Dieser Beitrag ist der Versuch der Rekonstruktion der Gemeindevertretungen unter Berücksichtigung der Wahlperioden und Einbeziehung der überlieferten Ergebnisse der Gemeindewahlen während der Zeit der Existenz der selbstständigen Gemeinde Paasdorf im Zeitraum 1850 bis 1971. Zwecks Begriffserläuterung bzw. Darstellung der Entwicklung der gewählten Organe der Gemeindevertretung im Laufe der Zeit und des damit verbundenen Wahlrechts wird ein gesonderter Beitrag auf diesem Blog erscheinen.
1850-1861
Bürgermeister: Anton Würl, Halblehner
Gemeinderäte: Egid Fritsch, Fleischhauer; Anton Hadrian, Viertellehner
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: P. Popp, Bäcker; Mathias Schragner, Wirtschaftsbesitzer; J. Bernold, Hauer; J. Kainz, Hauer; Franz Rößler, Handelsmann; G. Lirzer, Wirtschaftsbesitzer; L. Westermaier, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Schiller, Wirtschaftsbesitzer;
Das Gemeindeausschussmitglied Egid Fritsch verstarb 1855, ob bzw. wer ihm nachfolgte ist nicht überliefert.
1861-1864
Bürgermeister: Anton Würl, Landwirt
1. Gemeinderat: Anton Hadrian, Landwirt
2. Gemeinderat: Mathias Rieder, Landwirt
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Kalz, Landwirt; Johann Hackler, Schullehrer; Leopold Seltenhammer, Landwirt; Johann Hermann, Wundarzt; Josef Schüller, Landwirt; Mathias Schragner, Landwirt; Lorenz Fürst, Landwirt; Michael Sommer, Landwirt; Georg Thurner, Landwirt
1864-1867
Bürgermeister: Johann Hermann, Wundarzt und Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Anton Hadrian, Landwirt
2. Gemeinderat: Franz Wittmann, Schuhmacher und Kaufmann (Krämer)
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 gewählten Mitgliedern, und zwar je 4 aus jedem der drei Wahlkörper.
1867-1870
Bürgermeister: Franz Wittmann, Schuhmacher und Kaufmann (Krämer)
1. Gemeinderat: Anton Hadrian, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Andreas Götz, Tischler
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 gewählten Mitgliedern, und zwar je 4 aus jedem der drei Wahlkörper.
1870-1873
Bürgermeister: Carl Popp, Bäckermeister
1. Gemeinderat: Franz Wittmann, Schuhmacher und Kaufmann (Krämer)
2. Gemeinderat: Ignaz Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Johann Hermann, Wundarzt und Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 gewählten Mitgliedern, und zwar je 4 aus jedem der drei Wahlkörper.
1873-1876
Bürgermeister: Josef Fritsch, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Carl Popp, Bäckermeister
2. Gemeinderat: Josef Donner, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Ignaz Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 gewählten Mitgliedern, und zwar je 4 aus jedem der drei Wahlkörper. Dem Gemeindeausschuss dürfte wohl auch Christian Lang angehört haben.
Aufgrund seiner Übersiedlung nach Mistelbach schied Fritsch aus dem Paasdorfer Gemeinderat aus und legte offenbar im Laufe des Jahres 1875 das Amt des Bürgermeisters zurück. Zu seinem Nachfolger wurde Christian Lang gewählt.
1876-1879
Bürgermeister: Christian Lang, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Carl Popp, Bäckermeister
2. Gemeinderat: Josef Donner, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Ignaz Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 gewählten Mitgliedern, und zwar je 4 aus jedem der drei Wahlkörper.
1879-1882
Bürgermeister: Josef Donner, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Carl Popp, Bäckermeister
2. Gemeinderat: Ignaz Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Leopold Rieder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 gewählten Mitgliedern, und zwar je 4 aus jedem der drei Wahlkörper.
1882-1885
Bürgermeister: Carl Popp, Bäckermeister
1. Gemeinderat: Josef Donner, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Ignaz Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Georg Seger, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 gewählten Mitgliedern, und zwar je 4 aus jedem der drei Wahlkörper.
1885-1888
Bürgermeister: Peter Stacher, Fleischhauer
1. Gemeinderat: Josef Donner, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Ignaz Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Georg Seger, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 gewählten Mitgliedern, und zwar je 4 aus jedem der drei Wahlkörper.
1888-1892
Bürgermeister: Peter Stacher, Fleischhauer
1. Gemeinderat: Ignaz Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Josef Bürbaum, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Martin Stacher, Wirtschaftsbesitzer; Georg Seger, Wirtschaftsbesitzer; Josef Haimmer, Wirtschaftsbesitzer; Johann Freimüller, Wirtschaftsbesitzer; Johann Wittmann, Schumacher; Leopold Kuselbauer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Penitschka, Wirtschaftsbesitzer; Franz Sommer, Wirtschaftsbesitzer; Graf Adolf Thurn, Gutsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper).
Als Ersatzmänner wurden gewählt: Leopold Rosner, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Höberth, Wirtschaftsbesitzer; Paul Thüringer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Hochhauser, Wirtschaftsbesitzer; Egyd Geyer, Wirtschaftsbesitzer; Johann Höfling, Wirtschaftsbesitzer
Augenscheinlich muss im Jahre 1889 ein Mitglied aus dem Gemeindeausschuss ausgeschieden sein, denn der erstgenannte Ersatzmann Leopold Rosner rückte in diesem Jahr in den Gemeindeausschuss nach.
1892-1894
Bürgermeister: Peter Stacher, Fleischhauer
1. Gemeinderat: Ignaz Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Josef Bürbaum, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Georg Seger, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Rosner, Wirtschaftsbesitzer; Johann Wittmann, Wirtschaftsbesitzer; Josef Donner jun., Wirtschaftsbesitzer; Johann Freimüller, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Kuselbauer, Wirtschaftsbesitzer; Graf Adolf Thurn, Gutsbesitzer; Josef Benitschka, Wirtschaftsbesitzer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Mitgliedern.
Als Ersatzmänner wurden gewählt: Adam Grim, Wirtschaftsbeisitzer; Leopold Gabmeier, Wirtschaftsbesitzer; Josef Hochhauser, Wirtschaftsbesitzer Nr. 93; Johann Diewald, Wirtschaftsbesitzer; Josef Retzer, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Wegert, Wirtschaftsbesitzer.
1894-1900
Bürgermeister: Peter Stacher, Fleischhauer
1. Gemeinderat: Josef Bürbaum, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Johann Freimüller, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Leopold Kuselbauer, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Georg Seger, Wirtschaftsbesitzer; Josef Donner jun., Wirtschaftsbesitzer; Leopold Rosner, Wirtschaftsbesitzer; Josef Lang, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Höbert, Wirtschaftsbesitzer; Ignaz Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Retzer, Wirtschaftsbesitzer; Johann Wittmann, Wirtschaftsbesitzer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Personen.
Als Ersatzmänner wurden gewählt: Adam Grim, Schmiedemeister; Mathias Wurst, Wirtschaftsbesitzer; Michael Diewald, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Wegert, Wirtschaftsbesitzer; Johann Diewald, Wirtschaftsbesitzer; Johann Retzer, Wirtschaftsbesitzer
Bereits im Jahr 1895 kam es offenbar zu einem Wechsel an der Spitze der Gemeindevertretung: auf Stacher folgte Georg Seger als Bürgermeister.
1900-1906
Die Gemeindewahl fand am 26. August 1900 statt, allerdings wurde die Wahl bei der niederösterreichischen Statthalterei beeinsprucht. Die vorgebrachten Einwände wurden jedoch vollumfänglich abgelehnt, sodass mit geringfügiger Verzögerung am 30. September die konstituierende Gemeindeausschusssitzung abgehalten werden konnte, die nachfolgendes Ergebnis brachte:
Bürgermeister: Leopold Rosner, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Seger, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Josef Lang, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Ignaz Seltenhammer jun.
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Personen
1906-1912
Bürgermeister: Leopold Rosner, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Ignaz Seltenhammer jun., Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Josef Lang, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Personen, von diesen sind weiters bekannt: Martin Lehner, Wirtschaftsbesitzer; Johann Stacher, Wirtschaftsbesitzer; Johann Stöger, Wirtschaftsbesitzer; Wirtschaftsbesitzer; Johann Schulz, Wirtschaftsbesitzer; Adam Grim, Wirtschaftsbesitzer
1912-1919
Laut einem Bericht im Mistelbacher Bote traten bei dieser Wahl zwei Parteien an, die jedoch keine ideologischen Unterschiede aufwiesen, sondern deren Kandidaten lediglich gegensätzliche wirtschaftliche und persönliche Interessen verfolgten bzw. deren Vorstellungen von der Entwicklung der Gemeinde sich unterschieden. Nach der Wahl herrschte jedoch wieder Eintracht und man wollte gemeinsam für das Wohl der Gemeinde arbeiten und das Verbindende vor das Trennende stellen.
Nach der konstituierenden Sitzung vom 21. Oktober 1912 setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Leopold Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer;
1. Gemeinderat: Leopold Rosner, Wirtschaftsbesitzer;
2. Gemeinderat: Josef Lang, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Martin Lehner, Wirtschaftsbesitzer; Johann Stacher, Wirtschaftsbesitzer; Johann Stöger, Wirtschaftsbesitzer; Josef (oder Leopold?) Donner, Wirtschaftsbesitzer; Johann Schulz, Wirtschaftsbesitzer; Adam Grim, Wirtschaftsbesitzer; Karl Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer; Karl Kuselbauer, Wirtschaftsbesitzer; Martin Kothmeier, Wirtschaftsbesitzer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Personen.
Offenbar kam es bereits 1914 zu einem Wechsel an der Spitze der Gemeindevertretung Leopold Rosner wurde Bürgermeister und Leopold Seltenhammer zum 1. Gemeinderat gewählt. Im Mai 1916 verstarb der vormalige Bürgermeister und nunmehrige 1. Gemeinderat Leopold Seltenhammer und diese Stelle blieb bis ins Jahre 1919 augenscheinlich vakant.
1919-1921
Die erste Gemeinderatswahl 1919 bei der zwei Listen angetreten sind, brachte folgendes Ergebnis:
Kleinbauern – „Häuslerliste“ |
|
Liste der größeren Wirtschaftsbesitzer |
|
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
179 |
8 |
148 |
6 |
Nachdem es in Paasdorf damals noch keine Lokalorganisation der Sozialdemokraten gab, trat bei der Wahl auch keine eigene sozialdemokratische Liste an. Allerdings fand sich unter den gewählten Kandidaten der „Häuslerliste“ ein sozialistisch organisierter Eisenbahner. Vermutlich dürfte es sich hierbei um Ferdinand Wimmer gehandelt haben.
Der Gemeindevorstand ist aus dem Niederösterreichischen Amtskalender überliefert:
Bürgermeister: Karl Rössler, Wirtschaftsbesitzer
Vizebürgermeister: Josef Lehner, Wirtschaftsbesitzer
geschäftsführende Gemeinderäte: Karl Seltenhammer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Vogelmüller, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeinderat bestand aus insgesamt 12 Mitgliedern, außer den obengenannten darunter wohl auch Ferdinand Wimmer.
1921-1924
Zu Beginn des Jahr 1921 wurde der Paasdorfer Gemeinderat durch die Niederösterreichische Landesregierung aufgelöst. Die näheren Hintergründe, die diese Auflösung notwendig gemacht haben, sind nicht überliefert. Die Neuwahl des Gemeinderats wurde gemeinsam mit der Landtagswahl am 24. April 1921 abgehalten und das Ergebnis ist lediglich in Form der Mandatsverteilung überliefert. Die Christlichsozialen errangen 6 Mandate und eine gemeinsame Liste von Sozialdemokraten und Großdeutschen erreichte 8 Mandate.
Offenbar unmittelbar nach der Auflösung des Gemeinderates kam zu Beginn des Jahres 1921 zur Gründung der sozialdemokratischen Lokalorganisation in Paasdorf. Wie oben bereits erwähnt bildeten Sozialdemokraten und Großdeutsche eine gemeinsame Liste und von den erreichten acht Mandaten, dürften fünf von Sozialdemokraten und der Rest von Großdeutschen besetzt worden sein. Das Wahlbündnis bildete in weiterer Folge auch eine Koalition und nach der konstituierenden Sitzung am 5. Mai 1921 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Wegert (Großdeutsch)
Vizebürgermeister: Josef Lehner (Sozialdemokrat)
geschäftsführender Gemeinderat: Lambert Denk (Christlichsozial), Michael Geyer (Christlichsozial)
Der Gemeinderat bestand aus insgesamt 14 Mitgliedern, die weiteren Mitglieder sind leider nicht überliefert.
1924-1929
Die Großdeutschen, die 1921 gemeinsam mit den Sozialdemokraten kandidiert hatten, traten bei dieser Wahl nicht mehr in Erscheinung bzw. hatten sich diese, wie deren prominentester Exponent – der bisherige Bürgermeister Wegert, den Christlichsozialen angeschlossen. In den christlichsozialen Parteiblätter fand sich vor Wahlen immer wieder der Aufruf zur Bildung sogenannter „Einheitsparteien“, also eines Zusammenschlusses von Christlichsozialen und Großdeutschen. Der Name Christlichsoziale Partei für die Wahlliste scheint im vorliegenden Fall jedoch auszuschließen, dass es sich hier um ein Wahlbündnis im eigentlichen Sinn gehandelt hat.
Das Ergebnis der Gemeinderatswahl vom 30. November 1924 ist nur fragmentarisch überliefert:
Christlichsoziale Partei |
|
Sozialdemokratische Partei |
|
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
? |
9 |
147 |
5 |
Nach der konstituierenden Sitzung vom 22. Dezember 1924 stellte sich der Gemeinderat wie folgt dar:
Bürgermeister: Josef Wegert (Christlichsozial)
Vizebürgermeister: Michael Geyer (Christlichsozial)
geschäftsführender Gemeinderat: Karl Rössler (Christlichsozial), Josef Thüringer (Sozialdemokrat)
Weiters gehörten dem Gemeinderat an: Franz Gründler (Christlichsozial), Lambert Denk (Christlichsozial), Josef Ullreich (Christlichsozial), Ignaz Seltenhammer (Christlichsozial), Josef Donner jun. (Christlichsozial), Johann Hochhauser (Christlichsozial), Josef Lehner (Sozialdemokrat), Josef Berthold (Sozialdemokrat), Karl Baumgartner (Sozialdemokrat), Fritz Lirzer (Sozialdemokrat)
1929-1934
Gemeinderatswahl 1929
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigte: 556; abgegebene gültige Stimmen: 452, diese verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:
Christlichsoziale Partei |
Mittlere Bauernpartei |
Sozialdemokratische Partei |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
204 (45,1%) |
7 |
145 (32,1%) |
5 |
103 (22,8%) |
3 |
Nach der konstituierenden Sitzung im Dezember 1929 setzte sich der Paasdorfer Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Karl Bürbaum (Mittlere Bauernpartei)
Vizebürgermeister: Josef Lehner (Sozialdemokrat)
Die weiteren Mitgliedern des damaligen Gemeinderates sind nicht überliefert.
Die Mittlere Bauernpartei und die Sozialdemokraten hatten sich nach der Wahl zu einer Koalition zusammengeschlossen und teilten sich daher die Spitzenpositionen in der Gemeindevertretung. Die Christlichsozialen, als stimmenstärkste Partei, waren darüber wenig erfreut und wenige Wochen nach der Konstituierung – noch im Jänner 1930, nahmen die Christlichsozialen unter anderem einen Streit im Gemeinderat bezüglich der Versorgung der Bevölkerung mit elektrischem Licht zum Anlass ihre Mandate zurückzulegen und somit Neuwahlen zu erzwingen. Die Christlichsozialen erhoffen sich auch einen Vorteil durch die Abhaltung der Neuwahlen am Tag der Landtagswahl.
Die Neuwahl des Gemeinderates am 13. April 1930 brachte folgendes Ergebnis:
Christlichsoziale Partei |
Mittlere Bauernpartei |
Sozialdemokratische Partei |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
240 (49,4%) |
8 |
143 (29,4%) |
4 |
103 (21,2%) |
3 |
Die Taktik der Christlichsozialen, die unter anderem auch auf die Stimmen von bei der letzten Wahl nicht stimmberechtigten Gewerbetreibenden spekuliert hatten, war aufgegangen und sie konnten jenes Mandat, dass ihnen die Mehrheit im Gemeinderat verschaffte, erobern. Seitens der Sozialdemokraten wurden (neuerlich) Versuche der Christlichsozialen beklagt, Stimmen mit Saufgelagen zu kaufen, aber man zeigte sich erfreut, dass diese Versuche nicht erfolgreich waren und das Wahlergebnis gehalten werden konnte.
Bürgermeister: Karl Bürbaum (Christlichsozial)
Vizebürgermeister: Josef Donner
Von den weiteren Mitgliedern des damaligen Gemeinderates sind lediglich der bereits 1931 verstorbene Josef Maier sowie der Sozialdemokrat Mathias Barl überliefert
Bereits vor der Neuwahl scheint Bürgermeister Bürbaum zu den Christlichsozialen gewechselt bzw. zurückgekehrt zu sein, die nun über eine Mehrheit im Gemeinderat verfügten, und konnte so an seinem Amt festhalten. Ende des Jahres 1930 bzw. spätestens zu Beginn des Jahres 1931 kam es dann jedoch zu einem Wechsel an der Spitze der Gemeinde und Josef Wegert übernahm wieder das Amt des Bürgermeisters.
1934-1938
Bürgermeister: Josef Wegert, Wirtschaftsbesitzer
Vizebürgermeister: Josef Donner, Wirtschaftsbesitzer
Über die weitere Zusammensetzung des Gemeindetages liegen keine Informationen vor.
1938-1945
Nach dem sogenannten „Anschluss“ und der Auflösung des Gemeindetags durch Beschluss der von den Nationalsozialisten eingesetzten Landesregierung wurde Gutsbesitzer Ing. Richard Claß als Gemeindeverwalter mit der Fortführung der Amtsgeschäfte betraut. Ihm wurde ein provisorischer Gemeindetag, bestehend aus sieben Beiräten, beigegeben. Zu Beginn des Jahres 1939 wurde gemäß deutscher Gemeindeordnung folgende Gemeindeführung eingesetzt:
Bürgermeister: Johann Stöger, Landwirt, Nr. 85
Beigeordnete: Karl Höberth, Landwirt, Nr. 37; Richard Claß, Gutsbesitzer, Nr. 1
1945-1950
Die Zusammensetzung des provisorischen Gemeinderats ist 1945 erstmals durch ein Protokoll vom 16.9.1945 überliefert:
Bürgermeister: Josef Wegert (ÖVP)
Gemeinderäte: Ignaz Seltenhammer (ÖVP), Karl Röhsler sen. (ÖVP), Josef Ecker (ÖVP), Karl Lehner (ÖVP), Josef Donner (ÖVP), Ägydius Weinmayer (SPÖ), Leopold Reiskopf (SPÖ), Lorenz Neumeier (SPÖ), Mathias Barl (SPÖ), Koloman Reiskopf (KPÖ)
Welche der Gemeinderäte auch dem Gemeindevorstand angehörten (Vizebürgermeister bzw. geschäftsführende Gemeinderäte) ist leider nicht überliefert.
Ab Oktober 1946 scheint Ägydius Weinmayer als Vizebürgermeister auf.
Am 28. September 1946 verstarb Ignaz Seltenhammer, für ihn dürfte in der Sitzung vom 6. Oktober 1946 Franz Wurst als Vertreter der ÖVP nachgerückt sein.
Ab Anfang 1947 scheint zusätzlich zu Weinmayer auch der KPÖ-Vertreter Koloman Reiskopf als 2. Vizebürgermeister auf.
Für den verstorbenen Josef Donner rückte als Vertreter der Volkspartei in der Sitzung vom 6. Juli 1947 Josef Heinisch nach. Auch in der SPÖ-Fraktion gab es eine Personaländerung: am 6. Juli folgte Franz Schulz für den ausgeschiedenen Mathias Barl.
Nachdem Bürgermeister Josef Wegert sein Amt aus Altersgründen zurückgelegt hatte, wurde am 2. Mai 1948 Josef Heinisch als neuer Bürgermeister gewählt. Altbürgermeister Wegert gehörte jedoch weiterhin dem provisorischen Gemeinderat an. Im Zuge der Wahl des Bürgermeisters wurde auch der Vizebürgermeister neu gewählt und Weinmayer im Amt bestätigt – einen zweiten Vizebürgermeister (zuvor von der KPÖ gestellt) gab es nun nicht mehr. Wegert stand in mehr als zwanzig Jahren, insgesamt drei Mal der Gemeinde Paasdorf als Bürgermeister vor. Dass ein Altbürgermeister später nochmals Bürgermeister wird, war früher keineswegs unüblich und derartiges ist nicht nur in Paasdorf, sondern in fast allen anderen Katastralgemeinden überliefert. Drei voneinander getrennte Amtsperioden sind jedoch außergewöhnlich und ein Paasdorfer Spezifikum, dass in einem kürzeren Zeitraum auch seinem Nachfolger Heinisch gelang.
Im Frühjahr 1950 kam es offenbar zu einem Wechsel betreffend das einzige Mandat, dass die Kommunisten im Paasdorfer Gemeinderat besaßen. Statt dem bisherigen KPÖ-Vertreter Koloman Reiskopf scheint nunmehr Michael Schiller neu im Gemeinderat auf.
1950-1955
Gemeinderatswahl 7. Mai 1950
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 562; abgegebene Stimmen: 522 (Wahlbeteiligung: 92,9%); ungültig: 3, gültig: 519, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:
Österreichischer Wirtschaftsbund (ÖVP-Liste) |
ÖVP |
SPÖ |
Linksblock (KPÖ) |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
186 (35,8%) |
6 |
155 (29,9%) |
4 |
143 (27,6%) |
4 |
35 (6,7%) |
1 |
Nach der konstituierenden Sitzung am 27. Mai 1950 setzte sich der Paasdorfer Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Heinisch (ÖVP)
Vizebürgermeister: Ägydius Weinmeyer (SPÖ);
geschäftsführende Gemeinderäte: Franz Pretz (ÖVP), Franz Wurst (ÖVP), Johann Stacher (Wirtschaftsbund), Leopold Bürbaum (Wirtschaftsbund-ÖVP)
Gemeinderäte: Lorenz Neumayer (SPÖ), Johann Stöger (Wirtschaftsbund-ÖVP), Leopold Reiskopf (SPÖ), Josef Flandorfer (SPÖ), Hans Wilhelmer (Linksblock), Karl Geyer (Wirtschaftsbund-ÖVP), Josef Kober (Wirtschaftsbund-ÖVP), Eduard Weiß (Wirtschaftsbund-ÖVP), Karl Lehner (ÖVP)
Ab 30. Juli 1950 scheint neben Weinmeyer als zweiter Vizebürgermeister Johann Stacher als Vertreter des Österreichischen Wirtschaftsbunds auf.
Mit Beschluss der niederösterreichischen Landregierung vom 12. August 1954 wurde der Paasdorfer Gemeinderat aufgelöst. Als Gemeindeverwalter wurde Leopold Stoiber von der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach eingesetzt, der die Führung der Amtsgeschäfte mit 17. August 1954 übernahm. Als Beiräte wurden ihm folgende Personen beigegeben: Leopold Bürbaum (Wirtschaftsbund), Johann Diewald (ÖVP) und Johann Flandorfer (SPÖ)
Angeblich sollen die ÖVP-Vertreter versucht haben (ihren) Bürgermeister Heinisch abzuwählen, aber da dieser sich weigerte seine Absetzung zu akzeptieren, sei die Landesregierung gezwungen gewesen den Gemeinderat aufzulösen und in weiterer Folge Neuwahlen auszuschreiben. Gemäß der Berichterstattung im sozialdemokratischen Regionalblatt soll sich Heinisch auch in den Augen seiner Parteifreunde als unfähig zur Führung der Gemeindegeschäfte erwiesen haben. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die ÖVP schließlich neuerlich mit Heinisch als Spitzenkandidaten in die Neuwahl ging. In der ÖVP-Parteipresse findet man zu den Umständen, die zur Auflösung geführt haben, ja geschweige denn zum Faktum, dass Neuwahlen in Paasdorf anberaumt wurden, erstaunlicherweise kein einziger Artikel, und in der Folge auch keinerlei Wahlagitation. Dies ist höchst ungewöhnlich und scheint durchaus auf parteiinterne Unstimmigkeiten hinzudeuten.
Von der am 7. November 1954 abgehaltenen Neuwahl ist lediglich die Mandatsverteilung überliefert:
ÖVP |
SPÖ |
KPÖ |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
? |
7 |
? |
7 |
? |
1 |
Nach der Wahl wurde der vormalige Bürgermeister Heinisch mit den Stimmen der ÖVP und mit jener des kommunistischen Vertreters neuerlich an die Spitze der Gemeindevertretung gewählt. Die Sozialisten waren über diese Vorgehensweise sehr erbost und warfen den Kommunisten, die im Wahlkampf heftig gegen die ÖVP und Bürgermeister Heinisch agitiert hatten, vor, nun umgefallen zu sein. Die SPÖ hatte wohl damit gerechnet, dass der Vertreter der KPÖ, dem aufgrund des Mandatsgleichstands der Großparteien die Rolle des Königsmachers zukam, den SPÖ-Kandidaten unterstützen würde und hatte sich vor der konstituierenden Sitzung bereits siegessicher gewähnt.
Die konstituierende Sitzung im November 1954 brachte folgendes Ergebnis:
Bürgermeister: Josef Heinisch (ÖVP)
Vizebürgermeister: Josef Flandorfer (SPÖ)
geschäftsführende Gemeinderäte: von diesen ist lediglich Michael Reiskopf (SPÖ) bekannt
Gemeinderäte: Karl Bernold, Josef Böck, Josef Dietrich (SPÖ), Johann Diewald (ÖVP), Johann Gleißner (SPÖ), Josef Gründler, Rudolf Kellner (SPÖ), Josef Richard (SPÖ), Johann Rössler (ÖVP), Leopold Schöfbeck (ÖVP), Lorenz Wendy (ÖVP), Franz Zandt (SPÖ)
1955-1960
Gemeinderatswahl 24. April 1955
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 576; abgegebene Stimmen: 515 (Wahlbeteiligung: 89,4%); ungültig: 2, gültig: 513, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:
ÖVP |
SPÖ |
ÖVP-Wirtschaftspartei |
Volksopposition (KPÖ) |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
209 (40,7%) |
7 |
146 (28,5%) |
4 |
133 (25,9%) |
4 |
25 (4,9%) |
– |
Nach der konstituierenden Sitzung setzte sich der Paasdorfer Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Wilhelm Weinmayer (ÖVP-Wirtschaftspartei)
Vizebürgermeister: Karl Bürbaum (ÖVP-Wirtschaftspartei)
geschäftsführende Gemeinderäte: Johann Hösch (ÖVP), Lorenz Wendy (ÖVP), Josef Flandorfer (SPÖ), Michael Reiskopf (SPÖ)
Gemeinderäte: Josef Dietrich (SPÖ), Johann Diewald (ÖVP), Johann Gleißner (SPÖ), Josef Gründler (ÖVP), Josef Heinisch (ÖVP), Johann Rössler (ÖVP), Karl Seltenhammer (ÖVP-Wirtschaftspartei), Eduard Weiß (ÖVP-Wirtschaftspartei), Ernst Wendy (ÖVP)
In der Sitzung vom 20. November 1956 schied Michael Reiskopf aus dem Gemeinderat aus. Auf das freigewordene SPÖ-Mandat rückte Josef Richard nach, der in dieser Sitzung auch zum Nachfolger Reiskopfs als geschäftsführender Gemeinderat gewählt wurde.
In der Sitzung vom 12. Juli 1958 wurde die von Josef Flandorfer schriftlich mitgeteilte Mandatsniederlegung zur Kenntnis genommen. Zu seinem Nachfolger im Gemeindevorstand wurde in der Sitzung vom 4. November 1958 Josef Dietrich gewählt.
Auf das freigewordene Gemeinderatsmandat rückte Rudolf Kellner als Vertreter für die SPÖ in der Sitzung vom 30. Dezember 1958 nach.
Am 17. April 1959 legte Weinmayer sein Amt als Bürgermeister nieder und in weiterer Folge wurde Josef Heinisch neuerlich zum Bürgermeister gewählt. Weinmayer beabsichtigte auch sein Mandat als Gemeinderat niederzulegen, aber diesem Wunsch wurde von der Mehrheit im Gemeinderat nicht entsprochen, da man den bisherigen Bürgermeister zwecks Auskünften bis zum Ende der Periode im Gemeinderat haben wollte. Weinmayer blieb also Mitglied des Gemeinderates, war jedoch laut den Protokollen bis zum Ende der Periode bei keiner Sitzung mehr anwesend.
In der Sitzung vom 20. Juli 1959 wurde das Ersuchen um Mandatsniederlegung des ÖVP-Vertreters Johann Hösch zur Kenntnis genommen. Als geschäftsführender Gemeinderat folgte ihm in der Sitzung vom 15. September 1959 Johann Diewald, und auf das freigewordene ÖVP-Mandat rückte Richard Schubert nach.
Aufgrund Wegzugs aus der Gemeinde legte Johann Gleißner (SPÖ) sein Mandat in der Sitzung vom 3. März 1960 nieder. Zu einer Nachnominierung kam es offenbar aufgrund der einige Wochen später stattfindenden turnusmäßigen Gemeinderatswahl nicht mehr.
1960-1965
Gemeinderatswahl 10. April 1960
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 514; abgegebene Stimmen: 483 (Wahlbeteiligung: 94,0%); ungültig: 7, gültig: 476, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:
ÖVP |
Mittlere Bauernpartei |
SPÖ |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
206 (43,3%) |
7 |
154 (32,3%) |
5 |
116 (24,4%) |
3 |
Bürgermeister: Leopold Bürbaum (Mittlere Bauernpartei)
Vizebürgermeister: Josef Dietrich (SPÖ)
Gemeinderäte: Johann Diewald (ÖVP), Josef Gründler (ÖVP), Josef Heinisch (ÖVP), Karl König (Mittlere Bauernpartei), Paul Kurz (Mittlere Bauernpartei), Josef Richard (SPÖ), Johann Rössler (ÖVP), Franz Schulz (Mittlere Bauernpartei), Franz Sommer (SPÖ), Paul Thüringer (ÖVP), Eduard Weiß (Mittlere Bauernpartei), Lorenz Wendy (ÖVP), Karl Bürbaum (ÖVP)
wer von den genannten als geschäftsführende Gemeinderäte fungiert hatten, ist nicht überliefert.
Nach der Wahl bildete sich eine Koalition aus Mittlerer Bauernpartei und SPÖ und die ÖVP als mandatsstärkste Partei war darüber naturgemäß wenig erfreut und weigerte sich durch einen Boykott der konstituierenden Sitzung die neue Mehrheit anzuerkennen. Bereits kurz nach der Wahl wurde eine Anzeige von privater Seite gegen Bürgermeister Bürbaum wegen einer angeblich falschen Zeugenaussage im Jahre 1956 eingebracht. Ein laufendes Gerichtsverfahren hatte gemäß der damals gültigen Gemeindeordnung eine Suspendierung des Mandats im Gemeinderat und als Bürgermeister zur Folge. Das Verfahren zog sich außergewöhnlich lange hin und erst nach knapp einem Jahr kam es zur Hauptverhandlung bei der Bürbaum freigesprochen wurde. Doch selbst nach dem Freispruch dauerte es einige Wochen bis die für die Aufhebung der Suspendierung benötigte Urteilsausfertigung übermittelt wurde. Während Bürbaums Suspendierung führte der sozialistische Vizebürgermeister Dietrich für dreizehn Monate die Amtsgeschäfte. Die Sozialisten vermuteten hinter den ungerechtfertigten Vorwürfen und der Anzeige ein Manöver der ÖVP und darüber hinaus, dass diese ihren Einfluss nutzte um das Verfahren zu verschleppen und Bürbaum somit möglichst lange vom Bürgermeisteramt fernzuhalten. Bald nachdem Bürbaum im Sommer 1961 wieder die Führung der Gemeinde übernommen hatte, begannen die ÖVP-Mandatare die Gemeinderatssitzungen zu boykottieren. Der unabhängige Bürgermeister Bürbaum wurde seitens der ÖVP schwer angegriffen und als willfähriger Handlanger der SPÖ dargestellt. Bald zeichnete sich ab, dass die ÖVP durch Mandatsniederlegung Neuwahlen erzwingen wollte. Fünf von acht ÖVP-Gemeinderäten ließen sich amtsärztlich eine Herzerkrankung bescheinigen, sodass ihnen eine Teilnahme an den Gemeinderatssitzungen nicht weiter möglich war und die Ersatzkandidaten der ÖVP ließen sich von der Liste streichen, damit es im Falle einer Mandatsniederlegung zu keiner Nachnominierung kommen kann. Dieses Vorgehen kündigte die ÖVP in ihrem Parteiblatt der „Volks-Post“ ganz freimütig an, unter Verweis, dass sie dieses Vorgehen von der SPÖ in Mistelbach gelernt hätte. Möglicherweise weil sich nicht die gesamte ÖVP-Fraktion mit dieser Vorgehensweise einverstanden zeigte, kam es nicht zu der von der ÖVP ersehnten Auflösung des Gemeinderats wegen Arbeitsunfähigkeit. Möglicherweise aber auch, weil bei einer neuerlichen Untersuchung der Arzt seine ursprünglichen Befunde nicht aufrecht erhalten konnte und die ÖVP-Mandatare offenbar von ihren Herzleiden plötzlich genesen waren.
Im Sommer 1963 gelang es der ÖVP schließlich doch durch Mandatsniederlegung eine Auflösung des Gemeinderats zu erzwingen. Die Mehrheit im Gemeinderat hatte sich für die Einsetzung des bisherigen Bürgermeister Bürbaum als Gemeindeverwalter ausgesprochen, doch die ÖVP beharrte auf der Einsetzung eines Beamten der Bezirkshauptmannschaft und setzte sich schließlich damit durch. Dem Regierungskommissär Leopold Stoiber wurden zwei Beiräte beigegeben: Josef Dietrich seitens der SPÖ, sowie ein namentlich nicht überlieferter Vertreter der ÖVP.
Gemeinderatswahl 10. November 1963
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 493; gültige Stimmen: 450, die sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt verteilten:
ÖVP |
SPÖ |
Mittlere Bauernpartei |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
196 (43,6%) |
7 |
163 (36,2%) |
5 |
91 (20,2%) |
3 |
Nach der Wahl im November 1963 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Karl König (ÖVP)
Vizebürgermeister: Leopold Bürbaum (Mittlere Bauernpartei)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Paul Kurz (Mittlere Bauernpartei), Paul Thüringer (ÖVP), Eduard Weiß (Mittlere Bauernpartei), Josef Dietrich (SPÖ)
Gemeinderäte: Karl Geyer (ÖVP), Josef Hochhauser (SPÖ), Franz Pretz (ÖVP), Karl Schiller (SPÖ), Leopold Schöfbeck (ÖVP), Josef Seimann (SPÖ), Johann Suchy (SPÖ), Otto Wegert (ÖVP), Ernst Wendy (ÖVP)
Im Vorfeld der Neuwahl war es der ÖVP gelungen zwei Spitzenfunktionäre der Mittleren Bauernpartei abzuwerben, darunter den späteren Bürgermeister Karl König. Durch diese Unterstützung gelang es der ÖVP trotz Stimmverlust ihre sieben Mandate zu verteidigen. Die aus der Wahl gestärkt hervorgegangene SPÖ hatte sich eine Fortsetzung der Koalition mit der Mittleren Bauernpartei erhofft und sich Chancen auf das Bürgermeisteramt ausgerechnet. Nachdem jedoch ein Mandatar der Mittleren Bauernpartei für den ÖVP-Kandidaten votierte, ging die Bürgermeisterwahl zwischen Karl König (ÖVP) und Josef Dietrich (SPÖ) mit 8 Stimmen zu 7 Stimmen zugunsten des ÖVP-Kandidaten aus. Nun rächte es sich, dass die SPÖ keinen Kandidaten für das Amt des Vizebürgermeisters nominiert hatte, denn in dieses Amt wurde nun Leopold Bürbaum gewählt und die SPÖ ging betreffend die Spitzenvertreter der Gemeinde leer aus.
1965-1970
Gemeinderatswahl 1965
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 484; abgegebene Stimmen: 452 (Wahlbeteiligung: 93,4%); ungültig: 5, gültig: 447, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:
ÖVP |
SPÖ |
Liste Bürbaum |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
229 (51,2%) |
8 |
153 (34,2%) |
5 |
65 (14,5%) |
2 |
Nach der Wahl setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Karl König (ÖVP)
Vizebürgermeister: Johann Stöger (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Hochhauser (SPÖ), Robert Schiller (ÖVP), Karl Schiller (SPÖ), Karl Geyer (ÖVP)
Gemeinderäte: Leopold Bürbaum (Liste Bürbaum), Josef Dietrich (SPÖ), Josef Frank (Liste Bürbaum), Johann Kurzweil (SPÖ), Franz Pretz (ÖVP), Karl Röhsler (ÖVP), Johann Suchy (SPÖ), Paul Thüringer (ÖVP), Otto Wegert (ÖVP)
1970-1971
Gemeinderatswahl 1970
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 465; abgegebene Stimmen: 437 (Wahlbeteiligung: 94,0%); ungültig: 9, gültig: 428, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:
ÖVP |
SPÖ |
Stimmen |
Mandate |
Stimmen |
Mandate |
258 (60,3%) |
9 |
170 (39,7%) |
6 |
Nach der konstituierenden Sitzung vom 27. April 1970 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Karl König (ÖVP)
Vizebürgermeister: Franz Pretz (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Hochhauser (SPÖ), Karl Schiller (SPÖ), Anton Homolla (ÖVP), Karl Röhsler (ÖVP)
Gemeinderäte: Alois Rötzer (ÖVP), Otto Wegert (ÖVP), Paul Thüringer (ÖVP), Karl Geyer (ÖVP), Robert Schiller (ÖVP), Johann Kurzweil (SPÖ), Erich Voglmüller (SPÖ), Johann Suchy (SPÖ), Karl Diewald (SPÖ)
Mit 1. Jänner 1972 wurde Paasdorf als Katastralgemeinde Teil der Großgemeinde Mistelbach. Nähere Hintergründe dazu im Beitrag „Das Werden der Großgemeinde Mistelbach 1966-1972
Übersicht über die Bürgermeister der Gemeinde Paasdorf
Eine Liste der Paasdorfer Bürgermeister erschien 1996 in der von Josef Muhsil veröffentlichten Ortsgeschichte „Notizen & Bilder zur Geschichte meines Heimatortes“. Gemäß den Rechercheergebnissen zu diesem Beitrag stellt sich die Liste der Paasdorfer Bürgermeister etwas abweichend und zwar wie folgt dar:
Amtszeit |
Bürgermeister |
1850-1864 |
Anton Würl (*1812, †1866) |
1864-1867 |
Johann Hermann (*1811, †1891) |
1867-1870 |
Franz Wittmann (*1815, †1891) |
1870-1873 |
Carl Popp (*1839, †?) |
1873-1875 |
Josef Fritsch (*1840, †1916) |
1875-1879 |
Christian Lang (*1829, †1919) |
1879-1882 |
Josef Donner (*1829, †1898) |
1882-1885 |
Carl Popp (*1839, †?) |
1885-1895 |
Peter Stacher (*1855, †1924) |
1895-1900 |
Georg Seger (*1848, †1921) |
1900-1912 |
Leopold Rosner (*1859, †1934) |
1912-1914 |
Leopold Seltenhammer (*1870, †1916) |
1914-1919 |
Leopold Rosner (*1859, †1934) |
1919-1921 |
Karl Rössler (*1883, †1966) |
1921-1929 |
Josef Wegert (*1880, †1964), Großdeutsche Partei bzw. ab 1924 Christlichsoziale Partei |
1929-1931 |
Karl Bürbaum (*1877, †1967), Mittlere Bauernpartei bzw. ab 1929 Christlichsoziale Partei |
1931-1938 |
Josef Wegert (*1880, †1964), Christlichsoziale Partei |
1938 |
Richard Claß (*1888, †1959), NSDAP |
1938-1945 |
Johann Stöger (*1904, †1962), NSDAP |
1945-1948 |
Josef Wegert (*1880, †1964) |
1948-1954 |
Josef Heinisch (*1905, †?), ÖVP |
1954 |
Leopold Stoiber (als Regierungskommissär (=Gemeindeverwalter) seitens der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach eingesetzt) |
1954-1955 |
Josef Heinisch (*1905, †?), ÖVP |
1955-1959 |
Wilhelm Weinmeyer (*1914, †1990), Wirtschaftsliste |
1959-1960 |
Josef Heinisch (*1905, †?), ÖVP |
1960-1963 |
Leopold Bürbaum (*1912, †1987), Mittlere Bauernpartei (von Sommer 1960 bis 1961 in der Amtsführung durch den Vizebürgermeister vertreten) |
1963 |
Leopold Stoiber (als Regierungskommissär (=Gemeindeverwalter) seitens der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach eingesetzt) |
1963-1971 |
Karl König (*1909, †1978), ÖVP |
Bildnachweis:
-) Portrait Leopold Rosner: Scan nach einem von Philipp Hödl zur Verfügung gestellten Original „Die Bürgermeister des Bezirks Mistelbach im Jahre 1902“
-) Portrait Johann Stöger – Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung von Herrn Bruno Rath)
-) Portrait Josef Heinisch – Ausschnitt aus dem Foto „Musterung Jahrgang 1941“ – Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung von Herrn Bruno Rath)
-) Portrait Leopold Weinmeyer – Ausschnitt aus dem Foto „Musterung Jahrgang 1940“ – Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung von Herrn Bruno Rath)
-) Portrait Leopold Bürbaum – Ausschnitt aus dem Foto „Musterung Jahrgang 1943“ – Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung von Herrn Bruno Rath)
-) Portrait Karl König – Ausschnitt aus dem Foto „Musterung Jahrgang 1945“ – Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung von Herrn Bruno Rath)
Quellen (und Anmerkungen):
Zu dem als Quelle sehr wichtigen Niederösterreichischen bzw. Österreichischen Amtskalender ist anzumerken, dass dieser immer bereits im Oktober/November des Vorjahres in Druck gelegt wurde – ein wesentliches Faktum bei der Verwendung dieser Quelle zwecks Rekonstruktion der Amtszeit der Gemeindevertreter.
-) Gemeinderatsprotokolle der Gemeinde Paasdorf im Archiv der Stadtgemeinde Mistelbach für den Zeitraum 1945-1971