Gemeindevertretung Eibesthal (1850-1971)

Dieser Beitrag ist der Versuch der Rekonstruktion der Gemeindevertretungen unter Berücksichtigung der Wahlperioden und Einbeziehung der überlieferten Ergebnisse der Gemeindewahlen während der Zeit der Existenz der selbstständigen Gemeinde Eibesthal im Zeitraum 1850 bis 1971. Zwecks Begriffserläuterung bzw. Darstellung der Entwicklung der gewählten Organe der Gemeindevertretung im Laufe der Zeit und des damit verbundenen Wahlrechts wird ein gesonderter Beitrag auf diesem Blog erscheinen.

1850-18611
Bürgermeister: Ferdinand Karl sen., Wirtschaftsbesitzer
Gemeinderäte: Johann Loibl, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Lehner, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: M. Schwenk, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Eibel, Wirtschaftsbesitzer; Georg Zuschmann, Wirtschaftsbesitzer; Johann Hirtl, Wirtschaftsbesitzer; J. Steingaßner, Wirtschaftsbesitzer; Lorenz Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer; L. Czaby, Kleinhäusler; L. Mauer, Schuhmacher
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 Mitgliedern.

Ferdinand Karl sen. bekleidete bereits seit 1848 das Amt des Ortsrichters, das als Vorgänger des Bürgemeisteramts angesehen werden kann. Nachdem die in der Revolution von 1848 errungenen demokratischen Rechte in den folgenden Jahren im Zuge des Neoabsolutismus wieder schrittweise zurückgenommen wurden, fanden bis 1861 keine weiteren Gemeindewahlen mehr statt. Die 1850 gewählten Personen blieben im Amt bzw. durften dieses nur aus triftigen Gründen niederlegen. Da keine gegenteiligen Informationen vorliegen, ist daher anzunehmen, dass Ferdinand Karl sen. bis 1861 das Amt des Bürgermeisters bekleidete.

1861-18642
Bürgermeister: Georg Zuschmann, Landwirt
1. Gemeinderat: Ferdinand Karl (vermutlich sen.), Landwirt
2. Gemeinderat: Leopold Lehner, Landwirt
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Johann Loibl, Leopold Eibl, Leopold Schöfbeck, Johann Hirtl, Lorenz Schöbeck, Franz Schlemmer, Thaddäus Dietrich, Andreas Reisinger, Georg Strobl – alle Landwirte;
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Mitgliedern.

1864-18673
Bürgermeister: Georg Zuschmann, Wirtschaftsbesitzer;
1. Gemeinderat: Leopold Lehner, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Leopold Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper).

1867-18704
Bürgermeister: Ferdinand Karl jun., Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Zuschmann, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Leopold Lehner, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper).

1870-18735
Bürgermeister: Ferdinand Karl jun., Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Strobl, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Lorenz Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Andreas Weiß, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper).

1873-18766
Bürgermeister: Ferdinand Karl jun., Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Ferdinand Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Leopold Schneider, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Georg Strobl, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper).

1876-18797
Bürgermeister: Ferdinand Karl jun., Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Strobl, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Leopold Schneider, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Lorenz Öller, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus insgesamt 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper).

Im November 1876 bzw. im April 1877 verstarben in Eibesthal zwei Personen namens Leopold Schneider, beide Landwirte und beide im Alter von 63 Jahren. Bei einem der beiden – dem 1877 verstorbenen Leopold Schneider, der im Haus Eibesthal Nr. 12 wohnhaft war – dürfte es sich wohl um den 2. Gemeinderat des Eibesthaler Gemeindeausschusses gehandelt haben. Im bereits Ende 1877 erschienenen Niederösterreichischen Amtskalender für das Jahr 1878 scheint Schneider nicht mehr auf und die Stelle des 2. Gemeinderates wird als „unbesetzt“ angeführt. Es erscheint allerdings merkwürdig, dass diese Stelle im Gemeindevorstand noch Monate nach dem Ableben des vorherigen Amtsinhabers weiterhin vakant war.

1879-18828
Bürgermeister: Florian Fried, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Franz Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Ignaz Karl, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Michael Handl, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand insgesamt aus 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper).

1882-18859
Bürgermeister: Josef Karl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Mathias Kummenecker, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Ferdinand Köllner, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Lorenz Strobl, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Johann Pacher, Ignaz Karl, Markus Edelmann, Albert Frank, Stefan Wiener, Heinrich Fischer, Johann Hirtl und Leopold Schneider
Der Gemeindeausschuss bestand insgesamt aus 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper).

1885-188810
Bürgermeister: Josef Karl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Heinrich Fischer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Markus Edelmann, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Johann Hirtl, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand insgesamt aus 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper). Von den weiteren Mitgliedern sind lediglich Leopold Strobl11 und wohl auch Stephan Wiener, beide Wirtschaftsbesitzer, überliefert.

Nach dem Ableben des 2. Gemeinderats Markus Edelmann im Mai 1886 übernahm Stephan Wiener, Wirtschaftsbesitzer, dieses Amt. Bei dem in den folgenden Perioden aufscheinenden Markus Edelmann dürfte es sich um einen gleichnamigen Neffen des Verstorbenen handeln.

1888-189112
Bürgermeister: Josef Karl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Markus Edelmann, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Tobias Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Leopold Schneider (Nr. 31), Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Albert Frank, Kleinhäusler; Andreas Weiß, Wirtschaftsbesitzer; Johann Fuhri, Schuhmacher; Leopold Strobl, Wirtschaftsbesitzer; Johann Kummenecker, Wirtschaftsbesitzer; Michael Eigner, Wirtschaftsbesitzer; Georg Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer; Josef Steingassner, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand insgesamt aus 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper).

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Leopold Bachhammer, Kleinhäusler; Johann Fuhrmann, Kleinhäusler; Josef Steingassner, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Fried, Wirtschaftsbesitzer; Johann Scheiner, Wirtschaftsbesitzer; Ferdinand Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer

1891-189413
Bürgermeister: Josef Karl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Johann Kummenecker (Nr. 7), Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Tobias Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Leopold Schneider (Nr. 31), Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Andreas Weiß (Nr .150), Wirtschaftsbesitzer; Heinrich Fischer, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Bachhammer, Wirtschaftsbesitzer; Ferdinand Köllner, Wirtschaftsbesitzer; Stefan Wiener, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Strobl, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Kummenecker, Wirtschaftsbesitzer; Josef Steingassner, Wirtschaftsbesitzer;
Der Gemeindeausschuss bestand insgesamt aus 12 Mitgliedern (6 aus dem 1. und 6 aus dem 2. Wahlkörper).

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Anton Schiller, Wirtschaftsbesitzer; Johann Zehetner, Schuhmachermeister; Sylvester Eigner, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Fried, Wirtschaftsbesitzer; Johann Scheiner, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Luxbacher, Wirtschaftsbesitzer

1894-190014
Bürgermeister: Johann Kummenecker, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Leopold Strobl, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Ferdinand Köllner, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat:
Heinrich Fischer, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Markus Edelmann, Wirtschaftsbesitzer; Georg Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer; Sylvester Eigner, Wirtschaftsbesitzer; Josef Schneider, Wirtschaftsbesitzer; Tobias Schöbeck, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Schneider, Wirtschaftsbesitzer; Josef Steingaßner, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Kummenecker, Wirtschaftsbesitzer

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Leopold Köchl, Wirtschaftsbesitzer; Josef Dietzl, Wirtschaftsbesitzer; Lambert Dietrich, Wirtschaftsbesitzer; Josef Karl jun., Wirtschaftsbesitzer; Mathias Luxbacher, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Fried, Wirtschaftsbesitzer

1900-190615
Die Gemeindeausschusswahl fand am 7. August und folgende Personen wurden gewählt16:
im III. Wahlkörper: Kletzer Franz, Wirtschaftsbesitzer, Karl Josef jun., Wirtschaftsbesitzer, Hammer Josef, Kaufmann, Ditzl Josef, Wirtschaftsbesitzer;
im II. Wahlkörper: Eigner Sylvester, Wirtschaftsbesitzer, Fried Thaddäus, Wirtschaftsbesitzer, Schneider Franz, Wirtschaftsbesitzer, Karl Franz, Wirtschaftsbesitzer;
im I. Wahlkörper: Strobl Leopold (Nr. 95), Wirtschaftsbesitzer, Kummenecker Johann, Wirtschaftsbesitzer, Schneider Leopold (Nr. 31), Wirtschaftsbesitzer, Schneider Josef (Nr. 56), Kaufmann

Nach der am 18. August 1900 stattgefundenen konstituierenden Sitzung setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen17:
Bürgermeister: Johann Kummenecker, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Leopold Strobl (Nr. 95), Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Leopold Schneider (Nr. 31), Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat:
Sylvester Eigner, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Franz Kletzer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Hammer, Kaufmann; Josef Dietzl, Wirtschaftsbesitzer; Josef Karl jun., Wirtschaftsbesitzer; Thaddäus Fried, Wirtschaftsbesitzer; Franz Karl, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schneider, Wirtschaftsbesitzer; Josef Schneider (Nr. 56), Kaufmann
Der Gemeindeausschuss bestand insgesamt aus 12 Mitgliedern (je 4 aus den drei Wahlkörpern).

1906-191218
Bürgermeister: Leopold Strobl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Franz Schneider, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Silvester Eigner, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Thaddäus Fried, Wirtschaftsbesitzer
Von den weiteren Mitgliedern des Gemeindeausschusses – den Gemeindebeiräten – ist lediglich Rudolf Wedra, Oberlehrer i.P. und Weinhändler überliefert.
Der Gemeindeausschuss bestand insgesamt aus 12 Mitgliedern (je 4 aus den drei Wahlkörpern).

1912-191919
Bürgermeister: Leopold Strobl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Franz Kletzer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Markus Kettner, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Mathias Schöfbeck sen., Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand insgesamt aus 12 Mitgliedern (je 4 aus den drei Wahlkörpern).

1919-192420
Das Ergebnis der ersten Gemeinderatswahl im Jahre 1919 in Eibesthal liegt leider nicht vor.
Bürgermeister:
Mathias Schöfbeck sen., Wirtschaftsbesitzer
Vizebürgermeister: Karl Ludwig, Wirtschaftsbesitzer
geschäftsführende Gemeinderäte: Mathias Schöfbeck, Wirtschaftsbesitzer; Josef Fried, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeinderat bestand aus 12 Mitgliedern.

1924-192921
Leider liegt zur Gemeinderatswahl vom 30. November 1924 für Eibesthal kein Detailergebnis vor. Es ist allerdings überliefert, dass zwei christliche Bauernparteien kandidierten und beide dürften mit Vertretern in den Gemeinderat eingezogen sein.22

Nach der konstituierenden Sitzung Anfang Jänner 1925 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen23:
Bürgermeister:
Mathias Schöfbeck sen.
Vizebürgermeister: Heinrich Fischer
geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Fried (Nr. 81), Leopold Graf (Nr. 122), Ferdinand Faber
Gemeinderäte:
Jakob Karl, Johann Barisch, Heinrich Czaby, Johann Scheiner, Georg Schneider, Josef Karl (Nr. 35), Ferdinand Fried, Matthias Wilfing, Franz Frank

1929-193424
Die Gemeinderatswahl vom 10. November 1929 brachte nachfolgendes Ergebnis:
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigte: 548; abgegebene gültige Stimmen: 353, diese verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

Christlichsoziale Bauernbundpartei Kleine Wirtschaftspartei
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
197 (55,8%) 8 156 (44,2%) 7

Nach der konstituierenden Sitzung setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister:
Mathias Schöfbeck sen.
Vizebürgermeister: Leopold Graf
geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Fried, Heinrich Czaby, Johann Scheiner
Gemeinderäte: Josef Karl, Thaddäus Eigner, Ferdinand Fried, Michael Scheiner, Matthias Wilfing, Franz Strobl, Lambert Schön, Johann Kletzer, Jakob Strobl25

1934-193826
Für die Jahre 1934-1937 liegen lediglich die Informationen aus dem Österreichischen Amtskalender vor:
Bürgermeister: Mathias Schöfbeck sen.
Bürgermeisterstellvertreter: Leopold Graf

Anfang 1938, also kurz bevor die Gemeindetage nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März desselben Jahres landesweit aufgelöst wurden, setzte sich der Gemeindetag wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Mathias Schöfbeck sen.
Bürgermeisterstellvertreter: Mathias Wilfing
Gemeindevertreter (=weiteren Mitglieder des Gemeindetages): Ferdinand Fried, Ferdinand Köllner, Franz Strobl (die ersten drei genannten dürften so etwas wie geschäftsführende Gemeinderäte gewesen sein – auch wenn die neue Gemeindeordnung derartiges nicht vorsah), Josef Karl, Andreas Grünwald, Georg Dietrich, Johann Schneider, Rudolf Schneider, Leopold Wallack, Leopold Kletzer, Johann Kummenecker, Ignaz Karl, Josef Schiller27

1938-1945
Nach dem sogenannten „Anschluss“ und der Auflösung des Gemeindetags durch Beschluss der von den Nationalsozialisten eingesetzten Landesregierung wurde Mathias Schöfbeck jun. als Gemeindeverwalter mit der Fortführung der Amtsgeschäfte betraut und er löste somit seinen Vater an der Spitze der Gemeinde ab.28 Ab Anfang des Jahres 1939 stellte sich die von den Nationalsozialisten eingesetzte Gemeindeführung wie folgt dar29:
Bürgermeister: Mathias Schöfbeck jun., Fleischhauer
Beigeordnete: Mathias Wilfing (Nr. 110), Landwirt; Ferdinand Köllner (Nr. 32), Landwirt

Nach dem Tod von Mathias Schöfbeck jun. im Dezember 1942 leitete der Beigeordnete Ferdinand Köllner die Gemeindegeschäfte, bevor Johann Kummenecker seitens der NSDAP am 6. Juli 1943 für dieses Amt eingesetzt wurde.30 Bei Johann Kummenecker, der das Amt bis zum Zusammenbruch des NS-Staates innehatte, handelte es sich übrigens nicht um einen Sohn, sondern um den Neffen des gleichnamigen Bürgermeisters aus der Zeit 1894 bis 1906.

1945-195031
Im September 1945 setzte sich der provisorische Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Ferdinand Fried (ÖVP)
Gemeinderäte: Josef Schöfbeck (Nr. 109) (ÖVP), Georg Dietrich (ÖVP), Johann Schneider (ÖVP), Franz Schober (ÖVP), Josef Schöfbeck (Nr. 4) (ÖVP), Adolf Prinz (ÖVP), Matthias Schöfbeck
Zu diesem Zeitpunkt bestand der Gemeinderat offenbar aus 8 Mitgliedern.

Anfgang 1946 bestand der Gemeinderat dann aus:
Bürgermeister: Ferdinand Fried (ÖVP)
Gemeinderäte: Josef Schöfbeck (Nr. 109) (ÖVP), Georg Dietrich (ÖVP), Emmerich Frank, Jakob Strobl (ÖVP), Lambert Schön (ÖVP), Franz Schober (ÖVP), Adolf Prinz (ÖVP), Matthias Schöfbeck (ÖVP)

Im Frühjahr 1946 wurden seitens der Landesregierung zusätzlich Johann Schneider (ÖVP), Markus Schöfbeck (SPÖ) und Sylvester Geyer (SPÖ) zu Gemeinderäten ernannt. Im Gegenzug schied Jakob Strobl aus dem Gemeinderat aus.
In der Gemeinderatssitzung vom 17. November 1946 wurde Lambert Schön zum Vizebürgermeister gewählt.

Im Herbst 1948 schied Johann Schneider aus dem Gemeinderat aus, für ihn folgte offenbar, allerdings mit einiger Verzögerung ab 1949 Georg Schneider als ÖVP-Vertreter nach.

1950-195532
Gemeinderatswahl 7. Mai 1950 33
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 539; abgegebene Stimmen: 508 (Wahlbeteiligung: 94,2%); ungültig: 2, gültig: 506, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP ÖVP – 2. Liste SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
333 (65,8%) 10 140 (27,7%) 4 33 (6,5%) 1

Bürgermeister: Leopold Kletzer (ÖVP)
Vizebürgermeister: Josef Schöfbeck (Nr. 109) (ÖVP)
geschäftsführende Gemeinderäte: Johann Veigl (ÖVP), Leopold Karl (ÖVP), Anton Schiller (2. ÖVP Liste), Markus Schöfbeck (SPÖ)
Gemeinderäte: Mathias Graf (ÖVP), Mathias Schöfbeck (Nr. 161) (ÖVP), Adolf Prinz (ÖVP), Josef Zehetner (ÖVP), Leopold Scheiner (ÖVP), Jakob Strobl (ÖVP), Josef Schöfbeck (Nr. 4) (ÖVP), Johann Kletzer (2. ÖVP Liste), Leopold Schneider (2. ÖVP Liste)

1955-196034
Gemeinderatswahl 24. April 195535
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 528; abgegebene Stimmen: 499 (Wahlbeteiligung: 95,7%); ungültig: 8, gültig: 491, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
460 (93,7%) 14 31 (6,3%) 1

Nach der konstituierenden Sitzung vom 10. Mai 1955 setzte sich der Eibesthaler Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Leopold Kletzer (ÖVP)
Vizebürgermeister: Josef Schöfbeck (ÖVP)
geschäftsführende Gemeinderäte: Leopold Schneider (ÖVP), Leopold Scheiner (ÖVP), Matthias Graf (ÖVP), Georg Schneider (ÖVP)
Gemeinderäte: Adolf Prinz (ÖVP), Anton Schiller (ÖVP), Josef Strobl (ÖVP), Lambert Fried (ÖVP), Andreas Schöfbeck (ÖVP), Leopold Sedlak (ÖVP), Johann Boykovsky (ÖVP), Franz Schöfbeck (ÖVP), Markus Schöfbeck (SPÖ)

Im Juli 1957 schied Johann Boykovsky aufgrund seines Wegzugs aus Eibesthal aus dem Gemeinderat aus. Als Vertreter der ÖVP rückte Ferdinand Piwalt in der Sitzung vom 20. Juli 1957 in den Gemeinderat nach.

Nach dem Ableben des SPÖ-Mandatars Markus Schöfbeck Anfang Oktober 1957, wurde am 26. Oktober 1957 Josef Schöfbeck (Nr. 103) als neues Mitglied des Gemeinderats und einziger Vertreter der Sozialdemokraten angelobt.

1960-196536
Gemeinderatswahl 10. April 1960
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 508; abgegebene Stimmen: 479 (Wahlbeteiligung: 94,3%); ungültig: 1, gültig: 478, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
457 (95,6%) 15 21 (4,4%)

Nach der konstituierenden Sitzung vom 25. April 1960 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Georg Schneider
Vizebürgermeister: Matthias Graf
Geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Strobl (Nr. 95), Lambert Fried, Lambert Schön, Johann Fried
Gemeinderäte: Ferdinand Grünwald, Georg Dietrich, Franz Schöfbeck, Andreas Schöfbeck, Josef Strobl (Nr. 210), Josef Strobl (Nr. 77), Adolf Ott, Leopold Wilfing, Josef Schöfbeck

In der Periode 1960 bis 1965 bestand der Gemeinderat ausschließlich aus Vertretern der ÖVP.

In der Gemeinderatssitzung vom 8. September 1962 legte Josef Strobl (Nr. 77) sein Mandat zurück und ihm folgte Josef Eigner nach.

1965-197037
Gemeinderatswahl 196538
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 497; abgegebene Stimmen: 479 (Wahlbeteiligung: 96,4%); ungültig: 8, gültig: 471, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP ÖVP-Liste II SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
359 (76,2%) 12 64 (13,6%) 2 48 (10,2%) 1

Nach der konstituierenden Sitzung vom 23. April 1965 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Strobl (Nr. 95) (ÖVP)
Vizebürgermeister: Lambert Schön (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Georg Schneider, Josef Schöfbeck (Nr. 147), Lambert Fried, Georg Dietrich
Gemeinderäte:
Matthias Graf (ÖVP), Franz Schöfbeck (ÖVP), Johann Fried (ÖVP), Josef Eigner (ÖVP), Ferdinand Grünwald (ÖVP), Josef Strobl (Nr. 225) (ÖVP), Josef Schöfbeck (Nr. 109) (ÖVP II. Liste), Franz Grünwald (SPÖ)

Die 2. ÖVP Liste hatte bei der Gemeinderatswahl zwei Mandate errungen, allerdings fand sich auf der eingereichten Kandidatenliste nur eine Person, weshalb das zweite Mandat leer blieb. Daher waren nur 14 von 15 Gemeinderatsmandaten auch tatsächlich besetzt.

Josef Eigner teilte schriftlich die Niederlegung seines Mandats mit, was in der Sitzung vom 31. Jänner 1969 zur Kenntnis genommen wurde. In der Sitzung vom 11.Februar 1969 folgte ihm Ludwig Zehetner als Vertreter der ÖVP nach.

1970-197139
Gemeinderatswahl 197040
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 490; abgegebene Stimmen: 464 (Wahlbeteiligung: 94,7%); ungültig: 3, gültig: 461, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP (ÖVP-)Wirtschaftsliste Schöfbeck SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
368 (79,9%) 13 51 (11,0%) 1 42 (9,1%) 1

Nach der konstituierenden Sitzung vom 21. April 1970 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Strobl (Nr. 95) (ÖVP)
Vizebürgermeister: Lambert Schön (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Georg Dietrich (ÖVP), Josef Schöfbeck (ÖVP), Johann Fried (ÖVP), Lambert Fried (ÖVP)
Gemeinderäte:
Franz Stättner (ÖVP), Josef Strobl (Nr. 225) (ÖVP), Josef Dietrich (ÖVP), Ludwig Zehetner (ÖVP), Karl Grünbaum (ÖVP), Karl Draxler (ÖVP), Michael Strobl (ÖVP), Ernst Schöfbeck (ÖVP Wirtschaftsliste – Schöfbeck), Anton Rauch (SPÖ)

Mit 1. Jänner 1972 wurde Eibesthal als Katastralgemeinde Teil der Großgemeinde Mistelbach. Nähere Hintergründe dazu im Beitrag „Das Werden der Großgemeinde Mistelbach 1966-1972

 

Übersicht über die Bürgermeister der Gemeinde Eibesthal

Eine erste vollständige Auflistung veröffentlichte Prof. Hans Spreitzer 1972 in seinem Beitrag zur Geschichte Eibesthals in der Schriftenreihe „Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart„. 41 Ein Abgleich dieser Liste mit den Rechereergebnissen im Zuge der Erstellung dieses Beitrags zeigte, dass diese einiger kleinerer Korrekturen bedurfte, und sich tatsächlich wie folgt darstellt:

Amtszeit Bürgermeister
1850-1861 Ferdinand Karl sen. (*1802, †1888)
1861-1867 Georg Zuschmann (*1807, †1883)
1867-1879
Ferdinand Karl jun. (*1834, †1919)
1879-1882 Florian Fried (*1828, †1913)
1882-1894 Josef Karl (*1831, †1915)
1894-1906
Johann Kummenecker (*1841, †1926), christlichsozial42
1906-1919
Leopold Strobl, (*1851, †1927)
1919-1938
Mathias Schöfbeck sen. (*1867, †1943), christlichsoziale Bauernbundpartei
1938-1942
Mathias Schöfbeck jun. (*1900, †1942), NSDAP43
1942-1943
Ferdinand Köllner (*1884, †1951) – führte in seiner Funktion als 2. Beigeordneter interimistisch die Amtsgeschäfte
1943-1945 Johann Kummenecker (*1904, †1986), NSDAP44
1945-1950
Ferdinand Fried (*1883, †1958), ÖVP
1950-1960
Leopold Kletzer (*1904, †1986), ÖVP
1960-1965
Georg Schneider (*1911, †1987), ÖVP
1965-1971
Josef Strobl (Nr. 95) (*1921, †1991), ÖVP

 

Bildnachweis:
-) Foto Bgm. Johann Kummenecker (*1841, †1926): Scan nach einem von Philipp Hödl zur Verfügung gestellten Original „Die Bürgermeister des Bezirks Mistelbach im Jahre 1902“
-) Portrait Leopold Strobl: Tenger, Ignaz: Österreichischer Bürgermeister-Almanach – 1848 – 1908; Jubiläums-Widmung zur Feier des 60jährigen Regierungs-Jubiläums Sr. k.u.k. a. M. Franz Josef I. (1908)
-) Portrait Schöfbeck sen.: „Fototafel Heimkehrer von Eibesthal aus dem Weltkrieg 1914-1918“ (Fotograf: Josef Plaschil) – zur Verfügung gestellt von den Herrn Leopold Arthold und Joe Strobl
-) Portrait Schöfbeck jun.: Ausschnitt Foto „Stelllung“, Topothek Mistelbach
-) Portrait Köllner: „Fototafel Heimkehrer von Eibesthal aus dem Weltkrieg 1914-1918“ (Fotograf: Josef Plaschil) – zur Verfügung gestellt von den Herrn Leopold Arthold und Joe Strobl
-) Portrait Fried: „Fototafel Heimkehrer von Eibesthal aus dem Weltkrieg 1914-1918“ (Fotograf: Josef Plaschil) – zur Verfügung gestellt von den Herrn Leopold Arthold und Joe Strobl
-) Portrait Kletzer: Ausschnitt Foto „Eibesthaler Kameradschaftsball 1961“, Topothek Mistelbach (Besitzer: Fam. Kern)
-) Portrait Schneider: Ausschnitt Foto „Eibesthaler Kameradschaftsball 1961“, Topothek Mistelbach (Besitzer: Fam. Kern)
-) Portrait Josef Strobl (Nr. 95): Ausschnitt Foto „Eibesthal Goldene Hochzeit“, Topothek Mistelbach (Besitzerin: Margarete Strobl)

Quellen (und Anmerkungen):
Zu dem als Quelle sehr wichtigen Niederösterreichischen bzw. Österreichischen Amtskalender ist anzumerken, dass dieser immer bereits im Oktober/November des Vorjahres in Druck gelegt wurde – ein wesentliches Faktum bei der Verwendung dieser Quelle zwecks Rekonstruktion der Amtszeit der Gemeindevertreter.

-) Gemeinderatsprotokolle der Gemeinde Eibesthal im Archiv der Stadtgemeinde Mistelbach für den Zeitraum 1945-1971

-) besonderer Dank an Joe Strobl für das Durchforsten der Eibesthaler Schulchronik bzw. alter Gemeindeunterlagen und die Zurverfügungstellung der Ergebnisse dieser Recherche

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Gemeindevertretung Hörersdorf (1850-1971)

Dieser Beitrag ist der Versuch der Rekonstruktion der Gemeindevertretungen unter Berücksichtigung der Wahlperioden und Einbeziehung der überlieferten Ergebnisse der Gemeindewahlen während der Zeit der Existenz der selbstständigen Gemeinde Hörersdorf im Zeitraum 1850 bis 1971. Zwecks Begriffserläuterung bzw. Darstellung der Entwicklung der gewählten Organe der Gemeindevertretung im Laufe der Zeit und des damit verbundenen Wahlrechts wird ein gesonderter Beitrag auf diesem Blog erscheinen.

1850-18611
Bürgermeister: Josef Rieder, Halblehner
Gemeinderäte: G. Leißer, Halblehner; M. Steingaßner, Halblehner;
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Jakob Mechtler, Pfarrer; M. Wasinger, Schullehrer; G. Fiby, Halblehner; M. Weis, Halblehner; Martin Scheiner, Halblehner; L. Fally, Halblehner; M. Neckam, Halblehner; L. Heißinger, Halblehner; Anton Stacher, Halblehner

Wie die Recherchen von Frau Gertrude Schmidt belegen war Josef Rieder 1858 jedenfalls weiterhin im Amt.27 Da die 1850 gewählten Mitglieder des Gemeindeausschusses und auch der Bürgermeister ihre Ämter nur aus triftigen Gründen zurücklegen durften, kann wohl angenommen werden, dass er als Bürgermeister bis zu den nächsten Wahlen im Jahre 1861 wirkte.

1861-186445
Bürgermeister: Martin Scheiner, Halblehner
1. Gemeinderat: Anton Stacher, Halblehner
2. Gemeinderat: Josef Steingaßner
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Thalhammer, Jakob Wunsch, Franz Rieder, Martin Bösmüller jun., Martin Bösmüller sen., Bernhard Bösmüller, Oswald Fally sen., Mathias Schiffer, Anton Steingaßner

1864-186746
Bürgermeister: Oswald Fally sen., Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Joseph Steingaßner, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Franz Rieder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper).

1867-187047
Bürgermeister: Oswald Fally sen., Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Joseph Steingaßner, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Franz Rieder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper).

1870-187348
Bürgermeister: Oswald Fally sen., Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Joseph Steingaßner, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Franz Rieder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper).

Nachdem Bürgermeister Oswald Fally senior Mitte Dezember des Jahres 1873 verstorben ist, kann trotz unbekanntem Wahltermin wohl dennoch angenommen werden, dass Fally als er verstarb das Amt des Bürgermeisters bereits abgegeben hatte.

1873-187649
Bürgermeister: Johann Scheiner, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Martin Bösmüller, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Anton Steingaßner, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper).

1876-187950
Bürgermeister: Jakob Wunsch, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Franz Rieder, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Mathias Rieder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper).

1879-188251
Bürgermeister: Mathias Rieder, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Bernhard Bösmüller, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Alexander Rieder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper).

1882-188552
Bürgermeister: Mathias Rieder, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Bernhard Bösmüller, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Alexander Rieder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper).

1885-188853
Bürgermeister: Leopold Neckam, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Anton Rieder, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Oswald Fally, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper).

1888-189254
Bürgermeister: Leopold Neckam, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Anton Rieder (Nr. 9), Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Oswald Fally, Wirtschaftsbesitzer;
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Amon, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Thalhammer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Fiby, Wirtschaftsbesitzer; Johann Bösmüller, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Weiß, Wirtschaftsbesitzer; Karl Binder, Wirtschaftsbesitzer; Josef Scheiner, Wirtschaftsbesitzer; Lorenz Schodl, Wirtschaftsbesitzer; Alexander Rieder, Wirtschaftsbesitzer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 Mitgliedern (entgegen den Angaben im niederösterreichischen Amtskalender jedenfalls seit dem Jahr 1888).

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Josef Rieder, Wirtschaftsbesitzer; Georg Wilfing, Wirtschaftsbesitzer; Georg Ehmayer, Wirtschaftsbesitzer; Andreas Gloner, Wirtschaftsbesitzer; Josef Bogner, Wirtschaftsbesitzer; Franz Rieder, Wirtschaftsbesitzer

1892-189555
Bürgermeister: Leopold Neckam, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Anton Rieder (Nr. 9), Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Oswald Fally, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Mathias Rieder (Nr. 17), Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Georg Ehmeyer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Rieder (Nr. 84), Wirtschaftsbesitzer; Josef Fiby, Wirtschaftsbesitzer; Johann Bösmüller (Nr. 80), Wirtschaftsbesitzer; Leopold Thalhammer, Wirtschaftsbesitzer; Martin Steingassner sen., Ziegelwerksbesitzer in Frättingsdorf; Johann Kopsch, Pfarrer; Johann Kienast, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 Mitgliedern.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Anton Eder, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Stadlinger, Wirtschaftsbesitzer; Josef Steingaßner, Wirtschaftsbesitzer; Josef Bösmüller I. (Nr. 33), Wirtschaftsbesitzer; Josef Bogner, Wirtschaftsbesitzer; Josef Amon, Wirtschaftsbesitzer

1895-190056
Bürgermeister: Leopold Neckam, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Anton Rieder (Nr. 9), Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Oswald Fally, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Mathias Rieder (Nr. 17), Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Franz Rieder, Wirtschaftsbesitzer; Josef Amon, Wirtschaftsbesitzer; Alois Scheiner, Wirtschaftsbesitzer; Josef Bogner, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Thalhammer, Wirtschaftsbesitzer; Georg Ehmeyer, Wirtschaftsbesitzer; Johann Kienast, Wirtschaftsbesitzer; Josef Fiby, Wirtschaftsbesitzer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 Personen.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Johann Leißer, Wirtschaftsbesitzer; Ferdinand Bößmüller, Wirtschaftsbesitzer; Anton Eder, Wirtschaftsbesitzer; Josef Bößmüller, Wirtschaftsbesitzer; Anton Fally, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Fiby, Wirtschaftsbesitzer;

1900-190657
Bürgermeister: Oswald Fally, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Josef Amon, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Johann Bösmüller, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Franz Rieder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 Personen.

1906-191258
Bürgermeister: Johann Bösmüller (Nr. 51), Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Leopold Fiby, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Alois Scheiner, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Leopold Bösmüller, Wirtschaftsbesitzer
Weiters gehörten dem Gemeindeausschuss als Gemeindebeiräte an: Anton Bogner, Wirtschaftsbesitzer; Johann Bogner, Wirtschaftsbesitzer; Johann Bösmüller (Nr. 42), Wirtschaftsbesitzer; Josef Bösmüller, Wirtschaftsbesitzer; Anton Fally, Wirtschaftsbesitzer; Matthias Fally, Wirtschaftsbesitzer; Oswald Schittauf, Wirtschaftsbesitzer; Josef Steingaßner, Wirtschaftsbesitzer;

Erstaunlich ist, dass im Niederösterreichischen Amtskalender des Jahres 1913 (der bereits Ende des Jahres 1912 erschienen ist) ein gewisser Johann Bogner als Bürgermeister angeführt wird.59 Unklar ist, ob es sich dabei um ein Versehen handelt, oder ob Bösmüllers Amtszeit als Bürgermeister gerade im Jahr seiner Wiederwahl tatsächlich kurzzeitig unterbrochen wurde. Für gewöhnlich würde allerdings der erste Gemeinderat (oder einer der anderen Gemeinderäte) den Bürgermeister vertreten, sofern dieser an der Ausübung seines Amts gehindert gewesen wäre. Dieses Argument scheint eher für einen Irrtum zu sprechen, zumal sich auch in der damaligen Lokalpresse kein Hinweis zu einem kurzzeitigen Bürgermeisterwechsel findet und daher wurde Bogner auch nicht in die am Ende des Beitrags befindliche Bürgermeisterliste aufgenommen.

1912-191960
Bürgermeister: Johann Bösmüller (Nr. 51), Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Leopold Fiby, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Johann Bösmüller (Nr. 42), Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Anton Rieder (Nr. 41), Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss als Gemeindebeiräte an: Ludwig Bösmüller, Oswald Schittauf, Anton Fally, Johann Fiby, Anton Rieder (Nr. 9), Michael Fritz, Josef Fally und Leopold Neckam

1919-192461
Das Ergebnis der Gemeinderatswahl im Jahre 1919 in Hörersdorf liegt nicht im Detail vor, allerdings ist überliefert, dass sich der Gemeinderat ausschließlich aus Kandidaten des Niederösterreichischen Bauernbundes (christlichsozial) zusammensetzte und dem Gemeindevorstand gehörten folgende Personen an62:
Bürgermeister: Franz Weiß, Wirtschaftsbesitzer
Vizebürgermeister: Leopold Neckam, Wirtschaftsbesitzer
geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Karpf, Wirtschaftsbesitzer; Franz Heusinger, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeinderat bestand aus 10 Mitgliedern.

1924-1929
Bei der Gemeinderatswahl vom 30. November 1924 wurden wie bereits 1919 ausschließlich Kandidaten des Niederösterreichischen Bauernbundes (christlichsozial) gewählt.63 Das detaillierte Ergebnis liegt leider nicht vor, allerdings ist überliefert, dass die Sozialdemokraten, die bei dieser Wahl offenbar erstmalig antraten, mit lediglich 19 Stimmen kein Mandat erreichten.64

Aus dem Österreichischen Amtskalender sind uns lediglich die Spitzenvertreter der Gemeinde für diese Periode bekannt65:
Bürgermeister:
Franz Weiß, Wirtschaftsbesitzer
Vizebürgermeister: Leopold Neckam, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeinderat bestand aus 12 Mitgliedern.

1929-193466
Die Gemeinderatswahl vom 10. November 1929 brachte nachfolgendes Ergebnis:
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigte: 341; abgegebene gültige Stimmen: 303, diese verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

Christlich-Soziale Partei Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
247 (81,5%) 11 56 (18,5%) 2

Entgegen vereinzelt anderslautender Angaben im sozialdemokratischen Regionalblatt „Volksbote“ handelte es sich 1929 offenbar bereits um den zweiten Versuch der Sozialdemokraten in den Hörersdorfer Gemeinderat einzuziehen.67 Es gelang ihnen diesmal zwei Mandate zu erringen und damit die seit 1919 bestehende Alleinherrschaft des Bauernbundes im Gemeinderat zu brechen. Die Christlich-Sozialen – 1929 hatten sich die katholisch-konservativen Kandidaten des Bauernbundes unter dieser Bezeichnung gesammelt – waren darüber, dass es nun eine zweite Partei im Gemeinderat gab, offenbar wenig erfreut. Im „Volksbote“ beklagten die Sozialdemokraten, dass sie seitens der Mehrheitsfraktion von der Mitwirkung an der Gemeindearbeit ausgeschlossen würden bzw. ihnen keine Einsicht in die Gemeindebücher gewährt werde.68

Nach der konstituierenden Sitzung am 1. Dezember 1929 setzte sich der Hörersdorfer Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister:
Franz Weiß (Nr. 49), Wirtschaftsbesitzer
Vizebürgermeister: Leopold Neckam, Wirtschaftsbesitzer
Die weiteren Mitgliedern des damaligen Gemeinderates sind nicht überliefert.

1934-193869
Bürgermeister: Franz Weiß, Wirtschaftsbesitzer
Bürgermeisterstellvertreter: Leopold Neckam, Wirtschaftsbesitzer
Über die weitere Zusammensetzung des Gemeindetages liegen keine Informationen vor.

1938-1945
Bürgermeister Weiß blieb auch nach dem sogenannten „Anschluss“ und der Auflösung des Gemeindetags durch Beschluss der von den Nationalsozialisten eingesetzten Landesregierung als Gemeindeverwalter mit der Fortführung der Amtsgeschäfte betraut.70 Ab Anfang des Jahres 1939 wurde folgende Gemeindeführung eingesetzt71:
Bürgermeister: Franz Weiß, Landwirt
Beigeordnete: Franz Heusinger (Nr. 76), Landwirt; Leopold Eichelberger (Nr. 18), Landwirt

Weiß bekleidete das Amt des Bürgermeisters bis 1940, als er von Josef Schmatzberger abgelöst wurde. Als Bürgermeisterstellvertreter scheint 1942, vermutlich aber bereits seit 1940, Leopold Eichelberger auf.72

1945-1950
Unmittelbar nach Kriegsende wurde Josef Thalhammer (ÖVP) als Bürgermeister eingesetzt, er bekleidete dieses Amt bis zum November 1945.73 In der sozialdemokratischen Regionalzeitung „Volkstribüne“ findet sich der Hinweis, dass sein Rücktritt als Bürgermeister mit Vorwürfen Lebensmittel der Ablieferung hinterzogen zu haben in Zusammenhang stehe. Thalhammer gehörte nach Ende seiner Amtszeit als Bürgermeister, jedoch weiterhin dem Gemeinderat an, was auf Seiten der Sozialdemokraten für Fassungslosigkeit sorgte.74

Mit 2. Juni 1946 konstituierte sich der provisorische Gemeinderat für Hörersdorf wie folgt:
Bürgermeister: Josef Bösmüller II. (Nr. 33) (ÖVP)
Vizebürgermeister: Anton Scheiner (ÖVP)
geschäftsführende Gemeinderäte: Franz Pernold (SPÖ)
Gemeinderäte: Anton Bogner (ÖVP), Josef Thalhammer (ÖVP), Franz Amon (ÖVP), Josef Bogner (ÖVP), Oswald Fiby (ÖVP), Franz Stubenvoll (SPÖ), Anton Karpf (ÖVP), Matthias Bogner (ÖVP)

Mit 17. November 1947 konstituierte sich der provisorische Gemeinderat für Hörersdorf wie folgt75:
Bürgermeister: Josef Bösmüller II. (Nr. 33) (ÖVP)
Vizebürgermeister: Anton Scheiner (ÖVP)
geschäftsführende Gemeinderäte: Anton Karpf (ÖVP), Franz Pernold (SPÖ)
Gemeinderäte: Franz Amon (ÖVP), Anton Bogner (ÖVP), Josef Thalhammer (ÖVP), Josef Bogner (ÖVP), Oswald Fiby (ÖVP), Franz Stubenvoll (SPÖ), Matthias Bogner (ÖVP)

Da es im Vergleich zum vorherigen provisorischen Gemeinderat keine personelle Veränderung gab ist der Sinn dieser Neukonstituierung unklar. Möglicherweise war diese jedoch durch die Erweiterung des Gemeindevorstandes, also die Schaffung eines weiteren geschäftsführenden Gemeinderates notwendig.

Bis zu den ersten Gemeinderatswahlen im Jahre 1950 schied Franz Stubenvoll aus dem Gemeinderat aus, ihm folgte als Vertreter der SPÖ Franz Ströbl nach.

1950-195577
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigt: 317; abgegebene Stimmen: 301 (Wahlbeteiligung: 95,0%); ungültig: 7, gültig: 294, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
200 (68,0%) 9 94 (32,0%) 4

Nach der konstituierenden Sitzung vom 22. Mai 1950 setzte sich der Hörersdorfer Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Bösmüller II. (Nr. 33) (ÖVP)
Vizebürgermeister: Martin Scheiner (ÖVP)
geschäftsführende Gemeinderäte: Franz Ströbl (SPÖ), Anton Bogner (ÖVP)
Gemeinderäte: Franz Bittenauer (SPÖ), Josef Bösmüller (Nr. 42) (ÖVP), Johann Bösmüller (ÖVP), Ludwig Bösmüller (ÖVP), Josef Bogner (ÖVP), Oswald Fiby (ÖVP), Ferdinand Gahr (SPÖ), Franz Pernold (SPÖ), Johann Rieder (ÖVP)

Nach dem Tod von Bürgermeister Josef Bösmüller II. (Nr. 33) im November 1950 wurden in der Gemeinderatssitzung vom 26. November 1950 Martin Scheiner zum Bürgermeister und Oswald Fiby zum Vizebürgermeister gewählt. Auf das vakant gewordene ÖVP-Mandat im Gemeinderat rückte Karl Koppensteiner nach. Aufgrund eines Formalfehlers musste die Wahl des Bürgermeisters am 9. Dezember 1950 wiederholt werden, die allerdings dasselbe Ergebnis brachte.

1955-196078
Gemeinderatswahl 24. April 195579
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigt: 334; abgegebene Stimmen: 317 (Wahlbeteiligung: 94,9%); ungültig: 7, gültig: 310, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
220 (71,0%) 9 90 (29,0%) 4

Nach der konstituierenden Sitzung vom 14. Mai 1955 setzte sich der Hörersdorfer Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Bösmüller (Nr. 80) (ÖVP)
Vizebürgermeister: (Altbgm.) Martin Scheiner (ÖVP)
geschäftsführende Gemeinderäte: Franz Ströbl (SPÖ), Oswald Fiby (ÖVP)
Gemeinderäte: Josef Amon (ÖVP), Albin Bittenauer (SPÖ), Johann Bösmüller (ÖVP), Josef Bösmüller (Nr.33), (ÖVP) Josef Bogner (ÖVP), Karl Frantz (SPÖ), Ferdinand Gahr (SPÖ), Franz Gloner (ÖVP), Roman Gschwindl (ÖVP)

Mit Schreiben vom 25. Jänner 1958 teilte Karl Frantz dem Gemeinderat seinen Austritt aus der SPÖ und die Niederlegung seines Mandats mit. Dies wurde in der Sitzung vom 9. Februar 1958 zur Kenntnis genommen und für die SPÖ rückte Leopold Schneider in den Gemeinderat nach.

1960-196580
Gemeinderatswahl 10. April 1960
zu vergebende Mandate: 14; Wahlberechtigt: 381; abgegebene Stimmen: 304 (Wahlbeteiligung: 79,8%); ungültig: 2, gültig: 302, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP Wirtschaftspartei SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
164 (54,3%) 7 95 (31,5%) 4 42 (14,2%) 2

Bei der Gemeinderatswahl 1965 kandidierte neben ÖVP und SPÖ, auch die „Wirtschaftspartei“ – offenbar eine Art zweite ÖVP-Liste. Die beiden Parteiflügel dürften jedoch bald nach der Wahl wieder zueinander gefunden haben, da in den Gemeinderatsprotokollen später elf ÖVP-Mandatare angeführt werden. Dadurch ist auch unklar, wer von den nachfolgend genannten ÖVP-Gemeinderäten ursprünglich als Kandidaten der Wirtschaftspartei gewählt wurde.

Nach der konstituierenden Sitzung vom 28. April 1960 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Bösmüller (Nr. 80) (ÖVP)
Vizebürgermeister: Josef Amon (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Weiß (ÖVP), Oswald Fiby (ÖVP), Josef Bösmüller III. (Nr. 33) (ÖVP)
Gemeinderäte: Albin Bittenauer (SPÖ), Ludwig Bösmüller (ÖVP), Anton Scheiner (ÖVP), Lambert Schmatzberger (ÖVP), Leopold Schneider (SPÖ), Josef Thalhammer (ÖVP), Alois Treimer (ÖVP), Herbert Weiß (ÖVP)

1965-197081
Gemeinderatswahl 196582
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigt: 306; abgegebene Stimmen: 270 (Wahlbeteiligung: 88,2%); ungültig: 2, gültig: 268, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
197 (73,5%) 10 71 (26,5%) 3

Nach der konstituierenden Sitzung vom 22. April 1965 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Bösmüller (Nr. 80) (ÖVP)
Vizebürgermeister: Josef Amon (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Oswald Fiby (ÖVP), Josef Bösmüller III. (Nr. 33) (ÖVP), Oswald Leisser (SPÖ)
Gemeinderäte:
Albin Bittenauer (SPÖ), Walter Koppensteiner (ÖVP), Anton Schmid, Anton Scheiner (ÖVP), Anton Bogner (ÖVP), Anton Schmid (SPÖ), Leopold Strebl (ÖVP), Gottfried Steingassner (ÖVP)

1970-197183
Gemeinderatswahl 197084
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigt: 288; abgegebene Stimmen: 267 (Wahlbeteiligung: 92,7%); ungültig: 2, gültig: 265, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
197 (74,3%) 10 68 (25,7%) 3

Nach der konstituierenden Sitzung vom 21. April 1970 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Josef Bösmüller III. (Nr. 33) (ÖVP)
Vizebürgermeister: Josef Amon (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Anton Scheiner (ÖVP), Herbert Weiß
Gemeinderäte:
Anton Schmid (SPÖ), Franz Bogner (ÖVP), Walter Koppensteiner (ÖVP), Josef Steingassner, Leopold Zieger, Martin Scheiner, Ludwig Strebl, Johann Bittner, Herbert Böhm

Leider konnte nicht alle Gemeinderäte den beiden im Gemeinderat vertretenen Parteien zugeordnet werden.

Mit 1. Jänner 1972 wurde Hörersdorf als Katastralgemeinde Teil der Großgemeinde Mistelbach. Nähere Hintergründe dazu im Beitrag „Das Werden der Großgemeinde Mistelbach 1966-1972

Übersicht über die Hörersdorfer Bürgermeister

Amtszeit Bürgermeister
1850-1861 Josef Rieder (*1804, †1883)
(betreffend den Zeitraum 1858 bis 1861 siehe Anmerkung am Beginn des Beitrag)
1861-1863 Martin Scheiner (*1818, †1895)
1863-1874 Oswald Fally sen. (*1813, †1873)
1874-1876 Johann Scheiner
1876-1879 Jakob Wunsch
1879-1885 Mathias Rieder (*1825, †1899)
1885-1900 Leopold Neckam (*1844, †1908)
1900-1906
Oswald Fally (*1854, †1936)
1906-1919
Johann Bösmüller (*1859, †1943)
1919-1940
Franz Weiß (*1876, †1954), Bauernbund/Christlichsozial
1940-1945 Josef Schmatzberger (*1891, †1974), NSDAP
1945-1946
Josef Thalhammer (*1905, †1992), ÖVP
1946-1950
Josef Bösmüller II. (Nr. 33) (*1892, †1950), ÖVP
1950-1955
Martin Scheiner (*1902, †1996), ÖVP
1955-1970
Josef Bösmüller (Nr. 80) (*1912, †1970), ÖVP85
1970-1971
Josef Bösmüller III. (Nr. 33) (*1923, †1995), ÖVP

 

Bildnachweis:
-) Portrait Oswald Fally: Ausschnitt Sterbebild, Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung der Besitzerin: Gertrude Schmidt)
-) Portrait Johann Bösmüller: Tenger, Ignaz: Österreichischer Bürgermeister-Almanach – 1848 – 1908; Jubiläums-Widmung zur Feier des 60jährigen Regierungs-Jubiläums Sr. k.u.k. a. M. Franz Josef I. (1908)
-) Portrait Franz Weiß: Ausschnitt Sterbebild, Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung der Besitzerin: Gertrude Schmidt)
-) Portrait Josef Thalhammer: Ausschnitt „Hochzeit Maria Scheiner und Josef Thalhammer“, Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Besitzers: Gottfried Steingassner)
-) Portrait Josef Bösmüller senior (Nr. 33): Ausschnitt Foto „Freiwillige Feuerwehr Hörersdorf 1924“, Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Besitzers: Gottfried Steingassner)
-) Portrait Martin Scheiner: Ausschnitt Foto „Teilnehmer der Landwirtschaftlichen Fortbildungsschule“, Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung der Besitzerin: Leopoldine Steingassner)
-) Portrait Josef Bösmüller (Nr. 80): Aglas, Erwin: Die Zweite Österreichische Republik und ihre Repräsentanten – politische Leistung im Spiegel des wirtschaftlichen Erfolges (1960), S. 140
-) Portrait Josef Bösmüller jun. (Nr. 33): „Josef Bösmüller – Hörersdorf“, Topothek Mistelbach (Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Besitzerin: Marlen Amon)

Quellen (und Anmerkungen):
Zu dem als Quelle sehr wichtigen Niederösterreichischen bzw. Österreichischen Amtskalender ist anzumerken, dass dieser immer bereits im Oktober/November des Vorjahres in Druck gelegt wurde – ein wesentliches Faktum bei der Verwendung dieser Quelle zwecks Rekonstruktion der Amtszeit der Gemeindevertreter.

-) Gemeinderatsprotokolle der Gemeinde Hörersdorf im Archiv der Stadtgemeinde Mistelbach für den Zeitraum 1946-1971

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Gemeindevertretung Ebendorf (1850-1966)

Dieser Beitrag ist der Versuch der Rekonstruktion der Gemeindevertretungen unter Berücksichtigung der Wahlperioden und Einbeziehung der überlieferten Ergebnisse der Gemeindewahlen während der Zeit der Existenz der selbstständigen Gemeinde Ebendorf im Zeitraum 1850 bis 1966. Zwecks Begriffserläuterung bzw. Darstellung der Entwicklung der gewählten Organe der Gemeindevertretung im Laufe der Zeit und des damit verbundenen Wahlrechts wird ein gesonderter Beitrag auf diesem Blog erscheinen.

1850-18611
Bürgermeister: Georg Sinnreich, Viertellehner
Gemeinderäte: P. Hartl, Ganzlehner; A. Binder, Müller
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: J. Schefbeck, Halblehner; G. Schmidt, Ganzlehner; J. Sedelmeier, Viertellehner; L. Osofski, Schmied; Dominik Brodmann, Viertellehner
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern.

Nachdem die in der Revolution von 1848 errungenen demokratischen Rechte in den folgenden Jahren im Zuge des Neoabsolutismus wieder schrittweise zurückgenommen wurden, fanden bis 1861 keine weiteren Gemeindewahlen mehr statt. Die 1850 gewählten Personen blieben im Amt bzw. durften dieses nur aus triftigen Gründen niederlegen. Univ.-Prof. Dr. Mitscha-Märheim schreibt, dass Sinnreichs Amtszeit als Bürgermeister nur bis 1858 währte. Allerdings führt er dessen Nachfolger Brodmann – vermutlich in Ermangelung von Quellen – auch erst ab 1864 als Bürgermeister an (tatsächlich jedoch bereits ab 1861).50 Möglicherweise folgte Brodmann direkt auf Sinnreich – leider gibt es keine Quellen zu diesem Zeitraum.

1861-186470
Bürgermeister: Dominik Brodmann, Landwirt
1. Gemeinderat: Josef Donhauser, Gutsverwalter
2. Gemeinderat: Dominik Sünder, Landwirt
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Weiß, Ferdinand Fallenbiegl sen., Ferdinand Stadler, Georg Pleyl, Mathias Weiner – alle Landwirte;
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern.

1864-186771
Bürgermeister: Dominik Brodmann, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Weiß, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Mathias Weiner, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 gewählten Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper), sowie einem gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigten Vertreter des Barnabitenkollegiums in Mistelbach.

1867-187073
Bürgermeister: Dominik Brodmann, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Carl Huber, Gastwirt
2. Gemeinderat: Ferdinand Fallenbiegl sen., Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 gewählten Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper), sowie einem gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigten Vertreter des Barnabitenkollegiums in Mistelbach.

1870-187374
Bürgermeister: Dominik Brodmann, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Carl Huber, Gastwirt
2. Gemeinderat: Ferdinand Fallenbiegl sen., Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 gewählten Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper), sowie einem gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigten Vertreter des Barnabitenkollegiums in Mistelbach. Nachdem er das Gut Ebendorf erworben hatte ging dieses Recht 1871 auf Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim über (Fälschlicherweise wird diese Änderung im Nö. Amtskalender erst ab 1877 angeführt).

1873-187679
Bürgermeister: Joseph Wimmer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Carl Huber, Gastwirt
2. Gemeinderat: Ferdinand Fallenbiegl sen., Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 gewählten Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper), sowie Gutsbesitzer Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war.

1876-187980
Bürgermeister: Joseph Wimmer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Pleil, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Carl Hirtl, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 gewählten Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper), sowie Gutsbesitzer Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß § 17 der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war.

1879-188282
Bürgermeister: Joseph Wimmer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Pleil, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Carl Hirtl, Wirtschaftsbesitzer
Dem Gemeindeausschuss gehörten an: Balthasar Veigl (Nr. 7), Wirtschaftsbesitzer; Ferdinand Fallenbiegl (Nr. 8), Wirtschaftsbesitzer; Josef Höller (Nr. 71), Wirtschaftsbesitzer; Mathias Gail (Nr. 62), Wirtschaftsbesitzer; Anton Frank (Nr. 52), Wirtschaftsbesitzer, und Gutsbesitzer Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war.

1882-188583
Bürgermeister: Mathias Weiner, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Joseph Wimmer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Georg Sünder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 gewählten Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper), sowie Gutsbesitzer Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war.

1885-188884
Bürgermeister: Lorenz Brodmann, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Mathias Weiner (Nr. 40), Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Balthasar Veigl, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 gewählten Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper), sowie Gutsbesitzer Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war.

1888-189186
Bürgermeister: Franz Lehner, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Sinnreich, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Matthias Weiner (Nr. 29), Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Lambert Bloderer, Wirtschaftsbesitzer; Lorenz Brodmann, Wirtschaftsbesitzer; Matthias Weiner (Nr. 40), Wirtschaftsbesitzer; Josef Binder (Nr. 10), Wirtschaftsbesitzer; Vincenz Schimmer, Wirtschaftsbesitzer; sowie Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß § 17 der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Johann Wiesinger, Wirtschaftsbesitzer; Josef Sidy, Wirtschaftsbesitzer; Ferdinand Fallenbiegl (Nr. 8), Wirtschaftsbesitzer; Josef Wimmer, Wirtschaftsbesitzer

1891-189487
Bürgermeister: Ferdinand Fallenbiegl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Sünder, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Josef Binder, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Franz Lehner, Wirtschaftsbesitzer; Georg Sinnreich, Wirtschaftsbesitzer; Lambert Bloderer, Wirtschaftsbesitzer; Lorenz Bader, Wirtschaftsbesitzer; Josef Weiß, Wirtschaftsbesitzer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 gewählten Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper), sowie Gutsbesitzer Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Johann Wiesinger, Wirtschaftsbesitzer; Josef Sidy, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Holzer, Wirtschaftsbesitzer; Vincenz Schimmer, Wirtschaftsbesitzer

1894-190088
Bürgermeister: Ferdinand Fallenbiegl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Sünder, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Josef Binder, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Johann Wiesinger, Wirtschaftsbesitzer; Franz Trögl, Wirtschaftsbesitzer; Lorenz Bader, Wirtschaftsbesitzer; Josef Sidy, Wirtschaftsbesitzer; Josef Weiß, Wirtschaftsbesitzer; Ferdinand Stadler, Wirtschaftsbesitzer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus 9 gewählten Mitgliedern, sowie Gutsbesitzer Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Leopold Riepl, Wirtschaftsbesitzer; Mathias Weiner, Wirtschaftsbesitzer; Iganz Bloderer, Wirtschaftsbesitzer

1900-190689
Bürgermeister: Ferdinand Fallenbiegl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Georg Sünder, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Josef Binder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 9 gewählten Mitgliedern, sowie Gutsbesitzer Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war.

1906-191290
Bürgermeister: Ferdinand Fallenbiegl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Franz Lehner, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Josef Weiß, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Lambert Veigl, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 9 gewählten Mitgliedern, sowie Gutsbesitzer Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war. Nach dem Ableben von Dr. Joseph Ritter Mitscha von Märheim im Jahre 1907 ging dieses Recht auf Dr. Hermann Ritter Mitscha von Märheim über.

1912-191991
Bürgermeister: Ferdinand Fallenbiegl, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Josef Trögl, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Josef Weiß, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Josef Veigl, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss als Gemeindebeiräte an: Franz Lehner, Wirtschaftsbesitzer; Johann Weinmayer (Nr. 58), Wirtschaftsbesitzer; Karl Sünder, Wirtschaftsbesitzer; Lorenz Grischany, Wirtschaftsbesitzer; Matthias Loibl, Wirtschaftsbesitzer;
Der Gemeindeausschuss bestand aus 9 gewählten Mitgliedern, sowie Gutsbesitzer Dr. Hermann Ritter Mitscha von Märheim, der gemäß der damals gültigen nö. Gemeindeordnung zum Eintritt ohne Wahl berechtigt war.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Ferdinand Stadler, Rupert Holzer, Josef Hirtl, Matthias Gail, Josef Weiner und Josef Schimmer

1919-192492
Das Ergebnis der ersten Gemeinderatswahl im Jahre 1919 in Ebendorf liegt leider nicht vor.
Bürgermeister:
Josef Veigl, Wirtschaftsbesitzer
Vizebürgermeister: Karl Sünder, Wirtschaftsbesitzer
geschäftsführende Gemeinderäte: Matthias Gail, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Richard, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeinderat bestand aus 10 Mitgliedern.

1924-1929
Zum Ergebnis der Gemeinderatswahl vom 30. November 1924 liegen für Ebendorf leider keinerlei Informationen vor. Nachdem anzunehmen ist, dass so wie 1929 Bürgermeister Veigl auch in den Jahren zuvor mit einer eigenen Liste antrat und damit weder Christlich-Soziale noch Sozialdemokraten in Ebendorf angetreten sind, scheinen die Ergebnisse dieser Wahl auch nicht in deren Parteiblättern auf.

Aus dem Österreichischen Amtskalender sind uns lediglich die Spitzenvertreter der Gemeinde für diese Periode bekannt93:
Bürgermeister:
Josef Veigl, Wirtschaftsbesitzer
Vizebürgermeister: Karl Sünder, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeinderat bestand aus 10 Mitgliedern.

1929-193494
Die Gemeinderatswahl vom 10. November 1929 brachte nachfolgendes Ergebnis:
zu vergebende Mandate: 11; Wahlberechtigte: 236; abgegebene gültige Stimmen: 167, diese verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

„Veigl-Partei“ Kleine Wirtschaftspartei
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
125 (74,9%) 8 42 (25,1%) 3

Zwar war bereits im Dezember 1921 eine sozialdemokratische Lokalorganisation in Ebendorf gegründet worden war95, allerdings trat diese 1929 (und wohl auch im Jahr 1924) nicht mit einer Liste bei der Gemeinderatswahl an. Trotzdem sie in Ebendorf nicht kandidierten erhielten die Sozialdemokraten bei dieser Wahl 46 Stimmen, die letztlich als ungültig zu werten waren. Wie war das möglich? Es war damals üblich, dass die Parteien eigene Stimmzettel verteilten, deren Verwendung neben den amtlichen Stimmzetteln erlaubt war und so dürfte es zu diesen ungültigen Stimmen für die Sozialdemokraten gekommen sein. Diese Tatsache erklärt auch die für damalige Verhältnisse ungewöhnlich große Differenz von 69 Stimmen zwischen der Zahl der Wahlberechtigten und den abgegebenen gültigen Stimmen. Durch das Nichtantreten bzw. fehlende Kommunikation mit ihren potentiellen Wählern verschenkten die Sozialdemokraten hier rund 21% der Stimmen und (mindestens) zwei sichere Mandate, die sie ohne jeglichen Wahlkampfaufwand erhalten hätten.96

Bürgermeister: Josef Veigl, Wirtschaftsbesitzer
Vizebürgermeister: Leopold Weiner
geschäftsführende Gemeinderäte:
Von den weiteren neun Mitgliedern des damaligen Gemeinderates sind lediglich  überliefert.

1934-193897
Bürgermeister: Josef Veigl, Wirtschaftsbesitzer
Bürgermeisterstellvertreter: Leopold Weiner
Über die weitere Zusammensetzung des Gemeindetages liegen keine Informationen vor.

1938-1945
Bürgermeister Veigl blieb auch nach dem sogenannten „Anschluss“ und der Auflösung des Gemeindetags durch Beschluss der von den Nationalsozialisten eingesetzten Landesregierung als Gemeindeverwalter mit der Fortführung der Amtsgeschäfte betraut.98 Ab Anfang des Jahres 1939 setzte sich die Gemeindeführung dann wie folgt zusammen99:
Bürgermeister: Franz Gössinger (Nr. 4), Landwirt
Beigeordnete: Martin Lehner (Nr. 9), Gast- und Landwirt – auch Bürgermeisterstellvertreter; Georg Veigl (Nr. 7), Landwirt

1945-1950
Nach Kriegsende 1945 bis zum Frühjahr 1947 war Karl Weinmayer (ÖVP) Bürgermeister von Ebendorf. Seitens der SPÖ wurden in deren Parteiblatt „Volkstribüne“ immer wieder schwere Vorwürfe betreffend Veruntreuungen und Amtsmissbrauch gegenüber Weinmayer erhoben. Diese Anschuldigungen dürften schließlich dazu geführt haben, dass ihm auch die eigene Partei die Unterstützung versagte und Weinmayer abgesetzt wurde. Doch selbst nach seiner Absetzung wurde Weinmayer seitens der Sozialdemokraten Urkundenfälschung vorgeworfen, denn er soll sich unrechtmäßig Zugang zum Dienstsiegel der Gemeinde verschafft haben und selbiges eigenmächtig zur (nachträglichen) Bestätigung von Dokumenten benutzt haben.100

Ab dem Frühjahr 1947 bis 1950 scheinen dann folgende Personen an der Spitze der Gemeinde auf101:
Bürgermeister: Jakob Richard (ÖVP)
Vizebürgermeister: August Burisch (SPÖ)
geschäftsführende Gemeinderäte: Georg Sidy (SPÖ), Josef Weiner (KPÖ);
Die weiteren Gemeinderäte sowie deren Anzahl sind nicht überliefert.

1950-1955102
Gemeinderatswahl 7. Mai 1950 103
zu vergebende Mandate: 11; Wahlberechtigt: 247; abgegebene Stimmen: 226 (Wahlbeteiligung: 91,5%); ungültig: -, gültig: 226, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ Linksblock (KPÖ)
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
119 (52,7%) 6 86 (38,0%) 4 21 (9,3%) 1

Abgesehen vom Bürgermeister ist die Zusammensetzung des Gemeinderates erst ab dem Juli 1953 überliefert, sodass allfällige personelle Änderungen in den ersten drei Jahren der Amtsperiode nicht nachvollziehbar sind. Ebenso ist unbekannt wer dem Gemeindevorstand angehörte.
Bürgermeister: Jakob Richard (ÖVP)
Gemeinderäte: Franz Bloderer (ÖVP), August Burisch (SPÖ), Anton Binder (ÖVP), Georg Sidy (SPÖ), Franz Klimesch (SPÖ), Josef Gindl (SPÖ), Rudolf Pichler (Linksblock), Robert Lehner (ÖVP), Rudolf Koppitz (ÖVP), Georg Sinnreich (ÖVP)

1955-1960104
Gemeinderatswahl 24. April 1955105
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigt: 258; abgegebene Stimmen: 247 (Wahlbeteiligung: 95,7%); ungültig: 2, gültig: 245, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ Volksopposition (KPÖ)
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
147 (60,0%) 8 79 (32,2%) 4 19 (7,8%) 1

Nach der konstituierenden Sitzung vom 15. Juni 1955 setzte sich der Ebendorfer Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Jakob Richard (ÖVP)
Vizebürgermeister: Franz Bloderer (ÖVP)
Gemeinderäte: Franz Klimesch (SPÖ), Anton Binder (ÖVP), Georg Sinnreich (ÖVP), Jaroslav Boycek (ÖVP), Josef Hollaus (ÖVP), Robert Lehner (ÖVP), Leopold Weiner (ÖVP), August Burisch (SPÖ), Franz Honsa (SPÖ), Johann Bauer (SPÖ), Frieda Pichler (Volksopposition)

Frieda Pichler (Volksopposition – KPÖ) ist neben der ebenfalls im Jahr 1955 in Lanzendorf in den Gemeinderat gewählten Sozialdemokratin Maria Achatz, die erste Frau die auf dem Gebiet der späteren Großgemeinde Mistelbach in den Gemeinderat gewählt wurde und dies 15 Jahre (!) bevor eine Frau erstmals in den Mistelbacher Gemeinderat einzog.

Ende Mai 1957 schied Jaroslav Boycek aus dem Gemeinderat aus und auf das frei gewordene Mandat der ÖVP folgte Rudolf Schmid nach.

Ab März 1958 findet sich bei Frieda Pichler in den Gemeinderatsprotokollen der Vermerk „vom Bürgermeister beurlaubt“, und ab Juni 1958 scheint statt ihr schließlich Franz Janka als Vertreter der unter dem Listennamen „Volksopposition“ bei den Wahlen angetretenen Kommunisten auf. Weitere Informationen zu den Umständen die zum Ausscheiden Pichlers aus dem Gemeinderat geführt haben, liegen nicht vor. Ihr Nachfolger Franz Janka entwickelte jedenfalls eine sehr aktive Öffentlichkeitsarbeit indem er in den Jahren 1958 bis 1960 mehr oder minder regelmäßig ein politisches Informationsblatt mit dem Titel „Nachrichten aus der Gemeinde Ebendorf“ herausgab. Es dürfte sich dabei um das erste lokale Parteiblatt auf dem Gebiet der späteren Großgemeinde Mistelbach gehandelt haben, denn von anderen Parteien sind keine derartigen ortsspezifischen Publikationen aus jener Zeit überliefert.

1960-1965106
Gemeinderatswahl 10. April 1960
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigt: 246; abgegebene Stimmen: 227 (Wahlbeteiligung: 92,3%); ungültig: 2, gültig: 225, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ Kommunisten und Linkssozialisten
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
136 (60,4%) 8 78 (34,7%) 5 11 (4,9%)

Nach der konstituierenden Sitzung vom 19. Mai 1960 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Jakob Richard (ÖVP)
Vizebürgermeister: Franz Bloderer (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: August Burisch (SPÖ) – ansonsten unklar, wer außerdem dem Gemeindevorstand angehörte
Gemeinderäte: Franz Klimesch (SPÖ), Anton Binder (ÖVP), Josef Hollaus (ÖVP), Leopold Weiner (ÖVP), Franz Honsa (SPÖ), Hanno Mitscha-Märheim (ÖVP), Ferdinand Fallenbiegl (ÖVP), Rudolf Schmid (ÖVP), Josef Burisch (SPÖ), Johann Gindl (SPÖ)

Nach dem Ableben von August Burisch wurde Johann Bauer jun. mit der Sitzung vom 9. Mai 1961 als Vertreter der SPÖ als Gemeinderat angelobt. Das Amt des geschäftsführenden Gemeinderates, das Burisch innegehabt hatte übernahm Franz Klimesch.

Nachdem Leopold Weiner mit 27. November 1964 aus dem Gemeinderat ausgeschieden war, rückte Franz Draxler als Vertreter der Volkspartei in den Gemeinderat nach.

1965-1966107
Gemeinderatswahl 1965108
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigt: 234; abgegebene Stimmen: 224 (Wahlbeteiligung: 95,7%); ungültig: 1, gültig: 223, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
145 (65,0%) 9 78 (35,0%) 4

Nach der konstituierenden Sitzung vom 9. Juni 1965 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Hanno Mitscha-Märheim (ÖVP)
Vizebürgermeister: Rudolf Schmid (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Anton Binder (ÖVP), Ernst Trunner (ÖVP), Johann Bauer (SPÖ)
Gemeinderäte:
Josef Burisch (SPÖ), Johann Gindl (SPÖ), Johann Paar (ÖVP), Josef Hollaus (ÖVP), Franz Draxler (ÖVP), Ignaz Bloderer (SPÖ), Ferdinand Fallenbiegl (ÖVP), Josef Gössinger (ÖVP)

In der Gemeinderatssitzung vom 23. Jänner 1966 wird Heinz Burisch als Nachfolger für den Ende 1965 aufgrund Wegzugs ausgeschiedenen Johann Bauer angelobt. Auf Vorschlag der SPÖ-Fraktion wird Heinz Burisch darüber hinaus zum geschäftsführenden Gemeinderat gewählt.

Der Gemeinderat von Ebendorf etwa im ersten Halbjahr 1966Der Gemeinderat von Ebendorf etwa im ersten Halbjahr 1966109:
1. Reihe (sitzend) vlnr: Ernst Trunner, Vzbgm. Rudolf Schmid, Bgm. Hanno Mitscha-Märheim, Anton Binder, Heinz Burisch
2. Reihe vlnr: Ferdinand Fallenbiegl, Josef Hollaus, Franz Draxler, Johann Gindl,
3. Reihe vlnr: Josef Gössinger, Ignaz Bloderer, Johann Paar, Josef Burisch

Mit 2. August 1966 legte Ernst Trunner sein Gemeinderatsmandat nieder, da er aus beruflichen Gründen aus Ebendorf wegzog. In der Gemeinderatssitzung vom 25. September 1966 folgte Georg Weis (Nr. 59)  ihm als Vertreter der ÖVP in den Gemeinderat nach. Das von Trunner inngehabte Amt des geschäftsführenden Gemeinderates übernahm Ignaz Bloderer.

Bereits im November 1966 wurde aufgrund der bevorstehenden Eingemeindung eine Neuwahl des Mistelbacher Gemeinderates unter Einbeziehung der Bevölkerung von Lanzendorf und Ebendorf abgehalten, sodass als Ebendorf mit 1. Jänner 1967 Teil der Gemeinde Mistelbach wurde, auch der neu zusammengesetzte Mistelbacher Gemeinderat seine Arbeit aufnehmen konnte.

 

Übersicht über die Bürgermeister der Gemeinde Ebendorf

Eine erste Auflistung veröffentlichte Univ.-Prof. Dr. Herbert Mitscha-Märheim in seinem 1971 erschienenen Buch „Eine kleine Geschichte von Ebendorf bei Mistelbach“.110. Diese wurde im Zuge der Erstellung dieses Beitrags überarbeitet, ergänzt und in manchen Fällen korrigiert, sodass sich folgende Liste ergibt:

Amtszeit Bürgermeister
1850-1858 Georg Sinnreich
1858-1861 ? – betreffend diese Lücke darf auf die Anmerkungen bei der Periode 1850-1861 am Beginn des Beitrags verwiesen werden.
1861-1873 Dominik Brodmann
1873-1882 Joseph Wimmer
1882-1885 Mathias Weiner
1885-1888 Lorenz Brodmann
1888-1891 Franz Lehner
1891-1919
Ökonomierat Ferdinand Fallenbiegl (*1856, †1933)
1919-1938
Josef Veigl (*1879, †1949), „Veigl-Partei“
1938-1945
Franz Gössinger (*1897, †1962), NSDAP111
1945-1947 Karl Weinmayer, ÖVP
1947-1965
Jakob Richard (*1902, †1995), ÖVP
1965-1966
Hanno Mitscha-Märheim (*1930, †1994), ÖVP

 

Bildnachweis:
-) letzter Ebendorfer Gemeinderat 1966: Mitscha-Märheim, Univ.-Prof. Dr. Herbert: Eine kleine Geschichte von Ebendorf bei Mistelbach (1971), S.
-) Portrait Fallenbiegl: Tenger, Ignaz: Österreichischer Bürgermeister-Almanach – 1848 – 1908; Jubiläums-Widmung zur Feier des 60jährigen Regierungs-Jubiläums Sr. k.u.k. a. M. Franz Josef I. (1908)
-) Portrait Veigl: Ausschnitt Foto „Gründer FF Ebendorf“, Topothek Mistelbach (Besitzer: Franz Bloderer)
-) Portrait Gössinger: Ausschnitt Foto „Musterung 1943“, Topothek Mistelbach (Besitzer: Georg Henz)
-) Portrait Richard: Aglas, Erwin: Die Zweite Österreichische Republik und ihre Repräsentanten – politische Leistung im Spiegel des wirtschaftlichen Erfolges (1960), S. 280
-) Portrait Mitscha-Märheim: Ausschnitt Foto „Ehrung Feuerwehr“, Topothek Mistelbach (Besitzer: Popofsits)

Quellen (und Anmerkungen):

Zu dem als Quelle sehr wichtigen Amtskalender ist anzumerken, dass dieser immer bereits im Oktober/November des Vorjahres in Druck gelegt wurde – ein wesentliches Faktum bei der Verwendung dieser Quelle zwecks Rekonstruktion der Amtszeit der Gemeindevertreter.

-) Gemeinderatsprotokolle der Gemeinde Ebendorf im Archiv der Stadtgemeinde Mistelbach für den Zeitraum 1953-1966

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Gemeindevertretung Lanzendorf (1850-1966)

Dieser Beitrag ist der Versuch der Rekonstruktion der Gemeindevertretungen unter Berücksichtigung der Wahlperioden und Einbeziehung der überlieferten Ergebnisse der Gemeindewahlen während der Zeit der Existenz der selbstständigen Gemeinde Lanzendorf im Zeitraum 1850 bis 1966. Zwecks Begriffserläuterung bzw. Darstellung der Entwicklung der gewählten Organe der Gemeindevertretung im Laufe der Zeit und des damit verbundenen Wahlrechts wird ein gesonderter Beitrag auf diesem Blog erscheinen.

1850-18611
Bürgermeister: Josef Kothmayer, Halblehner
Gemeinderäte: F. Faber, Halbblehner; Georg Panzer, Schuhmacher
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: F. Klingisch, Viertellehner; F. Kothmayer, Dreiviertellehner; F. Kothmayer sen., Ganzlehner; Jacob Kothmayer, Halblehner; Jacob Kothmayer sen., Ganzlehner; L. Matz, Viertellehner; G. Schiller, Viertellehner; M. Sedelmeier, Viertellehner; F. Strobl, Dreiviertellehner;
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 Mitgliedern.

1861-186489
Bürgermeister: Josef Kothmayer, Landwirt
1. Gemeinderat: Georg Panzer, Schuhmacher
2. Gemeinderat: Jakob Kothmayer, Landwirt
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Josef Bauer, Landwirt; Andreas Gspan, Fassbinder; Georg Kainz, Landwirt; Franz Kothmayer, Landwirt; Josef Kothmayer, Landwirt; Franz Newald, Landwirt; Lorenz Richter, Landwirt; Paul Schön, Landwirt; Josef Strobl, Landwirt;
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 Mitgliedern.

1864-186794
Bürgermeister: Georg Panzer, Schuhmacher
1. Gemeinderat: Franz Binder, Müller
2. Gemeinderat: Paul Schön, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern (4 aus dem 1. und 4 aus dem 2. Wahlkörper)

1867-187097
Bürgermeister: Georg Panzer, Schuhmacher
1. Gemeinderat: Joseph Bauer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Michael Rieth, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern.

1870-187398
Bürgermeister: Franz Schön, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Joseph Bauer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Franz Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern.

1873-187699
Bürgermeister: Franz Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Michael Rieth, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Lambert Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern.

1876-1879102
Bürgermeister: Leopold Stacher, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Michael Rieth, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Franz Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern.

1879-1882103
Bürgermeister: Leopold Stacher, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Franz Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Johann Sieber, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern.

1882-1885105
Bürgermeister: Michael Rieth, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Leopold Stacher, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Johann Sieber, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 8 Mitgliedern.

1885-1888106
Bürgermeister: Lambert Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Lorenz Schön, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Josef Faber, Wirtschaftsbesitzer
Von den insgesamt 8 Mitgliedern des Gemeindeausschusses ist außer den obengenannten Personen lediglich der Wirtschaftsbesitzer Franz Schön überliefert.

1888-1892108
Bürgermeister: Lambert Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Franz Klingisch, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Johann Sieber, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Jakob Tatzer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Schweinwerther, Wirtschaftsbesitzer; Franz Kainz, Wirtschaftsbesitzer; Franz Förster, Wirtschaftsbesitzer; Franz Schön, Wirtschaftsbesitzer; Leopold Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer
Entgegen der Angabe im niederösterreichischen Amtskalender dürften dem Gemeindeausschuss jedenfalls bereits ab 1888 9 statt 8 Mitglieder angehört haben.

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Mathias Sieber, Wirtschaftsbesitzer; Paul Kusselbauer, Wirtschaftsbesitzer; Josef Schöffböck, Hausbesitzer

1892-1896110
Bürgermeister: Lambert Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Johann Koch, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Ernest Nekam, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss an: Leopold Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer Nr. 70; Franz Schön, Wirtschaftsbesitzer; Josef Faber, Wirtschaftsbesitzer; Paul Kußelbauer, Wirtschaftsbesitzer; Jakob Tatzer, Wirtschaftsbesitzer Nr. 75; Franz Kainz, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 9 Mitgliedern (siehe Anmerkung zur Periode 1888-1892).

Als Ersatzmänner wurden gewählt: Josef Tatzer, Wirtschaftsbesitzer Nr. 67; Mathias Sieber, Wirtschaftsbesitzer; Johann Schiller, Wirtschaftsbesitzer

1896-1900112
Bürgermeister: Franz Schön, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Josef Faber, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Franz Klingisch, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss scheint bereits seit 1888 und nicht erst wie im Niederösterreichischen Amtskalender angegeben ab 1898 aus insgesamt 9 Mitgliedern bestanden zu haben.

Es besteht die Hoffnung, dass sich die weiteren dem Gemeindeausschuss angehörenden Personen für diese Periode bei einem demnächst stattfindenden Besuch in der nö. Landesbibliothek noch klären lassen können.

1900-1906113
Bürgermeister: Franz Schön, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Josef Faber, Wirtschaftsbesitzer
2. Gemeinderat: Franz Klingisch, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 9 Mitgliedern.

1906-1913114
Bürgermeister: Franz Schön, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Johann Parsch, Schuhmachermeister
2. Gemeinderat: Michael Schiller, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Florian Pretz, Wirtschaftsbesitzer
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 Mitgliedern.

1913-1919115
Die Gemeindeausschusswahl fand am 26. Jänner 1913 statt und es wurden in drei Wahlkörpern jeweils vier Kandidaten gewählt. Nach der konstituierenden Sitzung setzte sich der Gemeindeausschuss wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Franz Schön, Wirtschaftsbesitzer
1. Gemeinderat: Johann Parsch, Schuhmachermeister
2. Gemeinderat: Michael Schiller, Wirtschaftsbesitzer
3. Gemeinderat: Florian Pretz, Wirtschaftsbesitzer
weiters gehörten dem Gemeindeausschuss als Gemeindebeiräte an: Johann Koch, Hermann Körbel, Leopold Kothmayer, Josef Meißl, Leopold Schiller, Martin Schiller, Matthias Schön, Leopold Stacher
Der Gemeindeausschuss bestand aus 12 Mitgliedern.

Bei der Wahl 1913 dürften erstmals auch sozialdemokratische Kandidaten (zumindest scheinen einige davon später als Mandatare dieser Partei auf) angetreten sein. Da im Gegensatz zu den Reichsratswahlen, wo seit 1907 das allgemeine und gleiche Männerwahlrecht galt, auf Gemeindeebene bis zum Untergang der Monarchie das die ärmeren Bevölkerungsschichten ausschließende bzw. benachteiligende Kurienwahlrecht herrschte, war dieses Antreten nicht erfolgreich.

1919-1924116
Das Ergebnis der Gemeinderatswahl 1919 ist leider nicht überliefert. Da sich in Lanzendorf erst 1922 eine sozialdemokratische Lokalorganisation gründete117, war diese Partei bei den ersten Gemeinderatswahlen 1919 jedenfalls nicht angetreten.

Bürgermeister: Peter Kraus, Müllermeister
Vizebürgermeister: Leopold Kothmayer, Wirtschaftsbesitzer
Von den weiteren zehn Mitgliedern des Gemeinderates sind lediglich die nachfolgend genannten Herren bekannt: Hermann Körbel, Eduard Kothmayer, Martin Schiller, Leopold Stacher, August Tatzer
Der Gemeinderat bestand aus 12 Mitgliedern.

Im Juni 1924 legte Bürgermeister Kraus sein Amt aufgrund von Arbeitsüberlastung nieder, er gehörte jedoch weiterhin dem Gemeinderat an.118 Als sein Nachfolger wurde der bisherige Vizebürgermeister Leopold Kothmayer gewählt, der dieses Amt bis zur turnusgemäßen Neuwahl des Gemeinderats im November des selben Jahres ausübte.119

1924-1929120
Die Gemeinderatswahl am 30. November 1924 brachte nachfolgendes Ergebnis:
Wirtschaftspartei: 9 Mandate; Sozialdemokraten: 67 Stimmen und 3 Mandate121

Vielerorts schlossen sich Christlich-Soziale und Großdeutsche unter dem Listennamen „Wirtschaftspartei“ zusammen, um geschlossen gegen die Sozialdemokraten aufzutreten. Denn obwohl in Lanzendorf eigentlich kein Wahlsieg der Sozialdemokraten zu erwarten war, einte die Sorge/Angst vor einem roten Bürgermeister ihre politischen Gegner.

Die konstituierende Sitzung fand am 26. Dezember 1924 statt und brachte folgendes Ergebnis:
Bürgermeister:
Josef Elbling (Wirtschaftspartei)
Vizebürgermeister: Jakob Tatzer (Wirtschaftspartei)
geschäftsführende Gemeinderäte: Johann Schweinwerther (Wirtschaftspartei), Anton Vielnascher (Sozialdemokratische Partei)
Gemeinderäte: Josef Achatz (Sozialdemokratische Partei), Johann Fallnbigl (Wirtschaftspartei), Leopold Klinisch (Wirtschaftspartei), Franz Koch (Wirtschaftspartei), Paul Kuselbauer (Wirtschaftspartei), Paul Lind (Sozialdemokratische Partei), Josef Pausch (Wirtschaftspartei), Josef Schöfbeck (Wirtschaftspartei)
Der Gemeinderat bestand aus 12 Mitgliedern.

1929-1934122
Die Gemeinderatswahl vom 10. November 1929 brachte nachfolgendes Ergebnis:
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigte: 307; abgegebene gültige Stimmen: 263, diese verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

Wirtschaftspartei Sozialdemokraten Landbund und Großdeutsche Volkspartei
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
172 (65,4%) 9 67 (25,5%) 3 24 (9,1%) 1

Unter dem Namen „Landbund und Großdeutsche Volkspartei“ kandidierten in Lanzendorf die Anhänger bzw. Vertreter der Heimwehr. Seitens der Sozialdemokraten wurde kritisiert, dass die „Hahnenschwanzler“ versuchten gesinnungslose Wähler mit Wein, Wurst und Speck „zu kaufen“.123 Nachdem sie jedoch nur ein Mandat erzielen konnten, scheint diese Strategie nicht allzu erfolgreich gewesen zu sein, und das Ergebnis blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Nachdem das bei dieser Wahl neu hinzugekommene 13. Mandat an den Landbund ging, ergab sich für Wirtschaftspartei und Sozialdemokraten mandatsmäßig keine Veränderung gegenüber der Wahl im Jahr 1924.124

Bürgermeister: Josef Elbling (Wirtschaftspartei)
Vizebürgermeister: Johann Schweinwerther (Wirtschaftspartei)
geschäftsführende Gemeinderäte: Franz Koch (Wirtschaftspartei); Josef Achatz (Sozialdemokratische Partei)
Von den weiteren neun Mitgliedern des damaligen Gemeinderates sind lediglich Paul Lind und Josef Kopp (beide: Sozialdemokratische Partei) überliefert.

1934-1938125
Bürgermeister: Josef Elbling
Bürgermeisterstellvertreter: Johann Schweinwerther
Über die weitere Zusammensetzung des Gemeindetages liegen keine Informationen vor.

1938-1945
Bürgermeister Elbling führte nach dem sogenannten „Anschluss“ und der Auflösung des Gemeindetags durch Beschluss der von den Nationalsozialisten eingesetzten Landesregierung zunächst als Gemeindeverwalter weiterhin die Amtsgeschäfte,126 bevor er Anfang des Jahres 1939 neuerlich zum Bürgermeister ernannt wurde.
Die Gemeindevertretung setzte sich ab diesem Zeitpunkt wie folgt zusammen127:
Bürgermeister: Josef Elbling, Landwirt, Nr. 126
Beigeordnete: Josef Schwediauer, Obermüller, Nr. 17 (auch Bürgermeisterstellvertreter)128; Franz Stubenvoll, Landwirt, Nr. 42

Elbling war der einzige Bürgermeister der einst selbstständigen Gemeinden der späteren Großgemeinde Mistelbach, der in den 1920er Jahren demokratisch gewählt wurde und auch während der gesamten Dauer der NS-Herrschaft im Amt blieb.

1945-1950
Unmittelbar nach Einmarsch der sowjetischen Truppen wurden Josef Schön und Leopold Klinisch (beide später ÖVP) von der Besatzungsmacht als Bürgermeister-Doppelspitze eingesetzt.129

Von 1946 bis 1948 scheinen dann folgende Personen an der Spitze der Gemeinde auf130:
Bürgermeister: Rudolf Kothmayer, Landwirt (ÖVP)
Vizebürgermeister: Josef Kothmayer (KPÖ)
Gemeinderäte: Paul Lind (KPÖ); Die weiteren Gemeinderäte sind nicht überliefert, lediglich die Mandatsverteilung ist bekannt: ÖVP 5 Mandate, SPÖ 4 Mandate, KPÖ 2 Mandate131 – somit gehörten dem Gemeinderat 11 Personen an.

Die SPÖ war bei den nach dem Krieg abgehaltenen Nationalrats- und Landtagswahlen in Lanzendorf als stimmenstärkste Partei hervorgegangen und da sich an diesen Wahlergebnissen grundsätzlich auch die Zusammensetzung des provisorischen Gemeinderates orientierte, stellten die Sozialdemokraten – wie für die stimmenstärkste Partei üblich – den Anspruch auf das Amt des Bürgermeisters. Diese relative Mehrheit spiegelte sich in der Mandatsverteilung, die auf einer Vereinbarung der drei Ortsparteien und damit auch der Zustimmung der SPÖ beruhte, allerdings nicht wider (siehe oben) und ein ungewöhnliches Zweckbündnis zwischen ÖVP und KPÖ im Lanzendorfer Gemeinderat verwehrte der SPÖ nicht nur das Amt des Bürgermeisters, sondern auch jenes des Vizebürgermeisters. Dies sorgte naturgemäß für großen Unmut auf Seiten der SPÖ-Mandatare. Aus diesem Grund und aus Protest gegen die Amtsführung von Bürgermeister Kothmayer legten Anfang September 1948 die Mitglieder der SPÖ-Fraktion im Gemeinderat ihre Mandate nieder und somit war die Landesregierung gezwungen den Gemeinderat wegen Handlungsunfähigkeit aufzulösen.132 Bürgermeister Kothmayer war somit abgesetzt und seitens der Landesregierung wurde Alois Schmerold (SPÖ) als Gemeindeverwalter eingesetzt, der die Gemeindegeschäfte bis zur Neukonstituierung des Gemeinderates führen sollte.133 Aufgrund des Widerstands der anderen beiden Fraktionen, die mehreren Einladungen zu einer konstituierenden Sitzung nicht Folge leisteten, verzögerte sich die Neubildung des Gemeinderats über einige Wochen.

Schließlich konnte am 30. Jänner 1949 letztlich doch die konstituierende Sitzung abgehalten werden und der neue provisorische Gemeinderat bestand aus 8 SPÖ-Mandataren, 5 ÖVP-Mandataren sowie 2 KPÖ-Mandataren. Dieser Gemeinderat, in dem die SPÖ über eine absolute Mehrheit verfügte setzte sich personell wie folgt zusammen134:
Bürgermeister: Alois Ulz (SPÖ)
Vizebürgermeister: Josef Baronbeck (SPÖ)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Alois Schmerold (SPÖ), Josef Kummerer (SPÖ), Franz Newald (SPÖ)
Gemeinderäte: Leopold Klinisch (ÖVP), Josef Kothmayer (KPÖ), Rudolf Kothmayer (ÖVP), Paul Lind (KPÖ), Anton Rath (SPÖ), Martin Schiller (ÖVP), Josef Schön (ÖVP), Josef Schwarz (SPÖ), Karl Stacher (ÖVP), Josef Vielnascher (SPÖ)

Die Vertreter der KPÖ und ÖVP waren zwar bei dieser konstituierenden Sitzung anwesend, verzichteten allerdings auf Wahlvorschläge für die ihnen zustehenden Mitglieder im Gemeindevorstand, und brachten so ihren Unwillen zur Beteiligung an der Gemeindearbeit unter SPÖ-Führung zum Ausdruck, sodass ausschließlich SPÖ-Mandatare gewählt wurden. Die ÖVP- und KPÖ-Vertreter erklärten in der darauffolgenden Gemeinderatssitzung jegliche Mitarbeit im Gemeinderat auszusetzen bis ein Mitte Februar 1949 in der sozialdemokratischen Regionalzeitung „Volksbote“ erschienener Artikel widerrufen würde. Dies dürfte geschehen sein oder man verständigte sich anderweitig, denn ab März beteiligten sich wieder alle Parteien aktiv an der Gemeindearbeit bis im Jahr darauf der Gemeinderat erstmals wieder durch die Bevölkerung gewählt wurde.

1950-1955135
Gemeinderatswahl 7. Mai 1950 136
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigt: 336; abgegebene Stimmen: 319 (Wahlbeteiligung: 94,5%); ungültig: 18, gültig: 301, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

SPÖ ÖVP Linksblock (KPÖ)
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
157 (52,1%) 7 114 (37,9%) 5 30 (10%) 1

Nach der konstituierenden Sitzung vom 23. Mai 1950 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Alois Ulz (SPÖ)
Vizebürgermeister: Josef Baronbeck (SPÖ)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Alois Schmerold (SPÖ), Alfred Schöller (ÖVP), Josef Schön (ÖVP)
Gemeinderäte: Franz Bauer (ÖVP), Karl Körbl (ÖVP), Josef Kothmayer (KPÖ), Josef Kummerer (SPÖ), Franz Newald (SPÖ), Johann Paar (SPÖ), Josef Schwarz (SPÖ), Karl Stacher (ÖVP)

Im August 1951 legte Bürgermeister Alois Ulz sein Amt sowie das Gemeinderatsmandat aus gesundheitlichen Gründen zurück und zu seinem Nachfolger wählte der Lanzendorfer Gemeinderat am 25. August 1951 Josef Baronbeck bzw. zum Vizebürgermeister Johann Paar.137 Durch das Ausscheiden von Alois Ulz rückte Hermann Tatzer für die SPÖ in den Gemeinderat nach.

Am 18. Februar 1953 wird Bürgermeister Josef Baronbeck auf Anordnung der Sowjet-Kommandantur verhaftet, weil er sich weigerte auf Gemeindekosten einen Anschlagkasten für das KP-Propagandablatt und offizielle Organ der sowjetischen Besatzungsmacht „Österreichische Zeitung“ zu errichten. Der gesamte Lanzendorfer Gemeinderat begab sich daraufhin nach Mistelbach, um Protest gegen diesen Willkürakt der Besatzungsmacht einzulegen. Nach Interventionen durch Landes- und Bundesbehörden bzw. deren Repräsentanten wird Bürgermeister Baronbeck, dessen Verhaftung in Zeiten des beginnenden Kalten Kriegs sogar als Randnotiz in einigen US-Zeitungen ihren Nachhall fand, bereits am Tag darauf wieder freigelassen.138

Mit 12. Dezember 1953 zog sich Alois Schmerold aus dem Gemeindevorstand zurück, verblieb allerdings weiter im Gemeinderat. In der Funktion als geschäftsführender Gemeinderat folgte ihm Josef Schwarz nach.

Mit 14. Februar 1954 schied Josef Kothmayer aus dem Gemeinderat aus, ihm folgt Otto Vogler als Mandatar der KPÖ nach.

1955-1960139
Gemeinderatswahl 24. April 1955140
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigt: 340; abgegebene Stimmen: 308 (Wahlbeteiligung: 90,6%); ungültig: 11, gültig: 297, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ Volksopposition (KPÖ)
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
152 (51,2%) 8 136 (45,8%) 7 9 (3%)

Unter Führung von Alfred Schöller gelang es der ÖVP bei der Wahl 1955 die Mandatsmehrheit zu erringen und nach sieben Jahren das Bürgermeisteramt zurückzuerobern.

Bürgermeister: Alfred Schöller (ÖVP)
Vizebürgermeister: Karl Körbl (ÖVP)
Gemeinderäte: Maria Achatz (SPÖ), Josef Elbling  jun. (ÖVP), Leopold Ellend (ÖVP), Josef Huber (SPÖ), Franz Newald (SPÖ), Johann Paar (SPÖ), Walter Pukl (ÖVP), Martin Schiller (ÖVP), Josef Schwarz (SPÖ), Johann Sieber (SPÖ), Karl Stacher (ÖVP), Franz Stubenvoll (ÖVP), Hermann Tatzer (SPÖ)

Die SPÖ-Mandatarin Maria Achatz ist neben der ebenfalls im Jahr 1955 in Ebendorf in den Gemeinderat gewählten Frieda Pichler (KPÖ/Volksopposition), die erste Frau die auf dem Gebiet der späteren Großgemeinde Mistelbach in den Gemeinderat gewählt wurde und dies 15 Jahre (!) bevor eine Frau erstmals in den Mistelbacher Gemeinderat einzog. Nachdem Pichler vorzeitig aus dem Gemeinderat ausschied, ist Achatz jedenfalls die einzige Frau, die eine volle Amtszeit hindurch einem Gemeinderat der ehemals selbstständigen Katastralgemeinden angehörte.

1960-1965
Gemeinderatswahl 10. April 1960141
zu vergebende Mandate: 15; Wahlberechtigt: 336; abgegebene Stimmen: 324 (Wahlbeteiligung: 96,4%) ; ungültig: 6, gültig: 318, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

SPÖ ÖVP
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
159 (50%) 8 159 (50%) 7

Aufgrund des Stimmengleichstands wurde zunächst mittels Los das für die Mehrheit im Gemeinderat entscheidende 8. Mandat der SPÖ zugesprochen. Die ÖVP rief jedoch in weiterer Folge die Bezirkswahlbehörde an und ersuchte um Prüfung der als ungültig gewerteten Stimmen und schließlich wurden zunächst als ungültig gewertete Stimmen für die ÖVP letztendlich doch als gültig gewertet, womit das 8. Mandat der ÖVP zufiel.

Die gemäß dem richtiggestellten Wahlergebnis vom 10. April 1960 gewählten Mandatare waren:
ÖVP: Alfred Schöller, Karl Körbl, Walter Pukl, Josef Elbling jun., Johann Schön, Leopold Ellend, Josef Wiesinger, Leopold Strobl,
SPÖ: Josef Baronbeck, Josef Schwarz, Johann Bauer, Hermann Tatzer, Franz Schön, Josef Huber, Johann Weinerek

Die SPÖ Gemeinderäte blieben der konstituierenden Gemeinderatssitzung im Juni 1960 fern, bei der Alfred Schöller von den anwesenden ÖVP-Vertretern zum Bürgermeister gewählt wurde. Durch ihr Fernbleiben verhinderten die gewählten SPÖ-Mandatare eine ordnungsgemäße Konstituierung und erzwangen damit indirekt die Auflösung des Gemeinderates durch die Landesregierung. Daher wurde im Sommer 1960 Dr. Kaufmann von der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach als Regierungskommissär mit der Führung der Gemeindeverwaltung betraut und eine Neuwahl zu Beginn des Jahres 1961 anberaumt.

Innerhalb der ÖVP kam es zu Differenzen und Altbürgermeister Rudolf Kothmayer trat bei der Neuwahl mit einer eigenen Liste an. Wie das Wahlergebnis zeigt hatte dieses Antreten mangels Wählerzuspruchs nur wenig Auswirkungen und das taktische Kalkül der SPÖ, die diese Neuwahl in der Hoffnung auf eine Mehrheitsverschiebung angestrebt hatte, erfüllte sich in keinster Weise, sondern hatte tatsächlich das Gegenteil zur Folge. Der Wahlkampf zwischen ÖVP und SPÖ wurde mit großer Härte geführt und hatte sogar ein juristisches Nachspiel.

Gemeinderatswahl 15. Jänner 1961142
abgegebene gültige Stimmen: 331, diese verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ Liste Kothmayer („Freie Bauernpartei“)
Stimmen Mandate Stimmen Mandate Stimmen Mandate
192 (58%) 9 129 (39%) 6 10 (3%)

Nach der konstituierenden Sitzung vom 2. Februar 1961 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Alfred Schöller (ÖVP)
Vizebürgermeister: Karl Körbl (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Walter Pukl (ÖVP), Franz Friedl (ÖVP), Josef Baronbeck (SPÖ), Josef Schwarz (SPÖ)
Gemeinderäte: Johann Bauer (SPÖ), Josef Elbling jun. (ÖVP), Leopold Ellend (ÖVP), Josef Huber (SPÖ), Franz Schön (SPÖ), Johann Schön (ÖVP), Leopold Strobl (ÖVP), Hermann Tatzer (SPÖ), Josef Wiesinger (ÖVP)

Josef Baronbeck schied mit 21. Juli 1961 aus dem Gemeindevorstand aus und statt ihm wurde Franz Schön am 3. August 1961 als geschäftsführender Gemeinderat der SPÖ gewählt. Baronbeck blieb weiterhin im Gemeinderat. In derselben Sitzung kam es zu einem weiteren Wechsel innerhalb der SPÖ-Fraktion: Johann Weinerek folgte auf Johann Bauer, der sein Mandat niedergelegt hatte.

Nach dem Ableben von Vizebürgermeister Karl Körbl wurde in der Sitzung vom 11. November 1964 Josef Elbling zum Vizebürgermeister gewählt. Auf das freigewordene Mandat rückte Friedrich Tanzler als Vertreter für die Volkspartei nach.

1965-1966143
Gemeinderatswahl 1965144
zu vergebende Mandate: 13; Wahlberechtigt: 335; abgegebene Stimmen: 311 (Wahlbeteiligung: 92,8%); ungültig: 10, gültig: 301, letztere verteilten sich auf die wahlwerbenden Parteien wie folgt:

ÖVP SPÖ
Stimmen Mandate Stimmen Mandate
195 (64,8%) 9 106 (35,2%) 4

Nach der konstituierenden Sitzung vom 21. April 1965 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Alfred Schöller (ÖVP)
Vizebürgermeister: Josef Elbling (ÖVP)
Geschäftsführende Gemeinderäte: Josef Wiesinger (ÖVP), Josef Schwarz (SPÖ)
Gemeinderäte: Leopold Ellend (ÖVP), Josef Kober (ÖVP), Johann Rath (ÖVP), Franz Schön (SPÖ), Johann Schön (ÖVP), Leopold Strobl (ÖVP), Hermann Tatzer (SPÖ), Josef Trestler (ÖVP), Johann Weinerek (SPÖ)

In der Sitzung vom 18. Dezember 1965 verzichtet Josef Schwarz (SPÖ) auf seine Funktion als geschäftsführender Gemeinderat, ihm folgte Franz Schön. Schwarz gehörte jedoch weiterhin dem Gemeinderat an.

Nach dem Ableben von Vizebürgermeister Elbling wurde in der Sitzung vom 19. September 1966 Josef Trestler zum neuen Vizebürgermeister gewählt. Auf das freigewordene Mandat rückte für die ÖVP Josef Strobl in den Gemeinderat nach.

Der letzte Lanzendorfer Gemeinderat Ende des Jahres 1966
Der letzte Gemeinderat von Lanzendorf Ende des Jahres 1966 aus „Lanzendorf – einst und heute, eine kleine Ortschronik“ (1996)
(Foto: © Franz K. Obendorfer – Verwendung mit freundlicher Genehmigung von Franz Obendorfer)

Die letzte Sitzung des Lanzendorfer Gemeinderates fand am 28. Dezember 1966 statt. Bereits im November wurde aufgrund der bevorstehenden Eingemeindung eine Neuwahl des Mistelbacher Gemeinderates unter Einbeziehung der Bevölkerung von Lanzendorf und Ebendorf abgehalten, sodass als Lanzendorf mit 1. Jänner 1967 Teil der Gemeinde Mistelbach wurde, auch der neu zusammengesetzte Mistelbacher Gemeinderat seine Arbeit aufnehmen konnte.

 

Übersicht über die Bürgermeister der Gemeinde Lanzendorf

Eine erste Auflistung veröffentlichte Prof. Hans Spreitzer in einem Beitrag zur Geschichte Lanzendorfs 1970 in der Reihe Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart145. Diese wurde später auch in die 1996 erschienene Publikation von Altbürgermeister Schöller übernommen. Allerdings ist diese Liste unvollständig bzw. bezüglich der Zeitpunkte der Amtswechsel ungenau.146

Amtszeit Bürgermeister
1850-1863 Josef Kothmayer
1863-1870 Georg Panzer
1870-1873 Franz Schön
1873-1876 Franz Kothmayer
1876-1882 Leopold Stacher
1882-1885 Michael Rieth
1885-1896 Lambert Kothmayer
1896-1919
Franz Schön jun. (*1855, †1951)
1919-1924 Peter Kraus (*1883, †1942), (Wirtschaftspartei?)
1924 Leopold Kothmayer, Wirtschaftspartei
1924-1945 Josef Elbling (*1873, †1957), Wirtschaftspartei
1945-1946 Josef Schön & Leopold Klinisch (*1888, †1966)
1946-1948 Rudolf Kothmayer, ÖVP
1948-1949 Alois Schmerold, SPÖ (als Gemeindeverwalter seitens der nö. Landesregierung eingesetzt)
1949-1951 Alois Ulz, SPÖ
1951-1955
Josef Baronbeck (*1906, †1970), SPÖ
1955-1960
Alfred Schöller (*1921, †2000), ÖVP
1960-1961 Dr. Kaufmann (als Regierungskommissär (=Gemeindeverwalter) seitens der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach eingesetzt)
1961-1966
Alfred Schöller (*1921, †2000), ÖVP

 

Bildnachweis:
-) letzter Lanzendorfer Gemeinderat 1966: Schöller, Alfred & Jolanda/ Schön, Johann: Lanzendorf – einst und heute, eine kleine Ortschronik (1996), Teil II, S. 20; Foto: Franz K. Obendorfer – Verwendung mit freundlicher Genehmigung von Franz Obendorfer (Sohn)
-) Foto Bgm. Johann Schön: Scan nach einem von Philipp Hödl zur Verfügung gestellten Original
-) Portraitfoto Bgm. Alfred Schöller: zur Verfügung gestellt von Dr. Alfred Schöller (Sohn)

Quellen (und Anmerkungen):

Zu dem als Quelle sehr wichtigen Amtskalender ist anzumerken, dass dieser immer bereits im Oktober/November des Vorjahres in Druck gelegt wurde – ein wesentliches Faktum bei der Verwendung dieser Quelle zwecks Rekonstruktion der Amtszeit der Gemeindevertreter.

-) Gemeinderatsprotokolle der Gemeinde Lanzendorf im Archiv der Stadtgemeinde Mistelbach für den Zeitraum 1949-1966

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Älteste bildliche Darstellungen von Mistelbach

Georg Matthäus Vischers Darstellung 1670

Die älteste bildliche Darstellung von Mistelbach findet sich auf der vom Topografen und Kartografen Georg Matthäus Vischer 1670 geschaffenen Karte mit dem Titel „Archiducatus Austriae Inferioris Accuratissima Geographica Descriptio“. Diese Karte und die etwas später veröffentlichten Kupferstiche von bedeutenden Orten und Schlössern (zB Ebendorf und Paasdorf) wurden bereits im Beitrag Mistelbach und seine Katastralgemeinden in Vischers Niederösterreich Karte u. Topographie behandelt. Nachdem von Mistelbach leider kein Detail-Kupferstich vorliegt, soll nachfolgend die Darstellung Mistelbachs auf Vischers Karte einer eingehenden Betrachtung unterzogen werden.

So wird Mistelbach auf Vischers Karte dargestellt. Der durchbrochene weiße Kreis zeigt laut Legende an, dass es sich um einen "Markt", also einen Ort mit Marktrecht handelt. Unterhalb Mistelbachs verläuft die Zaya. Mit den tatsächlichen Gegebenheiten ist diese Darstellung nicht in Einklang zu bringen.So wird Mistelbach auf Vischers Karte dargestellt. Der durchbrochene weiße Kreis zeigt laut Legende an, dass es sich um einen „Markt“, also einen Ort mit Marktrecht handelt. Unterhalb Mistelbachs verläuft die Zaya.
Mit den tatsächlichen Gegebenheiten ist diese Darstellung nicht in Einklang zu bringen.

Es muss festgestellt werden, dass diese Darstellung Mistelbachs in Bezug auf die Anordnung der Gebäude, insbesondere unter Berücksichtigung des Elements der Perspektive, keinerlei Sinn ergibt. Außer Zweifel steht, dass es sich hier um eine vereinfachte Gesamtansicht des Ortes handelt, und nicht wie an anderer Stelle fälschlicherweise gemutmaßt wurde, um eine Darstellung der alten Mistelbacher Burg121, die zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr existierte.

Eine Bemerkung von Univ.-Prof. Dr. Herbert Mitscha-Märheim löst das Rätsel um die merkwürdige, unstimmige Darstellung: in der Beschreibung des Schlosses Ebendorf in seinem 1971 erschienenen Buch „Eine kleine Geschichte von Ebendorf bei Mistelbach“ merkt er an, dass Ebendorf – auf der Karte durch das Schloss dargestellt – spiegelverkehrt abgebildet worden ist.125 Und tatsächlich: vergleicht man die Detailansicht vom Schloss mit der Darstellung auf der Karte fällt diese Unstimmigkeit auf. Während bei Paasdorf die Darstellungen übereinstimmen, wurde wie unten stehender Bildausschnitt zeigt auch die Ortsansicht von Mistelbach offensichtlich spiegelverkehrt gestochen bzw. in weiterer Folge gedruckt. Derartige Fehler kamen im Druckereigewerbe einst öfters vor, musste doch jeder Text und jedes Bild zunächst spiegelverkehrt gesetzt bzw. gestochen werden, um dann in richtiger Anordnung auf dem gedruckten Blatt zu landen.

Spiegelt man den Ausschnitt aus der Karte ergibt sich naturgemäß ein völlig anderes und im konkreten Fall stimmiges Bild, das eine Ansicht aus (süd)westlicher Richtung zeigt.

Ganz rechts: der spitze Turm außerhalb der Befestigung: die Spitalskirche (1). In der Bildmitte die Pfarrkirche (2) ohne Turmhelm und ohne Darstellung der Lage auf dem Kirchenberg. Beim Turm mit Turmhelm handelt es sich um den alten Rathausturm (3) am Hauptplatz. Von rechts nach links: der spitze Turm außerhalb der Befestigung – die Spitalskirche (1); in der Bildmitte die Pfarrkirche (2) ohne Turmhelm und ohne Darstellung der Lage auf dem Kirchenberg; beim Turm mit Turmhelm handelt es sich um den alten Rathausturm (3) am Hauptplatz.

Der Kirchturm war über Jahrhunderte hinweg im Vergleich zu heute recht niedrig und verfügte lange Zeit über keinen oder nur einen sehr kleinen pyramidenförmigen Turmhelm. Frühere Versuche einen Turmhelm zu errichten wurden zum Teil durch Blitzschläge zunichtgemacht.126 Auch Ende des 17. Jahrhunderts als Vischer Niederösterreich bereiste zeigte sich der Turm ohne Abschluss. Eine Abbildung des Kirchturms (ohne Helm) findet sich übrigens auch noch Anfang des 19. Jahrhunderts in Schweickhardts Topographie. Abgesehen von der Ost-West-Ausrichtung ist die Kirche auch durch ein am Dachgiebel des Kirchenschiffs angebrachtes kleines Kreuz erkennbar, das bis heute existiert. Das große Haus links neben dem Rathausturm, das man bei der falschen Originaldarstellung auf der Karte für das allerdings erst rund 30 Jahre später fertiggestellte Kolleg halten könnte, dürfte wohl kein reales Vorbild haben, und einfach der Illustration gedient haben. Seine Lage entspräche übrigens in etwa jener des Barockschlössls, doch wurde auch dieses erst in den 1730er Jahren an einem zuvor leeren Platz errichtet. In der gespiegelten Form stimmt die Abbildung mit der rund 40 Jahre später angefertigten Ansicht von Werner (siehe weiter unten) klar überein, weshalb bezüglich der spiegelverkehrten Darstellung auf der Karte kein Zweifel besteht.

 

Friedrich Bernhard Werners Darstellung 1711

Der aus Niederschlesien stammende Friedrich Bernhard Werner (1690-1776) zählt zu den produktivsten Zeichnern topographischer Ansichten des 18. Jahrhunderts, von dem über 3000 Ansichten überliefert sind. Er war viele Jahre auf Wanderschaft und bereiste weite Teile Europas. Seine ersten Reisejahre führten ihn von seiner Heimat Schlesien über Sachsen und Franken nach Bayern und schließlich durch Süd- und Osttirol, Kärnten, Salzburg, Oberösterreich auch nach Niederösterreich.127 Von Krems reiste Werner nach Hollabrunn und kam über Poysdorf schließlich am 16. Februar 1711 nach Mistelbach, wo er folgendes in seinem Reisetagebuch vermerkte: „Müstelbach der schönste Marckt in unter östereich ist viel schöner, auch grösser als sonsten ein gemaines Städtl, ein schöner undt wohl erbauter Platz“.136 Wie aus diesem Eintrag zu schließen ist, dürfte Mistelbach einen sehr positiven Eindruck auf ihn gemacht haben, und nachdem Werner schon weit gereist war (auch in Unterösterreich = Niederösterreich), sind seine Worte ein umso schöneres Lob für den damals kleinen Markt. Nach seinem Aufenthalt in Mistelbach setzte er seine Reise südwärts Richtung Wiener Neustadt fort. In den Jahren 1708/09 bis 1715 entstand das sogenannte „Linzer Reisebuch“ – so benannt weil es sich das Original seit Jahren im Besitz des Oberösterreichischen Landesarchivs befindet –  mit 418 Ansichten bzw. Skizzen. Es handelt sich dabei nicht um das Originalskizzenbuch, das er bei seiner Reise dabei hatte, sondern Werner hat seine Skizzen und Notizen offenbar später in dieses Buch übertragen.139 Darin befindet sich auch die nachfolgende Ansicht Mistelbachs:

Die Darstellung Mistelbachs auf einer aus dem Jahre 1711 stammenden Federskizze von Friedrich Bernhard Werner, mit folgender Legende: "N: 1 die Pfarrkirchen welche die Michaeler bedienen, 2 ihr Kloster oder Collegio, 3 Platz Thurm, 4 Hospital"Die Darstellung Mistelbachs auf einer aus dem Jahre 1711 stammenden Federskizze von Friedrich Bernhard Werner, mit folgender Bildbeschreibung: „N: 1 die Pfarrkirchen welche die Michaeler bedienen, 2 ihr Kloster oder Collegio, 3 Platz Thurm, 4 Hospital“140

Auf dieser Ansicht aus südwestlicher Richtung findet sich unter 1. die Pfarrkirche, deren Höhenlage im Verhältnis zum davor abgebildeten Kollegsgebäude („Kloster“ – Nr. 2) recht akkurat dargestellt wurde, allerdings ohne, dass der Grund für diesen Höhenunterschied – nämlich der Kirchenberg zu erkennen wäre. Bei der Bezeichnung  „Michaeler“ handelt es sich um ein Missverständnis, denn Inhaber der Mistelbacher Pfarre war seit 1661 der Barnabiten-Orden, und die erste Pfarre die dieser Orden in Österreich übernommen hatte war die Hofpfarrkirche St. Michael (Michaelerkirche) in Wien. Werner krönte den Turm der Mistelbacher Pfarrkirche übrigens durch seine Standard-Turmspitze, die mit Sicherheit nicht dem damaligen Erscheinungsbild des Turms entsprach. Bei 3. handelt es sich um den alten Rathausturm der samt dem alten Rathausgebäude 1875 abgebrochen wurde. Besonders interessant ist die Darstellung des außerhalb der Befestigung gelegenen Spitalsviertels („Hospital“ – Nr. 4) mit der alten Spitalskirche im Zentrum. Beim Mistelbacher Spital handelt es sich um eine im 14. Jahrhundert durch die Herren von Mistelbach gestiftete Sozialeinrichtung, die von den Liechtensteinern weitergeführt wurde und bis ins 20. Jahrhundert existierte. Möglicherweise ist links von der von 1904 abgebrochenen und später etwas versetzt neu erbauten Spitalskirche (Elisabethkirche) am Rande der Ortsumfriedung („Stadtmauer“) sogar das „Wiedentor“ (auch unteres Markttor genannt) erkennbar.

Bildnachweise:
-) Vischers Niederösterreich-Karte auf der Webseite der Niederösterreichischen Landesbibliothek
-) Werner-Skizze: Kopie im Göstl-Archiv bzw. Stadt-Museumsarchiv

Quellen:

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Mistelbacher Notgeld

In Österreich-Ungarn war die Krone seit 1892 das gesetzliche Zahlungsmittel und eine Krone setzte sich aus 100 Heller zusammen. In Folge der Auflösung der Monarchie blieb die Kronenwährung nicht nur in Österreich, sondern auch in den anderen Nachfolgestaaten zunächst weiter in Verwendung. In der Zeit unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg herrschte ein großer Mangel an Kleingeld, der mehrere Ursachen hatte:
-) während des Krieges waren alle verfügbaren Metalle in der Rüstungsindustrie verwendet worden, weshalb während des Krieges kein neues Kleingeld (Hellermünzen) geprägt wurde. Nachdem jedoch gerade beim Kleingeld ein hoher Verschleiß bzw. Verlust auftritt, lag grundsätzlich eine Unterversorgung mit Hartgeld vor.
-) in der bald nach Kriegsende einsetzenden Inflation überstieg der Materialwert der Münzen bald ihren Nominalwert, was ebenso dafür sorgte, dass diese kaum mehr in Umlauf waren
-) Wie oben bereits erwähnt blieb die Kronenwährung zunächst Zahlungsmittel in allen Nachfolgestaaten der Monarchie. Die Banknoten wurden durch Abstempeln markiert, sodass diese nur mehr in den jeweiligen Ländern Gültigkeit hatten. Bei den Münzen, war eine entsprechende Markierung nicht so einfach möglich, sodass diese zunächst weiterhin in verschiedenen Ländern Gültigkeit hatten. Nachdem sich der Wert der landesspezifischen Kronenwährungen schon bald sehr unterschiedlich entwickelte, führte dies natürlich dazu, dass das Kleingeld teils in andere Länder abfloss, etwa in jene in denen es eine höhere Kaufkraft aufwies.

Um den Kleingeldmangel, der insbesondere den Handel vor ernstzunehmende Probleme stellte zu bekämpfen, kamen einige Landeshauptstädte 1919 auf die Idee „Kassenscheine“ im Werte von 10- und 20-Heller herauszugeben, die gegen Kronen ein- und auch wieder retourgetauscht werden konnten.144 Die Idee breitete sich bald auch im Rest Österreichs aus, doch zeitigte sie nicht den gewünschten Erfolg. Denn die Ausgabe des Notgelds rief Sammler auf den Plan, die dieses ähnlich den Briefmarken mit Begeisterung sammelten und ob der begrenzten Stückzahlen und der Regionalität eine Wertsteigerung erwarteten. Somit wurde auch das Ersatzgeld dem Wirtschaftskreislauf entzogen, doch wurde seitens der Gemeinden bald erkannt, dass sich durch die Ausgabe von am besten möglichst künstlerisch gestalteten Scheinen Geld für die Gemeindekasse lukrieren lässt.147 Hunderte Gemeinden gaben in der Folge Notgeldscheine heraus und verkauften diese mit Aufschlag an die Sammler, und durch die zeitlich begrenzte Gültigkeit mussten die Scheine in aller Regel nicht wieder retourgetauscht werden. Aufgrund ihres geringen Nominalwertes hätten diese mit der zu Beginn der 1920er Jahre einsetzenden Hyperinflation jedoch ohnedies ihren Wert verloren. Das Ersatzgeld war ein sehr gutes Geschäft, und sobald eine Gemeinde Notgeld ausgab und darüber in den Zeitungen berichtet wurde, gingen zahlreiche Bestellungen von Sammlern bzw. Zwischenhändlern im Gemeindeamt ein. Es kam sogar soweit, dass viele Zeitungen sich weigerten im Nachrichtenteil darüber zu berichten, wenn Gemeinden Notgeld einführten, sofern sie nicht eine Vergütung dafür erhielten.148 Diese Sammelmanie und das Geld das dabei im Spiel war öffnete natürlich Tür und Tor für Betrügereien aller Arten und die Landesregierungen bzw. der Fiskus sah sich gezwungen diesem Gelddrucken der Gemeinden einen Riegel vorzuschieben. Ein Nachteil des Gemeinde-Notgelds war natürlich, dass mit diesem abseits von Sammlergeschäften, nicht gemeindeübergreifend gehandelt werden konnte. Zum Teil gab es daher auch Notgeld, das von den Bundesländern herausgegeben wurde, und teils parallel zum Gemeinde-Notgeld in Umlauf war bzw. dieses ersetzte.

Auf dem Höhepunkt des Notgeld-Hypes sprang auch die Stadt Mistelbach auf diesen Trend auf, und gab im Frühsommer 1920 ihr Notgeld in Form von Scheinen zu 10-, 20- und 50-Heller heraus, deren Gültigkeit bereits mit Ablauf des Jahres 1920 endete. Die am 12. Juni 1920 erstmalig ausgegebenen149 Notgeldscheine wurden vom akademischen Maler Josef Zlatuschka aus Wien gestaltet und wurden von der gleichfalls in Wien ansässigen Druckerei Waldheim-Eberle & Co. hergestellt. Schon in der Berichterstattung des Mistelbacher Bote über die Herausgabe des Ersatzgeldes wird explizit deren künstlerisch gelungene Gestaltung gerühmt und erwähnt, dass die Scheine von Sammlern bereits heiß begehrt würden.150 Es darf daher angenommen werden, dass damit hauptsächlich Sammler angesprochen werden sollten und die Scheine im Wirtschaftsleben der Stadt kaum eine Rolle spielten.151 Die Mistelbacher Notgeldscheine erschienen in drei augenscheinlich zeitgleich herausgegebenen Serien (A, B und C), die abgesehen vom jeweiligen Serien-Buchstaben und einer unterschiedlichen Farbgebung (A: violett, B: orange, C: grün) exakt gleich ausgestaltet sind. Die Notgeldscheine wurden in großer Auflage gedruckt und mehr als hundert Jahre nach ihrer Ausgabe existieren noch zahlreiche Exemplare davon, sodass sie selbst unter Sammlern keinen großen Wert aufweisen.

Nachfolgend Abbildungen eines vollständigen Satzes der Notgeldscheine der Serie A:

Der 10-Heller-Schein zeigt ein bekanntes Motiv: den Blick auf die Pfarrkirche durch die Kirchengasse. Auch die Unterschrift von Bürgermeister Josef Dunkl jun. und Vizebürgermeister Johann Kocholl findet sich auf der Vorderseite jedes ScheinsDer 10-Heller-Schein zeigt ein bekanntes Motiv: den Blick auf die Pfarrkirche durch die Kirchengasse. Auch die Unterschriften von Bürgermeister Josef Dunkl jun. und Vizebürgermeister Johann Kocholl findet sich auf der Vorderseite jedes Scheins

Die Rückseite aller Notgeldscheine zeigte einen Blick über die Stadt aus westlicher RichtungDie Rückseite aller Notgeldscheine zeigt einen Blick über die Stadt aus westlicher Richtung

 

Der 20-Heller-Schein zeigt die Pestsäule ("Totenleuchte") an ihrem damaligen Standort auf dem Kirchenberg ("Franz Josefs-Höhe"), während sie sich nun seit dem Jahre 1985 auf dem Europaplatz vor der Polytechnischen Schule befindetDer 20-Heller-Schein zeigt die Pestsäule („Totenleuchte“) an ihrem damaligen Standort auf dem Kirchenberg („Franz Josefs-Höhe“), während sie sich nun seit dem Jahre 1985 auf dem Europaplatz vor der Polytechnischen Schule befindet

Außerdem findet sich auf der Rückseite der Scheine das Wappen der Stadt Mistelbach. Allerdings in einer etwas eigenwilligen Interpretation: die Mistelpflanze scheint etwas überdimensioniert und der Ast aus dem die Mistel wächst fehlt in der DarstellungAußerdem findet sich auf der Rückseite der Scheine das Wappen der Stadt Mistelbach. Allerdings in einer etwas eigenwilligen Interpretation: die Mistelpflanze scheint etwas überdimensioniert und der Ast aus dem die Mistel wächst fehlt in der Darstellung

 

Der 50-Heller-Schein zeigt die Mariensäule an ihrem alten Standort vor dem Notspital im Kreuzungsbereich Neustiftgasse/Hochgasse/Kellergasse. In den 1950er Jahren wurde die Mariensäule an ihren heutigen Standort am Marienplatz versetzt, und stattdessen die sogenannte Adventsäule aufgestelltDer 50-Heller-Schein zeigt die Mariensäule an ihrem alten Standort vor dem Notspital im Kreuzungsbereich Neustiftgasse/Hochgasse/Kellergasse. In den 1950er Jahren wurde die Mariensäule an ihren heutigen Standort am Marienplatz versetzt, und stattdessen die sogenannte Adventsäule aufgestellt

Weiters finden sich auf der Rückseite aller Scheine zwei für die Geschichte der Stadt wichtige Ereignisse vermerkt: die Erbauung der Spitalskirche St. Elisabeth durch die Herren von Mistelbach, die allerdings nicht wie man damals annahm 1016, sondern erst 1316 erfolgte, sowie die Stadterhebung durch Kaiser Franz Joseph I im Jahre 1874Weiters finden sich auf der Rückseite aller Scheine zwei für die Geschichte der Stadt wichtige Ereignisse vermerkt: die Erbauung der Spitalskirche St. Elisabeth durch die Herren von Mistelbach, die allerdings nicht wie man damals annahm 1016, sondern erst 1316 erfolgte, sowie die Stadterhebung durch Kaiser Franz Joseph I im Jahre 1874

Um die unterschiedliche Farbgebung zu veranschaulichen, sind nachfolgend als Beispiel auch die 10-Heller-Scheine der Serien B und C abgebildet.

 

Bildnachweis:
-) Notgeldscheine aus der Sammlung von Thomas Kruspel

Quellen:

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Kolpingstraße

Adolph Kolping wurde 1813 in Kerpen bei Köln geboren und aus einfachen Verhältnissen stammend erlernte er zunächst den Beruf des Schuhmachers. Erst später ermöglichten ihm Gönner ein Studium und damit eine Laufbahn als Geistlicher. Aufgrund seiner eigenen Biografie wusste er um die furchtbaren wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in denen die einfachen Handwerker und die Arbeiter in den ab Beginn des 19. Jahrhunderts aufkommenden Fabriken leben mussten. Nach Abschluss ihrer Ausbildung gingen die Gesellen damals für längere Zeit auf Wanderschaft, die einen festen Bestandteil des Werdegangs eines Handwerkers bildete, und auch Kolping machte diese Erfahrung. Fernab von Familie und Freunden in der Fremde hatten es die jungen Handwerker besonders schwer leistbare und adäquate Unterkunft sowie sozialen Anschluss zu finden. Nach seiner Priesterweihe 1845 kam Kolping als Kaplan nach Elberfeld (heute ein Ortsteil von Wuppertal) und hier wurde er im von einem seiner Priesterkollegen kurz zuvor gegründeten Gesellenverein aktiv. Er erkannte, dass ein solcher Verein den jungen Männern Unterkunft und Gemeinschaft bieten konnte und als er einige Jahre später nach Köln berufen wurde, gründete er dort seinen ersten „Katholischen Gesellenverein“, und es gelang ihm kurze Zeit später dank zahlreicher Spenden ein sogenanntes Gesellenhospiz zu eröffnen. Dieses Haus sollte nicht nur Unterkunft und Verpflegung, sondern darüber hinaus familiären und geistlichen Rückhalt bieten. Er setzte sich mit großem Erfolg für die Gründung von Gesellenvereinen im deutschen Sprachraum ein und die Idee verbreitete sich rasch und hatte hunderte Vereinsgründungen zur Folge. Das Ziel jungen Menschen außerhalb ihres Elternhauses eine Art Ersatzfamilie zu bieten und ihre Entwicklung zu fördern, war und ist bis heute eine Hauptaufgabe der Kolpingbewegung und dies äußert sich auch in der Bezeichnung Kolpingsfamilie – so heißen die Gemeinschaften aus hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern vor Ort – und dem früher üblichen Namen Kolpingsöhne für die dort lebenden Handwerksburschen. Passend dazu wurde Kolping als „Gesellenvater“ bekannt und gilt als einer jener katholischen Geistlichen, die sich früh mit der „sozialen Frage“ auseinandersetzten. Kolpings Idee wirkt weit über seinen frühen Tod im Jahre 1865 hinaus bis heute und die von ihm begründete Bewegung – auch Kolpingwerk genannt – ist mittlerweile in einer Vielzahl von Bereichen im Sozialwesen aktiv und zählt zu den größten christlichen Sozialverbänden.

1894 wurde auch in Mistelbach ein katholischer Gesellenverein nach dem Vorbilde Kolpings gegründet152, dessen zeitweiliger Präses („geistlicher Begleiter“) der Barnabitenpater Don Clemens Czacha war153. Die Gründung des Gesellenvereins ist wohl auch als Reaktion auf die wenige Wochen zuvor erfolgte Gründung eines sozialdemokratischen Arbeitervereins in Mistelbach zu verstehen. Der Gesellenverein dürfte jedoch bereits in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wieder erloschen sein154, und aufgrund dieser Kurzlebigkeit hatte er auch kein eigenes Heim. Der von einem Laien initiierte Versuch einer Neugründung im Jahr 1920 misslang155, sodass das Kolpingwerk in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Mistelbach nicht mehr in Erscheinung trat.

1954 sollte sich schließlich Gelegenheit für einen Neustart ergeben, als der damalige Bürgermeister Franz Bayer seinen ehemaligen Schulkollegen aus dem Hollabrunner Knabenseminar und damaligen Zentralpräses des Kolpingwerks Josef Gegenbauer traf und mit ihm die Möglichkeit der Errichtung eines Kolpinghauses für Lehrlinge und Gesellen in Mistelbach besprach. Der die Pfarre Mistelbach innehabende Salvatorianerorden stellte den Baugrund zu Verfügung und es bildete sich ein Kreis von alten Kolpingsöhnen, unter der Führung des Mistelbacher Sattlermeister Georg Göstl sen. – Vater des späteren Stadtrates Georg Göstl – der bereits 1920 erfolglos versucht hatte die Gründung eines Gesellenvereins zu initiieren. Diese Gemeinschaft bildete die Basis für die Kolpingsfamilie Mistelbach und das Amt des Präses, also des geistlichen Leiters, übernahm der damalige Kaplan und spätere Stadtpfarrer Pater Volkmar Kraus. Bereits am 8. September 1955 konnte die feierliche Grundsteinlegung erfolgen156, doch stand das Projekt zwischenzeitlich aus finanziellen Gründen immer wieder kurz vor dem Scheitern, und Pater Volkmar bat in seinen Gebeten um die Fürbitte des Gründers der Salvatorianer, Franziskus Maria vom Kreuze Jordan, der in seiner Jugend selbst Kolpingsohn gewesen war. Schon das Datum für die Grundsteinlegung wurde aus Dankbarkeit auf den Todestag des Ordensgründers gelegt und das Haus erhielt schließlich auch den Namen „Kolpinghaus Pater Jordan“.157 Der Grund auf dem das Kolpinghaus errichtet wurde befand sich seit Jahrhunderten im Besitz der Mistelbacher Pfarre, und die Barnabiten, die die Pfarre vor den Savlatorianern innehatten, betrieben hier einstmals eine Lehmgrube samt Ziegelofen. Das Gebäude wurde am oberen Ende dieses weitläufigen Areals errichtet, dass schon seit einigen Jahren den kirchennahen Jugendvereinen (Pfadfinder, Basketballer der UKJ, etc.) als Sport- und Spielplatz diente.

Die Segnung des Grundsteins durch Prälat Jakob Fried am 8. September 1955Die Segnung des Grundsteins durch Prälat Jakob Fried am 8. September 1955

Der Rohbau konnte bereits vor dem Winter 1955/56 fertiggestellt werdenDer Rohbau konnte bereits vor dem Winter 1955/56 fertiggestellt werden

Zur Veranschaulichung was unter einem Kolpinghaus zu verstehen ist bzw. wie das Kolpingwerk seine Einrichtungen selbst sah, nachstehend eine aus den 1950er Jahren stammende Beschreibung aus dem Kolpingsblatt, dem Organ des österreichischen Kolpingwerks:
„Was ist ein Kolpinghaus?
Es ist kein Internat – dort herrscht das Schema.
Es ist keine Kaserne – dort herrscht das Kommando.
Es ist keine Erziehungsanstalt – dort ist jeder Zögling ein psychologisch interessanter Fall.
Es ist keine Stätte – wo man nur schläft.
Es ist kein Hotel – wo man nur zahlt.
Das Kolpinghaus ist das Vaterhaus in der Fremde

Zunächst schritten die Bauarbeiten rasch voran und schon im Herbst 1955 konnte der Rohbau fertiggestellt werden, allerdings gab es dann Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Baustahl und Dachziegeln, die zu erheblichen Verzögerungen führten. Außerdem war das Vorhaben zu Baubeginn keineswegs ausfinanziert und so konnte der Baufortschritt nur nach Maßgabe der vorhandenen finanziellen Mittel erfolgen. Schließlich konnten sämtliche Arbeiten im Frühjahr 1957 abgeschlossen werden und die Eröffnung und Einweihung des „Kolpinghauses Pater Jordan“ erfolgte am 1. Mai 1957 durch Erzbischof Dr. Franz König und im Beisein von Bundeskanzler Julius Raab – einem großen Förderer des Kolpingwerks. Das Kolpinghaus umfasste folgende Einrichtungen: 7 Vier-Bett-Zimmer und 4 Drei-Bett-Zimmer im Obergeschoß sowie einen Gemeinschaftswaschraum; im Erdgeschoß: Gemeinschaftsräume, das Büro des Präses und die Wohnung des Heimleiters. Im (Halb-)Kellergeschoß: Küche, Speisesaal, Waschküche und sonstige Wirtschaftsräume. Außerdem war im Keller ein Raum für die Pfadfinder untergebracht, der über einen gesonderten Eingang verfügte. Darüber hinaus verfügte das Kolpinghaus über einen Balkon, einen Garten samt Terrasse und bot Raum zu sportlicher Betätigung auf dem direkt daneben befindlichen Spiel- und Sportplatz der Pfarre („alter Pfadfinderplatz“).158 Das Gebäude wurde nach Plänen von Dr. Viktor Kraft, der auch durch zahlreiche andere von ihm entworfene Bauwerke bis heute das Stadtbild prägt, durch Baumeister Ing. Geyer erbaut.

Die treibende Kraft hinter dem Kolpinghausbau, der spätere Stadtpfarrer P. Volkmar Kraus gemeinsam mit Herrn Burisch auf der BaustelleEtwa 1957: Die treibende Kraft hinter der Errichtung des Kolpinghauses: der spätere Stadtpfarrer P. Volkmar Kraus gemeinsam mit Polier Karl Burisch auf der BaustelleEtwa 1957: Die treibende Kraft hinter der Errichtung des Kolpinghauses: der spätere Stadtpfarrer P. Volkmar Kraus gemeinsam mit Polier Karl Burisch auf der Baustelle

 

Das Kolpinghaus (Ostseite, sportplatzseitig) in der Pater Helde-Straße Nr. 10 im Jahr seiner Fertigstellung 1957Das Kolpinghaus (Ostseite, sportplatzseitig) in der Pater Helde-Straße Nr. 10 im Jahr seiner Fertigstellung 1957

Zunächst stand das Kolpinghaus hier noch allein auf weiter Flur, doch kurz nach seiner Fertigstellung begann in der Umgebung reger Siedlungsbau (zuerst „KOSMOS“-Siedlung und weitere folgten) und im Zuge der hierfür notwendigen Parzellierung und Errichtung von Straßen erhielt das Kolpinghaus die Adresse Pater Helde-Straße Nr. 10. Somit erinnert nicht nur der Name des Hauses an den Gründer des Salvatorianerordens, sondern auch in der Adresse findet sich der Name eines weiteren Salvatorianers und zwar des in Mistelbach von russischen Soldaten getöteten P. Titus Helde. In erster Linie diente das Kolpinghaus zur Unterbringung von Lehrlingen aus der Umgebung, während sie die Gewerbeschule (Vorläufer der Berufsschule) in Mistelbach besuchten, bzw. bot es auch jenen auswärtigen Lehrlingen und Gesellen Unterkunft, die in Mistelbach ihre Lehre absolvierten bzw. arbeiteten. Erst Anfang 1966 sollte ein eigenes Internat für die Schüler der Berufsschule unweit des Kolpinghauses errichtet werden und dies brachte mit sich, dass statt Lehrlingen und Gesellen vermehrt Schüler hier Quartier fanden. Schließlich war es Mistelbach nach jahrelangem Ringen gelungen mit der 1963 erfolgten Eröffnung des musisch-pädagogischen Realgymnasiums (heute BORG) endlich Standort einer höheren Schule zu werden und dies war erst der Beginn der Entwicklung Mistelbachs zur Schulstadt. Den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung tragend öffnete sich das Kolpingwerk, dessen Angebote sich bis in die 1960er Jahre ausschließlich an junge Burschen und Männer richtete, nun auch für Mädchen und Frauen und überhaupt erweiterte sich der Wirkungskreis des Kolpingwerks in den folgenden Jahrzehnten auch in andere Bereiche im Sozialwesen.

Eine neue Rolle erhielt das Kolpinghaus 1970 als mit dem Schuljahr 1970/71 in Mistelbach die Bundesbildungsanstalt für Kindergärtnerinnen mit zwei Jahrgängen in ihr erstes Schuljahr startete und es erstmals auch Schülerinnen als Quartier offenstand. Das Bundesschulzentrum wurde erst Jahre später 1978 geschaffen und bis dahin war die neue Schule im Gebäude der ehemaligen Badeanstalt im Stadtpark untergebracht. Dieses Gebäude, dass zuvor bereits von der Volksschule aufgrund der herrschenden Raumnot als eines von mehreren Ausweichquartieren genutzt wurde (der Volksschulneubau in der Bahnzeile wurde erst 1971 eröffnet) hatte den Namen „Parkschule“. Nachdem das Kolpingheim schon zuvor einige Volksschulklassen beheimatete159 wurden in weiterer Folge auch Klassen der Kindergärtnerinnenschule hier untergebracht und darüber hinaus, sollte es als Internat für die Schülerinnen dieser Anstalt, die aus dem gesamten östlichen Weinviertel kamen, dienen.160

1978 Eröffnung eines zweiten Kolpinghauses als Mädchen-Familienwohnheim in der Pater Helde-Straße Nr. 171978: Eröffnung eines zweiten Kolpinghauses als Mädchen-Familienwohnheim in der Pater Helde-Straße Nr. 17

Zusätzlich zu den oben bereits erwähnten Schulen wurde in Mistelbach 1976 auch eine Handelsakademie und -schule eröffnet und der Bedarf an Internatsplätzen, insbesondere für Mädchen stieg. Diesem Umstand Rechnung tragend wurde 1976 mit dem Bau eines Mädchen-Familienwohnheims des Kolpingwerks nahe dem Bundesschulzentrum und unweit des ersten Kolpinghauses an der Adresse Pater Helde-Straße Nr. 17 begonnen. Die Weihe im Rahmen der Eröffnung dieser zweiten Kolpingeinrichtung in Mistelbach nahm Erzbischof Koadjutor Dr. Franz Jachym am 9. Juni 1978 im Beisein zahlreicher Vertreter aus Politik sowie aus dem Bildungsministerium vor. Altbürgermeister Franz Bayer, der Initiator des ersten Kolpinghauses in Mistelbach, erhielt im Rahmen der Eröffnungsfeier das goldene Ehrenzeichen des Kolpingwerks Niederösterreich. Das Mädchen-Familienwohnheim bot Platz für 80 Mädchen, die in Gruppen zu je 20 mit einer Heimleiterin gemeinsam lebten. Ziel dieser Aufteilung in kleine Gruppen und der zahlreich vorhandenen Gemeinschaftseinrichtungen war es nicht nur ein Wohnheim, sondern ein „Familienheim“ zu bieten.161 Das Gebäude wurde nach den Plänen von Prof. Kajaba durch die Baufirma Menzel ausgeführt.162 Nachdem diese Einrichtung anfänglich ausschließlich Mädchen aufnahm, steht das nunmehrige „Kolpinghaus für SchülerInnen Mistelbach“ bereits seit eigenen Jahren beiden Geschlechtern offen.

Nachdem die Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen ab 1976 im neuen Bundesschulzentrum untergebracht war und das neue Mädchen-Familienwohnheim bereits seit Ostern 1978 bezugsfertig war, zog mit Beginn des Schuljahres 1978/79 die neun Jahre zuvor als selbstständige Schule gegründete und aufgrund der herrschenden Raumnot bisher auf mehrere Standorte verteilte Allgemeine Sonderschule Mistelbach mit sieben Klassen in das zweckmäßig umgebaute Kolpinghaus in der Pater Helde-Straße Nr. 10 ein.163 Nach Fertigstellung der umfassenden Umbauten an den Schulgebäuden in der Thomas Freund-Gasse im Jahre 1990 übersiedelte die Sonderschule in das neue Pflichtschulzentrum. Die Räumlichkeiten im ersten Kolpinghaus übernahm mit dem „VKKJ – Verantwortung und Kompetenz für besondere Kinder und Jugendliche“, ein privater, gemeinnütziger Verein, der dort ein Ambulatorium für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen einrichtete und betrieb. 25 Jahre war das VKKJ-Ambulatorium hier ansässig ehe diese Einrichtung 2017 in ein neu erbautes Gebäude in der Andreas Schreiber-Straße übersiedelte. Seither werden die Räumlichkeiten wieder von Kolping genutzt und zwar im Rahmen des „fit4job“-Projekts, dass jungen Menschen mit sonderpädagogischen Förderbedarf beim Berufseinstieg helfen soll.

Die Westseite des Kolpinghauses im Jahre 1979 als darin die Allgemeine Sonderschule Mistelbach untergebracht warDie Westseite des Kolpinghauses im Jahre 1979 als darin die Allgemeine Sonderschule Mistelbach untergebracht war

Nach zweijähriger Bauzeit konnte am 14. April 2000 schließlich die dritte Kolpingeinrichtung – ein Wohnhaus samt Werkstätte für Menschen mit besonderen Bedürfnissen – im Beisein der Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop feierlich eröffnet werden. Auch diese dritte Einrichtung befindet sich in der Pater Helde-Straße und zwar unter Hausnummer 21. Als Patin dieser Einrichtung fungierte Frau Hannelore Freibauer, die Gattin des vormaligen Mistelbacher Bürgermeisters und damaligen Präsidenten des niederösterreichischen Landtags Mag. Edmund Freibauer. Die Einrichtung bot ab ihrer Eröffnung 50 Personen einen geschützten Arbeitsplatz und drei Wohngemeinschaften für je 10 Personen sowie zwei Schwerstbehindertengruppen für je 6 Personen.164 Darüber hinaus bietet Kolping Österreich von Gewalt bedrohten Frauen seit 1991 auch in Mistelbach in Form eines Frauenhauses einen Ort der Zuflucht an.

Die im Jahr 2000 eröffnete, jüngste Kolpingeinrichtung in Mistelbach: Wohnhaus und Werkstätte für Menschen mit besonderen BedürfnissenDie im Jahr 2000 eröffnete, jüngste Kolpingeinrichtung in Mistelbach: Wohnhaus und Werkstätte für Menschen mit besonderen Bedürfnissen

Darüber hinaus bietet Kolping von häuslicher Gewalt bedrohten Frauen und Kindern seit 1991 auch in Mistelbach in Form eines Frauenhauses einen Ort der Zuflucht. 2015 wurde ein neues Siedlungsgebiet beim Elisabethweg aufgeschlossen, das unmittelbar an die jüngste der drei Kolpingeinrichtungen angrenzte. Daher beschloss der Mistelbacher Gemeinderat in der Sitzung vom 1. Juli 2015 eine dort neu geschaffene Straße zum Gedenken an den Begründer dieser Sozialorganisation Kolpingstraße zu benennen.

Wo befindet sich die Kolpingstraße?

 

Bildnachweis:
-) P. Volkmar Kraus auf der Baustelle des Kolpinghauses: Stadt-Museumsarchiv
-) Bilder Grundsteinlegung, Rohbau und Kolpinghaus im Jahre 1957: Österreichisches Kolpingsblatt, Nr. 5/6 (Mai/Juni) 1957, S. 4-5
-) Foto Kolpinghaus 1979: Göstl-Archiv
-) Bild Mädchen-Familienwohnheim: Mitteilungen der Stadtgemeinde Mistelbach, Folge 206 – Juli 1978, Bildbogen
-) Kolping Wohnheim und Werkstätte: Thomas Kruspel, 2023

Quellen:

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Raue Sitten am Lanzendorfer Kirtag

Schon seit einigen Jahren gibt es in Mistelbach keinen Kirtag mehr und an dessen Stelle ist nunmehr das Stadtfest getreten in das die Tradition des „Ladumtragens“, das alle zwei Jahre im Zuge des Hauerkirtags stattfand, integriert wurde. Schon viele Jahrzehnte zuvor endete die Kirtagstradition in Lanzendorf und in der Großgemeinde Mistelbach wird einzig in Hörersdorf die Tradition des Kirtags und zwar in der überlieferten Form des Burschenkirtags noch hochgehalten. Das Wort „Kirtag“ ist eine mundartliche Verkürzung des Wortes „Kirchtag“, also des Kirchweihfests, dass jährlich rund um den Tag der Weihe der Ortskirche abgehalten wurde. Der Kirtag war das größte Fest im Jahresverlauf und es wurde Sonntag und Montag ausgelassen gefeiert, wobei die Feierlichkeiten zumeist am darauffolgenden Sonntag mit einem „Nachkirtag“ ausklangen. Weniger vom religiösen Hintergrund des Fests bzw. vom Geist der christlichen Nächstenliebe geprägt war hingegen die früher weit verbreitete „Tradition“ exzessiver Raufereien bei Kirtagen. Der Ausspruch „Ausghalt’n die Paasdorfer tanzen“ ist jedenfalls schon seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts belegt und verweist darauf, dass die Paasdorfer auch beim Besuch auswärtiger Kirtage auf eigens nur für sie gespielte Tänze bestanden und diesen Anspruch gegebenenfalls auch handfest durchzusetzen wussten. Schon in einem Bericht im „Bote aus Mistelbach“ über eine Schlägerei im Rahmen einer Tanzveranstaltung im Jahre 1898 meinte der Berichterstatter unter Bezug auf das obenstehende geflügelte Wort, dass es wohl besser „Ausghalt’n die Paasdorfer raufen“ heißen sollte, da die Paasdorfer passionierte Raufbolde seien, bei denen solche Auseinandersetzung selten ohne schwere Verletzungen bzw. eine Messerstecherei ausgehen würde.165 Das Tanzen war bei den spärlichen Festtagen im Jahr, die Anlass dazu boten, eine der wenigen gesellschaftlich institutionalisierten und akzeptierten Annäherungsmöglichkeiten zwischen den Geschlechtern und dies erklärt auch, weshalb den Burschen das Vorrecht auf bestimmte Tänze derart wichtig war. Der Besuch der Kirtage der umliegenden Orte war damals üblich und zwischen der männlichen Jugend aus der Umgebung und den ortsansässigen Burschen kam es häufig zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Doch auch innerhalb größerer Orte kam es zu handfesten Konflikten zwischen der männlichen Jugend verschiedener Ortsteile, schließlich gab es früher auch in manchen der heutigen Katastralgemeinden zwei Gasthäuser, die eigene Kirtagsveranstaltungen feierten und bei denen die Jugend dieses Ortsteils natürlich das Heimrecht für sich beanspruchte. Diese „Kirtagstradition“ sollte nicht bloß als harmlose Rauferei unter erheblichem Alkoholeinfluss abgetan werden, dazu arteten diese Konflikt allzu oft zu Massenschlägereien mit schweren Verletzungen und bedeutendem Sachschaden aus. Von den Behörden und der Gendarmerie wurden die „Raufereien“ in der Regel jedoch geduldet. Dies änderte sich erst 1938 mit dem „Anschluss“ als deutsche Zucht und Ordnung auch in der nunmehrigen Ostmark Einzug hielten. Wenig später wurden die jungen Männer reihenweise an die Front geschickt, und damit hatten sich die Kirtagsraufereien ohnedies erübrigt. Natürlich gab es auch nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder Raufereien bei Kirtagsfesten, aber die „Tradition“ der Kirtagsrauferei wie sie vor dem Krieg gepflogen wurde und die daraus entstandenen Gewaltexzesse gab es in der Form glücklicherweise nicht mehr.

Im Jahre 1958 findet sich ein Artikel in der Mistelbacher-Laaer Zeitung, der über den schwachen Besuch des Lanzendorfer Kirtags und den im Vergleich zu früherer Zeit verhaltenen Bierkonsum in diesem Jahr klagte. 1958 wurde der Kirtag, der natürlich im Gemeindewirtshaus (1969 von der Fam. Schuster gekauft) stattfand, offenbar erstmalig von der Lanzendorfer Feuerwehr organisiert. Damit endete die Tradition des Burschenkirtags, bei der die Burschen eines Jahrgangs sich gemeinsam um die Organisation des Kirtags kümmerten, was durchaus mit einer finanziellen Vorschussleistung bzw. einem gewissen Risiko verbunden war. Dazu waren die Lanzendorfer Burschen 1958 augenscheinlich nicht mehr bereit bzw. dazu nicht in der Lage, weshalb die Feuerwehr diese Aufgabe übernahm. Der ungenannte Autor des Artikels in der Mistelbacher-Laaer Zeitung blickt nach diesem mäßig verlaufenen Kirtag, wehmütig zurück und berichtet über ein zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 80 Jahre zurückliegendes Ereignis166:

„Kommen die Kirtage mit der Zeit ab? Manche glauben es. Das, was es einmal war, wird es sicher nicht mehr. Auch Lanzendorf blickt auf eine große Vergangenheit zurück, wenn auch nicht immer alles in Ordnung war. Gerauft wurde nämlich dort ziemlich häufig und nicht einmal wurde dem jeweiligen Wirt die Einrichtung demoliert. Ganz arg scheint es 1876 (oder 1879) gewesen zu sein. Nach der mündlichen Überlieferung brach nach dem “Dreintanzen” in einem Extratanz eine Keilerei los, die immer größeren Umfang annahm. Während sich ein Teil im “Stellungskrieg” mit Flaschen und Gläsern beschoß, bildete sich auf der Tanzbühne ein unentwirrbarer Klumpen von Gegnern. Die Exekutive foderte die Mistelbacher Feuerwehr an, deren Strahl wie ein Tropfen auf dem heißen Stein wirkte und die schließlich abziehen musste, um nicht ebenfalls “gedroschen” zu werden. (Die heutige Mistelbacher Feuerwehr, die zu den besten des Landes gehört, wurde auf eine solche Verwendung hin noch nicht beurteilt.) Hierauf wurde eine Kompagnie Infanterie eingesetzt, die von Manövern in der Nähe Mistelbachs abkommandiert, im Eilmarsch herankam. Auch die Soldaten waren erfolglos. Die Rauferei, die etliche Verletzte und einen Toten im Gefolge hatte, wurde schließlich doch beendet und zwar durch die “Weiber”. Dem Vernehmen nach sind die Lanzendorfer Frauen korporativ ausgerückt, haben ihre Männer einzeln herausgefischt und “hamblatt’”.“

Bei der inhaltlichen Bewertung von Geschichten, die mündlich über einen längeren Zeitraum überliefert wurden, ist grundsätzlich Vorsicht angebracht. In größeren, überregionalen Zeitungen fand die beschriebene Gegebenheit jedenfalls keinen Niederschlag und erst 1881 erschien das erste Lokalblatt für Mistelbach (siehe Historische Mistelbacher Lokalzeitungen). Die Prüfung der Authentizität kann sich daher nur auf bestimmte nachprüfbare Fakten beschränken. Traditionell dürfte der Lanzendorfer Kirtag etwa in der ersten Augusthälfte stattgefunden haben167, und es ist sehr wahrscheinlich, dass der Kirtag (oder zumindest der Nachkirtag) auch zur Zeit des geschilderten Ereignisses etwa Mitte August stattfand. Tatsächlich fanden Ende August bzw. Anfang September 1876 große Manöver im Raum Nikolsburg statt, deren Aufmarschgebiet sich bis in unsere Gegend bzw. bis ins Marchfeld zog. Rund 50.000 Soldaten verschiedenster Waffengattungen übten großräumige Gefechte zwischen zwei Armeekorps, und sogar der Kaiser inspizierte die Manöver in der Gegend zwischen Zistersdorf und Schrick. Zeitweilig war die Führung des südlichen Armeekorps in Wilfersdorf bzw. Poysdorf untergebracht und in Mistelbach befand sich das Hauptdepot für die Verpflegung dieses Korps. Darüber hinaus waren Versorgungseinheiten auch in Wilfersdorf, Poysdorf und Staatz stationiert.168 Da für dieses große Manöver zweifellos einige Vorbereitungsarbeiten zu leisten waren und auch die Anreise dieser großen Anzahl an Truppeneinheiten bestimmt einige Tage in Anspruch nahm, ist jedenfalls anzunehmen, dass bereits Mitte August – und damit zum Zeitpunkt an dem für gewöhnlich der Lanzendorfer Kirtag gefeiert wurde – Truppenteile in Mistelbach und Umgebung anwesend waren. In einem anderen Punkt gibt es allerdings eine Unstimmigkeit, denn die Freiwillige Feuerwehr Mistelbach wurde erst 1879 gegründet und in diesem Jahr fanden keine Manöver in der Umgebung statt. Natürlich gab es auch schon vor der Gründung der Feuerwehr Feuerlöschrequisiten, darunter auch eine Spritze, die von der Gemeinde in einem Zeughaus gelagert wurden und im Brandfall waren alle Einwohner verpflichtet bei der Brandbekämpfung mitzuhelfen. In Lanzendorf gründete sich übrigens erst 1925 eine eigene Freiwillige Feuerwehr. Eine Recherche im Sterbebuch der Pfarre Mistelbach (zu der auch Lanzendorf gehört) brachte für das Jahr 1876 (bzw. 1879) keinen Beleg für einen gewaltsamen Tod im fraglichen Zeitraum. Möglicherweise stammte das Opfer aus einem anderen Ort und/oder erlag erst später seinen Verletzungen.

Wie nicht anders zu erwarten, lässt sich knapp 150 Jahre später durch Prüfung einzelner Fakten heute nicht mehr feststellen, ob sich die Geschichte tatsächlich wie geschildert ereignet hat oder ob sie im Laufe der Jahre „ausgeschmückt“ wurde. Teils klingt die Geschichte, dass weder der Einsatz von Feuerwehr und Militär die Lanzendorfer zur Räson zu bringen vermag, sondern nur die Furcht vor ihren Frauen, doch sehr anekdotenhaft.

Abschließend ein paar Fotos etwa aus dem Jahr 1951 als es in Lanzendorf noch einen von den Burschen der Ortschaft organisierten Kirtag gab:

Die Kirtagsburschen ziehen mit Musikbegleitung durch den Ort (1. Kirtagsbursch v. r.: Walter Kruspel)Die Kirtagsburschen ziehen mit Musikbegleitung durch den Ort (1. Kirtagsbursch v. r.: Walter Kruspel). Im Hintergrund die an der Lanzendorfer Hauptstraße gelegene alte Kapelle Mariahilf.

Mehrmals wurde beim Zug durch den Ort Halt gemacht um den Honoratioren des Ortes Reverenz zu erweisen und natürlich für Tanz …Mehrmals wurde beim Zug durch den Ort Halt gemacht um den Honoratioren des Ortes Reverenz zu erweisen und natürlich für Tanz …

... und zwecks Stärkung mit einem Glas Wein (der mittlere der drei Burschen Walter Kruspel)… und zwecks Stärkung mit einem Glas Wein (der mittlere der drei Burschen Walter Kruspel)

Bildnachweis:
zVg von Marianne Kruspel

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Barnabitenstraße

Nach einem rund drei Jahrzehnte währenden Rechtsstreit konnte der Barnabitenorden, die ihm von Kaiser Ferdinand II. geschenkte, zuvor landesfürstliche, Pfarre Mistelbach schließlich 1661 in Besitz nehmen.169 Bis 1923 und damit mehr als 260 Jahre hindurch waren die Barnabiten Inhaber der Pfarre und bleibendes Zeugnis ihrer Präsenz in Mistelbach ist das Ende des 17. Jahrhunderts erbaute Kollegsgebäude („Kloster“) am Fuße des Kirchenbergs. Ein gesonderter Blogbeitrag wird sich näher mit dem Wirken des Barnabitenordens in Mistelbach befassen. Vor der Errichtung des repräsentativen Kollegs befand sich an dieser Stelle, belegtermaßen seit Ende des 15. Jahrhunderts, der Pfarrhof und vor diesem lag einst ein weitläufiger Platz, der sich weit über den heutigen Marienplatz hinaus, auch auf das rechtsseitige Mistelufer, erstreckte.170

Laut Prof. Spreitzer umfasste dieser rechteckige Platz den Bereich zwischen der linken Häuserzeile der Wiedenstraße und der rechten Häuserzeile der Barnabitenstraße, beziehungsweise zwischen (altem) Pfarrhof und Oserstraße, die die Grenze zum angrenzenden Spitalskomplex bildete. Dieser Platz war das Zentrum der Pfarrholdengemeinde – der zweiten Gemeinde, die damals neben dem liechtensteinischen Markt (=das Areal um den Hauptplatz) existierte – und selbiger dürfte im Zuge einer umfassenden Neuordnung des Ortsgebiets Anfang des 14. Jahrhunderts, also gemeinsam mit der Anlage des Spitalsviertels und des neuen Marktplatzes (=Hauptplatz) geschaffen worden sein. Für das 16. Jahrhundert ist jedenfalls die Bebauung des Areals zwischen Barnabitenstraße und Wiedenstraße mit einigen Häusern (Wiedenstraße Nr. 4, 6, 8, 10, 12, 14) bereits belegt, und diese Häuser wiesen aufgrund ihrer Lage zwei Hausnummern auf: an der Vorderseite eine gerade Nummer in der Wiedenstraße und „hintaus“ ungerade Nummern in der Barnabitenstraße.171

Die also im 16. Jahrhundert in ihrer heutigem Verlauf entstandene Barnabitenstraße führte vom Spitalsviertel (rund um den Kreuzungsbereich Mitschastraße/Oserstraße) zum 1700 fertiggestellten Barnabitenkolleg und stellte (unter Einbeziehung der Oserstraße) eine Verbindung zwischen den als „langer Zagel“ (Mitschastraße) und „kurzer Zagel“ (Liechtensteinstraße) bezeichneten Straßen her. Doch endet diese Straße nicht an der Kreuzung mit der Liechtensteinstraße, sondern sie führt rechts am Kloster vorbei bis an den Fuß des Kirchenbergs, wo sie vor einem alten, zur Kirche führenden, Fußsteig endet.

Die obere Barnabitenstraße etwa zu Anfang des 20. Jahrhunderts vom Fuße des Kirchenbergs aus aufgenommen. In der Bildmitte ist im Hintergrund das Johannes-Benefizium erkennbar.Die obere Barnabitenstraße etwa zu Anfang des 20. Jahrhunderts vom Fuße des Kirchenbergs aus aufgenommen. In der Bildmitte ist im Hintergrund das Johannes-Benefizium erkennbar.

Wie aus alten Plänen und Skizzen im Archiv des Barnabitenordens hervorgeht bestand an jener Stelle an der die Barnabitenstraße die Mistel kreuzt jedenfalls bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine fahrbare Brücke, während die Wiedenstraße lediglich einen Steg bzw. eine Furt aufwies. Die Barnabitenstraße war und ist bis heute Teil der Ost-West-Verkehrsachse durch die Stadt und damit eine wichtige Durchzugsstraße. Die Tatsache, dass der Verkehr (inkl. der Post) Richtung Wien bis ins 19. Jahrhundert über Wilfersdorf und weiter via der „Kaiserstraße“ genannten Brünnerstraße verlief, unterstreicht die große Bedeutung der Barnabitenstraße bzw. der Liechtensteinstraße. Schon seit vielen Jahren wird die Barnabitenstraße als Einbahn Richtung stadtauswärts geführt und sie teilt sich somit die Last des Durchzugsverkehrs mit der teils als Einbahn in die andere Richtung geführten Wiedenstraße.

Die Brücke der Barnabitenstraße während der Arbeiten zur Mistel-Regulierung im Jahre 1912 - im Hintergrund Wohnhaus und Lederfabrik der Familie Strasser in der LiechtensteinstraßeDie Brücke der Barnabitenstraße während der Arbeiten zur Mistel-Regulierung im Jahre 1912 – im Hintergrund Wohnhaus und Lederfabrik der Familie Strasser in der Liechtensteinstraße

Die untere Barnabitenstraße samt Brücke über die Mistel im Bereich des heutigen Marienplatzes im Jahre 1948. Aufgenommen aus der Perspektive eines der höheren Stockwerke des Klosters.Die untere Barnabitenstraße samt Brücke über die Mistel im Bereich des heutigen Marienplatzes im Jahre 1948. Aufgenommen aus der Perspektive eines der höheren Stockwerke des Klosters.

Wahrscheinlich schon seit langer Zeit, jedenfalls aber bereits im Jahre 1881 war der Name „Barnabitengasse“ für diese Straße gebräuchlich172, und somit wurde im Zuge der Einführung offizieller Straßennamen mit Beschluss des Gemeindeausschusses (=Gemeinderat) vom 13. April 1898 dieser Straße schließlich offiziell der Name Barnabitenstraße gegeben.173 Auch der heutige Marienplatz hieß übrigens bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Barnabitenplatz, ehe er durch Gemeinderatsbeschluss vom 20. Dezember 1954 umbenannt wurde.

Wo befindet sich die Barnabitenstraße?

 

Bildnachweis:
-) sämtliche Fotos: Göstl-Archiv

Quellen:

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Bezirks-Katholikentage in Mistelbach

Mitte des 19. Jahrhunderts fand der erste Katholikentag als Protestkundgebung gegen die Unterdrückung der Katholiken in einigen protestantisch dominierten deutschen Staaten statt. Diese fortan turnusmäßig und stets an wechselnden Orten abgehaltene Zusammenkunft entwickelte sich zur öffentlichen Bekenntnisfeier, war Ausdruck von Volksfrömmigkeit und Festtag des katholischen Verbands- und Vereinswesens sowie eine Machtdemonstration der katholischen Kirche. Nach den anfangs gesamtdeutschen Katholikentagen fand, nach Verwirklichung des kleindeutschen Nationalstaats, ab dem Jahre 1877 nunmehr ein eigenständiger Österreichischer Katholikentag statt. Im kleineren Rahmen, also auf Bezirksebene, sind derartige Kundgebungen erstmalig Ende des 19. Jahrhunderts belegt und auch in der Erzdiözese Wien befasste man sich schon im Jahre 1913 mit der Idee der Abhaltung von Bezirks-Katholikentagen. Die große materielle Not in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg verhinderte die Abhaltung eines regulären Katholikentags, wie er zuletzt 1913 stattgefunden hatte, und daher besann man sich in der Erzdiözese Wien (und natürlich auch in anderen Diözesen) wieder auf die Idee diese Feste im kleineren Rahmen, also auf Diözesan- bzw. Bezirksebene, abzuhalten. 1920 fand erstmalig ein Diözesan-Katholikentag in Wien statt und auch die ersten Bezirks-Katholikentage wurden in Teilen der Hauptstadt bzw. in der Provinz abgehalten. Im Mai 1920 fand in unserer Gegend der erste Bezirks-Katholikentag in Poysdorf statt, der eine Teilnehmerzahl von etwa 6.000 Personen aufwies.174 Für das Jahr 1922 wurde neuerlich ein Diözesan-Katholikentag in Wien und Bezirks-Katholikentage in allen Gebieten der Diözese geplant und erstmals war auch die Abhaltung eines Katholikentages in Mistelbach vorgesehen.175 Die Katholikentage hatten aber ob der in der ersten Republik engen Verbindung zwischen Kirche und den Vertretern der christlich-sozialen Partei stets auch politischen Charakter und sind daher zweifellos als politische Machtdemonstrationen anzusehen bzw. wurden als Plattform für (partei)politische Reden genutzt. Man wehrte sich zwar gegen den Vorwurf, die Katholikentage seien Wählerversammlungen (=Wahlkampfveranstaltungen im damaligen Sprachgebrauch), der politische Aspekt dieser Kundgebungen wurde jedoch von den damaligen Spitzenvertretern von Kirche und christlich-sozialer Partei, etwa dem damaligen Kanzler und Priester Dr. Ignaz Seipel, selbstbewusst gar nicht erst bestritten.176

Bezirks-Katholikentag 1922177

Am 29. Juni 1922, zum Festtag Peter und Paul, fand der erste Katholikentag in Mistelbach statt zu deren Teilnahme die Gläubigen aus den Gerichtsbezirken Mistelbach, Laa a.d. Thaya, Poysdorf, Zistersdorf, Matzen, Wolkersdorf und Korneuburg aufgerufen waren. 30.000 Personen sollen bei der Festveranstaltung am Hauptplatz anwesend gewesen sein, eine Anzahl, die die Erwartungen der Organisatoren deutlich übertraf, und in der Berichterstattung des „Mistelbacher Bote“ wurde vermutet, dass wohl noch nie zuvor so viele Menschen in Mistelbach versammelt waren. Um den Transport der zahlreichen Teilnehmer zu bewerkstelligen wurden Sonderzüge auf den Lokalbahnstrecken eingerichtet bzw. verstärkte Züge auf der Staatsbahnstrecke geführt. Bereits am Vortag begannen die Festlichkeiten mit einem Begrüßungsabend der beim Katholikentag zahlreich vertretenen Mitglieder  der katholischen Studentenverbindungen des Cartellverbands (CV) unter Leitung des Hörersdorfer Pfarrers Viktor Klinger. Ursprünglich war als Zelebrant Kanzler Dr. Seipel vorgesehen, der jedoch verhindert war und deshalb wurde die Messe vom Mistelbacher Barnabiten-Propst und Stadtpfarrer Don Ludwig Schneck gehalten und der bereits erwähnte Pfarrer Klinger hielt die Festpredigt. Nach der Festmesse vor der Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatz folgten die Versammlungen der verschiedenen Teilnehmergruppen (Männer, Frauen, Burschen, Mädchen sowie christliche Arbeiterorganisation) in den großen Gasthöfen der Stadt, die meist von einem Geistlichen und einem christlich-sozialen Politiker geführt wurden. Die Versammlungen zielten auf eine Festigung und Ausbau der Standesorganisationen ab und unter anderem wurden Entschließungen zur Gründung weiterer katholischer Vereine und Organisationen (zB Volksbund, katholisch-deutsche Burschenvereine bzw. Gründung eines Gauverbands der Burschenvereine) gefasst. Am Nachmittag sammelten sich diese Gruppen dann an unterschiedlichen Plätzen der Stadt von wo sie zum Hauptplatz bewegten, um sich dort zu einem gemeinsamen Festzug zu vereinen.  Dieser imposante Festzug, der sich aus mehreren Musikkapellen, rund 30 Fahnen und 20.000 Personen zusammengesetzt haben soll, holte Kardinal Dr. Friedrich Gustav Piffl vom Bahnhof ab und geleitete ihn anschließend zum Hauptplatz wo die Festversammlung stattfand. Nach Begrüßungsworten von Loosdorfer Gutsherrn Piatti, dem Präsident des Katholikentages, folgten hauptsächlich politische Reden christlich-sozialer Politiker und Bundesminister Schmitz übermittelte die Grüße des leider verhinderten Kanzlers Seipel. Den Höhepunkte bildete selbstverständlich die Ansprache des Kardinals, die ebenfalls mehr politischen als religiösen Inhalt aufwies, und der von ihm zu Abschluss erteilte Segen. Nach dem Ende der Festveranstaltung auf dem Hauptplatz wurde der Oberhirte noch zum Kolleg begleitet, wo die zahlreichen Teilnehmer unter Ovationen an dem auf der Balustrade stehenden Kardinal vorüberzogen. Danach stattete Kardinal Piffl seinem „persönlichen Freund“ Bürgermeister Josef Dunkl einen Besuch ab, bei dem er mehrfach seine große Zufriedenheit über den gelungenen Verlauf dieser Festveranstaltung kundtat. Mit dem Abendzug kehrte Dr. Piffl schließlich wieder nach Wien zurück. Den offiziellen Abschluss des Festprogramms bildete ein von den katholischen Studentenverbindungen des CV im Saale des Gasthauses Putz (heute: Schillingwirt) veranstalteter Kommers, der aus allen Bevölkerungskreisen zahlreich besucht wurde.

Teilnehmerkarte für den Bezirks-Katholikentag in Mistelbach im Jahre 1922Teilnehmerkarte für den Bezirks-Katholikentag in Mistelbach im Jahre 1922

Vom Bezirks-Katholikentag 1922 waren bisher keine fotografischen Aufnahmen bekannt. Im Nachlass des Heimatforscher Georg Göstl, dem sogenannten Göstl-Archiv, findet sich allerdings nachstehende Fotografie zu der es nur rudimentäre Angaben gibt (Zeitpunkt Anfang 1920er Jahre) und die frappant an die weiter unten folgenden Fotos vom Katholikentag 1929 erinnert. Ein Abgleich mit den Fotos aus dem Jahr 1929 brachte jedoch die Erkenntnis, dass es sich definitiv nicht um ein Foto aus diesem Jahr handelt. Tatsächlich ist dies gut an den Bäumen im Bildhintergrund zu erkennen, die auf den Fotos aus dem Jahre 1929 noch kahl sind (bei kühler Witterung Anfang Mai durchaus möglich) im Gegensatz zu den bereits in vollem Blätterkleid stehenden Bäume auf den Aufnahmen dieser Aufnahme und wie für Ende Juni auch nicht anders zu erwarten.

Eine Aufnahme des Mistelbacher Fotografen Josef Plaschil jun. vom Katholikentag 1922 und das einzige überlieferte Foto dieses EreignissesEine Aufnahme des Mistelbacher Fotografen Josef Plaschil jun. vom Katholikentag 1922 und das einzige überlieferte Foto dieses Ereignisses

 

Bezirks-Katholikentag 1929178

Der zweite Bezirks-Katholikentag in Mistelbach fand am 5. Mai 1929 statt und dieser war als besondere Huldigung für Papst Pius XI. gestaltet, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Priesterjubiläum feierte. Dieses Mal waren zur Teilnahme sämtliche Gemeinden des Verwaltungsbezirks Mistelbach, sowie die Pfarren der Dekanate Altlichtenwarth, Pyrawarth, Wilfersdorf und Zistersdorf eingeladen, da für diese Mistelbach teils leichter erreichbar war, als deren Bezirkshauptstadt Gänserndorf, wo vier Tage später ein Katholikentag stattfand.179 Erneut wurden Sonderzüge eingerichtet und auch das Programm entsprach exakt jenem des sieben Jahre zuvor abgehaltenen Katholikentags. Die Festmesse wurde diesmal von Prälat Dr. Franz Hlawati in Vertretung von Kardinal Piffl zelebriert und die Festpredigt hielt Stadtpfarrer P. Rhabanus Neumeier. Danach folgten die üblichen Versammlungen der Teilnehmergruppen („Standesversammlungen“ – Mädchen, Frauen, Burschen, Männer, Arbeiter) in den großen Gasthöfen der Stadt, bei denen Referenten über die Aufgaben und Pflichten der jeweiligen Stände sprachen. Bei der Versammlung der Burschen im Gasthof Filippinetti sollen 700 Teilnehmer vor Ort gewesen sein, bei jener der Männer über dreihundert. Nachmittags formierte sich der Festzug nach Ständen getrennt in den Straßen um die Elisabethkirche und zog in nachfolgender Marschordnung durch die Stadt und schließlich zum Hauptplatz: Musik, Feuerwehr, Veteranenvereine, Zunftfahnen, Burschenvereine, Mädchenvereine, Lehrervereine, Studentenschaft, Präsidium und Ehrengäste, Frauenvereine, Männervereine. Vereinsmäßig nicht organisierte Personen schlossen sich den jeweiligen Standeszügen an. Zur Festversammlung auf dem Hauptplatz, die wie der gesamte Katholikentag ein „Bekenntnis zur Treue und Anhänglichkeit zur Kirche“ sein sollte, versammelten sich laut Zeitungsberichten mehr als 10.000 Menschen. Nach den Begrüßungsworten lokaler Honoratioren folgten politische Ansprachen christlich-sozialer Politiker, Worte anlässlich des 50-jährigen Priesterjubiläums des Papstes und der Aufruf von Prälat Hlawati gemäß dem Wunsch des Heiligen Vaters in der Katholischen Aktion mitzuarbeiten. Am späten Nachmittag fand schließlich wieder ein Festkommers der katholisch-deutschen Studentenschaft des Cartellverbands im großen Saal des Gasthof „Zur goldenen Krone“ statt. Wie bereits 1922 hatten die Vertreter katholischer Studentenverbindungen in großer Anzahl an diesem Katholikentag teilgenommen haben und Unterrichtsminister Dr. Czermak und andere anwesende christlich-soziale Mandatare, von denen einige katholischen Studentenverbindungen angehörten, nahmen an dieser Abschlussveranstaltung teil.

Seitens des Präsidiums des Katholikentages, angeführt von dessen Präsidenten Bezirksschulinspektor Regierungsrat Schramm, wurde nach dem erfolgreichen Abschluss der Feierlichkeiten via der apostolischen Nuntiatur ein Glückwunsch-Telegramm an den Heiligen Vater gerichtet, auf das schließlich nachfolgende Antwort übermittelt wurde:
Seine Heiligkeit, erfreut über die ehrerbietigen Glückwünsche und die Huldigung der zum Katholikentag in Mistelbach versammelten Tausenden von Gläubigen, spendet denselben von Herzen seinen Apostolischen Segen zu ausdauernder Arbeite für die große katholische Sache.
Card. Gasparri“180

Programm und Aufruf zur Teilnahme am Bezirks-Katholikentag 1929 auf der Titelseite des Mistelbacher BoteProgramm und Aufruf zur Teilnahme am Bezirks-Katholikentag 1929 auf der Titelseite des Mistelbacher Bote

 

Einzug zur Festmesse: Dieses Foto zeigt vermutlich den Einzug der Vereine (hier Mädchenbund), die sich am Morgen vor dem Kolleg versammelt hatten und korporativ zur Festmesse am Hauptplatz einzogenEinzug zur Festmesse: Dieses Foto zeigt vermutlich den Einzug der Vereine (hier Mädchenbund), die sich am Morgen vor dem Kolleg versammelt hatten und korporativ zur Festmesse am Hauptplatz einzogen

 

Einzug zur Festmesse: Geistliche Schwestern ziehen hier gerade von der Barnabitenstraße in die Oserstraße und dann weiter Richtung Hauptplatz zur Festmesse. Das Foto wurde aus einem Fenster des Gasthauses Filippinetti (heute: Schillingwirt) aufgenommen.Einzug zur Festmesse: Geistliche Schwestern ziehen hier gerade von der Barnabitenstraße in die Oserstraße und dann weiter Richtung Hauptplatz zur Festmesse. Das Foto wurde aus einem Fenster des Gasthauses Filippinetti (heute: Schillingwirt) aufgenommen.

 

Dieses Bild zeigt den damaligen Stadtpfarrer P. Rhabanus Neumeier, der die Festpredigt hieltFestmesse: Dieses Bild zeigt den damaligen Stadtpfarrer P. Rhabanus Neumeier, der die Festpredigt hielt

 

Festmesse: Wie auf diesem Bild ersichtlich ist, nahmen zahlreiche Vertreter von Studentenverbindungen des Cartellverbands (CV) in Form von Chargierten in der studentischen Festtracht am Katholikentag teil. In der Bildmitte ist Prälat Dr. Franz Hlawati zu sehen, der die Messe zelebrierte.Festmesse: Wie auf diesem Bild ersichtlich ist, nahmen zahlreiche Vertreter von Studentenverbindungen des Cartellverbands (CV) in Form von Chargierten in der studentischen Festtracht am Katholikentag teil. In der Bildmitte ist Prälat Dr. Franz Hlawati zu sehen, der die Messe zelebrierte. Als Superior des Ordens der Barmherzigen Schwestern, dürfte er ein sogenannter infulierter Prälat gewesen sein, also ein Prälat dem durch päpstliche Erlaubnis das Tragen der bischöflicher Insignien – hier die Mitra – erlaubt war.

 

Auch die Feuerwehr nahm mit ihrer erst zwei Jahre zuvor angeschafften Motor-Spritze, einem Austro-Fiat, (siehe Bildmitte) am Katholikentag teil. Die Feuerwehrmänner übernahmen gemeinsam mit den Mitgliedern des Veteranenvereins auch den Ordnerdienst bei diesem Fest (Amateuraufnahme aus dem Nachlass der Familie Schödl)Auch die Feuerwehr nahm mit ihrer erst zwei Jahre zuvor angeschafften Motor-Spritze, einem Austro-Fiat, (siehe Bildmitte) am Katholikentag teil. Die Feuerwehrmänner übernahmen gemeinsam mit den Mitgliedern des Veteranenvereins auch den Ordnerdienst bei diesem Fest (Amateuraufnahme aus dem Nachlass der Familie Schödl)

 

Unter den vielen Vereinen und Organisationen die am Fest teilnahmen waren auch die Pfadfinder vertreten, die hier in der Hafnerstraße Richtung Hauptplatz marschieren. Woher diese Pfadfindergruppe stammte ist jedoch unklar, denn in Mistelbach wurden die Pfadfinder erst 1930 gegründet und auch in Laa a.d. Thaya traten die Pfadfinder im Herbst des Jahres 1929 erstmals öffentlich auf. (Amateuraufnahme aus dem Nachlass der Familie Schödl)Einzug zur Festmesse oder Festzug: Unter den vielen Vereinen und Organisationen die am Fest teilnahmen waren auch die Pfadfinder vertreten, die hier in der Hafnerstraße Richtung Hauptplatz marschieren. Woher diese Pfadfindergruppe stammte ist jedoch unklar, denn in Mistelbach wurden die Pfadfinder erst 1930 gegründet und auch in Laa a.d. Thaya traten die Pfadfinder erst im Herbst des Jahres 1929 erstmals öffentlich auf. (Amateuraufnahme aus dem Nachlass der Familie Schödl)

 

Festmesse?: Auf dieser Amateuraufnahme ist erkennbar, dass die Menschenmenge auf dem Hauptplatz nicht so dicht ist, wie sie teilweise auf den professionellen Aufnahmen (bewusst?) dargestellt wird (Amateuraufnahme aus dem Nachlass der Familie Schödl)Festmesse?: Auf dieser Amateuraufnahme ist erkennbar, dass die Menschenmenge auf dem Hauptplatz nicht so dicht war, wie sie teilweise auf den professionellen Aufnahmen (bewusst?) dargestellt wird (Amateuraufnahme aus dem Nachlass der Familie Schödl)

 

Den Festzug begleiteten auch mehrere Musikkapellen, unter anderem die Stadtkapelle Mistelbach, die zuvor auch die Festmesse musikalisch umrahmte.Auszug nach der Messe?: Den Festzug begleiteten auch mehrere Musikkapellen, unter anderem die Stadtkapelle Mistelbach, die zuvor auch die Festmesse musikalisch umrahmte.

 

Vermutlich eine Aufnahme von der nachmittäglichen Festversammlung auf dem HauptplatzVermutlich eine Aufnahme von der nachmittäglichen Festversammlung auf dem Hauptplatz

Bezirks-Katholikentag 1951181

Der dritte und bislang letzte Bezirks-Katholikentag in Mistelbach fand am Sonntag, 10. Juni 1951 unter dem Motto: “Christus gestern, Christus heute, Christus morgen, Christus in Ewigkeit” statt. Zur Teilnahme waren die Gläubigen der Dekanate Ernstbrunn, Gaubtisch, Laa a.d. Thaya, Pirawarth, Pillichsdorf, Staatz und Wilfersdorf aufgerufen.  Ein Teil des Verwaltungsbezirks fehlte diesmal und zwar hielten die Dekanate Poysdorf und Altlichtenwarth ihren Katholikentag drei Wochen später in Poysdorf ab.182 Seitens der sowjetischen Besatzungsmacht wurde diese Veranstaltung mit Argusaugen beobachtet, da man kirchlichen Großveranstaltungen grundsätzlich kritisch gegenüberstand und hinter diesen gegen die Besatzer gerichtete Demonstrationen vermutete.183 Am Morgen des Festtages standen dichte Wolken über Mistelbach und ob die Veranstaltung wie geplant auf dem Hauptplatz abgehalten werden könnte war mehr als ungewiss. Doch die Massen strömten dennoch herbei und wurden belohnt – die Sonne vertrieb die Regenwolken. Erzbischof-Koadjutor Dr. Franz Jachym war von Landwirtschaftsminister Josef Kraus, Bezirkshauptmann Dr. Karl Mattes und dem Präsidenten des Katholikentages, Bürgermeister Franz Bayer empfangen und zum abermals vor der Dreifaltigkeitssäule aufgebauten Altar geleitet worden. Dr. Jachym zelebrierte die Messe und Pater Volkmar übernahm die Funktion des Vorbeters und -sängers am Mikrofon, während die musikalische Begleitung durch die Stadtkapelle besorgt wurde. Im Zuge der Messe erfolgte auch die vom Mistelbacher Zweigverein des ÖAMTC organisierte St. Christophorus Fahrzeugweihe, bei der mehr als 300 Fahrzeuge vom Roller über Motorräder und PKW, bis LKW, schwere Traktoren und Sonderfahrzeuge von Dr. Jachym gesegnet wurden.184 Danach fanden wieder die üblichen Standesversammlungen in den Gasthöfen bzw. im Saal des Internats der landwirtschaftlichen Fachschule statt, und diese waren derart gut besucht, dass die vorgesehenen Säle zu klein waren und die Versammlungen kurzerhand ins Freie verlegt werden mussten. Nachmittags um 14 Uhr erfolgte die Aufstellung zum Festzug in der „Straße des 12. Februar 1934“ (damaliger Name der Franz Josef-Straße) vor der Gewerbeschule. Nach dem kurzen Festzug der via Bahnstraße und Hafnerstraße direkt zum Hauptplatz führte, folgte dort der als „Bekenntnisfeier“ bezeichnete Festakt. Im Gegensatz zu den Katholikentagen der Zwischenkriegszeit folgten keine Ansprachen von Politikern, sondern lediglich von Geistlichen und Funktionären katholischer Verbände und mit den Schlussworten und dem sakramentalen Segen von Erzbischof-Koadjutor Jachym fand der Festakt seinen Abschluss. Das gute Wetter hielt genau für die Dauer der Veranstaltung an, denn knapp eine Viertelstunde nach Schluss der Feier ging ein Regenguss nieder. Die mit deutlich über 10.000 Personen angegebene Anzahl von Teilnehmern bei der Festkundgebung am Nachmittag scheint in Anbetracht der Tatsache, dass die vom Roten Kreuz für die Veranstaltung eingerichtete Rettungsstelle den ganzen Tag über 250 Mal Hilfe leisten musste – von leichteren bis zu schwereren Fällen (Überhitzungen und Herzanfälle) – durchaus plausibel.185

 

Dr. Jachym vor dem Kolleg mit der zum Katholikentag versammelten GeistlichkeitDr. Jachym vor dem Kolleg mit der zum Katholikentag versammelten Geistlichkeit

 

Der festlich geschmückte Hauptplatz mit den zur Weihe bereits bereitstehenden Kraftfahrzeugen

Eine Aufnahme vom Rathausturm zeigt die zur Festmesse versammelten Menschenmassen und die am Südende des Hauptplatzes für die St. Christophorus-Weihe bereitgestellten KraftfahrzeugenEine Aufnahme vom Rathausturm zeigt die zur Festmesse versammelten Menschenmassen und die am Südende des Hauptplatzes für die St. Christophorus-Weihe bereitgestellten Kraftfahrzeugen

 

Erzbischof-Koadjutor Jachym bei der FahrzeugweiheErzbischof-Koadjutor Jachym bei der Fahrzeugweihe

 

Vereinzelt existieren auch Farbfotos von diesem Festtag, wie dieses dass den Altar vor der Dreifaltigkeitssäule zeigtVereinzelt existieren auch Farbfotos von diesem Festtag, wie dieses, dass den Altar vor der Dreifaltigkeitssäule zeigt

 

Erzbischof-Koadjutor Dr. Franz Jachym segnet die Teilnehmer des Katholikentags bei seinem Auszug, möglicherweise nach Ende der BekenntnisfeierErzbischof-Koadjutor Dr. Franz Jachym segnet die Teilnehmer des Katholikentags bei seinem Auszug, möglicherweise nach Ende der Bekenntnisfeier

 

Sammlung zum Festzug in der "Straße des 12. Februar 1934" (Franz Josef-Straße) im Bereich vor der Gewerbeschule (heute Polytechnische Schule)Sammlung zum Festzug in der „Straße des 12. Februar 1934“ (Franz Josef-Straße) im Bereich vor der Gewerbeschule (heute Polytechnische Schule)

Das letzte Foto stammt ebenfalls aus dem Göstl-Archiv und ist lediglich mit „1948 unklar“ beschriftet. Göstl dürfte einen Zusammenhang mit der 1948 abgehaltenen Gewerbeausstellung vermutet haben. Tatsächlich lassen sich aber im Vergleich zu den anderen Fotos vom Katholikentag 1951 viele der Fahnen wiedererkennen und bei genauerer Betrachtung sind auch die weißen Festabzeichen erkennbar. Nachdem auch der abgebildete Ort auch mit dem Treffpunkt für die Sammlung zum Festzug übereinstimmt, dürfte es sich wohl um ein Foto des Katholikentages 1951 handeln.

Bildnachweise:
Fotos: Göstl-Archiv (Katholikentag 1922, Katholikentag 1951), zVg von Frau Kalser (Amateuraufnahmen der Familie Schödl vom Katholikentag 1929), zVg von Herrn Dr. Stoiber (Profiaufnahmen vom Katholikentag 1929),  zVg von Herrn RegRat Englisch (Festzug zum Hauptplatz Katholikentag 1929 – Barnabitenstraße, „Frohnerkreuzung“ und Festversammlung 1929), Stadt-Museumsarchiv (Teilnehmerkarte Katholikentag 1922), Programm und Aufruf Katholikentag 1929: Mistelbacher Bote, Nr. 17/1929, S. 1 (ONB: ANNO)

Quellen:

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