er in der 1958 mit Franziska geschlossenen Ehe, aus der drei Kinder entstammen.

Eröffnungsanzeige im "Bote aus Mistelbach", Dezember 1898 Das Geschäft in der Barnabitenstraße im Jahre 1990
Eröffnungsanzeige 1898 und das Geschäft im Jahr 1990

Ausgesprochen vielseitig war Göstls Engagement im öffentlichen Leben bzw. dem Vereinsleben der Stadt: seit 1946 war er begeistertes Mitglied der Mistelbacher Pfadfinder und kümmerte sich viele Jahre hindurch um die Beschaffung und Instandhaltung der Ausrüstung der Gruppen, 1990 gehörte er zu den Gründern der Pfadfindergilde und war erster Gildenmeister, beginnend in den 1960er Jahren organisierte Göstl rund zwei Jahrzehnte lang den Mistelbacher Handels- und Gewerbeball und war viele Jahre im Österreichischen Wirtschaftsbund und der Innungsvertretung, unter anderem als Ausschussmitglied der Bundesinnung, Landesinnungsmeister-Stellvertreter der Sattler und Bezirksvertrauensmann, aktiv, ab 1957 war er Finanzreferent für den Bau des Kolpingheimes und bis 1970 ehrenamtlicher Verwalter des Mädchenheimes der Kolpingfamilie, er war Mitglied des Sparkassenrates und der Hauerinnung, Organisator des Mittragens der Zunftfahnen bei der Fronleichnamsprozession und kümmerte sich auch um die Restaurierung dieser Fahnen. Darüber hinaus engagierte sich Göstl in der Pfarre und trug wesentlich zum Gelingen von Großprojekten wie Kirchenrenovierungen, Kirchenanstrahlung oder dem Neubau des Pfarrsaales bei. Er zeichnete sich durch große Hilfsbereitschaft aus, packte stets mit an, und wann immer ihm Missstände in Mistelbach auffielen, kümmerte er sich rastlos um deren Behebung – kurz gesagt: er fühlte Verantwortung für seine Stadt und nahm diese auch wahr. Bereits sein Vater war Obmann der Mistelbacher ÖVP und Ende der 1950er Jahre Gemeinderat31, und auch Georg Göstl jun. war bereits in jungen Jahren in der „Österreichischen Jugendbewegung“, der damaligen Jugendorganisation der ÖVP, engagiert und gehörte schließlich ab 1975 als Mandatar der ÖVP dem Gemeinderat an bzw. war ab 1990 bis zu seinem Tod Stadtrat für Finanzen. Mit dem von ihm erstellten und von seiner Partei durch mehrere Jahre hinweg herausgegebenen sehr populären Mistelbacher Telefonverzeichnis gelang ihm ein Marketing-Coup in Form eines praktischen Werbegeschenks.

Göstl interessierte sich sehr für die Geschichte seiner Heimatstadt, dokumentierte deren Entwicklung, und baute im Laufe der Jahre eine umfangreiche Sammlung hierzu auf. Aus dem zusammengetragenen Material sollten im Ruhestand geschichtliche Publikationen entstehen, doch dies war ihm leider nicht vergönnt. Noch heute befindet sich diese „Göstl-Archiv“ genannte Sammlung im Familienbesitz und ist eine bedeutende und reichhaltige Quelle zur Mistelbacher Geschichte – auch für diesen Blog. Im Jahr 1983 gab Göstl Faksimile-Nachdrucke der 1901 bzw. 1912 von Karl Fitzka veröffentlichten Bücher zur Geschichte der Stadt Mistelbach heraus. Ab Ende der 80er Jahre erschienen vom ihm verfasste kurze Beiträge zur Geschichte Mistelbachs – meist aus Anlass bestimmter Jubiläen – in der Mistelbacher Gemeindezeitung32, und aufgrund großer Publikumsnachfrage hielt er mehrfach einen Vortrag mit dem Titel „Aus der Geschichte Mistelbachs“.  Weiters war Göstl Mitautor der „Mistelbacher Chronik von 1914 bis 1988“, die 1989 als Band IV der Reihe Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart veröffentlicht wurde.  Darüber  hinaus  war  er   maßgeblich an der Herausgabe der Anfang  der  1990er  Jahre von der Bezirks-ÖVP veröffentlichten „Jahrbücher für den Bezirk Mistelbach“ beteiligt, die das politische, kulturelle, gesellschaftliche und sportliche Geschehen in der Region dokumentierten.33

Georg Göstl im Jahr 1991 mit einem Stierriemen in seiner Werkstatt Georg Göstl im Jahr 1991 mit einem Stierriemen in seiner Werkstatt

Im November 1991 trat Göstl in den Ruhestand über und nach mehr als 90 Jahren endete die Geschäftstätigkeit der Familie Göstl an der Adresse Barnabitenstraße 4. Georg Göstl verstarb am 7. April 1993 wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag und wurde am 15. April im Familiengrab auf dem Mistelbacher Friedhof beigesetzt.
Der Gemeinderat der Stadt Mistelbach beschloss in der Sitzung vom 18.5.1999 zum Gedenken an sein verdienstvolles Wirken einer in der Kamptalsiedlung unterhalb des Wifi-Gebäudes gelegenen Straße den Namen Georg Göstl-Straße zu geben.

Wo befindet sich die Georg Göstl-Straße?

 

Bildnachweis:
-) sämtliche Fotos Göstlarchiv
-) Anzeige aus dem „Bote aus Mistelbach“ 1899

Quellen (und Anmerkungen):
-) Gemeindezeitung – Amtliche Mitteilungen der Stadtgemeinde Mistelbach, Folge 7/93 (Mai), S. 1f
-) Die Niederösterreichische Wirtschaft – Mitteilungen der Handelkammer Niederösterreich, 23. April 1993, Nr. 13/1993, S. 19
-) Auskunft Frau Franziska Göstl
-) Auszug aus dem Gemeinderatsprotokoll vom 18.5.1999

 

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Georg Göstl-Straße

In der Sitzung vom 18.5.1999 beschloss der Mistelbacher Gemeinderat die in der neu errichteten Kamptalwohnhaussiedlung gelegene Straße nach dem verdienstvollen Stadtrat Georg Göstl zu benennen.

Wo befindet sich die Georg Göstl-Straße?

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„Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf“ – Christian Ferdinand Ramml

Der lehmreiche Weinviertler Boden begünstigte das Entstehen zahlreicher Ziegelöfen, die teils bereits vor Jahrhunderten und bis ins 20. Jahrhundert auch in sämtlichen Katastralgemeinden Mistelbachs existierten. Die bedeutendsten davon waren das Ziegelwerk Mistelbach, das sich einst auf dem Areal Volksschule – Siedlung Brennerweg – Sporthalle samt Sportplatz – Bundesschulzentrum erstreckte und die Ziegelfabrik der Familie Steingassner in Frättingsdorf.

2014 erschien das von Christian Ferdinand Ramml verfasste, umfangreiche Werk „Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf (Niederösterreich) : Geschichte und Geologie“, das von der Geologischen Bundesanstalt im Rahmen einer Reihe des Archivs für Lagerstättenforschung veröffentlicht wurde. Detailreich wird darin auch die Geschichte der Ziegelöfen der Mistelbacher Katastralgemeinden erläutert und diese Dokumentation ist online frei verfügbar.

Die nachfolgenden Links führen direkt zu den Einträgen der jeweiligen Orte (das Laden kann aufgrund der Größe des Dokuments etwas dauern):

Ebendorf
Eibesthal
Frättingsdorf
Hörersdorf
Hüttendorf
Kettlasbrunn
Lanzendorf
Mistelbach
Paasdorf
Siebenhirten

Übersicht der Lage der Ziegelöfen in Hüttendorf und Paasdorf
Übersicht der Lage der Ziegelöfen in Eibesthal
Übersicht der Lage der Ziegelöfen in Mistelbach, Ebendorf, Lanzendorf und Kettlasbrunn
Übersicht der Lage der Ziegelöfen in Frättingsdorf, Hörersdorf und Siebenhirten

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Bienenbüttelgasse

Mit Gemeinderatsbeschluss vom 1. Juli 1997 wurde diese Straße nach der in der Lüneburger Heide in Niedersachsen gelegenen, deutschen Gemeinde Bienenbüttel benannt. Seit 1974 verbindet die Freiwilligen Feuerwehren aus Mistelbach und Bienenbüttel eine aktive Partnerschaft, die sich aus freundschaftlichen Kontakten im Rahmen der niederösterreichischen Landesfeuerwehrwettkämpfe entwickelte, an denen die Wehr aus Bienenbüttel ab Beginn der 1970er Jahre mehrfach teilnahm.

Unter den 31 ausländischen Feuerwehren, die an den Landesfeuerwehrwettkämpfen im Jahr 1974 in Mistelbach teilnahmen, befand sich auch die Freiwillige Feuerwehr Bienenbüttel, die durch ihren Spielmannszug für besonderes Aufsehen sorgte. Am Vorabend der Abreise marschierte der Spielmannszug spielend von ihrem Quartier in Lanzendorf nach Mistelbach und gab ein spontanes Platzkonzert auf dem Hauptplatz, das bald zahlreiche Schaulustige anlockte. Bürgermeister Bayer und Feuerwehrkommandant Heger luden die Führung der FF Bienenbüttel daraufhin spontan zu einem Umtrunk in die Bürgermeisterkanzlei ein und diese kleine Episode dürfte den Beginn der Partnerschaft markieren. Die Namensgebung erfolgte gleichzeitig mit der Benennung der umliegenden Straßen Welsbergweg, Differtenweg und Hegerstraße, die allesamt einen Feuerwehrbezug aufweisen.

Wo liegt die Gemeinde Bienenbüttel?

Wo befindet sich die Bienenbüttelgasse?

 

Quellen:
-) Leithner, Johann: „Über unsere Straßennamen und deren Bedeutung“ In: Exl, Mag. Engelbert: 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 236
-) Weinviertler Nachrichten, Nr. 29/1974, S. 2
-) Artikel „28 Sekunden – Freiwillige Feuerwehr Bienenbüttel hält Kontakt nach Mistelbach“ auf az-online.de

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Bezirkshauptmänner des Verwaltungsbezirks Mistelbach im 19. und 20. Jahrhundert

Bezirkshauptmannschaft Mistelbach34

Als Folge der Revolution des Jahres 1848/49 wurde unter anderem die Grundherrschaft abgeschafft und es entstand die Institution der freien und selbstständigen Gemeinde. Dadurch wurde die Neuordnung des Gerichts- und Verwaltungswesens notwendig und daher wurden 1850 die Bezirkshauptmannschaften geschaffen. Zum Standort dieser Behörde für unsere Gegend wurde Poysdorf ausgewählt, und Mistelbach wurde „nur“ Sitz eines Bezirksgerichts (1. Instanz) und eines Bezirks-Collegialgerichts (2. Instanz). Als wenig später die als Folge der Revolution gewährten verfassungsrechtlichen Zugeständnisse im Zuge des Neoabsolutismus in Österreich sukzessive wieder zurückgenommen wurden, darunter auch die Trennung von Gerichtsbarkeit und Verwaltung, wurden die Bezirkshauptmannschaften wieder aufgelöst und die Verwaltungsaufgaben den zu Bezirksämtern aufgewerteten Bezirksgerichten übertragen. Aufgrund der im Jahr 1867 eingeführten Verfassung wurde jedoch eine organisatorische Trennung von Verwaltung und Gerichtsbarkeit wieder notwendig und so wurden die Bezirkshauptmannschaften 1868 schließlich erneut eingerichtet. Bei der Standortwahl konnte sich diesmal Mistelbach durchsetzen und der Verwaltungsbezirk Mistelbach umfasste zunächst die Gerichtsbezirke Feldsberg (bzw. den später daraus hervorgegangenen Gerichtsbezirk Poysdorf), Mistelbach, Laa a.d. Thaya und Zistersdorf. Das Verwaltungsgebiet änderte sich im Laufe der Zeit: der Gerichtsbezirk Zistersdorf wurde 1899 der neugeschaffenen Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf zugeteilt, durch den Friedensvertrag von St. Germain gingen Feldsberg und einige weitere Gemeinden verloren, 1938 wurde das Gebiet um den Gerichtsbezirk Wokersdorf (jedoch ohne die Gemeinden Aderklaa, Deutsch-Wagram, Seyring, Süßenbrunn und Gerasdorf) erweitert.
Neben dem wenig später folgenden Bau der Staatseisenbahn, war die Errichtung der Bezirkshauptmannschaft sicherlich einer der großen Marksteine, die den rasanten Aufstieg Mistelbachs, der sich auch in der 1874 erfolgten Stadterhebung widerspiegelte, ermöglichten.

Nachfolgend werden chronologisch die Biografien der Bezirkshauptmänner des Verwaltungsbezirks Mistelbach im 19. und 20. Jahrhundert dargestellt, allerdings nur in Stichworten, da sich die Beamtenlaufbahnen in weiten Teilen sehr ähnlich sind.

Hofrat Wilhelm Peintinger35 (1868-1871)
* 16.12.1817, Retz36
† 20.7.1886, Kapfenberg37

erste berufliche Station im September 1842 als Civil- und Criminalgerichtspraktikant beim Magistrat Olmütz; Oktober 1842 bis September 1843 Justizactuar bei der Herrschaft Bisamberg; Oktober 1843 bis Jänner 1850 bei der Herrschaft Walpersdorf38, zunächst als Justizactuar, ab Oktober 1848 in der Funktion als Oberbeamter, seit 1845 zeitgleich auch Justiziär der Pfarrherrschaft Oberwölbling; 1850-1854 Staatsanwaltssubstitut bzw. Leiter der Staatsanwaltschaft am Bezirksgericht Waidhofen a.d. Thaya39; 1854 bis 1858 Bezirksvorsteher (=Vorsteher eines Bezirksamtes) in Allentsteig40, von März 1858 bis Februar 1859 in derselben Funktion in Laa a.d. Thaya und danach 1859-1868 Bezirksvorsteher in Oberhollabrunn41; 1868-1871 erster Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach42; 1871-1874 Bezirkshauptmann in Sechshaus (heute Teil des XV. Wiener Gemeindebezirks)43; 1874 Ernennung zum Statthaltereirat und ab diesem Zeitpunkt Referent und Mitglied der Landeskommission für Grundsteuer bei der nö. Statthalterei44; 1879 Rückübernahme in den politischen Dienst bei der Statthalterei; 1884 Pensionierung und Verleihung des Titels Hofrat45; danach übersiedelte er nach Kapfenberg, wo er nach seinem Tode auch beerdigt wurde;

Dr. Josef Ritter Pfusterschmid von Wallenau46 (1871-1883)
* 9.7.1822, Wien
† 25.3.1890, Wien

1843 Eintritt in den Dienst der niederösterreichischen Landesregierung; 1843-1845 Praktikant  beim Kreisamt für das Viertel unter dem Wienerwald in Wiener Neustadt;  1845-1849 bei der niederösterreichischen Statthalterei in Wien; 1849-1850 beim Kreisamt für das Viertel ober dem Wienerwald in St. Pölten; 1850-1853 Bezirksgericht St. Pölten; 1853-1854 Bezirksgericht Waidhofen a.d. Thaya; 1855-1860 Kreiskommissär am Kreisamt für das Viertel unter dem Manhartsberg in Korneuburg; 1860-1871 Adjunkt beim Bezirksamt bzw. der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen; 1871-1883 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach, danach Ruhestand47;
In seine Dienstzeit fiel die Stadterhebung Mistelbachs (1874), die er nach Kräften unterstützte.

Ehrenbürger: Laa a.d. Thaya (1883)48

Sektionschef Dr. Ernst Oser
49 (1883-1887)
* 23.10.1845, Grafenegg
† 25.9.1902, Wien

Matura am Stiftsgymnasium Melk; juridisch-politische Studien an der Universität Wien; 1869 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und in der Folge Verwendung bei Behörden in Wien, Baden, Hernals und beim Landesschulrat; ab 1874 Bezirkskommissär bei der Bezirkshauptmannschaft Baden; November 1883 bis November 1887 Bezirkshauptmann in Mistelbach; danach Bezirkshauptmann in Baden bis Ende des Jahres 1889 und in dieser Eigenschaft auch mit der „Tragödie von Mayerling“ befasst und u.a. für die rasche und geheime Bestattung von Mary Vetsera verantwortlich;  ab Jänner 1890 mit der Leitung des Departments für „Volkswirtschaftliche und Landeskultur-Angelegenheiten, Unterrichtsstiftungen und Stipendien“ in der nö. Statthalterei betraut; ab Oktober 1896 bis zu seinem Tod Sektionschef im Ackerbauministerium; in Waldegg bei Wiener Neustadt bestattet;
Er unterstützte den Aufbau des Feuerwehrwesens im Bezirk und die Bildung und Tätigkeit der landwirtschaftlichen Bezirks- bzw. Ortsvereine50; auch setzte er sich für die Errichtung der Winzerschule an seinem ehemaligen Dienstort Mistelbach ein; 1898 wurde die Oserstraße nach ihm benannt;

Ehrenbürger: Mistelbach (1893) und Gumpoldskirchen (1894)

Hofrat Johann Bažant51 (1887-1899)
* 21.12.1848, Wien
† 7.10.1920, Wien52

1872 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich; danach als Konzipist bei folgenden Behörden tätig: Bezirkshauptmannschaft Hernals, niederösterreichische Statthalterei in Wien, Bezirkshauptmannschaft Waidhofen a.d. Thaya, Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen; 1879-1885 als Bezirks-Kommissär der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt; 1880 heiratete er die Mistelbacher Gastwirtstochter Theresia Kainz53; 1885-1887 Rückkehr als Statthalterei-Sekretär in die niederösterreichische Statthalterei, wo er unter anderem für den Landesschulrat tätig war; 1887-1899 Bezirkshauptmann des Bezirks Mistelbach; 1899-1909 Bezirkshauptmann des Bezirks Floridsdorf-Umgebung (=Gerichtsbezirke Wolkersdorf u. Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); danach Übertritt in den Ruhestand; Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Mistelbach (1899)54; er ruht auf dem Wiener Zentralfriedhof

Ehrenbürger: Frättingsdorf, Hörersdorf, Laa a.d. Thaya (alle 1899), Kirchstetten und Gänserndorf55

Hofrat Dr. Alfons Freiherr Klezl von Norberg56 (1899-1909)
* 8.8.1858, Hietzing (Wien)57
† 22.12.1942, Wien

1880 Eintritt in den in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und Tätigkeit am Sitz der Statthalterei in Wien; 1882 Promotion Dr.iur.; 1882-1886 Praktikant bei der Bezirkshauptmannschaft Sechshaus (heute Teil des XV. Wiener Gemeindebezirks); 1886-1888 Konzipist bei der Bezirkshauptmannschaft Horn; 1888 Lokalkommissär für agrarische Operation in Allentsteig; 1889 Bezirks-Kommissär in Groß Enzersdorf; 1892-1895 der Bezirkshauptmannschaft Krems zugeteilt; 1895-1899 Dienst im Präsidialbureau und im Department für Kultuswesen der niederösterreichischen Statthalterei; 1899-1909 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; von 1909 bis zum Übertritt in den Ruhestand 1918: Leiter des Departments für Kultuswesen bei der niederösterreichischen Statthalterei; bestattet auf dem Hietzinger Friedhof; Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Mistelbach (1904);

Während seiner Amtszeit erfolgte der Bau des Bezirkskrankenhauses, zu dessen Errichtung er auch als Obmann des „Vereins zur Erbauung des öffentlichen Krankenhauses in Mistelbach“ tatkräftig beitrug. 1907 wurde im Rahmen eines Musikabends zugunsten des Krankenhausbaufonds ein von Heinrich Kosnapfl komponierter und dem Bezirkshauptmann gewidmeter „Freiherr von Norberg-Marsch“ uraufgeführt, der auch in Wien in Druck gelegt wurde und dessen Verkaufserträgnis ebenfalls dem Krankenhausbau zugutekam.58

Ehrenbürger: Olgersdorf (1902), Eibesthal (1904), Mistelbach (1908), Neudorf bei Staatz (1909)59

Dr. Julius Montadon60 (1909-1913)
* 5.1.1863, Wien
† 26.2.1915, Wien

1886 Promotion Dr.iur. Universität Wien; danach Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1889-1899 bei der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten tätig; 1899-1903 Bezirkskommissär bei der Bezirkshauptmannschaft Baden; 1903-1909 Statthaltereisekretär in der niederösterreichischen Statthalterei; im April 1909 mit der Leitung der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach betraut, und im November desselben Jahres dann offiziell zum Bezirkshauptmann ernannt; nach mehreren durch ein schweres Gallensteinleiden bedingten Beurlaubungen wurde er im April 1913 wieder in die Statthalterei einberufen und übersiedelte nach Mödling; wenig später wurde Dr. Montadon mit der Leitung des Departments IV betraut und ab März 1914 mit der Leitung des Departments V; er verstarb in Folge einer Operation zur Behandlung seines chronischen Leidens in einem Wiener Sanatorium und wurde in der Familiengruft in Ebreichsdorf beigesetzt61

Ehrenbürger: Ober-Themenau (1911)62

Hofrat Franz Dokaupil63 (1913-1926)
* 25.3.1870, Wien
† 18.5.1939, Wien

Studium an der juridischen Fakultät der Universität Wien; 1894 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1897-1898 der Bezirkshauptmannschaft Mödling zugeteilt; von 1898 bis 1902 bei der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach und nach kurzzeitigem Dienst in der niederösterreichischen Statthalterei im Jahr 1902-1903, danach wieder bis 1913 Bezirks-Kommissär in Mistelbach; ab April 1913 zunächst provisorisch, dann ab Jänner 1914 bis Ende Juni 1926 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; Versetzung in den Ruhestand aufgrund eines Nervenleidens; bestattet auf dem Friedhof Wien-Ottakring; er dürfte auch auf einem der beiden in der Kriegsbegeisterung des Jahres 1914 entstandenen katholisch-patriotischen Wandgemälde im Presbyterium der Pfarrkirche dargestellt gewesen sein, allerdings wurden diese im Zuge der Kirchenrenovierung 1935 übermalt64;
In der Kriegszeit bemühte er sich um Schonung des Bezirks bei Requirierungen und während der nach Kriegsende herrschenden Lebensmittelknappheit lehnte Dokaupil den Vorschlag der Abriegelung gegenüber Wien ab, und half so der notleidenden Wiener Bevölkerung sich aus dem Umland mit Nahrung versorgen zu können.

Ehrenbürger: Ober-Themenau (1911)62, 1916 verliehen ihm auch sämtliche weiteren Gemeinden des Verwaltungsbezirks Mistelbach das Ehrenbürgerrecht65, nachfolgend in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet: Altenmarkt, Althöflein, Altlichtenwarth, Altmanns, Altruppersdorf, Ameis, Asparn an der Zaya, Atzelsdorf, Bernhardsthal, Bischofswarth, Böhmischkrut (Großkrut), Bullendorf, Diepolz, Drasenhofen, Ebendorf, Ebersdorf an der Zaya, Eibesthal, Eichenbrunn, Enzersdorf bei Staatz, Erdberg, Ernsdorf bei Staatz, Ernstbrunn, Falkenstein,Fallbach, Feldsberg, Föllim, Frättingsdorf, Garschönthal, Gaubitsch, Gaunersdorf (Gaweinstal), Ginzersdorf, Gnadendorf, Grafensulz, Großharras, Hagenberg, Hagendorf, Hanfthal, Hausbrunn, Herrnbaumgarten, Herrnleis, Höbersbrunn, Hobersdorf, Hörersdorf, Hüttendorf, Katzelsdorf, Kettlasbrunn, Ketzelsdorf, Kirchstetten, Kleinbaumgarten, Kleinhadersdorf, Kleinschweinbarth, Klement, Kottingneusiedl, Laa an der Thaya, Ladendorf, Lanzendorf, Loosdorf, Michelstetten, Mistelbach, Neubau, Neudorf, Neuruppersdorf, Niederleis, Oberkreuzstetten, Oberschoderlee, Olgersdorf, Ottenthal, Paasdorf, Patzenthal, Patzmannsdorf, Pellendorf, Pottenhofen, Poysbrunn, Poysdorf, Pyhra, Rabensburg, Reinthal, Schletz, Schrattenberg, Schrick, Siebenhirten, Staatz, Steinebrunn, Stronsdorf, Stützenhofen, Ungerndorf, Unter-Themenau, Unterschoderlee, Unterstinkenbrunn, Waltersdorf bei Staatz, Walterskirchen, Wetzelsdorf, Wildendürnbach, Wilfersdorf, Wilhelmsdorf, Wultendorf, Wulzeshofen, Zlabern, Zwentendorf, Zwingendorf

 

Hofrat Dr. Karl Engelhart66 (1926-1929)
* 10.12.1882, Gloggnitz
† 21.2.1964, Wien

1903 Matura an der Theresianischen Akademie; 1909 Dr.iur. Promotion; danach Eintritt als Konzeptspraktikant in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und kurze Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1910-1912 bei der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen und 1912-1913 bei der Bezirkshauptmannschaft Horn; 1913 als Statthaltereikonzipist im Department VIII bei der niederösterreichischen Statthalterei; nach einem kurzen Einsatz bei der Bezirkshauptmannschaft Horn schließlich von 1914 bis 1922 der Bezirkshauptmannschaft Bruck a.d. Leitha zugeteilt; dort wirkte er 1917 auch als Vorstand der Barackenverwaltung des Flüchtlingslagers Bruck67; anschließend bis 1926 bei der Bezirkshauptmannschaft Neunkrichen dienstzugeteilt; von März 1926 bis 1929 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; 1929-1935 Bezirkshauptmann in Floridsdorf-Umgebung (Gerichtsbezirke Wolkersdorf und Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); 1935 verlor er seinen Posten als Bezirkshauptmann aufgrund von nationalsozialistischer Betätigung – für eine Entlassung reichte seine Verfehlung nicht aus und so wurde er in das Referat 7 „Soziale Verwaltung und Elektrizitätswerke“ des Landesamts I versetzt – seit diesem Zeitpunkt galt er jedoch als illegales NS-Mitglied68; nach dem „Anschluss“ 1938 stieg er zunächst zum kommissarischen Stellvertreter des Regierungsdirektors des Gaus Niederdonau auf – laut eigener Darstellung fiel er jedoch aufgrund seines Einsatzes für aus politischen Gründen vom NS-Regime verfolgte Kollegen in Ungnade und wurde „kaltgestellt“ und fungierte fortan nur mehr als Referatsleiter in der Statthalterei69; 1942 scheint er als Dezernent bei der Abteilung Ia „Angelegenheiten der Gemeinden“ der Behörde des Reichsstatthalters in Niederdonau70 auf; von Juni bis August 1945 befand sich Dr. Engelhart in Untersuchungshaft aus der er aus gesundheitlichen Gründen jedoch entlassen wurde; Hintergrund dieser Untersuchungshaft war ein Prozess vor dem Volkgericht Wien im Jahr 1946 gegen Engelharts Gattin und seine Söhne wegen Denunziation angeklagt, da sie sich eines jüdischen Mieters aus einem im Familienbesitz befindlichen Zinshaus in Mödling derart entledigt haben, indem sie ihn bei der GESTAPO unter (falschen) Vorwänden anzeigten. Der gesundheitlich angeschlagene Mieter kam während der Haft zu Tode. Dr. Engelhart wurde der Mitwisserschaft in dieser Angelegenheit bezichtigt, allerdings konnten hierfür nicht ausreichend Anhaltspunkte festgestellt werden, sodass das Verfahren gegen ihn ausgeschieden wurde. Natürlich war auch bereits in diesem Verfahren Dr. Engelharts Verhältnis zur NSDAP Gegenstand der Verhandlung. Laut damaligen Informationsstand soll Engelhart ab 1938 Parteianwärter und ab 1942 schließlich Mitglied der NSDAP gewesen sein. 1947 tauchten jedoch neue Anhaltspunkte betreffend eine (bereits frühere) Mitgliedschaft Engelharts in der NSDAP während der Zeit der Illegalität und eine Mitgliedschaft in der SA-Reserve auf und somit wurde Dr. Engelhart wegen Hochverrats und Betrugs (aufgrund seiner falschen Angaben im Zuge der Registrierungspflicht für Nationalsozialisten) vor dem Volksgericht angeklagt – Informationen zum Ausgang dieses Verfahren fehlen leider; Engelhart wirkte Zeit seines Lebens als eifriger Komponist und bereits in der Zwischenkriegszeit wurden einige seiner Kompositionen auch im Radio aufgeführt71; komponierte unter anderem den NÖ Landesfeuerwehrmarsch72 und war Anfang der 30er Jahre auch Bundesvorstandstellvertreter des Ostmark Sängerbundes73 und nach dem Krieg Vorstand des österreichischen Komponistenbundes; er wurde auf dem Friedhof in Mödling bestattet74;

Ehrenbürger: Achau, Alt-Kettenhof, Bruck a.d. Leitha (1916), Enzersdorf a.d. Fischa, Fischamend, Hennersdorf (1916), Himberg (1916) Höflein (1916), Kledering, Leopoldsdorf (1920), Mannersdorf, Maria Lanzendorf, Ober-Lanzendorf, Schwadorf, Schwechat (1916), Wolkersdorf75

Foto (Ausschnitt): Topothek Wolkersdorf, Verwendung mit freundlicher Genehmigung der Besitzerin Frau Agnes Nowotny

Dr. Franz Julius Kwizda (Edler von Hochstern)76 (1929-1935)
* 28.12.1889 in KorneuburgBezirkshauptmann Dr. Kwizda 1932
† 6.3.1939, Bisamberg

1913 Promotion Dr.iur. Universität Wien; unmittelbar danach Eintritt in den den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich, und kurze Verwendung am Sitz der Statthalterei in Wien; 1914-1918 der Bezirkshauptmannschaft Gmünd zugeteilt; 1918-1921 Dienst bei der Bezirkshauptmannschaft Floridsdorf-Umgebung (Gerichtsbezirke Wolkersdorf u. Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); kurzzeitig bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf und im Anschluss daran von 1922-1928 der Bezirkshauptmannschaft Korneuburg zugeteilt; 1929 bis September 1935 Bezirkshauptmann des Bezirks Mistelbach; danach ab 1935 Bezirkshauptmann Floridsdorf-Umgebung77 – aufgrund seines strikten Vorgehens gegen die Aktivitäten der illegalen Nationalsozialisten, wurde er nach dem „Anschluss“ seines Amtes enthoben.

Foto: Stadt-Museumsarchiv Mistelbach, aus dem Besitz von Herrn Mag. Karlheinz Brunhuber

Dr. Andreas Pomesberger78 (1935-1938)
* 28.5.1888, Thaya (Bez. Waidhofen a.d. Thaya)
† 18.5.1957, Wien

Matura: Staatsgymnasium Prachatitz (Südböhmen); 1908 Eintritt in den Dienst der k.k. Statthalterei in Niederösterreich; 1913 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1914 kurzzeitig der Bezirkshauptmannschaft Korneuburg zugewiesen und danach von 1914-1918 der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt; 1918-1926 Bezirkshauptmannschaft Korneuburg; 1926-1931 Bezirkshauptmannschaft Bruck a.d. Leitha; 1931-1935 Konzeptsbeamter bei der Bezirkshauptmannschaft Floridsdorf-Umgebung (Gerichtsbezirke Wolkersdorf u. Groß-Enzersdorf, Teile des Bezirks Gänserndorf und Floridsdorf); 1935 bis Juni 1938 Bezirkshauptmann in Mistelbach; danach Justiziar im Gaujägermeisteramt des Gaus Niederdonau79; 1939 scheint er als Landrat (Bezirkshauptmann) in Gmünd auf und 1942 als Beamter bei der Abteilung IV „Landwirtschaft, Wirtschaft & Arbeit“ der Behörde des Reichsstatthalters in Niederdonau80; Mai 1945 bis 1947 Bezirkshauptmann des Bezirks Korneuburg und danach Ministerialrat im Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau81; Mitglied bei Schlaraffia Castell Cornoviae (Korneuburg)82; bestattet auf dem Friedhof Wien-Rodaun

Ehrenbürger: Atzelsdorf und Grafensulz (beide 1919);

Foto: Ausschnitt aus einem Foto anlässlich einer Festsitzung des Mistelbacher Gemeinderats 1936 – StadtMuseumsarchiv Mistelbach

Landräte während des NS-Regimes

Die Angleichung der Verwaltung der „Ostmark“ an das reichsdeutsche System erfolgte in zwei Schritten. Ab 1. Jänner 1939 änderten sich zunächst die formalen Bezeichnungen: aus dem Bezirk wurde der „(Land-)Kreis“, aus der Bezirkshauptmannschaft „der Landrat“ und auch der Bezirkshauptmann selbst, hieß fortan „Landrat“.83 Zur tatsächlichen Neustrukturierung kam es mit dem am 14. April 1939 in Kraft getretenen „Gesetz über den Aufbau der Verwaltung in der Ostmark“ („Ostmarkgesetz“).

SA-Oberführer Dkfm. Dr. Hubert Kuich84 (1938-1940)
* 14.10.1905, Kammer am Attersee
† 7.2.1940, Wien

Kam 1916 mit seiner Familie nach Mistelbach, als sein Vater Vorstand des Bahnbetriebsamts des Staatsbahnhofes Mistelbach wurde85; hier verbrachte er einen großen Teil seiner Jugend und wurde im Umfeld der deutsch-völkischen Vereine Mistelbachs sozialisiert (u.a. Mitglied der pennalen Burschenschaft Tafelrunde deutscher Studenten Wartburg Mistelbach); Ende der 20er Jahre Sponsion zum Diplomkaufmann Hochschule für Welthandel Wien; 1932 Promotion Dr.iur. Universität Innsbruck; zuvor im Heimatschutz (Heimwehr) aktiv, trat er 1930 in die SA ein, und sollte später bis zum SA-Oberführer aufsteigen; die Zulassung als Rechtsanwalt wurde ihm wenig später aufgrund seiner illegalen politischen Betätigung wieder entzogen; Im Juni 1933 erste Inhaftierung in Stein a.d. Donau aufgrund von nationalsozialistischer Betätigung – insgesamt war er in der Zeit vor dem „Anschluss“ 25 Monate in Anhaltelagern bzw. Gefängnissen inhaftiert; 1936/37 in der Illegalität zum Brigadeführer der SA-Standarte 2 in Wien befördert; 1937 aus gesundheitlichen Gründen, die in seiner Haftzeit begründet waren, ins Deutsche Reich abkommandiert und dort im Rahmen des Parteitages 1937 als einer von wenigen „österreichischen Kämpfern“ vom Führer persönlich empfangen; im Zuge des „Anschlusses“ 1938 kam Kuich wie viele andere geflüchtete Nazis in die nunmehrige „Ostmark“ zurück und beteiligte sich an der Gewahrsamnehmung führender Persönlichkeiten des Schuschnigg-Regimes; als „alter Kämpfer“ wurde er mit dem Posten des Personaldirektors der Wiener Straßenbahnen belohnt; doch bereits im Juli 1938 folgte er dem Ruf des Gauleiters von Niederdonau, der ihn zum Bezirkshauptmann in seiner früheren Heimatstadt Mistelbach ernannte; Ende August 1938 kam Kuichs Dienstwagen in der sogenannten Waldbergkurve (Linkskurve unterhalb des Schricker Bergs) von der Straße ab und wurde schwer beschädigt. Kuich und seine Begleiter blieben jedoch wie durch ein Wunder unverletzt und in Schrick und Umgebung (nicht in Mistelbach) war diese bis heute gefährliche Kurve seither umgangssprachlich auch unter dem Namen „Landratskurve“ bekannt.86 starb bei einem Leuchtgasunfall in seiner Wiener Wohnung und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet; Ende Jänner 1940 wurde ihm durch Beschluss des Führers der Blutordens verliehen, aufgrund des Ablebens nur wenige Tage später entfiel die Verleihungszeremonie und der Orden wurde posthum an die hinterbliebenen Verwandten ausgefolgt.

SS-Untersturmführer Reg.Rat Dr. Heinrich Welker87 (1940-1943)
* 21.5.1905, Offenburg, Deutsches Reich
† ?

aufgewachsen in Mannheim; Studien in Heidelberg, Freiburg, Karlsruhe und Kiel; 1933 Eintritt in den Verwaltungsdienst in Kehl am Rhein; ab 1934 am Landratsamt in Bruchsal in Baden tätig, 1935 zum Regierungsrat ernannt, ab 1938 Landrat-Stellvertreter dort; 1939 zu besonderer Verwendung nach Neunkirchen und später zur Landeshauptmannschaft Niederdonau berufen; SA-Mitglied seit 1934, ab 1937 Parteimitglied der NSDAP und Sonderverwendung bei der SS; nach dem Tod von Kuich ab 1940 kommissarischer Landrat für den Landkreis Mistelbach bis Februar 1943 – seinem Einrücken zur Front88

SS-Hauptsturmführer Dr. Paul Hönigl89 (1943-1945)
* 18.10.1895, Ybbsitz90Landrat Dr. Paul Hönigl auf einem Portraitfoto aus dem Jahre 1938
† ?

1915 Kriegsmatura am Gymnasium Seitenstetten; im Anschluss Kriegsdienst beim Infanterieregiment Nr. 49, 1917 zum Leutnant der Reserve befördert; 1921 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1923 Eintritt in den Wiener Polizeidienst und Tätigkeit bei Polizeikommissariaten in verschiedenen Bezirken Wiens, im Sicherheitsbüro und ab 1928 in der Sicherheitswache ; seit 1932 gehörte er der NSDAP und seit 1937 der SS an; Im September des Jahres 1933 kam zu einem Disziplinarverfahren gegen Hönigl, damals Oberkommissär des Zentralinspektorats der Sicherheitswache, aufgrund einer von ihm gehaltenen Rede bei einer geheimen Versammlung der seit Juni 1933 verbotenen NSDAP – die Folge war eine zeitweilige Suspendierung vom Dienst91; bereits zuvor war er aus dem Kommando der Alarmabteilung abberufen und einem Kommissariat zugeteilt worden – dies geschah im Zuge eines umfassenden personellen Umbaus dieser Abteilung, die über weite Teile nationalsozialistisch gesinnt war, und damit als „politisch unzuverlässig“ galt; Nach dem gescheiterten Putschversuch der Nationalsozialisten am 25. Juli 1934 wurde Dr. Hönigl verhaftet und sein Vermögen beschlagnahmt. Ihm und anderen nationalsozialistisch gesinnten Polizei- bzw. Bundesheeroffizieren wurde eine Beteiligung am Umsturzversuch, kurz Hochverrat, vorgeworfen. Schließlich wurde er im März 1935 vom Militärgericht Wien des Hochverrats schuldig gesprochen und zu zwölf Jahren schwerem Kerker verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er gemeinsam mit drei Mitverschwörern zwischen Sommer 1933 und Frühjahr 1934 regelmäßig konspirative Treffen abgehalten und einen Plan zur Besetzung des Bundeskanzleramtes und anderer öffentlicher Einrichtungen, sowie zur Gefangennahme der Regierung ausgearbeitet hatte. Laut diesem „ersten“ Putschplan, der später von anderen aufgegriffen, umgearbeitet bzw. verfeinert und ausgeführt wurde, wäre Hönigl für die Besetzung der Marokkanerkaserne zuständig gewesen. Durch Weitergabe ihres Planes und der Werbung dafür unter Angehörigen von Polizei und Bundesheer hätten die Angeklagten dazu beigetragen den Umsturzversuch der Nationalsozialisten vom 25. Juli 1934 vorzubereiten und diesen unterstützt.92 Zur Verbüßung seiner Strafe wurde Hönigl in die Strafanstalt Stein a.d. Donau verbracht.93, allerdings wurde er in Folge des Berchtesgardener Abkommens im Februar 1938 frühzeitig aus der Haft entlassen. Nach dem „Anschluss“ wurde er im für Arisierungen zuständigen Sonderdezernat IVd-8 („Entjudung und Sachschadenfeststellung“ – Vermögensstelle) des Reichsstatthalters in Niederdonau tätig; Oktober 1939 bis Oktober 1940 Mitarbeiter der Abteilung Innere Verwaltung beim Chef des Distrikts Krakau im besetzen Polen; danach kehrte Hönigl als Leiter an das Sonderdezernat IVd-8 zurück94; September 1939 Verleihung des Blutordens der NSDAP, der höchsten Auszeichnung der Partei95; Im Februar 1943, nach der Einberufung von Landrat Welker zum Kriegsdienst, wurde Dr. Hönigl neben seiner Tätigkeit  in der Reichsstatthalterei auch zum (kommissarischen) Landrat von Mistelbach ernannt96; Im Oktober 1944 übernahm er auch die kommissarische Leitung des Landratsamtes Gänserndorf; vor der herannahenden Roten Armee flüchtete Dr. Hönigl in Richtung Westen und wurde im Juni 1945 schließlich verhaftet und einige Monate später in das „Camp Marcus W. Orr“ (Lager Glasenbach), einem von den Amerikanern im salzburgischen Glasenbach eingerichteten Internierungslager für schwerbelastete Nationalsozialisten; Im Oktober 1946 Überstellung in das Landesgericht I Wien, wo er sich in einem Volksgerichtsprozess seiner Verantwortung stellen musste. Im Dezember 1947 Verurteilung wegen Hochverrats zu 18 Monaten schweren Kerkers, verschärft durch ein hartes Lager vierteljährlich, und Vermögensverfall. Durch die abgeleistete U-Haft galt die Freiheitsstrafe bereits als verbüßt und Hönigl wurde nach der Urteilsverkündung entlassen. Nach einiger Zeit der Arbeitslosigkeit verdingte er sich später als Hilfsarbeiter in Wien

Foto: Akt des Gaupersonalamts des Reichsgaues Wien („Gauakten“) zu Hönigl (Aktnr. 30.099) – Österreichisches Staatsarchiv

Bezirkshauptmänner in der Zweiten Republik


Regierungsrat Walter Brunhuber
97
* 1.1.1906, Mödling
† 13.4.1976, Mistelbach

nach der Reifeprüfung am humanistischen Gymnasium in Klagenfurt, studierte Brunhuber als Werkstudent Mathematik und Physik an der Universität Wien. Während seiner Studienzeit wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindung Kürnberg Wien im CV. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und mangelnder Berufsperspektiven für Mathematiker sah er sich gezwungen sein Studium abzubrechen und trat im Juli 1933 in den Dienst der Finanzverwaltung ein. 1933-1936 Verwendung als Buchhalter in der Einhebungsstelle der Steueradministration Wien 1/16; mit Februar 1936 an die Bezirkssteuerbehörde Mistelbach versetzt; Seine mehrfache Weigerung in die NSDAP bzw. eine ihrer Teilorganisationen einzutreten, führte dazu, dass die Kreisleitung der NSDAP seine rasche Einziehung zur Wehrmacht forderte. Durch glückliche Umstände konnte er sich jedoch dem Wehrdienst entziehen. Wenige Tage nachdem die Rote Armee Mistelbach am 18. April 1945 eingenommen hatte, wurde Brunhuber aufgrund eines einstimmigen Vorschlags der politischen Parteien und der Wirtschaft von der Besatzungsmacht als kommissarischer Bezirkshauptmann eingesetzt. Mit Beschluss vom 1. Mai 1945 wurde seine Einsetzung als provisorischer Bezirkshauptmann von der niederösterreichischen Landesregierung bestätigt. Die Einsetzung von Dr. Strau als Bezirkshauptmann dürfte bereits mit Anfang Juni beschlossen worden sein, tatsächlich  konnte dieser seinen Dienst offenbar erst ab Juli 1945 antreten, sodass ihn Brunhuber bis zu diesem Zeitpunkt vertrat. Zusätzlich arbeitete er am Wiederaufbau des Finanzamts Mistelbach, mit dessen Leitung er ab Juli 1945 zeitweilig betraut war. Ab 1947 war er dort bis zu seiner Pensionierung als Leiter der Betriebsprüfungsabteilung tätig. Brunhuber ruht auf dem Mistelbacher Friedhof.

Foto: zur Verfügung gestellt von Herrn Mag. Karlheinz Brunhuber

Dr. Josef Strau98 (1945-1946)
* 11.7.1908, Groß Enzersdorf99
† 31.3.2004, Wien

nach dem Tod seines Vaters 1910 war der ebenfalls aus Groß-Enzersdorf stammende Rechtsanwalt, und spätere Landeshauptmann und Bundeskanzler, Dr. Karl Buresch sein Vormund100; 1927 Matura am Gymnasium Hollabrunn; ab dem Wintersemester 1927/28 studierte er zunächst drei Semester Theologie an der Universität Wien, bevor er an die juridische Fakultät wechselte; 1929 Aufnahme in den niederösterreichischen Landesdienst; 1933 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1935-1937 Konzeptsbeamter bei der Bezirkshauptmannschaft Gmünd101; im Juni 1938 vom NS-Regime des Dienstes enthoben und Entlassung im November 1938; danach Hilfskraft bei der Firma Laconia in Wien, doch Ende Februar 1939 bereits wieder als „politisch nicht tragbar“ gekündigt; Juli 1939 bis Dezember 1941 als Revisionsassistent bei der Deutsche Treuhand AG Wien beschäftigt; danach bis Kriegsende Militärdienst; ab Juli 1945 bis Mai 1946 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; im Mai 1946 zur Dienstleistung im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft berufen102; danach als Rat an den Verwaltungsgerichtshof berufen, und später dessen Vizepräsident; letzte Ruhestätte: Hietzinger Friedhof;

Hofrat Dr. Karl Mattes103 (1946-1956)
* 30.11.1905, Grund (Bezirk Hollabrunn)
† 14.10.1969, Wien

1927 Matura am Gymnasium Hollabrunn (er und sein Amtsvorgänger Dr. Strau waren Klassenkameraden104); Mitglied der katholischen Studentenverbindung Aargau Wien im CV; 1933 Promotion Dr.iur. Universität Wien; 1934 Aufnahme in den niederösterreichischen Landesdient und der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn zugeteilt; im Mai 1938 vom NS-Regime des Dienstes enthoben und Aufnahme eines Verfahrens über seine Dienstausübung vor dem „Anschluss“; im Oktober 1938 wurde über ihn ein Aufenthaltsverbot in den Bezirken Hollabrunn, Horn und Mistelbach verhängt; November 1938 schließlich Entlassung aus dem Landesdienst; ab Ende 1939 Tätigkeit bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Kompaß in Wien bis eine weitere Beschäftigung dort im Mai 1941 vom nationalsozialistischen Rechtswahrerbund aus politischen Gründen untersagt wurde; zeitweilig unter Polizeiaufsicht, später kurzzeitige Untersuchungshaft und als wehrunwürdig erklärt; später angeblich bei der deutschen Treuhandverwaltung in Krakau tätig; im Juli 1944 schließlich doch zum Wehrdienst eingezogen, geriet er zu Ende des Krieges in russische Kriegsgefangenschaft; infolge Arbeitsunfähigkeit aufgrund schwerer Erkrankung bereits Ende August 1945 aus der Gefangenschaft entlassen; ab Oktober 1945 war er der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt; April 1946 bis Ende 1956 Bezirkshauptmann in Mistelbach; ab Anfang des Jahres 1957 bis zu seinem Tode Vorstand der niederösterreichischen Agrar-Bezirksbehörde in Wien; 1960-1965 Bürgermeister (ÖVP) der Gemeinde Pulkau; Träger des goldenen Ehrenringes der Gemeinde Pulkau; Dr. Mattes wurde auf dem Friedhof Pulkau bestattet; 2009 wurde die Karl Mattes-Straße nach ihm benannt;

Ehrenbürger: insgesamt 109 Gemeinden verliehen Dr. Mattes das Ehrenbürgerrecht, (davon alleine im Bezirk Mistelbach nachweislich 98 Gemeinden), nachfolgend sind diese soweit bekannt nach Jahreszahlen gegliedert angeführt:
Altenmarkt, Althöflein, Altmanns, Altruppersdorf, Ameis, Asparn, Atzelsdorf, Bernhardsthal, Bogenneusiedl, Bullendorf, Drasenhofen, Diepolz, Ebersdorf, Eibesbrunn, Eibesthal, Enzersdorf bei Staatz, Erdberg, Ernsdorf bei Staatz, Ernstbrunn, Falkenstein, Fallbach, Frättingsdorf, Friebritz, Föllim, Garmanns, Gaubitsch, Gaweinstal, Ginzersdorf, Gnadendorf, Grafensulz, Großebersdorf, Großharras, Großkrut, Guttenbrunn, Hagenberg, Hagendorf, Hanfthal, Hausbrunn, Herrnbaumgarten, Herrnleis, Hobersdorf, Hörersdorf, Hornsburg, Katzelsdorf, Kettlasbrunn, Ketzelsdorf, Kleinbaumgarten, Kleinhadersdorf, Kleinschweinbarth, Klement, Kottingneusiedl, Loosdorf, Michelstetten, Neubau, Neudorf, Neuruppersdorf, Niederleis, Oberkreuzstetten, Oberschoderlee, Olgersdorf, Ottenthal, Paasdorf, Patzenthal, Patzmannsdorf, Pellendorf, Pfösing, Pottenhofen, Poysbrunn, Poysdorf, Pürstendorf, Putzing, Pyhra, Rabensburg, Reinthal, Röhrabrunn, Schrattenberg, Schrick, Siebenhirten, Staatz, Steinebrunn, Stronegg, Stronsdorf, Stützenhofen, Ungerndorf, Unterschoderlee, Unterstinkenbrunn, Waltersdorf bei Staatz, Wenzersdorf, Wetzelsdorf, Wilhelmsdorf, Wultendorf, Wulzeshofen, Zlabern, Zwentendorf und Zwingendorf (alle 1951)105, Mistelbach (1954)106, Grund (1955)107, Eichenbrunn (1956)108, Lanzendorf (1966)109

Hofrat Dr. Alfred Kriegl110 (1957-1962)
* 7. 5.1910, Wien
† 11.6.1979, Wien

Matura am Gymnasium Kalksburg; Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien; 1934 Eintritt in den nö. Landesdienst; nach dem „Anschluss“ 1938 aus politischen Gründen zwangsweise zum Landratsamt des Regierungsbezirks Merseburg bei Halle a.d. Saale (Sachsen-Anhalt) versetzt; 1940-1945 Kriegsdienst; nach Kriegsende einige Monate als Staatskommissär für die Beziehungen der österreichischen Bundesländer bei der Tiroler Landesregierung tätig; Herbst 1945-1949 Dienst im Präsidium der nö. Landesregierung; 1949-1956 Bezirkshauptmann-Stellvertreter in Wiener Neustadt, während dieser Zeit auch Sachverständiger für Verkehrsunfälle bei den Kreisgerichten Wiener Neustadt und Eisenstadt, außerdem unterrichtete er Staatsrecht und Nationalökonomie an der Handelsakademie Wiener Neustadt; 1957 bis Ende 1962 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirkes Mistelbach; 1963-1964 Bezirkshauptmann im Verwaltungsbezirk Wien-Umgebung; ab Beginn des Jahres 1965 bis zur Pensionierung mit Jahresende 1973 Leiter des Landesamtes V/1 für „Gewerbe, Handel, Industrie und Buschenschankangelegenheiten“; am Wiener Zentralfriedhof bestattet; Dr. Kriegl hatte  von 1958 bis in die 1970er Jahre einen Wohnsitz in der Gemeinde Bernhardsthal, wo seine Gattin als Dentistin tätig war.

Leistungen während seiner Amtszeit als Bezirkshauptmann von Mistelbach: Errichtung von drei Altersheimen; treibende Kraft hinter der Errichtung des urgeschichtlichen Museums Asparn und weiters Gründer des Museumsvereins für den Bezirk; Gründung des Fremdenverkehrsvereins für den Bezirk; Planung und Baubeginn der Ringwasserleitung für 40 Gemeinden im Bezirk, mittels der die Wasserqualität deutlich gehoben werden konnte und in diesem Zusammenhang Anregung zur Gründung der Niederösterreichische Siedlungswasserbau Gesellschaft (NÖSIWAG) (heute: Wassersparte  der EVN AG); gründete den Bezirks-Krankenhausverband und sicherte damit den Bestand des Krankenhauses Mistelbach

Ehrenbürger: Gartenbrunn (Unterstinkenbrunn)

Hofrat Dr. Leopold Speiser111 (1963-1967)
* 16.2.1922, St. Margarethen an der SierningBezirkshauptmann Dr. Leopold Speiser
† 25.9.1998, Baden

Gymnasium St. Pölten; ab 1942 Kriegsdienst und anschließend russische Kriegsgefangenschaft bis Dezember 1946; nach Rückkehr aus der Gefangenschaft Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, 1950 Promotion Dr.iur.; Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.a.V. Norica Wien im ÖCV; bereits vor Studienabschluss Eintritt in den nö. Landesdienst; Tätigkeit an verschiedenen Bezirkshauptmannschaften; Juli 1961 bis Ende des Jahres 1962 Bezirkshauptmann in Bruck a.d. Leitha; Jänner 1963 bis Ende April 1967 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirkes Mistelbach; 1967-1974 Bezirkshauptmann in Baden; 1974-1979 Landesamtsdirektor-Stv., 1979 Landesamtsdirektor bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1987; 1967 Verleihung des Ehrenrings der Stadtgemeinde Mistelbach; auf dem Stadtfriedhof Baden beerdigt;

Hofrat Mag. Karl Müller112 (1967-1977)
* 1.5.1912, Wien
† 19.1.1996, Mistelbach

Studium in Wien und Prag; Mitglied der katholischen Studentenverbindung Ferdinandea Prag (Heidelberg) im CV; nach Abschluss des rechtswissenschaftlichen Studiums als abs.iur. folgt eine Tätigkeit in der Privatwirtschaft; danach Eintritt in den öffentlichen Dienst und Zuweisung zum Landesamt im nordböhmischen Gablonz; ab 1941 Kriegsdienst in der deutschen Wehrmacht an West- und Ostfront; Eintritt in den nö. Landesdienst 1946, zunächst bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf; ab 1950 Bezirkshauptmannstellvertreter bei der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn und ab Juli 1955 in selber Funktion in Baden; 1957-1967 Bezirkshauptmann des Bezirks Zwettl; April 1967 bis Ende des Jahres 1977 Bezirkshauptmann in Mistelbach; 1977 Verleihung des Ehrenrings der Stadtgemeinde Mistelbach; ruht auf dem Mistelbacher Friedhof

Hofrat Dr. Herbert Foitik113 (1978-2002)
* 2.9.1939, Wien
† 19.4.2009, Mistelbach

Matura am akademischen Gymnasium Wien; Jugendmeister im Tischtennis; Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien als Werkstudent; Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.Ö.H.V. Sängerschaft Waltharia Wien im ÖCV; nach Abschluss des Studiums zunächst bei der Handelskammer tätig; 1965 Eintritt in den Landesdienst, und als Jurist den Bezirkshauptmannschaften Wiener Neustadt bzw. Wien Umgebung zugeteilt; 1970-1973 Bezirkshauptmannstellvertreter in Gmünd; 1974-1977 Bezirkshauptmannstellvertreter in Gänserndorf; von Beginn des Jahres 1978 bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand Ende 2002 Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirks Mistelbach; 1999 Verleihung des Ehrenrings der Stadtgemeinde Mistelbach; beigesetzt auf dem Mistelbacher Friedhof

Quellen:

-) Heimatbuch des Verwaltungsbezirks Mistelbach – Band III, Der Bezirk Mistelbach und seine Gemeinden 1945 – 2005 (2005), S. 133
-) Die letzten Ruhestätten der in Wien bestatteten früheren Bezirkshauptmänner konnten meist mittels der Verstorbenensuche – Online Services Friedhöfe Wien eruiert werden.

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Neugasse

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden im Westen Mistelbachs, entlang der Josef Dunkl-Straße, die damals „Wienerstraße“ hieß, das städtische Gaswerk (1902) und der Landesbahnhof (1906) errichtet. In den Jahren nach der Eröffnung dieser bedeutenden Infrastruktureinrichtungen folgte die weitere bauliche Erschließung des neuen Stadtteils und in der Sitzung vom 6. November 1910 beschloss der Mistelbacher Gemeinderat, dass die „rechts von der Wienerstraße abzweigende neue Straße“ den Namen „Neugasse“ erhalten sollte.

Wo befindet sich die Neugasse?

Quellen:
-) Mistelbacher Bote, Nr. 46/1910, S.3f

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