Zickl, Alexander

Stadtsekretär Alexander Zickl

* 26.2.1862, Gaunersdorf (Gaweinstal)
† 13.11.1943, Mistelbach

Alexander Zickl wurde 1862 als Sohn des Franz Zickl, Wirtschaftsbesitzer und über 21 Jahre hindurch Bürgermeister der Marktgemeinde Gaunersdorf, und dessen Gattin Theresia, geb. Gartner in Gaunersdorf – wie der Name Gaweinstals vor 1917 lautete – geboren.1 Gemeinsam mit fünf Brüdern und einer Schwester wuchs er an seinem Geburtsort auf und sein Bruder Leopold Zickl sollte später das Gasthaus beim 1906 eröffneten Landesbahnhof Mistelbach (heute: GH Diesner) errichten und dieses über viele Jahre erfolgreich führen.2 Nach der grundlegenden Schulbildung absolvierte er die Mittelschule (Gymnasium oder Realschule)3, allerdings ist unklar an welchem Ort und auch über seinen Berufseinstieg ist nichts überliefert.

Als Zickl im Oktober 1886 Josefa Klaus, die Tochter eines Goldarbeiters aus der Gegend des damals ungarischen Kaschau (Košice) in Mistelbach heiratete, wird er im Trauungsbuch als Hilfsbeamter bei der k.k. Bezirkshauptmannschaft Mistelbach geführt.4 Die Ehe sollte kinderlos bleiben. Danach dürfte er einige Zeit als Angestellter („Privatbeamter“) tätig gewesen sein, bevor er 1890 nach dem Ableben des bisherigen Gemeindesekretärs (auch Stadtsekretär genannt) dieses Amt übernahm und in den Dienst der Gemeinde trat.5 Als Gemeinde- bzw. Stadtsekretär wurde damals der Leiter der Verwaltung bezeichnet und somit entspricht dieses Amt etwa dem heutigen Stadtamtsdirektor.

Zickl wurde 1898 in das 14-köpfige Kuratorium gewählt, dass unter der Leitung eines Dreigespanns bestehend aus dem Finanzbeamten Fitzka, Propst Reidinger und Bezirksschulinspektor Trautzl seitens der Stadtgemeinde mit dem Aufbau des städtischen Heimatmuseums beauftragt wurde.6 Nach dem Ableben von Fitzka übernahm Zickl 1915 die (ehrenamtliche) Leitung des Museums, die er bis 1929 innehatte, und schließlich an seinen Nachfolger Fritz Bollhammer übergab.7 Doch blieb er dem Museum natürlich weiterhin verbunden und übernahm im 1930 gegründeten Verein „Freunde des Heimatmuseums der Stadt Mistelbach“ das Amt des Obmann-Stellvertreters.8 Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekleidete Stadtsekretär Zickl in dem von Bezirkshauptmann Freiherr Klezl von Norberg initiierten und geleiteten „Verein zur Erbauung eines öffentlichen Krankenhauses in Mistelbach“, dessen vorrangiges Ziel die Aufbringung finanzieller Mittel zur Realisierung dieser dringend notwendigen medizinischen Einrichtung war, das Amt des Schriftführers. Darüber hinaus war er auch als Schützenrat im hiesigen Schützenverein aktiv9, zählte zu den Initiatoren des 1919 gegründeten Mistelbacher Haus- und Grundbesitzervereins und war auch dessen Obmannstellvertreter10 und weiters maßgeblich an der 1897 erfolgten Gründung des Vereins der niederösterreichischen Gemeindebeamten beteiligt, in dem er auch das Amt des Schriftführers bekleidete.11 Außerdem war er langjähriges Mitglied im Verschönerungsverein Mistelbach, dem er zumindest im Zeitraum 1908 bis 1912 auch als Obmann vorstand12 Doch schon vor seiner Obmannschaft war er eine der treibenden Kräfte im Verein und die von diesem geschaffenen Parkanlagen (Liechtensteinanlage am Kirchenberg, Stadtpark und Landesbahnpark) entstanden unter maßgeblicher Beteiligung Zickls.

Stadtsekretär Zickl hatte bereits 1890 das Haus Bahnstraße Nr. 1 an der Ecke zur Mitschastraße erworben, das er 1904 abtragen ließ. Nach dem Abbruch wurde das Grundstück geteilt und 1905 ein aus zwei Teilen bestehendes prachtvolles Wohn- Geschäftshaus (Bahnstraße Nr. 1 und 1a) errichtet.13 Während der Aushubarbeiten anlässlich der Errichtung des Neubaus stieß man auf 25 Stück steinerne Kugeln (jede 3,19 kg schwer), mit denen wohl mittels Wurfmaschinen einst die den Markt umlaufende Befestigung bzw. das nahegelegene Wiedentor beschossen wurde bzw. werden sollte, und die, so vermutete man damals, eine Hinterlassenschaft eines feindlichen Einfalls aus dem an derartigen Ereignissen reichen 15. Jahrhundert darstellen.14 Tatsächlich war das Haus Bahnstraße Nr. 1, aber auch Standort eines weiteren interessanten steinernen Zeitzeugnisses und zwar des „Mensch im Stein„. Diese (zunächst) fälschlicherweise als Rechtsdenkmal interpretierte steinerne Skulptur, befindet sich bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz des städtischen Heimatmuseums und gelangte durch Zickl in dessen Bestände. Der Eckteil (Bahnstraße 1) dieses im Stil des Historismus der Gründerzeit samt opulenten Verzierungen ausgeführten Doppelbaus gehörte Baumeister Dunkl, der zweifellos für die Errichtung verantwortlich zeichnete. Doch bereits drei Jahre nach der Fertigstellung ging dieser Teil in den Besitz der Familie Freund über. Der rechte, etwas kleinere Teil des einheitlich gestalteten Wohn- Geschäftshauskomplexes mit der Adresse Bahnstraße 1a stand bis 1917, ehe er das Gebäude an die mährische Eskomptebank veräußerte, im Besitz von Alexander Zickl.15 Der beeindruckende Prachtbau am Beginn der Bahnstraße, der sich bis zur früheren Mädchenschule erstreckte, brannte während der Kampfhandlungen um Mistelbach im April 1945 völlig aus und wurde später abgebrochen. Nach dem Neubau befand sich auf Bahnstraße 1 die Buchhandlung Selinger (heute: Hafner Wittek und Pflege-daheim) und auf Bahnstraße 1a war die Sparkasse Mistelbach untergebracht, in deren Besitz sich das Haus bereits seit 1925 befand. Schließlich war hier ab Mitte der 1960er Jahre für Jahrzehnte die Geschäftsstelle der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse ansässig, ehe eine Möbelhandlung einzog. Wie dargelegt fand die Teilung des Gebäudes bereits bei dessen Errichtung statt und trotzdem sich lediglich der rechte Teil des Hauses im Besitz von Stadtsekretär Zickl fand, findet sich in geschichtlichen Beiträgen jüngeren Datums fälschlicherweise immer die Bezeichnung „Zickl-Haus“ für den gesamten Bau. Zum Zeitpunkt des Abbruchs der Brandruine 1947 wurde das Eckhaus in Zeitungsberichten im Mistelbacher Bote richtigerweise stets als „Freund-Haus“ bezeichnet.16

Links das prachtvolle (Doppel-)Wohn- und Geschäftshaus Bahnstraße 1 und 1a im Kreuzungsbereich Mitschastraße/Bahnstraße - Aufnahme: etwa um 1910Links das prachtvolle (Doppel-)Wohn- und Geschäftshaus Bahnstraße 1 und 1a im Kreuzungsbereich Mitschastraße/Bahnstraße – Aufnahme: etwa um 1910

Auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 1930 ist am Dach die Trennlinie zwischen den einheitlich gestalteten Häusern Bahnstraße 1 und 1a erkennbar.Auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 1930 ist am Dach die Trennlinie zwischen den einheitlich gestalteten Häusern Bahnstraße 1 und 1a erkennbar.

 

Die Ruine der im Krieg ausgebrannten einstigen Prachtbauten Bahnstr. Nr. 1 und 1a im Jahre 1947 (aus Perspektive der Hafnertraße)
Die Ruine der im Krieg ausgebrannten einstigen Prachtbauten Bahnstr. Nr. 1 und 1a im Jahre 1947 (aus Perspektive der Hafnertraße)

Krankheitsbedingt schied Zickl im Juni 1919 aus dem Dienst der Stadt und trat in den Ruhestand über.17 Im Jahre 1929 wurde Zickl für sein verdienstvolles Wirken als langjährigem Leiter der Gemeindeverwaltung und sein vielseitiges Engagement zum Wohle Mistelbachs mit Beschluss des Gemeinderates vom 22. Juni 1929 zum Ehrenbürger der Stadt Mistelbach ernannt.18 Schließlich wurde er auch im Bereich der Gemeindepolitik aktiv und zog nach den Gemeinderatswahlen Ende November des Jahres 1929 als Kandidat der „Ständepartei“ in den Mistelbacher Gemeinderat ein. Die Anhänger der vormaligen Großdeutschen Volkspartei, die durch den Aufstieg der NSDAP zusehends an Bedeutung verlor, spalteten sich in Mistelbach vor der Gemeinderatswahl 1929 in zwei Gruppierungen: den „deutschvölkischen Block“ unter der Führung von Anhängern der Nationalsozialisten, und die „Ständepartei“, die den bürgerlichen Teil der Großdeutschen repräsentierte und viele Gewerbetreibende und Beamte auf ihrer Kandidatenliste vereinte. Nach dem Verbot der NSDAP in Österreich im Sommer 1933, wurden den Nationalsozialisten auch die Mandate, die sie in öffentlichen Vertretungskörpern innehatten, entzogen. Auf eine hierdurch freigewordene Stelle im Gemeindevorstand (=geschäftsführende Gemeinderäte=Stadtrat) rückte Zickl nach und gehörte dem Gemeinderat (ab 1934: „Gemeindetag“) in dieser Funktion bis zu dessen Auflösung unmittelbar nach dem sogenannten „Anschluss“ im März 1938 an.19

Alexander Zickl (sitzend 3. v.l., siehe rotes X) als Mitglied des Gemeindetages im Jahre 1935Alexander Zickl (sitzend 3. v.l., siehe rotes X) als Mitglied des Gemeindetages im Jahre 1935

Der Stadtsekretär i. R. und vormalige Stadtrat Alexander Zickl verstarb am 13. November 1943 nach längerem schweren Leiden im Alter von 81 Jahren und seine sterblichen Überreste wurden auf dem städtischen Friedhof beigesetzt.

Bildnachweise:
-) Portrait Zickl: Portraittafel des Sparkasse-Vorstands – Stadtmuseumsarchiv Mistelbach
-) Gruppenfoto des Gemeinderats von 1935 – Stadtmuseumsarchiv Mistelbach
-) Ansichtskarte Bahnstraße (um 1910): aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl – digitalisiert und zur Verfügung gestellt von Herrn Otmar Biringer
-) beide Fotos Haus Bahnstraße Nr. 1 – Göstl Archiv

Quellen:

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Matuschek, Wenzel

k.k. Landesgerichtsrat Wenzel Matuschek

* 11.8.1825, Tremles (Böhmen)
† 10.3.1908, Wien

Wenzel Matuschek wurde als Sohn des Braumeisters Johann Matuschek und dessen Gattin Petronilla, geb. Komarek, 1825 in dem an der Grenze zwischen Böhmen und Mähren gelegenen Kleinstadt Tremles, geboren. Bald nach seiner Geburt übersiedelte die Familie aus beruflichen Gründen nach Waidhofen a.d. Thaya, wo er aufwuchs.20 Zu seiner Ausbildung liegen keine Informationen vor, allerdings ist klar, dass ein juristisches Studium Voraussetzung für seine spätere Laufbahn war. Wo Matuschek dieses absolvierte ist hingegen unklar, da für die Zeit vor 1850 im Archiv der Universität Wien keine Studienkataloge bzw. Nationale der Studierenden vorliegen.

1846 findet er dann erstmals als Kanzleipraktikant beim Magistrat seiner Heimatstadt Waidhofen an der Thaya Erwähnung.21 Zehn Jahre später, 1856 war er weiterhin in Waidhofen tätig, nunmehr allerdings als Kanzlist beim hiesigen k.k. Bezirksamt.22 Bald darauf wechselte Matuschek dann an das k.k. Bezirksamt Zistersdorf, jedenfalls scheint er dort bereits 1858 als Aktuar (rechtskundiger Verwaltungsbeamter – Protokollführer) auf und zwar bis 1865.23 Hier ehelichte er am 8. Juni 1859 Ernestine Berger, die Tochter des Zistersdorfer Notars,24 und dieser Verbindung entstammten sechs Kinder.

1865 kam Matuschek schließlich als Adjunkt ans k.k. Bezirksamt Mistelbach25 und nach der Neuorganisation des Verwaltungs- bzw. Gerichtswesen im Jahre 1868 war er ab diesem Zeitpunkt in selber Funktion am aus dem Bezirksamt hervorgegangenen k.k. Bezirksgericht Mistelbach tätig.26 Aufgrund seines umtriebigen Wesens war Matuschek bald nachdem er nach Mistelbach kam Triebfeder und Mittelpunkt des geselligen Lebens in Mistelbach und auch in vielen Vereinen engagiert, so etwa 1867 als Gründungsmitglied des hiesigen Deutschen Turnvereins.27 Später war er über mehrere Jahre auch Vorstand des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Mistelbach und wurde 1890 aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenmitglied desselben ernannt.28 Doch auch für das Wirtschaftsleben von Mistelbach setze Matuschek bedeutende Initiativen, die letztlich auch wesentliche Schritte auf dem Weg zur Stadterhebung waren. Als Matuschek 1865 nach Mistelbach dürfte es zwar den seit Jahrhunderten bestehenden Wochenmarkt zur Versorgung der Bevölkerung mit frischen Lebensmitteln gegeben haben, dieser war allerdings von untergeordneter Bedeutung und im Getreidehandel spielte Mistelbach (auch in Ermangelung großer Mühlbetriebe) faktisch keine Rolle.29 Auf Anregung von Matuschek wurde noch im Jahr seiner Ankunft durch Zusammenschluss einiger Bürger eine private Marktgesellschaft begründet, die einen Wochenmarkt in größerem Stil abhielt und die dort angebotenen landwirtschaftlichen Produkte der Bauern der Umgebung aufkaufte, um diese dann nach Lundenburg weiterzuverkaufen. Dieses Vorgehen hatte folgende positive Auswirkungen: der Wirtschaftsstandort Mistelbach wurde durch den neuen Markt aufgewertet, die Bauern der Umgebung wurden nach Mistelbach gelockt und belebten bei ihren Aufenthalten die lokale Wirtschaft und beim Weiterverkauf des Getreides im großen Stil konnten Gewinne erzielt werden. An der Spitze dieser Marktgesellschaft stand übrigens der spätere Bürgermeister Josef Strasser, zu dessen engsten Mitstreitern und Ideengebern Matuschek werden sollte, und der sich durch seine Rolle in der Marktgesellschaft auch für höhere öffentliche Ämter empfahl. Der neue Wochenmarkt war ein großer Erfolg, dem allerdings bereits durch den Einmarsch der Preußen im folgenden Jahr ein vorläufiges Ende bereitet wurde. Angelockt vom regen Marktgeschehen ließen sich in weiterer Folge mehrere Landproduktehändler in Mistelbach nieder und das Ziel Mistelbach als Getreideumschlagplatz zu etablieren war damit erreicht. Die Marktgesellschaft ging später vollständig in den Besitz von Johann Schwarz sen. über, der hieraus seine bedeutende Fruchthandlung (Franz Josef-Straße Nr. 13-15) entwickelte. Aufgrund der Erfahrung mit der genossenschaftsartig organisierten Marktgesellschaft und dem was mit auf diese Weise akkumulierten Kapital bewegt werden konnte, regte Matuschek 1868 die Gründung einer Sparkasse an und lud die Bewohner des Marktes in den Saal des alten Rathauses um für diese Idee zu werben. Die auf diese Weise angeregte und vom nunmehrigen Bürgermeister Josef Strasser in Form einer Städtischen Sparkasse (= im Besitz der Gemeinde) durchgeführte Sparkassen-Gründung war für die weitere Entwicklung Mistelbachs von unschätzbarer Bedeutung, denn nur mit Hilfe dieses Instituts konnten zahlreiche gemeinnützige Einrichtungen und Projekte der Stadt in den knapp 130 Jahren ihres Bestehens finanziert werden.30

Im Jänner 1874 wurde Matuschek dann als Bezirksrichter an das Bezirksgericht Haslach in Oberösterreich berufen.31 Nachdem die Stelle des Bezirksrichters in Mistelbach vakant wurde, kehrte er 1878 über eigenes Ansuchen als Bezirksrichter wieder an seinen ehemaligen Dienstort zurück, wo er bis zu seiner Pension dem hiesigen Bezirksgericht vorstand.32 1894 wurde ihm der Titel eines wirklichen k.k. Landesgerichtsrats verliehen33, ehe er mit 31. Oktober 1897 in den Ruhestand übertrat.34 Aus letzterem Anlass beschloss der Mistelbacher Gemeindeausschuss, angeblich auch auf Anregung zahlreicher Gemeinden des Bezirks, Matuschek als Dank für sein gewissenhaftes und vorbildliches Wirken als Bezirksrichter und sein Engagement in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens der Stadt und des Bezirks zum Ehrenbürger der Stadt Mistelbach zu ernennen.35

Nach seinem Übertritt in den Ruhestand übersiedelte er nach Wien und wohnte zunächst in Meidling36 bzw. später in Penzing37, wo er am 10. März 1908 im Alter von 82 Jahren an Altersschwäche verstarb und zwei Tage später auf dem Penzinger Friedhof bestattet wurde.38

Quellen:

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Im Gedenken an OSR Hubert Loibl (1940-2021)

OSR Hubert LoiblAm Freitag, 16.7.2021 ist Oberschulrat Hubert Loibl in die Ewigkeit abberufen worden. Seit seinem Übertritt in den Ruhestand im Jahre 1999 war er im Stadt-Museumsarchiv aktiv und bis zuletzt mit der Leitung dieser Sammlung betraut.
Als Teil eines engagierten Teams von ehrenamtlichen Mitarbeitern hat er seit der Jahrtausendwende maßgeblich daran mitgewirkt die verstreuten Bestände des ehemaligen Heimatmuseums im Gebäude des vormaligen Wasserwerks wieder zusammenzuführen und selbige zu katalogisieren – eine Mammutaufgabe. Stets hat er danach getrachtet die  Sammlung um interessante Stücke zu erweitern und darüber hinaus wurden regelmäßig und erfolgreich Ausstellungen veranstaltet.

Dem pensionierten Lehrer Loibl war die Vermittlung von Geschichte und deren Bewahren für nachfolgende Generationen ein besonderes Anliegen und so war er bei Anfragen zur Geschichte Mistelbachs bzw. den Objekten der Sammlung stets hilfs- und auskunftsbereit gegenüber allen Interessierten. Auch der Autor dieses Blogs ist OSR Loibl zu großem Dank verpflichtet für seine Hilfsbereitschaft und Geduld bei vielen teils spontanen Besuchen und Anrufen im Stadt-Museumsarchivs, deren Gegenstand nicht immer einfach zu lösende Spezialfragen zur Mistelbacher Geschichte waren, und für die tatkräftige Hilfe bei der Suche in den Beständen des Archivs.

Möge ihm die Erde leicht sein.

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Aschinger, Dr. Adolf

Präsident der Finanzlandesdirektion Dr. Adolf Aschinger

* 4.2.1901, Linz
† 31.10.1961, Eferding

Adolf Aschinger wurde 1901 als sechster von sieben Söhnen des Bäckermeisters Josef Aschinger und dessen Gattin Susanna, geb. Pichler, in Linz an der Donau geboren.39 Er besuchte ab dem Schuljahr 1915 das k.k. Staatsgymnasium in Linz40, an welchem er auch die Reifeprüfung ablegt haben dürfte. Da Aschinger erst ab dem Schuljahr 1915 und als Schüler der dritten Klasse aufscheint, ist unklar, ob er zuvor ein anderes Gymnasium absolvierte oder aber aus der Bürgerschule ans Gymnasium wechselte. Im Anschluss studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wechselte jedoch später an die Universität Innsbruck, wo er am 6.12.1924 zum Doktor der Rechte promoviert wurde.41 Während seiner Studienzeit wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindungen Norica Wien und Leopoldina Innsbruck, die beide dem Cartellverband angehören.

1928 ehelichte er Maria Anton, die Tochter eines Gendarmerie-Bezirkskommandaten, in Linz-Urfahr und dieser Ehe entstammten zwei Söhne.42 Anfang der 1930er Jahre dürfte Aschinger mit seiner Familie in Mauer bei Wien, das damals noch zu Niederösterreich gehörte, wohnhaft gewesen sein.43

Dr. Aschinger trat 1925 in den Staatsdienst ein und war ab Juli 1928 beim Rechnungshof tätig, ehe er Ende des Jahres 1933 ins Bundesministerium für Finanzen berufen wurde. Hier wurde Aschinger zunächst in der Budgetsektion eingesetzt, bevor er 1935 ins Präsidialbüro wechselte, wo er 1937 zum Sektionsrat ernannt wurde und als Sekretär des Finanzministers wirkte. Natürlich bedeutete auch für den Spitzenbeamten Aschinger der „Anschluss“ im Frühjahr des Jahres 1938 eine Zäsur in seiner Karriere. Wie fast alle Spitzenbeamten wurde er zunächst suspendiert und musste sich einem Verfahren nach der Berufsbeamten-Verordnung unterziehen. Im Gegensatz zu anderen ehemaligen Mitgliedern des Präsidialbüros ging dieses Verfahren für ihn jedoch vergleichsweise glimpflich aus und er wurde in die Liegenschaftsverwaltung beim (Amt des) Oberfinanzpräsidenten für Wien versetzt.44 Mit 25.2.1943 wurde Dr. Aschinger schließlich zum Kriegsdienst eingezogen.

Bald nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes wurde Dr. Aschinger mit der Leitung der Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland betraut45 und nach anfänglichem Widerstand im Dezember 1946 schließlich auch offiziell zum Präsidenten der Finanzlandesdirektion ernannt.46 Dieses Amt sollte er bis zu seinem plötzlichen Ableben im Jahre 1961 innehaben. Der 1945 begonnene rasche Wiederaufbau bzw. die Reorganisation der Finanzverwaltung und der dazugehörigen Finanz- und Zollämter in der Ostregion ist seinem Einsatz und Organisationstalent zu verdanken und für diese Leistungen wurde er mit zahlreichen, hohen Ehrungen ausgezeichnet. 1957 wurde das neue Finanzamtsgebäude in der Mitschastraße eröffnet und zum Dank für seine Bemühungen rund um die Realisierung dieses Neubaus fasste der Mistelbacher Gemeinderat in der Sitzung vom 28. März 1957 einstimmig den Beschluss Dr. Aschinger zum Ehrenbürger der Stadt Mistelbach zu ernennen.47 Die Verleihung der Ehrenbürgerurkunde fand im Anschluss an die Weihe des neuen Amtsgebäudes am 13. April 1957 im Sitzungssaal des Rathauses statt.48 Darüber hinaus war Dr. Aschinger auch Ehrenbürger der Stadt Gänserndorf.

Überraschend verstarb Dr. Aschinger am 31. Oktober 1961 im 61. Lebensjahr und wurde am 7. November 1961 auf dem St. Barbara Friedhof in Linz zur letzten Ruhe gebettet.

Quellen:
-) Weinviertler Nachrichten, Nr. 45/1961, S. 3 (fälschlicherweise wird hier der 30.10.1961 als Sterbetag angegeben, korrekt ist jedoch der 31.10.1961)
-) Protokolle des Ministerrates der Zweiten Republik: Kabinett Figl I, Band 2, 16. April 1946 bis 9. Juli 1946, S. 634 (Kurzbiografie im Personenregister)
-) Protokolle des Ministerrates der Zweiten Republik: Kabinett Figl I, Band 4, 21. November 1946 bis 11. Februar 1947, S. 574 (Kurzbiografie im Personenregister)

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Schloßbergstraße

Die Schloßbergstraße wurde ursprünglich als Friedhofstraße bezeichnet und verband den Kreuzungsbereich Hochgasse/Neustiftgasse mit der Liechtensteinstraße auf Höhe der Landessiechenanstalt (heute: Pflege- und Betreuungszentrum Mistelbach „Franziskusheim“). Sie dürfte seit etwa 1896 bestanden haben, denn in diesem Jahr wurde das an der Kreuzung mit der Hochgasse gelegene neue Notspital eröffnet, das bald darauf die Adresse Friedhofstraße Nr. 4 erhielt (später Hochgasse Nr. 6).49 Ein sogenanntes Notspital diente in damaliger Zeit hauptsächlich als Quarantäne-Einrichtung für an Infektionskrankheiten leidende Personen.

Diese Straße verband also die beiden wichtigsten damals in der Stadt bestehenden (sozial-)medizinischen Einrichtungen, und ihren früheren Namen „Friedhofstraße“, den sie seit der Einführung der Straßennamen 1898 trug, war der Tatsache geschuldet, dass sie entlang des wenige Jahre zuvor neu angelegten Friedhofs verlief. Tatsächlich dürfte es sich mehr um einen Weg als um eine befestigte Straße gehandelt haben und für viele Jahre sollte das Gelände durch das sie führte unbebaut bleiben. Der Name der angrenzenden „Sandgrubengasse“ gibt Aufschluss was hier in früherer Zeit zu finden war. Erst der immer weiter fortschreitende Ausbau des Krankenhauses und die Anfang der 1950er Jahre beginnende Errichtung der Schloßbergsiedlung sollten die Umgebung und damit das Straßenbild verändern.

Noch bevor im Jahre 1908 mit dem Bau des Bezirkskrankenhauses begonnen wurde, entschloss man sich aus nachvollziehbaren Gründen dieser am Krankenhaus vorbeiführenden Straße, einen weniger morbiden Namen zu geben und in der Sitzung vom 1. Feber 1908 beschloss der Mistelbacher Gemeindeausschuss (=Gemeinderat) den Namen in „Schloßbergstraße“ abzuändern.50 Schloß- und Kirchenberg sind grundsätzlich synonyme Bezeichnungen für die Erhebung um die sich die Stadt Mistelbach bildete. An dessen höchstem Punkt bestehen zwei etwa gleich hohe Plateaus, jenes auf dem sich die Pfarrkirche erhebt und jenes auf dem sich einst die im 15. Jahrhundert abgekommene Burg bzw. das Schloss der Herren von Mistelbach befand. Bei letztgenannter Erhebung, die umgangssprachlich fälschlicherweise auch als Tumulus bezeichnet wird, handelt es sich also um den Schloßberg im eigentlich Sinne und da die Straße in unmittelbarer Nähe verlief bzw. von der Liechtensteinstraße hierher führte, dürfte dieser Name gewählt worden sein.

Eine im Frühjahr bzw. Sommer 1914 begonnene Erweiterung des Friedhofsareals (die Gräberfelder K, L, M, N und auch bereits zu Beginn des Krieges geplante Anlage des „Heldenfriedhofs“)51 trennte die Schloßbergstraße in zwei Teile: den heute noch bestehenden Teil zwischen Liechtensteinstraße und dem Parkplatz beim Friedhof und einen zweiten, sehr kurzen Abschnitt auf der anderen Seite des Friedhofs, der hierdurch jedoch bedeutungslos geworden war (siehe auch gelbe Markierung in untenstehender Karte). Dies zeigt sich auch darin, dass das im Kreuzungsbereich mit der Hochgasse befindliche ehemalige Notspital nachträglich die Adresse Hochgasse Nr. 6 (statt zuvor Friedhofstraße Nr. 4) erhielt. Der jenseitige Teil der Schloßbergstraße ist allerdings nicht mit der Hochgasse zu verwechseln, die entlang der ehemaligen Friedhofsgärtnerei bzw. der neuen Verabschiedungshalle zum Friedhofstor auf dieser Seite führt. Die Schloßbergstraße verlief dahinter, also zwischen der Verabschiedungshalle und dem heutigen „Heldenfriedhof“ (auf dessen Gelände sich von  1891 bis 1907 der alte jüdische Friedhof befand).52 Gemäß dem Beschluss des Gemeindeausschusses (=Gemeinderat) über die Friedhofserweiterung sollte die Schloßbergstraße verlegt und an der neuen Friedhofsmauer entlang verlaufen bis zur Einmündung in den Eibesthaler Feldweg (heute Christine Nöstlinger-Weg)53. Noch heute besteht als Rest dieses kaum befestigten Weges, ein schmaler Grundstreifen zwischen Friedhofsmauer und den angrenzenden Grundstücken, der jedoch im Zuge der Anlage der Schloßbergsiedlung samt der Straße „Am Schloßberg“ in den 1950er Jahren seinen Zweck verlor und abgeschnitten wurde.

Wo befindet sich die Schloßbergstraße?

Markierung: die heutige Schloßbergstraße
Markierung: der durch die Friedhofserweiterung abgekommene Teil der Schloßbergstraße, der in die Neustiftgasse mündete

Quellen:

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Ziegelofengasse (Lanzendorf)

Wie fast überall im Weinviertel gab es auch in Lanzendorf im Laufe der Jahrhunderte mehrere Ziegelproduktionsstätten in Form von Lehmgruben und Ziegelöfen. Fünf ehemalige Standorte werden in der Publikation „Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf“ von Christian F. Ramml angeführt, wobei der Autor auch Hinweise auf weitere mögliche, jedoch ungeklärte Produktionsstätten in bzw. um Lanzendorf dokumentiert.

Südwestlich außerhalb des Ortsgebiets und zwar auf dem bewaldeten Gelände hinter der Tischlerei Ranftler, befand sich einst der „Stacher“-Ziegelofen, dem die dorthin führende Straße ihren Namen zu verdanken hat. Bereits zur Mitte des 19. Jahrhunderts werden hier Ziegelschuppen erwähnt, damals im Besitz von Mathias und Theresia Frank und diese gingen 1868 in den Besitz von Leopold und Theresia Stacher über. Durch Stacher wurde der Betrieb mittels Ankauf umliegender Gründe erheblich erweitert. In die Schlagzeilen geriet der Ziegelofen der Familie Stacher Anfang des Jahres 1900 als hier ein Streit rund um ein Kartenspiel zwischen zwei betrunkenen Ziegelarbeitern mit einer tödlichen Messerattacke endete.54 Dieser Zwischenfall kann auch als Ausdruck für die soziale Verwahrlosung der meist zugewanderten Ziegelarbeiter angesehen werden, die damals für äußert kargen Lohn schwer schuften mussten und samt ihren Familien ein elendes Dasein fristeten. 1901 übernahmen schließlich die Söhne des Ehepaares Stacher die Ziegelei und jedenfalls bis 1924 scheint diese laut dem Eintrag in einem Gewerbeadressbuch aktiv gewesen zu sein.55 Da sie in der Ausgabe des Jahres 1928 jedoch nicht mehr aufscheint, ist anzunehmen, dass der Betrieb Mitte der 1920er Jahre eingestellt worden sein dürfte.56

Von den oben erwähnten weiteren Ziegeleien auf Lanzendorfer Gemeindegebiet bestand zuletzt zeitgleich nur mehr jene der Familie Mitscha-Märheim, die sich etwas weiter außerhalb des Ortes, nahe der an der heutigen Umfahrungsstraße gelegenen Halle befand und hier endete die Ziegelproduktion etwa Anfang/Mitte der 1930er Jahre.57

Auf dem weitläufigen Areal des einstigen Stacher-Ziegelofens, das heute zum oben erwähnten Tischlereibetrieb gehört, finden sich auch heute noch bauliche Überreste des Ziegelofens und ein alter Trockenschuppen als Zeugnisse der einst hier ansässigen Ziegelei. Mit Beschluss des Mistelbacher Gemeinderates vom 27. Juni 1979 wurde die von der Lanzendorfer Hauptstraße zum ehemaligen „Stacher“-Ziegelofen führende Straße „Ziegelofengasse“ benannt.58

Wo befindet sich die Ziegelofengasse?

 

Quellen:
-) Ramml, Christian Ferdinand: Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf (Niederösterreich): Geschichte
und Geologie – Archiv für Lagerstättenforschung, Band 27 (2014), S. 322ff

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Franz Lang-Weg

Die nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem ehemaligen Übungsgelände der Garnison Mistelbach entstandene Totenhauer-Siedlung lag weit außerhalb des Stadtgebiets, dessen nördliche Grenze damals etwa auf Höhe der Steinernen Brücke (Kreuzungsbereich Waldstraße/Oberhoferstraße) lag.59 Der mit der Abgeschiedenheit einhergehenden Probleme, etwa in Bezug auf die Wasser-, Gas- und Stromversorgung, wurde man sich, ob der damals drückenden Wohnraumnot, leider erst im Nachhinein bewusst.60 Besonders in den ersten Jahren nach der Errichtung fungierte der langjährige Stadtrat Franz Lang als Ansprechpartner seitens der Gemeinde für die Anliegen der Siedlungsbewohner.61 Erst im Laufe der folgenden Jahrzehnte dehnte sich die Stadt sukzessive weiter in Richtung Norden aus und durch die weitere Aufschließung von Baugründen in der Stadtwald-Siedlung Anfang der 1970er Jahre erfolgte letztendlich der Lückenschluss zur Totenhauer-Siedlung. Franz Langs Leistungen für das Gemeinwohl der Stadt waren äußerst vielfältig und beschränken sich keineswegs nur auf seine Hilfe für die Siedler, aber in Form der Benennung einer in unmittelbarer Nachbarschaft zur Totenhauer-Siedlung gelegenen Straße sah man die Gelegenheit dauerhaft an Stadtrat Lang und sein Wirken zu erinnern. Daher beschloss der Mistelbacher Gemeinderat in der Sitzung vom 14. November 1974 diese Straße  „Franz Lang-Weg“ zu benennen.62

Wo befindet sich der Franz Lang-Weg?

 

Quellen:

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Landesbahnpark (Liechtensteinpark)

Gasthäuser und auch schattenspendende Grünanlagen waren im Umfeld von Bahnhöfen früher weitverbreitet, konnte man sich doch dort während Zwischenaufenthalten von Reisestrapazen erholen bzw. Wartezeiten überbrücken. Auch beim Bahnhof der am 14. November 1906 offiziell eröffneten Landesbahn (Ernstbrunn-Mistelbach-Hohenau und Mistelbach-Gaunersdorf (heute: Gaweinstal)) wurde eine Bahnhofsrestauration von Leopold Zickl (dem Bruder des Stadtsekretärs Alexander Zickl) eröffnet und man beabsichtigte die Errichtung einer Parkanlage zwischen Staats- und Landesbahnhof, die aufgrund ihrer Lage von Passagieren beider Bahnlinien genutzt werden konnte.

Zwecks Errichtung einer solchen Anlage beim Landesbahnhof beschloss der Mistelbacher Gemeindeausschuss (=Gemeinderat) bereits im Juli 1906 an Fürst Liechtenstein, dem das durch die Wiener Straße (heute: Josef Dunkl-Straße) geteilte Grundstück entlang der Landesbahnstraße gehörte, heranzutreten.63 Man verständigte sich schließlich auf eine pachtweise Überlassung der Gründe und die Gestaltung des Parks erfolgte 1908 durch den hiesigen Verschönerungsverein, der mit Planung (Professor Dr. Henne – Höhere Obst- und Gartenbauschule Eisgrub) und Ausführung (Stadtgärtner Siebek) fachkundige Experten betraute.64 In dem Ende 1907 gefassten Beschluss des Gemeindeausschusses (=Gemeinderat) mittels dem die Ausgestaltung der Parkanlage durch Sachleistungen seitens der Stadt unterstützt wurde, findet sich auch erstmals der Name „Liechtenstein-Parkanlage“. Das Ansinnen der Errichtung eines Teiches wurden seitens des Gemeindeausschusses aus Rücksicht auf den  Wasserverbrauch allerdings abgelehnt.65

Auf dieser Aufnahme ist gut erkennbar, dass sich der Landesbahn-/Liechtensteinpark einst auf beiden Seiten der heutigen Josef Dunk-Straße (Bildmitte) erstreckteAuf dieser Aufnahme ist gut erkennbar, dass sich der Landesbahn-/Liechtensteinpark einst auf beiden Seiten der heutigen Josef Dunkl-Straße (Bildmitte) erstreckte

Das Jahr 1908 stand ganz im Zeichen des 60-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef I. und dem Monarchen wurde auf vielfältige Weise gehuldigt. In diesem Jahr gab es allerdings auch weiteren Anlass zu Feierlichkeiten und zwar das 50-jährige Regierungsjubiläum von Fürst Johann II. von Liechtenstein. Da Mistelbach einst zur Herrschaft der Familie Liechtenstein gehörte und sie in der Gemeinde weiterhin über weitreichenden Besitz verfügte, trat Fürst Johann II. auch weiterhin als großzügiger Förderer des Gemeinwesens der Stadt auf. Das damals jüngste Beispiel war die unbefristete und günstige pachtweise Überlassung des oben erwähnten Grundstücks. Explizit aufgrund beider Regierungsjubiläen beschloss der Mistelbacher Verschönerungsverein in seiner Generalversammlung am 28. April 1908 dem neu errichteten Park den Namen „Jubiläums-Anlage 1908“ zu geben, der auf einem damals errichteten Gedenkstein festgehalten wurde.66 In weiterer Folge setzten sich jedoch die synonym gebrauchten Bezeichnungen Landesbahnpark und Liechtensteinpark für diese Grünanlage durch.

Der südliche (heute noch bestehende Teil) des Landesbahnparks - im Hintergrund rechts ist auch der Jubiläumsgedenkstein erkennbar

Der südliche (heute noch bestehende) Teil des Landesbahnparks – im Hintergrund rechts ist auch der Jubiläumsgedenkstein erkennbar

 

Der Gedenkstein mit der kaum mehr lesbaren Inschrift „Jubiläumsanlage 1908“

Der Gedenkstein mit der heute kaum mehr lesbaren Inschrift „Jubiläumsanlage 1908“, der anlässlich der in diesem Jahre begangenen Regierungsjubiläen des Kaisers und des Fürsten Johann II.von Liechtenstein errichtet wurde

Schon zu Beginn des Schubertjahres 1928, in dem sich der Todestag des berühmten Komponisten Franz Schubert zum hundertsten Mal jährte, ersuchte der Mistelbacher Gesangs- und Musikverein die Gemeindevertretung heran um Zurverfügungstellung eines Platzes zwecks Pflanzung einer Schubertlinde.67 Die Errichtung eines Gedenksteins war laut diesem Bericht zum damaligen Zeitpunkt offenbar noch nicht geplant. Im Zuge eines entsprechend musikalisch umrahmten Festakts rund um Schuberts Todestag, wurde am 25. November 1928 im nördlichen (=jenseits der heutigen Josef Dunkl-Straße gelegenen) Teil des Parks, eine Schubertlinde gepflanzt und ein Gedenkstein zur Erinnerung an den großen Wiener Komponisten gesetzt.68

Darüber hinaus fasste der Mistelbacher Gemeinderat wenige Tage später, am 1. Dezember 1928, den Beschluss: „beide Teil des Landesbahnparks in Schubertpark umzubenennen“.69 Der Beschluss wurde vorbehaltlich der Zustimmung durch den Fürsten Liechtenstein gefasst, und diese dürfte wohl nicht gegeben gewesen sein. Weder wurden die im Beschluss angedachten „Schubertpark“-Tafeln aufgestellt, noch scheint der Name Schubertpark ansonsten jemals wieder auf. Selbst in einer vom Verschönerungsverein im Jahre 1934 (also wenige Jahre nach diesem Beschluss) herausgegebenen Werbebroschüre für die Stadt, die von Fritz Bollhammer (Chormeister im Zeitpunkt der Aufstellung des Gedenksteins) und Franz Lang, zweier im Musikleben der Stadt äußerst engagierten Persönlichkeiten, verfasst wurde, wird der Park als „Jubiläums-Anlage“ bezeichnet.70

Der Schubertgedenkstein an seinem heutigen Standort im Stadtpark
Der Schubertgedenkstein an seinem heutigen Standort im Stadtpark

Neben dem nördlichen Teil des Landesbahnparks, der an den Bahnhof der Ostbahnstrecke (Bundesbahn) angrenzt, wurden 1964/65 zwei Wohnhäuser mit Eigentumswohnungen durch die Wohnbaugenossenschaft „Frieden“ errichtet. Die Bewohner dieser Häuser schlossen sich unter dem Namen „Friedensgemeinschaft“ zusammen und erwarben als Eigentümergemeinschaft 1967 den an die Wohnhausanlage angrenzenden Teil des Landesbahnparks aus dem fürstlichen Besitz. Die „Friedensgemeinschaft“ errichtete in weiterer Folge auf dem nunmehr nicht mehr öffentlich zugänglichen Gelände Blechgaragen und einen Kinderspielplatz. Der Baumbestand des Parks blieb jedoch zu Erholungszwecken und als Schutz gegen Rußemissionen der beiden Bahnstrecken im Wesentlichen erhalten.71 Aufgrund des Übergangs dieses Teils des Parks in Privatbesitz und dessen bevorstehender Umgestaltung wurde der Schubertgedenkstein noch 1967 vom Kultur- und Verschönerungsverein gemeinsam mit dem Musik- und Gesangsverein restauriert und an seinen heutigen Standort im Stadtpark, nahe dem Bahnübergang in der Parkgasse, versetzt.72

Der heute in Privatbesitz befindliche nördliche Teil des Landesbahnparks mit dem Schubert Gedenkstein an seinem usprünglichen Standort auf einer Aufnahme vor 1967Der heute in Privatbesitz befindliche nördliche Teil des Landesbahnparks mit dem Schubert Gedenkstein an seinem usprünglichen Standort auf einer Aufnahme vor 1967

Das Pachtverhältnis zwischen Gemeinde und fürstlicher Verwaltung bezüglich des verbliebenen Teils der Parkanlage ist weiterhin aufrecht und seit vielen Jahren befindet sich hier auch ein öffentlicher Spielplatz. 2012 wurde hier außerdem das umstrittene Michael Jackson-Denkmal, zunächst in Form einer Büste, später als Statue, errichtet.

Quellen:

Bildnachweise:
-) Ansichtskarten: aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl – digitalisiert und zur Verfügung gestellt von Herrn Otmar Biringer
-) Fotos der Gedenksteine: © Thomas Kruspel (2015)

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Landesbahnstraße

Die Landesbahnstraße entstand 1906 als Zufahrtsstraße zu dem in diesem Jahr eröffneten Landesbahnhof und sie dient seit Anbeginn auch als Verbindungsstraße zum Bahnhof der Bundesbahn (vormals Staatsbahnhof). Ihren Namen erhielt diese Straße mittels Beschluss des Gemeindeausschusses (=Gemeinderat) vom 6. November 1910.

Blick in die Landesbahnstraße (von der Josef Dunkl-Straße, Richtung Landesbahnhof), rechts die Bahnhofsrestauration von Leopold Zickl (heute: Gasthaus Diesner) und dahinter ein Wohnhaus für Bahnbedienstete

Blick in die Landesbahnstraße (von der Josef Dunkl-Straße aus, in Richtung Landesbahnhof), rechts die Bahnhofsrestauration von Leopold Zickl (heute: Gasthaus Diesner) und dahinter ein Wohnhaus für Bahnbedienstete. Die Aufnahme dürfte bald nach der Eröffnung des Bahnhofes 1906 entstanden sein.

 

Etwa 1907: Rechts neben dem Landesbahnpark (der sich einst auf beiden Seiten der Josef Dunkl-Straße erstreckte) verläuft die Landesbahnstraße

Etwa 1907/08: Rechts neben dem Landesbahnpark (der sich einst auf beiden Seiten der Josef Dunkl-Straße erstreckte) verläuft die Landesbahnstraße

Wo befindet sich die Landesbahnstraße?

 

Quellen:
-) Gemeindeausschusssitzung vom 6. November 1910 – Mistelbacher Bote, Nr. 46/1910, S. 3f

Bildnachweis: aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl – digitalisiert und zur Verfügung gestellt von Herrn Otmar Biringer

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Kaffeehaus – Bahnstraße Nr. 5

Nachfolgend ein Beitrag über die wechselvolle Geschichte des Hauses Bahnstraße Nr. 5:

Café Schindler (1900-1906)

Das Areal der heutigen Häuser Bahnstraße Nr. 5 und 7 bzw. der unmittelbar dahinterliegenden Grundstücke in der Gspanngasse gehörte ursprünglich zum weitläufigen Komplex des alten Mistelbacher Spitals. Wohl um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die einst zum Spital gehörigen Gründe veräußert und im eingangs erwähnten Bereich fand sich Ende des 19. Jahrhunderts ein Holzlagerplatz, zuletzt im Besitz des jüdischen Holzhändler Abeles. Dieser nutzte mittlerweile andere Betriebsgründe in Mistelbach und hatte daher das Gelände 1896 veräußert. Zwei Jahre später erwarb Baumeister Josef Dunkl jun. einen Teil dieser Gründe und errichtete 1899 darauf das Haus Bahnstraße (um die Jahrhundertwende auch „Eisenbahnstraße“ genannt) Nr. 5. Das Haus wurde als Kaffeehaus entworfen und gebaut und am 1. Jänner 1900 eröffnete Franz Schindler darin sein Kaffeehaus.73 Schindler war lediglich eingemietet und das Gebäude stand weiterhin im Besitz des späteren Bürgermeisters Dunkl.

Eröffnungsanzeige aus der Zeitung "Bote aus Mistelbach"Eröffnungsanzeige aus der Zeitung „Bote aus Mistelbach

Die Erwähnung in obiger Eröffnungsanzeige, dass es sich um das „erste Kaffeehaus in Mistelbach“ handle ist allerdings nicht korrekt. Zwar gab es zum damaligen Zeitpunkt kein anderes Kaffeehaus in der Stadt, aber schon zuvor, nämlich von etwa Mitte der 1850er bis jedenfalls Anfang der 1880er Jahre existierte in der Oberhoferstraße Nr. 16 (=KNr. 1) ein Kaffeehaus, das von der Familie Jechtl begründet wurde74, das von der Familie Jechtl begründet und von dieser bis in die 1870er Jahre geführt wurde.75 Mitte der 1880er dürfte sich das Kaffeehaus dann zu einem Gasthaus gewandelt haben, das bis in die 1970er Jahre bestand, zuletzt als Gasthaus Habich (nach den Vorbesitzern aber auch lange noch als „Antrey-Wirtshaus“ bekannt).76

 

Das Café Schindler um 1900/1901Das Kaffeehaus um 1900/01

Das Café Schindler orientierte sich am Stil der Wiener Kaffeehäuser, die damals ihre Hochblüte hatten, und ob des begrenzten Raumes im Erdgeschoss – eine bauliche Erweiterung erfolgte erst in den 1930er Jahren – sollen anfangs auch im 1. Stockwerk Lokalitäten für Vereine zur Verfügung gestanden haben.77 Im Juli 1903 legte Schindler die Gewerbekonzession für den Betrieb des Kaffeehauses zurück und selbiges wurde fortan von seiner Gattin Rosa Schindler geführt.78 Franz Schindler tritt danach nicht mehr in Erscheinung.

 

Café Rössler (1906-1911)

Im Februar 1906 kam es zu einem Betreiberwechsel: Heinrich Rössler (*1878, †1933) übernahm das Kaffeehaus von Frau Schindler und Rössler dehnte die täglichen Öffnungszeiten auf den Zeitraum zwischen halb 6 Uhr früh bis 2 Uhr nachts aus.79

Das Café Rössler zwischen 1906 und 1911Das Café Rössler zwischen 1906 und 1911

Zu einem richtigen Kaffeehaus gehörte damals das Billardspiel (Karambol), das schon im 19. Jahrhundert auch im Kaffeehaus Jechtl angeboten wurde und selbiges dürfte auch hier von Beginn an zur Ausstattung gehört haben. Der neue Eigentümer Rössler, laut Einschätzung des Berichterstatters im „Mistelbacher Bote“ vermutlich der beste Billardspieler des Bezirks80, konnte im April 1911 den  berühmten Wiener Billardkünstler Georg Pfeiler in seinem Lokal begrüßen.81 Der professionelle Billardspieler Pfeiler zählte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts zu den besten Spielern Österreichs und war auch international für sein Kunstspiel bekannt.82 Im Café Rössler zeigte er sein Können und die besten Billardspieler Mistelbachs waren eingeladen sich bei Gewährung eines gewaltigen Punkte-Vorsprungs mit dem Meister zu messen. Wenig überraschend fanden sich in den nächsten Ausgaben des „Mistelbacher Bote“ keine Berichte über Sensationssiege von Herausforderern.

 

Bereich unmittelbar nach dem Eingang rechts im Lokal Cafetier Heinrich Rössler fürhte gerade einen Stoß ausDer Bereich rechterhand des Eingangs zur Zeit des Café Rössler. Bis Ende der 1950er Jahre befand sich der Billardtisch in diesem Bereich des Kaffeehauses. Bei dem stoßausführenden Herrn dürfte es sich um den Cafetier Rössler selbst handeln.

 

Eine weitere Innenansicht aus dem Café Rössler - unmittelbar nach dem Eingang gerade ins Lokal fotografiert - die Kante des Billartisches ist am rechten Bildrand erkennbar, ebenso wie die Queues hinter dem OberEine weitere Innenansicht des Café Rössler – unmittelbar nach dem Eingang gerade ins Lokal fotografiert – die Kante des Billardtisches ist am rechten Bildrand erkennbar, ebenso wie die Queues hinter dem Ober; bei dem großgewachsenen Herrn hinter der Theke handelt es sich um den Cafetier Heinrich Rössler.

Auch Heinrich Rössler veräußerte den Kaffeehaus im Juni 1911 an Alois Kiesling, und eröffnete im Oktober desselben Jahres in der Mitschastraße das erste Kino der Stadt Mistelbach.

 

Café Kiesling (1911-1919)

Im Juni 1911 erwarben Alois (*1883, †1972) und Anna Kiesling das vormalige Cafe Rössler83 Sie übernahmen jedoch nicht nur den Kaffeehausbetrieb, sondern kauften das Gebäude von Dunkl und waren damit die ersten Betreiber, die auch Eigentümer des Hauses waren.84 Kiesling stammte aus Wolkersdorf, wo sein Vater  von 1874 bis 1912 das Gasthaus beim Bahnhof (zuletzt Gasthaus Reich) betrieb. Nachdem Kiesling das Kaffeehaus 1919 an Heinrich Rabenseifner veräußert hatte, scheint ein Mann namens Alois Kiesling ab 26. August 1925 als Pächter des Hotel Rieder in der Bahnstraße auf und führte dieses bis 1931. Mit ziemlicher Sicherheit dürfte es sich dabei um den vormaligen Cafetier Kiesling gehandelt haben. Womit er sich zwischen dem Verkauf des Kaffeehauses und der Übernahme des Hotel Rieder verdingt hat ist unklar, allerdings ist durch sein reges Engagement im Mistelbacher Vereinsleben (Kriegsheimkehrerverband, Schützenverein, Musikverein) belegt, dass er auch in der dazwischen liegenden Zeit in Mistelbach ansässig war.

 

Café Rabenseifner (1919-1956)

Heinrich (*1884, †1967) und Hermine Rabenseifner folgten der Familie Kiesling mit 1. Juli 1919 als Eigentümer und Betreiber nach85. Zuvor hatte Rabenseifner das vis-á-vis gelegene traditionsreiche Gasthaus „Zum weißen Rössl“ geführt, dass sich zuvor seit 1799 im Familienbesitz befunden hatte. Unter Rabenseifner wurden größere Fenster eingebaut und 1932 erfolgte der Anbau des Spielzimmers (hinterer Trakt des Lokals)86, und dieser Zubau ist auch heute noch gut erkennbar, da er nur aus einem Erdgeschoss besteht. Die umfassende Neugestaltung des Jahres 193587, wurde ein Jahrzehnt später während der Kämpfe um Mistelbach Mitte April 1945 zunichte gemacht und das Kaffeehaus laut einem Zeitungsbericht „arg zugerichtet“. Doch binnen weniger Monate konnte das Lokal wiederhergestellt und der Betrieb erneut aufgenommen werden.88 Die Ära Rabenseifner endete am 31. Oktober 1956.

 

Café Beck (1956-1958)

Ab 1. November 1956 scheint als Betreiberin eine Frau namens Ditta Beck auf89, zweifellos eine Verwandte der nunmehrigen Eigentümerin des Hauses Maria Beck (*1906, †2002), auf deren Namen auch die Konzession zum Betrieb des Kaffeehauses lautete.90 Das Lokal wurde nunmehr unter dem Namen Café Beck geführt, ehe es ab Frühjahr 1958 verpachtet wurde.

Ankündigung der Silvesterfeier im Café Beck zur Jahreswende 1956/57
(Mistelbacher-Laaer Zeitung, Nr. 50/1956, Anzeigenteil)

 

Café M. Heindl (1958-1968)

Michael und Inge Heindl pachteten das Kaffeehaus im April 1958 und eröffneten es nach einmonatiger Schließung, während der eine umfassende, moderne Neugestaltung des Lokals erfolgte.91 Wohl um Verwechslungen mit dem Stadtcafe von Lorenz Heindl in der Franz Josef-Straße zu vermeiden, war das Lokal weiterhin unter dem etablierten Namen Café Rabenseifner bekannt92 bzw. teils wurde es zur Abgrenzung auch „Heindl-Rabenseifner“ genannt.

Innenansicht des 1958 neueröffneten Café Heindl vom hinteren Bereich des Lokal Richtung EingangInnenansicht des 1958 neueröffneten Café M. Heindl vom hinteren Bereich des Lokal Richtung Eingang

Blick in den hinteren Bereich des Lokal: Spielzimmer mit Billardtischen und Fernseher an der Rückwand

Blick in den hinteren Bereich des Lokal: Spielzimmer mit Billardtischen und Fernseher an der Rückwand

Das Café Rabenseifner im Jahre 1967Das Café Heindl im Jahre 1967

Mit der Schließung des Café Heindl im März 1968 endete die 68 Jahre währende Nutzung des Gebäudes als Kaffeehaus – vorerst. Laut einem Bericht der Weinviertler Nachrichten wäre Heindl an der Weiterführung des Lokals und damit an einer Fortsetzung des Pachtverhältnisses interessiert gewesen, allerdings konnte er sich dem Vernehmen nach in finanziellen Belangen nicht mit der Eigentümerin einigen.93

 

Konsum (1968-1978)

1968 mietete sich die Konsumgenossenschaft Wien und Umgebung (KGW) – kurz „Konsum“ – ein und verlegte hierher das zuvor in der Franz Josef-Straße Nr. 54 beheimatete Verkaufsgeschäft, das an der neuen Adresse als Selbstbedienungsladen geführt wurde.94 1978 wurden die regionalen Konsumgenossenschaften unter dem Namen „Konsum Österreich“ fusioniert und der neue Dachverband erwarb das erst zwei Jahre zuvor neueröffnete „Plus-Kauf“ Warenhaus95 in der Mitschastraße (heute: BILLAplus). Statt der Filiale in der Bahnstraße wurde nunmehr ein Konsum-Großmarkt (KGM) in der vormaligen „Plus-Kauf“ Filiale eingerichtet.

Das vormalige Kaffeehaus als Geschäftslokal der KonsumgenossenschaftDas Kaffeehaus als Konsum Filiale (1970er Jahre)

 

TILA (ca. 1979-1982)

Danach, also etwa von 1979 bis 1982, befand sich an der Adresse Bahnstraße Nr. 5 ein Verkaufsgeschäft der Bekleidungsfabrik TILA, die in Mistelbach eine Produktionsstätte in der ehemaligen Pinselfabrik in der Bahnzeile unterhielt.

Das Erscheinungsbild nach der Schließung des Bekleidungsgeschäfts TILA, kurz bevor es sich zum Café Harlekin wandelteDas Erscheinungsbild nach der Schließung des Bekleidungsgeschäfts TILA, kurz bevor es sich zum Café Harlekin wandelte

Café Harlekin (seit 1983)

Am 1. Juli 1983 eröffneten Reinhard und Walter Kruspel hier schließlich das bis heute bestehende Café Harlekin und knüpften damit wieder an die Kaffeehaustradition dieses Hauses an. Später trennten sich die Wege der Gründer und durch die Umgestaltung der Thomas Freund-Gasse zur Fußgängerzone im Jahre 1990 wurde der Schanigarten in der heute bekannten Form möglich.

Das Innere des Café Harlekin kurz nach der Eröffnung im Sommer 1983Das Innere des Café Harlekin kurz nach der Eröffnung im Sommer 1983

 

Exkurs: Die Anfänge der Eis-Tradition

Die älteste Spur der Speiseeisherstellung in Mistelbach findet sich in einem Inserat aus dem Jahr 1882 in der Lokalzeitung „Illustrirter Bezirks-Bote„, in dem Ferdinand Scholz, der von 1874 bis 1884 auf Hauptplatz Nr. 11 (danach bis 1938 Fam. Löffler, heute: Volksbank) eine Delikatessen-Handlung betrieb96, „täglich frisches Gefrornes“ (sic!) anbot.97 Gefrorenes ist ein heute veralteter Ausdruck für Speiseeis. Im Kaffeehaus selbst ist die Herstellung von Speiseeis durch Heinrich Rabenseifner jedenfalls bereits in der Zwischenkriegszeit belegt.

Ein Ausschnitt einer humoristischen Mehrbild-Postkarte legt jedoch den Schluss nahe, dass die Tradition der Speiseeisherstellung wahrscheinlich schon auf Kiesling zurückgehen dürfte, möglicherweise sogar bereits auf Rössler. Untenstehende Postkarte entstand vermutlich Anfang der 1910er Jahre, denn derartige Jux-Postkarten waren in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg sehr populär. Aufgrund der Abbildung des Landesbahnhofs bzw. der ebenfalls erkennbaren Schießstätte im Bereich des heutigen Schützenwegs kann diese Karte jedenfalls erst nach 1906 entstanden sein.

Eine Jux-Postkarte geschrieben aus der Perspektive eines jungen Mädchens, vermutlich aus den 1910er Jahren vor Beginn des 1. WeltkriegsEine Jux-Postkarte, geschrieben aus der Perspektive eines jungen Mädchens, vermutlich aus der Zeit Anfang der 1910er Jahre; darunter der relevante Bildausschnitt, der einen Hinweis auf den Beginn der Speiseeisherstellung liefert

Die Bildunterschrift lautet: „Das ist die Bahnstraße mit unserer Schule und dem Cafehaus. Dort kriegt man auch Gefrorenes (Anm.: Speiseeis), nämlich im Cafehaus.“

Im Vordergrund die prachtvolle Zinshäuser Bahnstraße 1 (Josef Dunkl jun. bzw. später Fam. Freund) und 1a (Stadtsekretärs Alexander Zickl), die im 2. Weltkrieg zerstört wurden. Dahinter die Mädchenschule und ganz klein im Hintergrund – aufgrund des markanten Türmchens dennoch erkennbar – das Kaffeehaus.

Bildnachweise:
-) Kaffeehaus Schindler (Ausschnitt aus Mehrbildkarte), Außenansicht Café Rössler & Postkarte „Gruss aus Mistelbach“ aus der Sammlung von Herrn Gerhard Lichtl – digitalisiert und zur Verfügung gestellt von Herrn Otmar Biringer
-) Innenansichten Café Rössler – ausgestellt im Café Harlekin
-) Innenansichten Café Heindl – Mistelbacher-Laaer Zeitung, Nr. 29/1958, S. 4
-) Café Heindl – Göstl-Archiv
-) Bekleidungsgeschäft Tila & Innenansicht Harlekin – zur Verfügung gestellt von Reinhard Kruspel

Quellen:

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